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Kultur und Wissen
NRhZ-Serie zum Independent-Filmprojekt HOTEP
Teil 10: „Nichts beginnt jemals…“
Von Gerrit Wustmann
„Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat“, sagt Mira (Evi Amon) gegen Ende von HOTEP. „Alles beginnt irgendwann, jeder Anfang kann auf etwas, das vorher gewesen ist, zurückgeführt werden, bis ins Unendliche. Nichts beginnt jemals.“
HOTEP hat vor ziemlich genau zwei Jahren angefangen. Aber auch dieser Anfang ist fließend, andere begünstigende Umstände gingen ihm voraus. „Es gibt keine Zufälle, nur unverstandene Zusammenhänge“, sagte Martin Walser einmal in einem Interview mit dem Magazin Cicero. Wie wahr…
Hier schon keine „vage Idee" mehr: der Trailer zum Film
HOTEP begann als vage Idee: Aus Falkos Kurzfilm „Hotelroom 65“, der 2004 entstand, wollten wir einen abendfüllenden Spielfilm machen – einen Kinofilm. Tatsächlich hatten wir zahlreiche Ideen gewälzt, einige streute auch der spätere Hauptdarsteller Rami Abu-Issa ein, bevor wir zum Ausgangspunkt der drei Menschen, die in einem heruntergekommenen Hotel ihr Leben ändern, zurückkehrten und ein erstes Treatment verfassten. Von dort aus entwickelte sich nach und nach die Story, die Charaktere wurden in unseren Köpfen und auf dem Papier lebendig.
Zwei Winter verbrachten Falko und ich rauchend auf meinem Balkon in der vorkölnischen Provinz, wo wir noch, während der Dreh schon längst begonnen hatte, weiter an HOTEP bastelten. Von kurzen Pausen abgesehen, in denen einer von uns beiden beruflich oder privat im Ausland unterwegs war, standen und stehen Falko und ich täglich in Kontakt, ob persönlich oder per Telefon.
HOTEP ist unser Baby, das wir zur Welt gebracht, gehegt und gepflegt haben. Man kann sich kaum vorstellen, welch ambivalente emotionale Bindung man im Laufe von zwei Jahren für ein solches Projekt entwickelt, welch ein immenses Gefühlsspektrum damit einhergeht. In Ansätzen kannte Falko das von seinen Kurzfilmen und ich kannte es von meiner literarischen Arbeit, nicht zuletzt von meinem Buch „Erinnerung & Morgenröte“, das ich immer wieder von neuem lieben und verstoßen musste, bis ich schließlich in der Lage war, es anzunehmen.
HOTEP – das Plakat zum Film
Was HOTEP betrifft, ist dieser Prozess noch im Gange. Ein künstlerisches Werk, sei es ein Film, ein Buch oder etwas ganz anderes, ist wie ein eigenes Kind, dem man beim Erwachsenwerden zuschaut. Man hat einen gewissen Einfluss darauf und hofft, dass es sich den eigenen Vorstellungen gemäß entwickelt. Aber auch wenn man hier und dort erkennt, dass es das nicht tut und stattdessen ein Eigenleben, eine eigene Persönlichkeit und Identität entwickelt, dann muss man den Dingen ihren Lauf lassen, weil man weiß, dass Druck und Zwang dem Ergebnis nicht gut tun. Dieser Erkenntnis sind wir gefolgt und haben dabei das Wichtigste nie verloren: Den Respekt.
HOTEP steht nun unmittelbar vor dem Ende der Adoleszenz. Der Film ist fertig. Am 1. November 2008 um 20 Uhr wird im Trierer Broadway Kino die Premiere stattfinden. Der Weg von Geburt über Kindheit und Jugend bis ins Jetzt war lang und nicht immer leicht, geschweige denn angenehm. Zwei Jahre sind lang, in zwei Jahren geschehen viele Dinge, gute und schlechte. Bindungen unterschiedlichster Art werden geschlossen oder neu geschlossen und wieder gelöst. Entscheidungen werden getroffen, und bei manchen erfährt man nie, ob sie richtig oder falsch waren. Grundsätzlich ist es aber immer der bessere Weg, Entscheidungen zu treffen, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Vermeidung ist der Tod.
So sehr Falko und ich uns aber auch um dieses Baby gekümmert haben, so viele Nächte wir uns auch zu seinen Gunsten um die Ohren geschlagen haben – ohne all die zahlreichen Babysitter, die uns auf diesem Weg begleitet haben, hätten wir es nicht geschafft.
Geschafft, aber glücklich: Gerrit Wustmann und Falko Jakobs nach der Vor-Premiere im Theater Tiefrot | Foto: Hans-Dieter Hey
HOTEP ist und war von Anbeginn an ein Teamprojekt, und das Gelingen dessen, was ein Rezensent „nichts weniger als Wahnsinn“ nannte in Anbetracht der Umstände und des kaum vorhandenen Budgets, hing maßgeblich von Engagement, Motivation, Solidarität und Begeisterung der Mitwirkenden ab. Besonders glücklich sind wir daher darüber, dass wir während der Arbeit an HOTEP nicht nur zahlreiche interessante Menschen kennengelernt haben, die an uns glaubten und uns unterstützten, sondern sich hier und da auch wunderbare Freundschaften entwickelt haben.
Kaum eine Reise ist spannender als die Reise ins Reich der eigenen Möglichkeiten. Bedenken wirft man immer dann über Bord, wenn man ins sprichwörtliche kalte Wasser springt und merkt: Sie waren unbegründet.
Ab dem 1. November möchten wir den Zuschauer auf diese Reise schicken – gemeinsam mit Falko, Johnny, Mira und nicht zuletzt einem geheimnisvollen Hotel namens HOTEP, das uns vor zwei Jahren seine Pforten öffnete, aus denen wir nach einer langen und ereignisreichen Nacht wieder heraustraten...
(CH)
Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8
Online-Drehtagebuch: www.hotep-derfilm.blogspot.com
Offizielle Filmwebsite: www.hotep.skyroadfilms.com
Online-Flyer Nr. 164 vom 17.09.2008
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Kultur und Wissen
NRhZ-Serie zum Independent-Filmprojekt HOTEP
Teil 10: „Nichts beginnt jemals…“
Von Gerrit Wustmann
„Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat“, sagt Mira (Evi Amon) gegen Ende von HOTEP. „Alles beginnt irgendwann, jeder Anfang kann auf etwas, das vorher gewesen ist, zurückgeführt werden, bis ins Unendliche. Nichts beginnt jemals.“
HOTEP hat vor ziemlich genau zwei Jahren angefangen. Aber auch dieser Anfang ist fließend, andere begünstigende Umstände gingen ihm voraus. „Es gibt keine Zufälle, nur unverstandene Zusammenhänge“, sagte Martin Walser einmal in einem Interview mit dem Magazin Cicero. Wie wahr…
Hier schon keine „vage Idee" mehr: der Trailer zum Film
HOTEP begann als vage Idee: Aus Falkos Kurzfilm „Hotelroom 65“, der 2004 entstand, wollten wir einen abendfüllenden Spielfilm machen – einen Kinofilm. Tatsächlich hatten wir zahlreiche Ideen gewälzt, einige streute auch der spätere Hauptdarsteller Rami Abu-Issa ein, bevor wir zum Ausgangspunkt der drei Menschen, die in einem heruntergekommenen Hotel ihr Leben ändern, zurückkehrten und ein erstes Treatment verfassten. Von dort aus entwickelte sich nach und nach die Story, die Charaktere wurden in unseren Köpfen und auf dem Papier lebendig.
Zwei Winter verbrachten Falko und ich rauchend auf meinem Balkon in der vorkölnischen Provinz, wo wir noch, während der Dreh schon längst begonnen hatte, weiter an HOTEP bastelten. Von kurzen Pausen abgesehen, in denen einer von uns beiden beruflich oder privat im Ausland unterwegs war, standen und stehen Falko und ich täglich in Kontakt, ob persönlich oder per Telefon.
HOTEP ist unser Baby, das wir zur Welt gebracht, gehegt und gepflegt haben. Man kann sich kaum vorstellen, welch ambivalente emotionale Bindung man im Laufe von zwei Jahren für ein solches Projekt entwickelt, welch ein immenses Gefühlsspektrum damit einhergeht. In Ansätzen kannte Falko das von seinen Kurzfilmen und ich kannte es von meiner literarischen Arbeit, nicht zuletzt von meinem Buch „Erinnerung & Morgenröte“, das ich immer wieder von neuem lieben und verstoßen musste, bis ich schließlich in der Lage war, es anzunehmen.
HOTEP – das Plakat zum Film
HOTEP steht nun unmittelbar vor dem Ende der Adoleszenz. Der Film ist fertig. Am 1. November 2008 um 20 Uhr wird im Trierer Broadway Kino die Premiere stattfinden. Der Weg von Geburt über Kindheit und Jugend bis ins Jetzt war lang und nicht immer leicht, geschweige denn angenehm. Zwei Jahre sind lang, in zwei Jahren geschehen viele Dinge, gute und schlechte. Bindungen unterschiedlichster Art werden geschlossen oder neu geschlossen und wieder gelöst. Entscheidungen werden getroffen, und bei manchen erfährt man nie, ob sie richtig oder falsch waren. Grundsätzlich ist es aber immer der bessere Weg, Entscheidungen zu treffen, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Vermeidung ist der Tod.
So sehr Falko und ich uns aber auch um dieses Baby gekümmert haben, so viele Nächte wir uns auch zu seinen Gunsten um die Ohren geschlagen haben – ohne all die zahlreichen Babysitter, die uns auf diesem Weg begleitet haben, hätten wir es nicht geschafft.
Geschafft, aber glücklich: Gerrit Wustmann und Falko Jakobs nach der Vor-Premiere im Theater Tiefrot | Foto: Hans-Dieter Hey
HOTEP ist und war von Anbeginn an ein Teamprojekt, und das Gelingen dessen, was ein Rezensent „nichts weniger als Wahnsinn“ nannte in Anbetracht der Umstände und des kaum vorhandenen Budgets, hing maßgeblich von Engagement, Motivation, Solidarität und Begeisterung der Mitwirkenden ab. Besonders glücklich sind wir daher darüber, dass wir während der Arbeit an HOTEP nicht nur zahlreiche interessante Menschen kennengelernt haben, die an uns glaubten und uns unterstützten, sondern sich hier und da auch wunderbare Freundschaften entwickelt haben.
Kaum eine Reise ist spannender als die Reise ins Reich der eigenen Möglichkeiten. Bedenken wirft man immer dann über Bord, wenn man ins sprichwörtliche kalte Wasser springt und merkt: Sie waren unbegründet.
Ab dem 1. November möchten wir den Zuschauer auf diese Reise schicken – gemeinsam mit Falko, Johnny, Mira und nicht zuletzt einem geheimnisvollen Hotel namens HOTEP, das uns vor zwei Jahren seine Pforten öffnete, aus denen wir nach einer langen und ereignisreichen Nacht wieder heraustraten...
(CH)
Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8
Online-Drehtagebuch: www.hotep-derfilm.blogspot.com
Offizielle Filmwebsite: www.hotep.skyroadfilms.com
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