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Kultur und Wissen
NRhZ-Serie zum Independent-Filmprojekt HOTEP
Teil 2: Auszug aus dem Originaldrehbuch
Von Gerrit Wustmann und Falko Jakobs

Drei Menschen. Drei Schicksale. Ein mysteriöses Hotel. Eine Nacht, in der sich alles ändert… Das Spielfilmprojekt HOTEP erzählt eine spannende Geschichte, wie Peter Kleinert in seiner Rezension (NRhZ 142) bemerkte. In seiner Machart will der Film neue, ungewöhnliche Wege einschlagen. Die NRhZ begleitet das Projekt in einer Artikelserie – die Redaktion.


Vorbemerkung: Der Nachfolgende Text ist ein Auszug aus dem Originaldrehbuch, enthalten in „HOTEP. Das Buch zum Film“ (pernobilis edition, Leipzig 2007). Alle Rechte liegen bei den Autoren.

In dieser Szene ist der kleine Gauner Falko (Rami Abu-Issa) gerade im Hotel HOTEP angekommen, als ihn sein Auftraggeber (Bjarne I. Mädel) anruft. Für ihn überführt Falko gestohlene Autos ins Ausland. Die Szenen mit Bjarne Mädel bzw. Rami Abu-Issa wurden an zwei verschiedenen Tagen an unterschiedlichen Locations gedreht. Insbesondere der Dreh mit Bjarne Mädel brachte einige neue Ideen, so dass die Szene (aus der hier Bilder zu sehen sind) stellenweise gegenüber dem Drehbuch abgeändert wurde.

Die Geräusche aus dem Nebenzimmer und der Nachhall des Fernsehers sind weg. Er parkt seinen Rucksack auf einem Stuhl, der in einer vergammelten Zimmerecke steht und sieht sich um, da klingelt sein Handy. Er zieht es aus der Tasche, nimmt das Gespräch an. Im Folgenden wechselt die Sicht hin und her zwischen Falko, der im Hotelzimmer steht, und seinem Auftraggeber, der lässig auf einem luxuriösen Sofa sitzt und raucht.

    Falko
Ja.

    Auftraggeber
Wo steckst Du? Ich hoffe, Du schaffst das bis morgen um zwölf. Ich hoffe es für Dich. Ist der Wagen in Ordnung?

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    Falko
Ja, ja, der Wagen ist ok, alles bestens. (Pause) Mann, ich hab keine Ahnung, wo ich bin, ich hab mich verfahren, und…

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    Auftraggeber
Junge, was soll das heißen, Du weißt nicht wo Du bist? Du bist die Strecke tausendmal gefahren, bist Du bescheuert? Die Karre muss pünktlich morgen Mittag in Prag sein, unser Kunde wartet. Und eins sag ich Dir, wenn Du das versaust, dann kannst Du Dich verstecken wo Du willst, ich werde Dich finden. Und wenn Du Dich in einem beschissenen Paralleluniversum versteckst, ich finde Dich, hast Du das kapiert?

    Falko
Ja, ich … Der Navi ist ausgefallen und es wurde dunkel, und dann kam ich an dieses Hotel, da bin ich jetzt. Bleib ruhig, die werden mir hier sicher sagen können, wo ich bin, und dann klappt das schon.

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    Auftraggeber
Das will ich verdammt noch mal hoffen. Junge, ich mag Dich, und das weißt Du. Du hast zwei dicke Eier in der Hose. Aber Du weißt auch, was passiert, wenn Du mich bescheißt. Mich hat schon mal so einer beschissen. (zu jemandem im Off: Wenn der wüsste, wie wir seinen Bruder durch die Mangel gedreht haben). Ist schon einige Zeit her. Ist mit Geld und Karre abgehauen, Du weißt, wen ich meine. Wenn das schief geht, dann bezahlst Du für Deinen Bruder mit, Du verstehst mich. Ich mag Dir nicht drohen.

    Falko
Dann lass es.
Auftraggeber
Manchmal ist das nötig. Manchmal muss man Typen wie Dich eben zu ihrem Glück zwingen. Wie ich Dich kenne hast Du Deine Taschen voll mit Drogen, und dann nehmen sie Dich hoch, und ich bin den Wagen los.

    Falko
Der Wagen ist sauber. Neue Fahrgestellnummer, neue Nummernschilder, alles. Mach Dir keine Sorgen...

    Auftraggeber
Keine Sorgen? (blickt zu jemandem außerhalb des Bildes) Hast Du das gehört? Nee, natürlich nicht. Der Wichser sagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Der weiß vermutlich gar nicht, was Sorgen sind. Fuck, der macht mich fertig. (wieder ins Telefon) Junge, sag nicht, ich soll mir keine Sorgen machen. Ich mache mir Sorgen wenn’s mir passt, und wenn Du das versaust, wirst Du in Deinem verfickten Leben keinen Auftrag mehr kriegen, von niemandem, dafür werd ich sorgen. (Pause) Falko, versau das bloß nicht, ich… (FALKO legt auf)

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Einen Moment steht er im Zimmer und starrt ins Leere, dann wirft er das Handy aufs Bett.

    Falko
Scheiße
Er weiß, dass er das nicht hätte tun sollen. Er nimmt seine Tasche, setzt sich auf den Bettrand, öffnet den Reißverschluss und greift hinein. Er holt eine Pistole heraus, die er kurz betrachtet und dann auf den Nachttisch legt. Als nächstes zieht er einen kleinen Packen Polaroids heraus, entfernt das Gummiband, das die Fotos zusammenhält, lehnt sich ans Kopfende des Bettes und betrachtet die Bilder. Das erste legt er neben sich aufs Bett, betrachtet das nächste, legt es auch neben sich, sein Blick wird melancholisch...

(S. 30-33)

In Teil 3 der HOTEP-Serie in der NRhZ erfahren Sie mehr über die Vorarbeit zum Film, das Casting und die Hauptdarsteller.
Hier der Trailer zum Film. (CH)

Htop - Buchtitel




Das Drehbuch – Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8


Online-Drehtagebuch: www.hotep-derfilm.blogspot.com
Offizielle Filmwebsite: www.hotep.skyroadfilms.com

Online-Flyer Nr. 147  vom 21.05.2008

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