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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Kultur und Wissen
Ein spannendes Drehbuch – schon vor Beginn der Filmarbeiten zu lesen
„HOTEP“
Von Peter Kleinert

Das hat es – nach meiner Kenntnis – in der Filmgeschichte noch nicht gegeben: Falko Jakobs und Gerrit Wustmann aus dem Rhein-Erft-Kreis haben einen Verlag gefunden, der das Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm – ein spannendes und hochinteressantes No-Budget-Projekt – auf den Markt brachte, bevor die Dreharbeiten dafür überhaupt begonnen hatten. HOTEP ist der Name des wichtigsten Ortes im Film, eines mysteriösen Hotels, und auch der Name eines ägyptischen Gottes sowie Beiname verschiedener Pharaonen. Ende des Jahres soll HOTEP ins Kino kommen.
Falko Jakobs und Gerrit Wustmann

Im Jahre 2006 kam Falko Jakobs zu Gerrit Wustmann, der in der Nichtregierungsorganisation Komitee für eine Demokratische UNO und als freier Autor unter anderem für die Nachrichtenagentur ddp und das Onlinemagazin Telepolis arbeitet und 2006 sein erstes Buch mit Lyrik- und Prosatexten „Erinnerung & Morgenröte“ veröffentlicht hatte. Falko Jakobs ist Mediengestalter, gründete als Autor, Regisseur und Darsteller die Produktionsfirma Skyroad Films und hat zahlreiche Kurzfilme gemacht, darunter 2004 das Roadmovie „Hotelroom 65“. Aus dessen Grundidee solle, auf eine andere Ebene transportiert, ein Spielfilm entwickelt werden und Wustmann solle ihm dazu ein professionelles Drehbuch schreiben. Ein Jahr brauchte Gerrit Wustmann für diese Arbeit. Im Vorwort zu HOTEP schreibt er: „Unsere spontane Kommunikationsebene sollte die Musik sein. So wurde eine wilde Mischung aus 80er Rock, Rockabilly der 50er und modernem Southern Rock à la Lynyrd Skynyrd, Mark Selby, Brian Setzer, Izzy Stradlin und – natürlich – Johnny Cash zu unserem Arbeitssoundtrack.“

Evi Amon – Darstellerin der Mira
















            Evi Amon – Darstellerin der Mira

Drei Menschen wollen aus ihrem Leben ausbrechen

Die Geschichte spielt – in drei Teilen mit je drei Rückblenden in die Vergangenheit der drei Hauptpersonen – in einem ziemlich heruntergekommenen, seit 600 Jahren in Familienbesitz geheimnisvollen Hotel, das abgelegen im Wald liegt. Dort – immer im selben Zimmer 3 von HOTEP – landen nacheinander, weil sie aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen wollen:

Der erfolglose kleine Gauner Falko, der zuhause rausgeflogen ist und sich mit Autoschieberei und Drogendeals über Wasser hält, bis ihn ein schreckliches Erlebnis zwingt, sich auf den Weg zu seinem letzten großen Kokaingeschäft zu machen.

Der Musiker Leo, der sich Johnny nennt, weil man ihm gesagt hat, er sehe Johnny Cash ähnlich. Nach einem Höhenflug voller Erfolg, Reichtum und privatem Glück ist er alkohol- und drogenabhängig auf dem Boden seiner Karriere gelandet, hat seine Frau verlassen und sich auch von seinem Produzenten getrennt, ist aber überzeugt, dass er es wieder auf die Bühne schafft..

Die junge Mira, die mit ansehen musste, wie ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Sie ist seitdem schwer depressiv, beschließt sich umzubringen und glaubt, nachdem der Portier des HOTEP sie davor bewahrt und in Zimmer 3 untergebracht hat, hier den richtigen Platz zum Sterben gefunden zu haben, bis eine unerwartete Begegnung alles verändert.

Szene Hotep
Falko Jakobs und Schauspieler Bjarne Mädel besprechen einen Szenenablauf

Rückblenden

Neben dem Portier, ein wahrer Charon, dem im Laufe des Drehbuchs aus einer „Nebenrolle“ die Hauptrolle zuwächst und der sich gegen Ende gegenüber Mira als Eigentümer des Hotels enttarnt, tauchen in jeweils drei aufschlussreichen Rückblenden an weiteren Drehorten, wo die Vorgeschichten von Mira, Johnny und Falko erzählt werden, Menschen aus ihrem Leben auf: Mark, der Mira die tödlichen Pillen für den beabsichtigten Suizid beim Dealer Falko besorgt, Ezra, die sie davor bewahren will, Falkos Freundin Lisa, eine Prostituierte, die ihr Zuhälter Micky in seiner Gegenwart misshandelt, so dass Falko eingreifen muss, Johnnys Frau und sein Produzent, die ihn vergeblich zum Entzug bewegen wollen.

Im HOTEP selbst läuft Johnny dann auch noch einem Fan über den Weg und einem Journalisten, der ihn aus seinen Hit-Zeiten kennt, bevor er von der Bühne in den Vollsuff rutschte und seine Band ihn verließ. Und in der Hotelbadewanne findet Mira Pedro, der tot mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Hotelbadewanne liegt, als sie sich gerade selbst das Leben nehmen will. Vor dem Toten in ihr Zimmer 3 geflüchtet, begegnet sie dem plötzlich wieder lebenden Pedro, der ihr ihre vor Schreck im Bad liegen gelassenen Pillen gibt. Pedro verschwindet darauf im sonst immer verschlossenen mysteriösen Zimmer 1, und aus dem Off hört man Miras Stimme: „Hast Du ihn gefunden, den perfekten Platz zum Sterben?“

Alles Verrückte?

Ob sie am Ende stirbt, soll hier nicht verraten werden. Das wird im Epilog des Films erzählt, in dem ein alter Mann in einer nahe gelegenen Bar wie schon im Prolog laut über die drei „Verrückten“ nachdenkt und gegenüber Falko darauf besteht, dass es das Hotel HOTEP überhaupt nicht gibt: „Seit fuffzich Jahren leb’ ich hier. Wüsst’ ich doch, wenn’s da so ein Hotel gäbe. Alles Verrückte!“

Obwohl es sich in der Wiedergabe dieser scheinbar irritierenden Mischung von Realität und Fiktion auch ziemlich „verrückt“ anhört: Das Buch von Gerrit Wustmann und Falko Jakobs ist mit seinen Dialogen, Szenenbeschreibungen und Regieanweisungen selbst für Leute, die noch nie ein Drehbuch gelesen haben, so spannend zu lesen wie ein Krimi. Es macht wirklich neugierig auf den Film, für den die Dreharbeiten in diesen Tagen abgeschlossen werden, und bei dem alle SchauspielerInnen (unter ihnen Stromberg-Star Bjarne Mädel, Bad-Hersfeld-Preisträger Volker Lippmann, Puck-Preisträgerin Sandra Kouba und das Kölner Nachwuchstalent Evi Amon) ohne Honorar mitwirkten. Auch alle Drehorte in Köln, Bergisch Gladbach, in der Eifel, Trier und Berlin wurden von den Eigentümern kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kinostart dürfte, wenn bei Schnitt und Endbearbeitung alles so gut klappt wie beim Dreh, noch vor Ende des Jahres sein. Die NRhZ wird in den nächsten Monaten an dem Projekt dranbleiben und mit Texten und Teasern über seine weitere Entwicklung berichten. Den ersten Teaser finden Sie als Filmclip in dieser Ausgabe. (CH) 

Htop - BuchtitelDas Drehbuch – Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8

Mehr zur aktuellen Filmarbeit unter www.hotep.skyroadfilms.com
Fotos: skyroadfilms

Online-Flyer Nr. 140  vom 02.04.2008

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