NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

zurück  
Druckversion

Kultur und Wissen
NRhZ-Serie zum Independent-Filmprojekt HOTEP
Teil 6: Dreharbeiten in Trier
Von Gerrit Wustmann

Drei Menschen. Drei Schicksale. Ein mysteriöses Hotel. Eine Nacht, in der sich alles ändert… Das Spielfilmprojekt HOTEP erzählt eine spannende Geschichte, wie Peter Kleinert in seiner Rezension (NRhZ 142) bemerkte. In seiner Machart will der Film neue, ungewöhnliche Wege einschlagen. Die NRhZ begleitet das Projekt in einer Artikelserie.

Anfang März 2008 packten wir unser Equipment zusammen und fuhren für einige Tage nach Trier, dem Wohnort unseres Hauptdarstellers, um wesentliche Szenen des Films zu drehen. Stöneberg, der in Köln seine Schauspielausbildung gemacht hatte, ist inzwischen fest mit Trier verbunden. Seit mehr als fünf Jahren spielt er dort im Ensemble des Stadttheaters, als römischer Legionär inszeniert er Führungen zur Porta Nigra und bringt Besuchern auf ungewöhnliche Weise die Schönheit der Altstadt an der Mosel nahe.

Tim Olrik Stöneberg in der Kneipe „Cheers“
„I’m a fucking superstar“ – Tim Olrik Stöneberg in der Kneipe „Cheers“

In HOTEP spielt Stöneberg den an Karriere und Leben gescheiterten Musiker Johnny. Bevor ihn sein Irrweg ins abgelegene Hotel Hotep führt, verlässt ihn der Großteil seiner Band, er landet in den Schlagzeilen, weil er seine Frau (Galina Mock) misshandelt, selbst die Hilfsangebote seines Managers (Klaus-Michael Nix) schlägt er aus. „I’m a fucking superstar“ singt er noch, einsam, über das letzte Bier gebeugt in einer Kneipe, deren Rechnung er nicht mehr begleichen kann.

Tim Olrik Stönebergs Wohnung im Herzen von Trier wurde zu Johnnys Heim. Stöneberg, den Falko Jakobs bereits seit Kindertagen kennt, und der im Kurzfilm „Entscheidungen“ mitspielte, stellte uns seine Räume zur freien Verfügung. Die Darstellung des Johnny hat Tim Stönebergs Kreativität viel zu verdanken. Falko und ich reisten mit klaren Vorstellungen und einem relativ engen Zeitplan für den Dreh an.

Falco Jakobs beim Dreh in Trier
Falco Jakobs beim Dreh in Trier                        
Vor Ort machten wir uns ein Bild des Sets, an dem bereits „Entscheidungen“ entstand, und arbeiteten in letzter Minute kleine Änderungen ins Skript ein. Stöneberg, der noch am Morgen für seine Rolle in Yasmina Rezas „Kunst“ geprobt hatte, fühlte sich schnell und motiviert in unsere Ideen ein und ergänzte seine eigenen. Stöneberg ist durch und durch Schauspieler – sobald die Kamera lief war er nicht mehr Tim, sondern Johnny. Das führte dazu, dass Johnny, ohne aus dem Kontext zu fallen, gelegentlich anders agierte als von uns vorgesehen. Auch hier fanden wir uns wieder in unserer Haltung bestätigt, den Darstellern größtmögliche Freiheiten in der Umsetzung zu geben, damit sie ihre Persönlichkeit in die Charaktere einbringen können. Zwar haben Falko und ich die Figur Johnny entworfen – ohne Stönebergs Einfallsreichtum und intuitives Geschick wäre er aber nicht zu dem geworden, was er ist.

Während wir in Trier drehten entfaltete sich eine gewisse Magie. Nicht wir waren es, die HOTEP hier zum Leben erweckten, sondern Trier selbst. Im Rückblick war die Arbeit dort ein Schlüsselmoment und eine bereichernde Erfahrung der Unterstützung. So kam es, dass Anja Mentzendorff vom Lokalsender Antenne West noch spät abends am Set auftauchte und eine Feature drehte, das im Rahmen eines Interviews mit Stöneberg wenige Tage darauf ausgestrahlt wurde, während Falko und ich bereits wieder im Rheinland waren und von dort aus den Film voranbrachten. (Das komplette Interview mit Stöneberg samt Feature vom HOTEP-Dreh ist hier zu sehen.)

Stöneberg und Nix bei der Besprechung einer Szene
Stöneberg und Nix bei der Besprechung         
einer Szenee
Danach stand die Barszene mit Stöneberg und seinem Trierer Kollegen Klaus-Michael Nix auf dem Programm. Die Bar fanden wir spontan. Auf einer abendlichen Kneipentour (die uns gerade mal drei Stunden Schlaf bescherte, bevor es weitergehen sollte) machte uns Stöneberg mit Peter Anker bekannt, der die Sportsbar Cheers betreibt und uns umgehend die Drehgenehmigung erteilte. Am frühen Sonntagmorgen kreuzten wir gemeinsam mit Stöneberg und Galina Mock beim Cheers auf, dass zu dieser Zeit eigentlich geschlossen hatte. Peter Anker öffnete uns seine Pforten, ließ uns völlig freie Bahn und sorgte zudem fürs Catering. Klaus-Michael Nix, den Falko über Tim Stönebergs Vermittlung für HOTEP gewinnen konnte, erhielt seinen Text erst rund eine Stunde vor Drehbeginn. Während wir Licht und Ton arrangierten und Falko die Bildabläufe festlegte, zog sich Nix in seinen VW-Bus zurück und arbeitete sich in die Rolle ein.

Insgesamt war der Dreh in Trier eine besondere und bereichernde Erfahrung für uns, nicht zuletzt aufgrund der Offenheit und Aufgeschlossenheit, mit der wir dort empfangen wurden, und die in uneingeschränkte Unterstützung unseres Projektes mündete.

Einige der hier beschriebenen Szenen sind auch im zweiten Making-Of-Clip zu sehen. (CH)


In Teil 7 der HOTEP-Serie in der NRhZ lesen Sie den zweiten Auszug aus dem Drehbuch – dazu gibt es Screenshots aus dem Film.

Htop - Buchtitel




Das Drehbuch – Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8

Online-Drehtagebuch: www.hotep-derfilm.blogspot.com
Offizielle Filmwebsite: www.hotep.skyroadfilms.com



Die HOTEP-Serie in der Neuen Rheinischen Zeitung:
HOTEP – Buchrezension von Peter Kleinert
Teil 1: Von Anfang an...
Teil 2: Auszug aus dem Originaldrehbuch
Teil 3: Die Hauptdarsteller
Teil 4: Nebenrollen und Special Guest
Teil 5: Die Dreharbeiten




Online-Flyer Nr. 155  vom 16.07.2008

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE