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Kultur und Wissen
NRhZ-Serie zum Independent-Filmprojekt HOTEP
Teil 4: Nebenrollen und Special Guests
Von Gerrit Wustmann

Drei Menschen. Drei Schicksale. Ein mysteriöses Hotel. Eine Nacht, in der sich alles ändert… Das Spielfilmprojekt HOTEP erzählt eine spannende Geschichte, wie Peter Kleinert in seiner Rezension (NRhZ 142) bemerkte. In seiner Machart will der Film neue, ungewöhnliche Wege einschlagen. Die NRhZ begleitet das Projekt in einer Artikelserie.

Im Sommer 2005 erhielt Falko Jakobs die Gelegenheit, in einer der beiden Suiten des Kölner Hotels Hopper St. Antonius zu drehen – die Räumlichkeiten wurden ihm eine Nacht lang kostenlos zur Verfügung gestellt. In jener Nacht entstand ein wesentlicher Teil des Kurzfilms „Midnight Rider“ mit Panya Nhouvannassak in der Hauptrolle. Bei dieser Gelegenheit lernte Falko den Intendanten des unter dem Hotel liegenden Theaters Tiefrot, Volker Lippmann, kennen.

volker lippmann Hotep Skyroad-Films
Volker Lippmann | Foto: HOTEP, Skyroad Films

Im Spätsommer 2007 besuchten wir Lippmann in seinem Theater und fragten ihn, ob er Lust hätte, eine kleine Rolle in einem Independent-Film namens HOTEP zu spielen. Er sagte nicht nur ohne zu zögern zu, nein, er ermöglichte es uns sogar, das Theater zum Rotlicht-Etablissement umzufunktionieren und im Dezember 2007 dort zu drehen – trotz einer zeitgleich laufenden Theater-Generalprobe. Lippmann, selbst auch Regisseur, spielte die Rolle des Micky ohne Gage und trotz einer heftigen Grippe, die ihn an einem der beiden Drehtage plagte.

Durch den freundschaftlichen Kontakt zu Volker Lippmann und seiner Lebensgefährtin Gila Abutalebi kamen wir im Vorfeld der Dreharbeiten (bis heute) regelmäßig in den Genuss der Theaterpremieren im Tiefrot. Das erste Stück war Goethes „Wahlverwandtschaften“ (Regie Lippmann) im September vergangenen Jahres. Zu diesem Zeitpunkt waren einige Nebenrollen unseres Films noch offen. Beispielsweise Lisa, die Freundin des Kleinkriminellen Falko (Rami Abu-Issa).

„Es gibt keine Zufälle, nur unverstandene Zusammenhänge“ – dieser Ausspruch Martin Walsers steht dem Film voran. Solch unverstandene Zusammenhänge sind es auch, die wirken, wenn Menschen sich begegnen – Realität und Filmstory durchdrangen sich bereits im Vorfeld der Dreharbeiten. An besagtem Abend verkörperte Sandra Kouba Goethes „Ottilie“. Falko und ich wechselten wieder einmal jenen Blick, der uns zeigte, dass wir dasselbe dachten. Ich traf mich mit Sandra wenige Tage später in der Bar des Hopper und bot ihr die Rolle an. Der Ausgang der Unterhaltung ist inzwischen bekannt – auch sie sagte zu.

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Sandra Kouba | Foto: HOTEP, Skyroad Films

Sandra Kouba gehört zu den vielversprechendsten Schauspieltalenten Kölns. Schon nach ihrem Bühnendebüt im Jahr 2005 erhielt sie den bundesweit renommierten Theaterpreis Puck, spielte Hauptrollen in zahlreichen Stücken und Filmen. Aktuell ist sie in Igor Bauersimas „norway.today“ im Kulturbunker Mülheim unter der Regie von Peter Körner zu sehen (Premiere am 20.6.).

Bei den „Wahlverwandtschaften“ spielte außerdem Miklos Horváth mit. Ich hatte während der Theaterproben Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Offen war die Figur eines Musikjournalisten, der den ruhigen, entspannt-rationalen Gegenpart zu Johnny (Tim Olrik Stöneberg) bildet – eine nicht ganz einfache Rolle. Miklos Horváth strahlte eben jene Gemütsruhe aus, die Falko und ich uns für den Journalisten wünschten. Wenn Horváth gerade nicht auf deutschen oder schweizerischen Theaterbühnen steht, spielt er Mundharmonika in einer Blues-Band – ein Talent, für das wir prompt in HOTEP Verwendung fanden – es entstand eine Szene mit musikalischer Improvisation. Ein Glücksfall war es außerdem, dass Horváth und Stöneberg eindrucksvoll miteinander harmonierten, obwohl sie sich vor dem Dreh kein einziges Mal begegnet waren.

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Miklos Horváth | Foto: HOTEP, Skyroad Films

Im August 2007 ergab es sich, dass in dem kleinen verschlafenen Eifelnest Kallmuth die ARD-Krimiserie „Mord mit Aussicht“ gedreht wurde – unser Hauptdarsteller Rami Abu-Issa wohnt dort. Falko und ich nutzten die Gelegenheit, um uns mit Ivan Smolcic zu treffen, den wir über unsere Kontakte zum Filmbeleuchter Maier Bros in Köln kennenlernten. Von ihm erhielten wir einiges an unbezahlbarem Support. Am selben Tag war Bjarne Mädel anwesend, der in „Mord mit Aussicht“ eine tragende Rolle spielt. Mädel wurde deutschlandweit als „Ernie“ in der TV-Sitcom „Stromberg“ bekannt. Während einer Drehpause sprachen wir mit ihm und erzählten von HOTEP. Wir beschlossen, in Kontakt zu bleiben und ihm im Laufe der nächsten Woche das Drehbuch nach Berlin zu schicken, wo er derzeit lebt.

Kurz darauf klingelte Falkos Handy. Bjarne hatte das Skript inzwischen gelesen. In Kallmuth hatten Falko und ich uns einverstanden erklärt, Bjarnes Szenen in Berlin zu drehen. Eine Reise, die uns vor einige organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten gestellt hätte, die wir aber in jedem Fall auf uns genommen hätten, um mit Bjarne drehen zu können, erübrigte sich nun. Bjarne versprach, auf eigene Kosten nach Köln zu kommen. In den folgenden Monaten standen wir in regem Telefonkontakt. Bjarne zeigte sich von HOTEP mehr und mehr begeistert, und steuerte einige Ideen zu seiner Szene bei, die wir dankbar annahmen. Die Dreharbeiten fanden dann im Februar 2008 im Haus der Schriftstellerin Katja Kutsch in Hürth statt.

rolly brings Foto: HOTEP, Skyroad Films
Rolly Brings | Foto: HOTEP, Skyroad Films

Bei einer Lesung zu dem von Axel Kutsch herausgegebenen Lyrikband „47&11. Echt Kölnisch Lyrik“ lernte ich Rolly Brings kennen, ein Kölner Urgestein, auf das ich erstmals aufmerksam geworden war, als ich seine brillanten Böll-Vertonungen in die Finger bekam. Rolly war der letzte Darsteller, der zum HOTEP-Ensemble dazustieß. Als wir ihn fragten, ob er Lust hätte, den mürrischen alten Kneipengänger in Pro- und Epilog des Films zu spielen, reagierte er ein wenig verwundert. Rolly hat sich als Lyriker und Musiker einen Namen gemacht, vor der Kamera hatte er noch nicht gestanden. Aber gerade das reizte ihn dann doch. Dass wir die Szenen in der Urkölschen Kneipe Schlömer in Köln-Poll drehten, rundete das Bild ab. Ohne Proben an einem Montagvormittag und einiger Wartezeit durch den Aufbau des Kamera- und Lichtequipments, benötigte Rolly Brings nur wenige Anläufe, um die Figur, die uns vorschwebte, zum Leben zu erwecken.

Volker Lippmann, Sandra Kouba, Miklos Horváth, Bjarne Mädel, Rolly Brings – alle haben ihren Teil zum Gelingen des Projektes HOTEP beigesteuert. Ihr Engagement und ihre Ideen, ihr darstellerisches Talent und ihre Unterstützung, nicht zuletzt ihre Solidarität und ihre Begeisterung für unsere Vision haben es ermöglicht, HOTEP zu realisieren. 

In Teil 5 der HOTEP-Serie in der NRhZ lesen Sie mehr zu den Dreharbeiten in Trier mit Tim Olrik Stöneberg und Klaus-Michael Nix.


Htop - Buchtitel




Das Drehbuch – Falko Jakobs und Gerrit Wustmann:
„HOTEP – Das Buch zum Film“
herausgegeben von Skyroad Films,
1. Auflage 2007,
pernobilis edition, Leipzig,
9,95 Euro
ISBN: 978-3-86703-595-8

Online-Drehtagebuch: www.hotep-derfilm.blogspot.com
Offizielle Filmwebsite: www.hotep.skyroadfilms.com


Online-Flyer Nr. 151  vom 18.06.2008

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