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Aktueller Online-Flyer vom 14. Dezember 2024  

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Aktuelles
Internationale Konferenz "NATO-Aggression – Never to forget – 1999-2019", Belgrad, 22.-23.03.2019
Pläne zur Spaltung Venezuelas nach dem Vorbild Jugoslawiens
Carolus Wimmer – interviewt von Anneliese Fikentscher

"Was für Venezuela als Plan vorliegt, ist, – dem Beispiel Jugoslawien folgend – das Land zu zerstückeln. Darum versucht die US-Regierung Kolumbien einzubeziehen, das würde einen, den westlichen Teil Venezuelas bekommen. Es wird versucht, Brasilien einzubeziehen, das würde den Süden Venezuelas bekommen. Es wird versucht, Guayana einzubeziehen, ein unabhängiges Land, aber unter Kontrolle des Exxon-Mobile-Konzerns, der natürlich seine Erdölinteressen hat... Also dieses selbe Modell, was wir in Jugoslawien kennengelernt haben und das Wirklichkeit wurde - ein Land zu zerstören - das ist auch in Venezuela geplant." Das sagt der Sekretär für Internationales der KP Venezuelas, Carolus Wimmer, bei einem Interview, das die NRhZ mit ihm am Rande der internationalen Konferenz "NATO-Aggression - Niemals vergessen - 1999-2019 - Frieden und Fortschritt statt Krieg und Armut" (NATO-Aggression - Never to forget - 1999-2019 - Peace and Progress instead of Wars and Poverty) geführt hat, die anlässlich des völkerrechtswidrigen NATO-Überfalls auf die Bundesrepublik Jugoslawien vor 20 Jahren vom 22. bis 23. März 2019 in Belgrad stattgefunden hat.


Carolus Wimmer vor der im Rahmen der Konferenz gezeigten Ausstellung "NATO-Aggression - Niemals vergessen" (Foto: arbeiterfotografie.com)


Carolus Wimmer, Du bist heute Redner bei der Konferenz... Was hat Dich hierher geführt?

An erster Stelle natürlich diese Erinnerung, diese schreckliche Erinnerung der NATO-Aggression persönlich kennenzulernen und unsere Solidarität von Venezuela auszudrücken. Aber gleichzeitig merkte ich, der Zusammenhang des Ereignisses der NATO-Aggression vor 20 Jahren mit Geschehnissen in diesem Moment gegen Venezuela. Man kann praktisch dasselbe Modell sehen: zuerst eine Kriminalisierung der Spitzen eines Staates, wobei wir immer sagen, wir verteidigen das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Das heißt in jedem Land haben die Bewohner das Recht und die Pflicht durch freie demokratische Wahlen ihre verantwortliche Regierung und andere Führungskräfte zu bestimmen. Deshalb ist jede Einmischung abzulehnen. Aber diese Kriminalisierung, die wir kennen – vor 20 Jahren im Fall von Jugoslawien –, die einfach nur gebraucht wurde als Propaganda, um dann den militärischen Angriff zu rechtfertigen, das sieht man im Moment auch in Venezuela. Im Moment läuft diese weltweite Kampagnewelle. Wir sagen immer, es gibt hunderte und tausende Probleme, aber da wird plötzlich ein Land ausgesucht, ein Land des Bösen, dann wird alles kriminalisiert, dann wird alles auf den Kopf gestellt, die Opfer, das venezolanische Volk wird dargestellt als die Schuldigen, und die Angreifer sind die "Retter" der Demokratie, der Freiheit etc.. Und – was wir nicht hoffen – was wir aber am Beispiel Jugoslawiens gelernt haben: dass diese Kriegstreiberei vor 20 Jahren Wirklichkeit wurde und Wirklichkeit werden kann in Venezuela.

Was ist noch vergleichbar an der Situation in Venezuela?

Heute (bei der Konferenz) haben wir (wieder) gehört: es wird als "kollateraler" Schaden dargestellt, wenn Zivilbevölkerung zerbombt wird, Kinder sterben, die Wirtschaft zerstört wird...

... von Langzeitfolgen wie dem Einsatz von DU-Munition abgesehen...

... genau. Was für Venezuela als Plan vorliegt, ist, – dem Beispiel Jugoslawien folgend – das Land zu zerstückeln. Darum versucht die US-Regierung Kolumbien einzubeziehen, das würde einen, den westlichen Teil Venezuelas bekommen. Es wird versucht, Brasilien einzubeziehen, das würde den Süden Venezuelas bekommen. Es wird versucht, Guayana einzubeziehen, ein unabhängiges Land, aber unter Kontrolle des Exxon-Mobile-Konzerns, der natürlich seine Erdölinteressen hat. Das bedeutet die Abspaltung eines wichtigsten Teils des Ostens Venezuelas, wo Erdöl und Gas produziert wird. Also dieses selbe Modell, was wir in Jugoslawien kennengelernt haben und das Wirklichkeit wurde, ein Land zu zerstören, das ist auch in Venezuela geplant. Das wird offen gesagt. Es gibt Stimmen, die behaupten, das sei unmöglich.

Warum werden diese Spaltungsversuche Venezuelas in der Öffentlichkeit nicht deutlich?

Ich wurde auch selbst hier wachgerüttelt in diesen Tagen in Belgrad. Man sagt sich, das ist ja unmöglich, weil es unmenschlich ist. In unserem Denken kann das Unmenschliche nicht wahr sein. Aber leider, der Kapitalismus, der Weltkapitalismus, der mit dem militärischen Instrument der NATO operiert, hat dieses im Blickwinkel. Drum zusammengefasst: Es muss klar sein, dass an erster Stelle – auch im Falle Venezuelas aber auch in der ganzen Welt – der aktive Kampf für Frieden und gegen Krieg heißt nicht nur das auszudrücken sondern auch, was kann man wirklich dagegen tun, wie kann man sich organisieren, wie kann man sich mobilisieren. Wir führen diesen Kampf in Venezuela in der Hoffnung, dass wir das schaffen, dass wir das erreichen können.

Was sind ist Eure Strategie im Kampf für den Frieden?

Erst einmal mit einem klaren Bewusstsein unserer Bevölkerung in Venezuela. Da können wir sagen, das ist vorhanden. Diese Aggression, die heute in den Nachrichten erscheint, erleben wir seit 20 Jahren, seit 1999. Erinnern wir uns an 1998 vor den Präsidentschaftswahlen, wo Hugo Chavez Friaz Präsident wurde. Eine Woche vor den Wahlen sagte die damalige US-Außenminsterin, Madelaine Albright: "Wir werden nicht zulassen, dass Hugo Chavez die Wahlen gewinnt". Das sind Worte, die kann man lächerlich machen...

Mrs. Albright hat sich im Jugoslawien-Krieg ein Jahr später hervorgetan. Der 1999er Krieg wurde auch als "Madelaine's Krieg" (in Tateinheit mit dem deutschen Außenminister Joseph Fischer) bezeichnet. Hier zeigt sich offen das undemokratische,  aggressive Denken und Handeln der USA...

... Ein hegemoniales Denken. Dahinter steckt für Lateinamerika die Monroe-Doctrine von 1823, die die Außenpolitik der USA bestimmt. Diese Doktrin drückt aus: wir lassen nicht zu, was wir nicht wollen. Die Völker entscheiden nicht, sondern die USA. Wir kämpfen in Venezuela seit 20 Jahren erfolgreich gegen dieses imperialistische Denken. Aber es bedeutet auch eine tägliche Aggression. Darum haben uns diese Tage in Belgrad klar gemacht, dass wir zusammenhalten müssen als antiimperialistische Einheit im Kampf gegen Krieg und für Frieden.

"Der Westen" versucht immer, sich den schönen Anschein zu geben, für Demokratie zu kämpfen. Was glaubst Du, wie wichtig es ist, die Menschen zu erreichen, die diesen Vorspiegelungen Glauben schenken? In Venezuela scheint das zu gelingen. Aber weltweit wird versucht, einen Anschein von Legalität nach außen zu transportieren – zum Beispiel mit der Anerkennung des Juan Guaido.

Man merkt im Sektor der Telekommunikation und der neuen Medien...

...wie in Jugoslawien 1999 die Sender zerstört wurden...

... der Kapitalismus hat einen Vorsprung, zweifellos. Er kommt speziell an die Jugend ran. Eben nicht mit großen Analysen. Das ist wichtig zu erkennen. Sondern einfach nur mit Propaganda, kurzer Propaganda...

... und Konsum...

... und Konsum. Und mit allen Möglichkeiten, vom politischen Denken abzurücken. Die Verführung der Jugend durch tausend (sagt man generell) unnötige Dinge.

...aktuell sind die unkritischen und oberflächlichen "Klimakämpfer" zu beobachten...

Nicht nur das. Zum Beispiel die ganzen Kriegsspiele, die selbst vor Kleinkindern nicht Halt machen. Das Töten und Bomben ist ein Spiel...

...Grausamkeit wird belohnt – auf der Straße der "Sieger"...

... wird belohnt. Man fühlt sich als Sieger. Auch das sind Gefahren, die wir in Betracht ziehen müssen. Darum sagen wir: die gemeinsame, auch weltweite Organisation, die Unabhängigkeit jeder Organisation anerkennend aber doch gemeinsam zu agieren, ist entscheidend. In Venezuela findet vom 12. bis 16. April ein Treffen der Friedenskräfte statt, nächste Woche werden die Teilnehmer schon kommen. Es wird auch der Weltfriedensrat dabeisein und die Weltförderation der demokratischen Jugend, das sind die Hauptorganisatoren. Es ist wichtig, dass die Jugend dabei ist, um zu diskutieren und verschiedene Meinungen zu hören, Erfahrungen auszutauschen, um diesen Weg gemeinsam zu gehen. In jedem Jahr wird der 19. April als der Welttag der Solidarität mit Venezuela begangen. 19. April 1810 ist die erste Erklärung der Unabhängigkeit Venezuelas damals gegen die Kolonialmacht Spanien erfolgt, aber heute ist es immer noch ein weiteres Symbol, weil wir sagen, wir kämpfen in Lateinamerika für die zweite und endgültige Befreiung. Weil nach den alten Kolonialmächte Spanien, Portugal, ... immer noch Kolonialmächte in unseren Ländern existieren. In unsere Region gibt es Kolonialstaaten, angefangen mit Puerto Rico – besetzt von den USA, mehrere Inseln in der Karibik – besetzt von Frankreich, Guatemala, Martinique – hier ist das kleine Königreich Holland mit NATO-Basen präsent. Was immer so nett und friedlich aussieht, ist Teil einer militärischen Planung. Französisch-Guayana zählt dazu, die Malvinen-Inseln (britisch: Falkland-Inseln)...

Spielt Belgien noch eine Rolle? Welche weiteren Machtkonstellationen gibt es?

Belgien spielt in unserem Raum keine Rolle. Das sind hauptsächlich die USA, Frankreich, England und die Niederlande. In Lateinamerika gab es einige Rückschritte in den letzten Jahren, das bedeutet, man darf den Klassenfeind nicht unterschätzen. Es gab Wahlverluste, teilweise auch durch Manipulation im Fall von Brasilien, wo der Kandidat Lula, hätte gewinnen sollen, wurde vor den Wahlen ins Gefängnis geschickt. Das sind Methoden, die heute speziell von den USA eingesetzt werden. Im Fall von Paraguay war es der Bischof Fernando Lugo, der kein Revolutionär war, der (2012) als Präsident abgesetzt wurde durch das Parlament. Das ist heute eine neue Methode. In Honduras wurde Manuel Zelaya, eigentlich ein Großgrundbesitzer aber plötzlich mit einer patriotischen, mit einer anti-imperialistischen Linie – die wird betraft natürlich – (2009) durch einen reaktionären Militärputsch abgesetzt. Das sind die Methoden, die als "Verteidigung der Freiheit" dargestellt werden, "Verteidigung der Demokratie", "Verteidigung der Menschenrechte". Und wie es hier auch gesagt wurde vom Verteidigungsminister Serbiens: Die Menschen sind immer nur "kollaterale" Schäden. Dagegen müssen wir uns gemeinsam stellen und immer mit der Zuversicht – wie wir das in Lateinamerika sagen – Venceremos! Wir werden siegen!

Das heißt, auch von diesem Kongress geht Hoffnung aus?

Ja. Es muss so sein. Weil auch die ganze Propaganda, die Übermacht heute gar nicht mehr versteckt ist. Die USA sagen, ich bin der Böse, aber lehn dich nicht auf, weil: es hat keinen Sinn. Die Völker müssen sich auflehnen gegen die Ungerechtigkeit, gegen die soziale Ungerechtigkeit. Das siegreiche Kuba und das siegreiche Vietnam haben uns gezeigt, dass es nicht nur möglich ist, sondern es muss so sein.

Wie schätzt Du die derzeitige Lage in Nicaragua ein?

2017 gab es ein wichtiges konterrevolutionäres Moment in Venezuela, wo in drei Monaten praktisch überall der Terrorismus agierte – auch unter der Kappe der Freiheit, der Menschenrechte...

Das ist der Terrorismus, der nicht interessiert...Wie weit und mit welchen Mitteln reicht der Einflus der USA?

In den Bildern sind das junge Leute. Aber leider Gottes sind das eigentlich Söldner, die gekauft werden und bezahlt werden mit Dollars und mit Drogen. Nachdem das fehlschlug geht die Kette weiter nach Nicaragua, wo dieselben Leute agierten. Es ist nicht nur dasselbe Modell sondern es sind Leute der Paramilitärs, die in Venezuela waren, plötzlich sieht man die in anderen Ländern, zum Beispiel in Nicaragua. Das sind dieselben Gesichter. Im Moment sprechen die USA von der Trilogie des Bösen und meinen damit Kuba, Venezuela und Nicaragua. Es wird schon damit begonnen, Bolivien anzugreifen, wo auch ein anti-imperialistisches Modell erfolgreich vorankommt unter Evo Morales. Und darum dürfen wir uns nicht wundern, wenn auch Bolivien wieder in einem negativen Bild auf dem Plan erscheint. Wichtig ist: wir heben immer die Stellung der karibischen Insel hervor, die generell für die Weltpolitik unwichtig erscheinen. Aber Dank dieser karibischen Inseln erreichen die USA in der Organisation OAS (Organisation Amerikanischer Staaten unter totaler Kontrolle der USA, erinnern wir uns: nach der kubanischen Revolution wurde Kuba aus der OAS ausgeschlossen), also dort erreichten die USA in den letzten zwei Jahren nicht die Mehrheit der OAS-Staaten gegen Venezuela. Das soll als Tarnkappe dienen, um einen militärischen Angriff offiziell zu rechtfertigen. Durch die feste Haltung dieser kleinen karibischen Länder erreichen die USA nicht ihr Ziel. Sie stehen fest gegen die imperialistische Aggression in unserer Region, sind solidarisch auch mit Venezuela. Und um das mal klar zu machen, was bedeutet das? Diese karibischen Länder, wenn eines gegen die USA stimmt, ist das eine Todeserklärung. Weil diese Länder leben vom US-Tourismus und importieren alles aus den USA. Wenn wir in das letzte Jahrhundert zurückgehen, ist es gut, zu erinnern, als Methode der CIA, die heute weniger genannt wird aber immer noch sehr aktiv ist, wie im Fall von Panama der General Torrijos plötzlich ein Flugzeugunglück hat. Andere Präsidenten hatten einen Autounfall. Andere Präsidenten wurden krank und starben dann. Das sind immer noch Methoden, die direkt angewendet werden gegen Präsidenten und andere politische Führer, die sich irgendwie gegen den Einfluss der USA stellen.


Siehe auch:

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In Erinnerung an die NATO-Aggression gegen Jugoslawien vor 20 Jahren
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Online-Flyer Nr. 699  vom 03.04.2019

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