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Aktueller Online-Flyer vom 04. Mai 2024  

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WANTED - Julian Assange, ein Leben
Folge 8: WIKILEAKS: AM ENDE GEWINNT DIE WAHRHEIT
Von Delphine Noels (Belgium4Assange) in Zusammenarbeit mit Marc Molitor, Pascale Vielle und Bogdan Zamfir - ins Deutsche übersetzt von Claudia Daseking

Ab Ende Oktober 2021 geht es in London wieder um den Antrag der USA auf Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Am 27. Oktober 2021 wird das Berufungsgericht zum ersten Mal tagen. Die Zeit bis dahin begleitet die NRhZ mit einem CountDown von 34 Folgen über das Leben von Julian Assange. Sie wiederholt damit den Countdown von Belgium4Assange, der zum 4. Januar 2021 führte, als die britische Justiz ihr Urteil im Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange in der ersten Instanz gesprochen hatte. Belgium4Assange schrieb dazu: "Was steht bei diesem Prozess auf dem Spiel? Inwiefern betrifft uns das persönlich? Schwierig, hierzu klare Vorstellungen zu haben, da so viele Falschmeldungen und Desinformationen kursieren... Tag für Tag zeichnen wir seinen Weg voller Überraschungen und Enthüllungen nach und richten den Blick auf die näheren Umstände einer der fundamentalsten Kämpfe unserer Zeit." (Auf der website pour.press auf Französisch nachzulesen). Hier jetzt Folge 8:


"Wenn du ein Boot bauen möchtest, trommel Deine Leute nicht zusammen, um ihnen Befehle zu erteilen, jedes Detail zu erklären und ihnen zu sagen, wo sie alles finden können... Wenn du ein Boot bauen möchtest, weck in ihrem Herzen die Sehnsucht nach dem Meer ". Dieses Zitat von Antoine de Saint Exupéry wird Julian die ganze Zeit bei der Umsetzung des Wikileaks-Projekts begleiten.

Eine der ersten Aufgaben besteht darin, ein Logo für die Organisation zu finden. Die ersten Skizzen des Logos stellten einen Maulwurf dar, der eine Mauer durchbohrt und drei Autoritätspersonen oder einem geöffneten Vorhängeschloss gegenübersteht ... Das Bild der Sanduhr wird letztendlich dem des Maulwurfs vorgezogen.

Dann müssen sie einen Beirat einrichten. Die erste Person, an die sich Julian wendet, ist Daniel Ellsberg (der Whistleblower der Pentagon Papers, den Julian mehr als alle anderen bewundert). Julian schrieb an ihn: „Wir möchten, dass Sie uns beraten und Teil unseres politischen Rüstzeugs sind. Je mehr ältere Männer und Frauen dabei sind, von Rang und Namen, desto besser können wir frechen jungen Männer mit unseren Taten davon kommen." Julian versprach ihm sogar, einen Ellsberg-Preis für Tapferkeit auszurufen. Daniel Ellsberg wird antworten: "Ihr Konzept ist großartig und ich wünsche Ihnen viel Glück." Er wird dann zwar nicht Beiratsmitglied werden, aber immer ein unerschütterlicher Unterstützer der Organisation bleiben.

Und dann ist es John Young, der Schöpfer von Cryptome.org (Cryptome ist eine Vorgängerwebsite von WikiLeaks, die klassifizierte Dokumente veröffentlicht, ohne jedoch die Quellen zu schützen), den Julian kontaktiert: „Sie kennen mich unter einem anderen Namen aus den Tagen der Cypherpunks. Ich bin an einem Projekt beteiligt, bei dem es um massive Leaks gehen wird (...), wir brauchen jemand mit guten Infrastrukturkenntnissen für die Registrierung der .org-Domain ... Wir rechnen damit, dass die Domain dem üblichen politischen und juristischen Druck ausgesetzt sein wird (…) Es wäre einfach, die Domain zu sperren, es sei denn, dass jemand bereit wäre, offiziell den Anmelder zu machen und die Domain als Eigentümer zu vertreten.“

Am 4. Oktober 2006 lässt Julian mit Hilfe von John Young den Namen Wikileaks.org. in San Francisco registrieren. Die Wahl von San Francisco ist strategisch. In dieser Stadt befinden sich Organisationen, die die Presse- und Meinungsfreiheit fördern, wie die EFF (Electronic Frontier Foundation, gegründet von Cypherpunk John Gilmore).

Julian kontaktiert die Vereinigung RISEUP (die sich dem Kampf gegen den Kapitalismus und andere Formen der Unterdrückung widmet) in Seattle. RISEUP bietet Gruppen, die sich der Emanzipation der Völker verschrieben haben, einen IT-Service zur Sicherung ihrer Kommunikation. Es ist RISEUP, die WikiLeaks die Technologie zur Verfügung stellt, die die massive Übertragung von Leaks auf nicht verfolgbare und sichere Weise ermöglicht. Zu dieser Zeit lernt Julian Jacob Applebaum (Entwickler des Tor-Projekts) kennen, der ein großartiger Freund und ein geschätztes Mitglied von WikiLeaks werden sollte.

Julian unternimmt dann eine zweite große Reise, um Mitarbeiter auf der ganzen Welt zu suchen ... Er bringt einen Rat von Kryptografiespezialisten und Journalisten aus verschiedenen Ländern wie den USA, Taiwan, Südafrika und Australien zusammen. Julian will unbedingt, dass WikiLeaks kein Projekt Anti-Westen ist, sondern Pro-Information. Zu diesem Team gehören chinesische Dissidenten vom Platz des Himmlischen Friedens, Journalisten aus russischen und tibetischen Flüchtlingscommunities, Phillip Adams (australischer Journalist) und ein ehemaliger US-Geheimdienstanalyst. Wir finden auch Cypherpunks wie Daniel Mathews, Ben Laurie (britischer Spezialist für Computersicherheit) und John Gilmore ... Alle stimmen zu, Teil des WikiLeaks-Beirats zu sein.

Julian verlässt seinen Computer nicht mehr. Er muss die Codierung des WikiLeaks-Computersystems abschließen. Er arbeitet dort Tag und Nacht...

Er erinnert sich, dass er zu der Zeit, als er in einer kleinen Wohnung in Paris lebte, bedauerte, dass WikiLeaks während der Wahlen, die Sarkozy an die Macht bringen würden, noch nicht betriebsbereit war.

Das war's. Das war die achte Folge von WANTED, der Serie, die Sie zur Herzkammer unserer Welt führt und Ihnen ihre verborgenen Seiten enthüllt. Morgen wird WikiLeaks seine ersten Leaks veröffentlichen ... und damit den Amnesty International Media Prize erhalten …


Quellen:

The unauthorized autobiography, Julian Assange, Canongate Books Ltd, 2011
The most dangerous man in the world, Andrew Fowler, Skyhorse Publishing, 2011


Link zu Folge 7: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27670
Link zu Folge 9: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27672


Siehe auch:

In einer Zeit, in der unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge eine ungeahnte digitale Überwachungsstruktur etabliert wird, fehlt WikiLeaks
Julian Assange: dem kommenden Überwachungsregime trotzen!
Von Erich Sturm
NRhZ 777 vom 22.09.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27648

Online-Flyer Nr. 777  vom 29.09.2021

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