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Lokales
Falsches Denkmal und angebliche Entschuldigung für den Contergan-Skandal
"Grünenthal-Chef täuscht die Öffentlichkeit"
Von Peter Kleinert

Die am Freitag vergangener Woche gegenüber den Contergan-Opfern anlässlich einer Denkmalseinweihung zum Contergan-Skandal in den üblichen Medien abgegebene Entschuldigung des geschäftsführenden Vorstandsmitglieds der Firma Grünenthal, Dr. Harald F. Stock, ist wie das Sponsorn des Contergan-Denkmals durch Grünenthal nach Auffassung des Bundes Contergangeschädigter und Grünenthalopfer e.V. (BCG) "ein erneuter  Versuch, die Öffentlichkeit zu täuschen".
 

Grünenthal-Chef Dr. Harald F. Stock
Stock habe im Namen der  Grünenthaleigentümer-Familie Wirtz nur um Entschuldigung dafür  gebeten, dass sich Grünenthal über 50 Jahre lang geweigert habe,  einen Weg "von Mensch zu Mensch" zu den Conterganopfern zu  finden und stattdessen geschwiegen habe. "Natürlich hat Herr  Dr. Hermann Wirtz sen. jeden Weg von 'Mensch zu Mensch' verlas- sen,  als er zusammen mit anderen Verantwortlichen aus dem Unternehmen  Grünenthal aus reiner Gewinnsucht 1957 bis 1961 durch die  Markteinführung und Marktbeibehaltung von Contergan unsere  Gesundheitsschäden verursachte. Tatsächlich kann man auch überhaupt  keinen Weg von 'Mensch zu Mensch' darin sehen, dass die heutigen  Mitgesellschafter und damaligen Geschäftsführer der Firma  Grünenthal, Michael Wirtz und Dr. Franz Wirtz, in den siebziger  Jahren ein Gesetzes mit initiierten, durch das wir  hinsichtlich unserer Schadensersatzansprüche entrechtet wurden. Richtig ist auch, dass Grünenthal und der gesamte Familien-Clan Wirtz von damals bis heute anstatt dessen über all das geschwiegen  hat", so Andreas Meyer, Vorsitzender des BCG aus Köln, selbst eins der Grünenthal-Opfer.

BCG-Vorsitzender Andreas Meyer
Quelle: http://www.biermann-medizin.de/
 
"Sollen wir es nunmehr  auch noch für eine Entschuldigung halten, wenn Herr Dr. Stock die typischen Verhaltensweisen einer jeden kriminellen Vereinigung als  bloße zwischenmenschliche Fehltritte beschreibt?" so Meyer weiter. Dies sei an Schäbigkeit nicht zu unterbieten. 50 Jahre lang habe das Syndikat um die Familie Wirtz Zeit gehabt, die Conterganopfer zu entschädigen. Stattdessen habe man in aller Stille auf dem Rücken der Conterganopfer sämtliche Familienunternehmen in Glanz und Blüte gebracht. "Diese Entschuldigung ist genauso falsch wie das gestern  von der Stadt Stolberg eingeweihte und von Grünenthal bezahlte Denkmal, das ein contergangeschädigtes Mädchen zeigt", so Meyer. "Der  gesamte Wirtz-Clan und Grünenthal stehen so wenig zu ihrer Vergangenheit um das Arzneimittel Contergan, dass sie es noch nicht einmal wagen, in dem von ihnen finanzierten Denkmal das Beispiel eines typischen Conterganschadens darstellen zu lassen. Die haben ja noch nicht einmal den Dialog mit Contergangeschädigten gesucht, um diese das Denkmal aussuchen zu lassen", ergänzt Meyer.

Contergan-Denkmal oder "entwürdigendes  Trödelstück"?
Quelle. ZDF
 
Wirtz-Clan und Grünenthal sollten doch einmal die Conterganopfer benennen, die ihnen anlässlich der Auswahl des Denkmals "dieses entwürdigende  Trödelstück" empfohlen hätten. Dass man sich nunmehr für 50 Jahre  mangelnde Gesprächsbereitschaft entschuldige, sei reine Heuchelei. Bereits 2007 habe der BCG durch mehrere Einschreibebriefe und durch eine Pressemitteilung das Gespräch mit Herrn Sebastian Wirtz erfolglos gesucht. Auch diverse Gespräche des Wirtz-Clans mit dem Bundesverband Contergangeschädigter e.V. hätten ergebnislos nur dazu gedient, Zeit zu gewinnen, um aus den negativen Schlagzeilen zu kommen, die durch den Conterganspielfilm verursacht wurden. Tatsächlich suchten sowohl der Wirtz-Clan wie auch Grünenthal Gespräche mit Contergangeschädigten nur, wenn das Ergebnis die Kosten einer Tasse Kaffee nicht überschreite, so der BCG-Vorsitzende. Dies belege auch, dass dem BCG vergangenen Freitag vom Leiter der Rechtsabteilung Grünenthals, Ziller, mitgeteilt  wurde, "dass kein einziges Mitglied der Familie Wirtz auf der Feier zur Einweihung des Denkmals anwesend war". Der Wirtz-Clan möge sich in Zukunft den Conterganopfern selber stellen. Jedenfalls würde der BCG keine Entschuldigungen von "subalternen Bediensteten" annehmen, "die für den Wirtz-Clan nur die Drecksarbeit machen". (PK)
 
Einige NRhZ-Artikel zum Thema aus den vergangenen Jahren:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15213
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16759
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17959
 
Der BCG ist eine neue Bundesorganisation für Contergangeschädigte, die laut Selbstdarstellung frei und unabhängig von der Einflussnahme seitens der  Conterganherstellerfirma Grünenthal GmbH und deren Handlangern die  Interessen der Conterganopfer bundesweit vertritt. Dringlichstes  Ziel des BCG ist es, den contergangeschädigten Betroffenen ein selbstbestimmtes und emanzipiertes Leben in Menschsein und Würde zu erhalten und zu ermöglichen. Daher setzt sich der BCG mit medienwirksamen Maßnahmen dafür ein, dass die Firma Grünenthal GmbH alle Schäden mitsamt ihren Folgewirkungen für die Lebenssituation der Contergangeschädigten ersetzt. Der BCG leistet zudem individuelle Hilfe zur Selbsthilfe bei allen pädagogischen, psychologischen, medizinischen, alters- sowie pflegebedingten, sozialen und beruflichen Belangen der vertretenen Betroffenen zur Rehabilitation, Integration und gleichberechtigten Teilhabe an und in der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit. Ein weiteres Thema des BCG ist von Hause aus die Korruption in all ihren gesellschaftlichen Facetten, weil der bisherige Ausgang des Conterganskandals nicht ohne das Vorhandensein von Korruption zu erklären sei.
 
BCG - Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer e.V.
c/o Andreas Meyer (1. Vorsitzender)
Dohmengasse 7 , 50829 Köln
Email: bcg-brd-dachverband@gmx.de
Webseite: www.gruenenthal-opfer.de
Telefon : 0221 / 9505101
Fax: 0221 / 9505102
Mobil: 0172 / 2905974


Online-Flyer Nr. 370  vom 05.09.2012

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