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Aktueller Online-Flyer vom 08. Mai 2024  

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Globales
Debatte: Anmerkungen zu Ernst Wolffs Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt"
"Globale Diktatur" oder "multipolare Welt"?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Ernst Wolff sieht durch die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (englisch: Central Bank Digital Currencies oder CBDCs) die Errichtung einer globalen Diktatur. Die Annahme, dass die BRICS-Staaten, insbesondere China, dabei einen Gegenpol bilden, sieht er als nicht gegeben an. Er schreibt in seinem Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt" vom Operieren von BlackRock in China und führt aus: "Zhu Min, der Vorsitzende des Nationalen chinesischen Institutes für Finanzforschung, sitzt nicht nur zusammen mit Klaus Schwab und Larry Fink im Vorstand des WEF, sondern auch im Führungsgremium des vom WEF ins Leben gerufenen Digital Currency Governance Consortium." Als Quelle dafür ist die website des Weltwirtschaftsforums (WEF) angegeben. Was ist dort zu finden?

In der WEF-Darstellung zu "Leadership and Governance" (Führung und Governance) heißt es: "Das Weltwirtschaftsforum ist die internationale Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit... Den Vorsitz des Forums hat der Gründer und geschäftsführende Vorsitzende Professor Klaus Schwab inne. Es wird von einem Kuratorium [Board of Trustees] geleitet, außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die als Hüter der Mission und der Werte des Forums fungieren und die Arbeit des Forums zur Förderung einer echten globalen Bürgerschaft überwachen." Aufgeführt sind 28 Personen. Neben Gründer Klaus Schwab sind als Bestandteil des WEF-Leitungsgremiums u.a. genannt:
  • Laurence D. Fink (Chairman and Chief Executive Officer, BlackRock)
  • Al Gore (Vice-President of the United States 1993-2001; Chairman and Co-Founder, Generation Investment Management LLP)
  • Christine Lagarde (President, European Central Bank)
  • David M. Rubenstein (Co-Founder and Co-Chairman, Carlyle)
  • Zhu Min (Vice-Chairman, China Center for International Economic Exchanges, CCIEE)
Zhu Min ist also in der Tat Mitglied des WEF-Leitungsgremiums. In der WEF-Darstellung zum "Digital Currency Governance Consortium" ist über die laufende "Phase II" zu lesen: "Das Digital Currency Governance Consortium (DCGC) zielt darauf ab, den verantwortungsvollen Eintritt digitaler Währungen in das globale Währungssystem zu unterstützen...". In einem dort verlinkten 223-seitigen "White Paper" von November 2021 heißt es im Vorwort: "Da digitale Währungen allmählich eine entscheidende Rolle in der Weltwirtschaft spielen, müssen ihre verantwortungsvolle Gestaltung und ihr Einsatz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgern in aller Welt stehen... China hat groß angelegte Pilotprojekte für seinen elektronischen Zahlungsverkehr in digitaler Währung (DC/EP) gestartet... Das Digital Currency Governance Consortium (DCGC) des Weltwirtschaftsforums – bestehend aus einer globalen, sektorübergreifenden Gruppe von mehr als 85 führenden Organisationen – ist seit Anfang 2020 zusammengekommen."

In diesem Papier ist ein 19-köpfiger Lenkungsausschuss aufgeführt. Dazu gehört wiederum der Chinese Zhu Min. Er ist hier als Vorsitzender des Nationalen Instituts für Finanzforschung (National Institute of Financial Research) angegeben. Vertreten sind hier desweiteren u.a.
  • Western Union Company
  • Visa Inc.
  • Mastercard
  • PayPal
  • Fidelity International
Desweiteren gibt es in diesem Lenkungsausschuss einen Finanzberater des Premierministers des Vereinigten Königreichs und Sondergesandten der Vereinten Nationen für Klima und Finanzen sowie einen Vertreter der Bank für Internationen Zahlungsausgleich (BIZ, Bank for International Settlements, BIS) mit Sitz in Basel – der Zentralbank der Zentralbanken, über die während des Zweiten Weltkriegs unter Leitung eines US-Bankers die Kriegsmaschinerie Hitler-Deutschlands finanziert wurde. Es ist also nicht auszuschließen, dass die Kräfte der Hochfinanz sich auf verschiedenen Ebenen scheinbar widersprüchlich verhalten – militärischer Konflikt auf der einen, Zusammenwirken auf der anderen Seite (damals gleichzeitig gegen wie auch mit Deutschland).

Dennoch kann die Beantwortung der Frage, welche Rolle China tatsächlich spielt, aus dem Mitwirken von der Zhu Min in Gremien des WEF nicht ohne weiteres entnommen werden. Ob er damit an der "Errichtung einer globalen Diktatur" beteiligt ist oder er (insgeheim) die Interessen einer sich von der Vorherrschaft des Dollar lösenden "multipolaren Welt" vertritt, bedarf weiter gehender Recherchen.

Ein Hinweis darauf, wie China in das Weltgeschehen eingebunden ist, gibt dessen Verhalten bei der Umsetzung der WHO-Planungen, den weltweit in die Staatenhoheit eingreifenden Pandemievertrag abzuschließen, in dem kritische Stimmen die Errichtung einer "WHO-Weltdiktatur" sehen. Das "China Global Television Network" mit Sitz in Chinas Hauptstadt Beijing berichtet am 23. Mai 2023 unter der Überschrift "World Health Organization pushes for global pandemic treaty" (Weltgesundheitsorganisation drängt auf globalen Pandemie-Vertrag): "Die Weltgesundheitsorganisation drängt darauf, dass die Nationen einen globalen Pandemievertrag unterzeichnen, um die kollektive Reaktion der Welt auf künftige Pandemien zu verbessern. Das internationale Abkommen war eines der Hauptthemen auf der Tagesordnung des ersten Tages der 76. Weltgesundheitsversammlung am Montag [22. Mai] in Genf. Ziel der Veranstaltung ist es, die Lehren aus der COVID-19-Pandemie hervorzuheben, um die Bekämpfung künftiger Ausbrüche zu unterstützen." Eine Distanz Chinas zu den WHO-Planungen ist darin nicht zu erkennen.


Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 45 (Juni 2023) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/



Artikel, auf den sich die Anmerkungen beziehen:

Zur Debatte um digitale Zentralbankwährungen
Das Märchen von der multipolaren Welt
Von Ernst Wolff
NRhZ 812 vom 31.05.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28622


Weitere Stellungnahme zu Ernst Wolffs Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt":


Ergänzung durch global-politische Analyse vonnöten
Von Irene Eckert
NRhZ 813 vom 22.06.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28676

Online-Flyer Nr. 816  vom 09.08.2023

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