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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
Kurden- und andere Fragen
Spielball der imperialistischen Mächte
Von Markus und Eva Heizmann (Hände weg von Syrien, Bündnis gegen den imperialistischen Krieg, Basel)

Nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte aus Nordsyrien (1) begann die Türkei, wie angekündigt, am 9. Oktober 2019 mit Luft- und Artillerieangriffen gegen Syrien. Am folgenden Tag begann die Invasion mit türkischen Bodentruppen. Begleitet wird diese Invasion von den mit dem türkischen Regime alliierten Banden. (Söldner und Restbestände der so genannten „Freien Syrischen Armee“ FSA). Auf diesen lange zuvor angekündigten Krieg der Türkei gegen Syrien folgten vor allem in Europa zahlreiche Proteste. Wie üblich werden auch hier die Fakten als äußerst komplex geschildert, die Gemengelage wird so unübersichtlich wie möglich dargestellt und die daraus entstehende Verwirrung soll nachhaltig und in die Breite wirken. Der folgende Beitrag ist der Versuch, diesen türkischen Einmarsch in den souveränen syrischen Staat und die daraus folgenden Konsequenzen und Konfusionen im Kontext der regionalen und globalen Zusammenhänge zu sehen:

Ein Angriff gegen Syrien – nicht gegen ein „Opfervolk“

Wie Thierry Meyssan in seinem Artikel „Die Genealogie der Kurdenfrage“ (2) darlegt, hat die kurdische Führung versucht, gemeinsam mit den US-Streitkräften in Nordsyrien einen kurdischen Staat in „Rojava“ zu schaffen. Jedem politisch und logisch denkenden Menschen musste klar sein, dass so ein Ansinnen von Beginn an zum Scheitern verurteilt war:

Mitbestimmung innerhalb des syrischen Staates haben die kurdischen SyrierInnen, wie es die syrische Verfassung vorsieht, bereits und zwar genau so wie dies alle anderen Angehörigen des mulitethnischen Staates Syrien haben, mit denselben Rechten und Pflichten.

Autonomie, wie dies von den PropagandistInnen des „revolutionären Projektes“ gefordert wurde und noch immer wird, kann in einem vom Imperialismus angegriffenen Land weder gefordert noch verwirklicht werden, denn dies entspricht dem Plan der Imperialisten, Syrien zu teilen.

Kommt dazu, dass diejenigen welche „Autonomie“ fordern, in ihrer Mehrheit keine syrischen KurdInnen, also keine syrischen StaatsbürgerInnen sind. Sie kommen mehrheitlich aus der Türkei, auch aus Europa und sie pflegen enge Verbindungen zu den USA und zu Israel.

Vor diesem Hintergrund wird ein „Opfervolk“ konstruiert. Vom Verrat der USA ist die Rede und von einem drohenden Massaker der türkischen Armee gegen eine wehrlose kurdische Zivilbevölkerung. Auch wird der völkerrechtswidrige Einmarsch der Türkei nach Rojava verurteilt und alle pseudo-fortschrittlichen Kräfte von bürgerlich über linksliberal bis hin zur revolutionären Linken Europas protestieren und demonstrieren gegen diesen Einmarsch. Als am 20. Januar 2018 die Türkei schon damals das Völkerrecht brach und in Afrin einmarschierte, weilte der Autor dieses Artikels in Damaskus. Auch damals kam es in Europa zu Demonstrationen gegen den türkischen Einmarsch. Als ich einem Freund in Syrien davon erzählte, antwortete er: „Das ist schön, aber warum demonstriert ihr nicht für uns Syrier, uns greifen sie seit 2011 an“. (3) Daran hat sich nichts geändert.

Uns ist kaum eine Demonstration in Europa bekannt, in welcher dagegen protestiert wird, dass die souveräne Arabische Republik Syrien angegriffen wird. Angegriffen, nicht allein von den Marionetten des sogenannt islamischen Staates, sondern auch von den USA und der NATO, womit einmal mehr das Völkerrecht mit Füssen getreten wird. Solidarität mit dem „revolutionären Projekt in Rojava“ lesen wir indes auf allen Transparenten, auf allen Flugblättern und wir hören das in sämtlichen Reden. Seltsamerweise scheint sich die „revolutionäre Linke“ Europas in diesem Punkt mit all den bürgerlichen und reaktionären Kräften einig zu sein: Ob sich die kurdische Führung nun mit den USA oder mit Israel zusammen tut, es geht immer gegen Syrien, also kann das nur nur gut sein. Das Ziel hat sich seit 2011 nicht geändert: Die Zerschlagung und Zerstückelung der syrischen Einheit und des syrischen Staates.

Dem syrischen Volk, seinem entschlossenen Widerstand, der syrischen Volksarmee, der syrischen Regierung und aller mit ihnen verbündeten Kräfte ist es zu verdanken, dass diese Pläne gründlich fehlgeschlagen sind.

Spielball der imperialistischen Mächte

Eine rassistische Unterdrückung des kurdischen Volkes findet weder in Syrien, noch in Irak oder Iran statt. Allerdings lokalisieren wir diese an einem einzigen Ort, nämlich in der Türkei. Wozu anzumerken ist: Schon längst sind auch die bewaffneten kurdischen Kräfte in der Türkei zum Spielball der Geheimdienste der imperialistischen Staaten geworden. Die viel beschworene Basisdemokratie wird zur Farce, wenn die Politik einer bewaffneten Befreiungsbewegung einerseits beschränkte lokale Ziele verfolgt (Autonomie, bzw. Eigenstaatlichkeit für das eigene Volk), andererseits jedoch die Direktiven der USA und Israels nachvollzieht, wenn die Politik denn zur Regional- gar zur Globalpolitik wird. So stellten sie sich den USA als deren Bodentruppen zur Verfügung.

Der Kampf des kurdischen Volkes gegen seine Unterdrückung in der Türkei verdient unsere Unterstützung und unserer Solidarität. Als Wesentlich merken wir dazu an: Unsere Unterstützung und unsere Solidarität geht an alle Unterdrückten weltweit, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Ebenso wie der zionistische Staat im Herzen der arabischen Welt ein rassistisches Konstrukt ist, muss auch ein „kurdischer Staat“ ein rassistisches Konstrukt sein. Allein schon der Name „Kurdistan“ impliziert, dass dieser visionäre Staat nach ethnischen Kriterien organisiert werden soll. Folgerichtig hören wir denn auch von mehreren, voneinander unabhängigen Quellen in Syrien, dass es in den sogenannt „befreiten Gebieten“ in Rojava zu Vertreibungen der arabischen Bevölkerung gekommen ist. Ein rassistisches Konzept also, welches sich an den kolonialen Ideologien Europas und Israels orientiert. Es muss betont werden, dass der multiethnische, multireligiöse Vielvölkerstaat keine Alternative hat. Separatistische Abspaltungen nach einem kolonialen, bzw. neo-kolonialen Konzept sind zum Scheitern verurteilt. Beispiele dafür sind die Apartheid-Republiken in Südafrika und Simbabwe (ehem. Rhodesien) sowie das zionistische Apartheid-Regime Israel im besetzten Palästina.

Erstmals tauchte ein „Kurdenproblem“ nach der imperialistischen Zerschlagung des osmanischen Reiches auf. Nachdem „der kranke Mann am Bosporus“ entmachtet worden war, planten die damaligen imperialistischen Mächte England und Frankreich (in Zusammenarbeit mit den anderen damaligen imperialistischen Mächten) die Aufteilung des osmanischen Reiches in ein größeres Griechenland und eine kleine Türkei. Die Gründung der türkischen Republik unter Mustafa Kemal Atatürk (*1881 +1938) durchkreuzte diese Pläne. Atatürk und seiner Regierung gelang es die Restbestände des osmanischen Reiches als türkische Republik zusammen zu halten.

Erstmals war in dem Vertrag von Sèvres (1920) von einem kurdischen Staat die Rede. Wenn jedoch heute kolportiert wird, „in Sèvres sei den Kurden ein Staat versprochen worden“, dann ist dies nicht korrekt. Diese Idee eines kurdischen Staates war von Beginn an eine imperialistische Idee zur Zersplitterung der Region. (4)

Im Vertrag von Lausanne (1923) wird diese Idee nicht mehr aufgegriffen, hauptsächlich weil Grossbritannien die Ölfelder von Mosul geraubt hatte, besetzt hielt und nicht bereit war, diese zu räumen. .

Gleichwohl gelingt es seither immer wieder diese so genannte Kurdenfrage aufzurollen und die Kurden damit zum Spielball und zur Manövriermasse der imperialistischen Mächte zu machen: Der Unterdrückung, zum Beispiel durch die wechselnden türkischen Regierungen, wird nur selten in Solidarität mit den anderen Unterdrückten des türkischen Regimes begegnet. Stattdessen suchen sie die „Lösung“ in einem, wie auch immer gearteten Sonderstatus für das kurdische Volk: Autonomie, Sonderrechte, eigener Staat. Der Gipfel der Absurdität wird dann erreicht, wenn Leute, in Europa die nicht müde werden „no border no nation“ zu skandieren nun plötzlich einen kurdischen Staat fordern.

„Judenfrage“ analog zur „Kurdenfrage“

In seiner Schrift „Zur Judenfrage“ stellt sich Karl Marx äußerst dezidiert gegen die damaligen Emanzipationsbestrebungen der damaligen zionistischen Bewegung in Europa. (5) Marx analysiert völlig korrekt, dass sich „Die Juden nicht als Gruppe emanzipieren können, die Gesellschaft als solche muss sich (gemeinsam mit allen Gruppen der Gesellschaft, mh) emanzipieren“. Auf die kurdische Bevölkerung in der gesamten Region bezogen heißt dies nichts anderes, als dass sich die kurdischen Freiheitskämpfer in den anti-imperialistischen Armeen und mit den Bewaffneten die sich gegen die US/NATO/Zionismus-Aggressionen zur Wehr setzen, integrieren müssen. Weder im Irak noch in Syrien ist dies geschehen. In beiden Ländern hat es die kurdische Führung vorgezogen, sich mit den Invasoren gegen die vom Imperialismus angegriffenen Länder zu verbünden. Im Irak geschah dies mit den feudal hierarchischen Strukturen eines Barzani und Talabani, in Syrien mit dem pseudo-fortschrittlichen und pseudo-revolutionären Projekt Rojava. In beiden Fällen hat sich die jeweilige kurdische Führung mit den Kräften des US-Imperialismus, der NATO und der Zionisten auf eine Kumpanei eingelassen. In beiden Fällen wurden nicht allein die kurdischen Machthaber, sondern das Volk in seiner Gesamtheit von seinen vermeintlichen Freunden fallen gelassen.

Widerstand muss immer und in jedem Fall ein anti-imperialistischer Widerstand sein. Die kurdischen Milizen im Norden Syriens arbeiteten nicht klandestin, sondern völlig offen mit der illegalen Besatzungsarmee der USA zusammen. Nun, da die USA ihre Truppen (scheinbar) aus dem syrischen Gebiet abgezogen haben, sucht die kurdische Führung endlich das Gespräch mit der syrischen Regierung. Dass eben diese syrische Regierung, gemeinsam mit Russland der kurdischen Führung schon seit Jahren anbietet, an den Friedensgesprächen (in Sotschi und Astana) teilzunehmen und dass diese Einladungen von der kurdischen Führung immer wieder abgelehnt wurden, scheint in diesem Zusammenhang niemandem aufzufallen.

Zur allgemeinen Verwirrung tragen auch Halbwahrheiten und handfeste Lügen bei, welche noch immer gebetsmühlenartig wiederholt werden:

Die umkämpften und erst von den USA und jetzt von der Türkei illegal besetzten Gebiete in Nordsyrien seien „kurdisches Gebiet“. Selbstverständlich leben in dieser Region Kurdinnen und Kurden. Die gesamte Region deswegen jedoch als kurdisch zu bezeichnen ist mehr als abenteuerlich. Im besagten Gebiet, welches sich vom Osten Aleppos bis hin zur irakischen Grenze erstreckt konnten vor der Beschlagnahme durch die YPG/PKK-Milizen vielleicht 20% der Bevölkerung als kurdisch bezeichnet werden. Wie im gesamten Gebiet der Syrisch Arabischen Republik spielte diese Kategorisierung jedoch niemals eine Rolle. Differenzen die es möglicherweise gegeben hat, sollen hier nicht negiert werden. Hingegen wäre es möglich gewesen, diese Differenzen auf friedliche Art, innersyrisch, zum Beispiel mit dem syrischen Ministerium für Versöhnung zu lösen. Mit Gruppen jedoch, die vom Pentagon oder von Brüssel aus ferngesteuert werden ist kein Dialog möglich. Die bereits erwähnte Gesprächsverweigerung der kurdischen Führung ist dafür ein überaus starker Beleg. Wie auch immer, die „Kurdenfrage“ kann nur in dem von Marx (zur Judenfrage) angeregten Sinn gelöst werden: Durch einen klaren Positionsbezug: Entweder stehen wir auf Seiten der angegriffenen Völker oder wir stehen auf der Seite der imperialistischen Aggressoren.

Einige Fragen zur Kurdenfrage

Um ein klares Bild zu bekommen ist es dienlich, einige Fragen zu stellen. Unabdingbar ist dabei, ein anti-imperialistisches Bewusstsein, ein Bewusstsein darüber, was imperialistische Machenschaften sind und wie der Imperialismus heute, zum Teil leider mit Erfolg, versucht, angebliche Befreiungsbewegungen für sich zu instrumentalisieren.

Was unterscheidet eine Kurdin, einen Kurden von allen anderen Menschen?

In der Palästina-Solidarität galt lange Zeit die Parole: „Wir alle sind PalästinenserInnen!“ Genau das ist internationale Solidarität: Solange auch nur ein einziger Mensch in den von den Zionisten besetzten Gebieten unterdrückt wird, werden wir alle unterdrückt. Die Befreiung Palästinas bedeutet die Befreiung von Zionismus, Rassismus und Imperialismus. Der „kurdische Befreiungskampf“ präsentiert sich jedoch als Befreiungskampf exklusiv für ein Volk, nämlich für das kurdische Volk. Das ist ein reaktionärer Ansatz, der mit dem internationalen Widerstand gegen den Imperialismus in all seinen Formen nichts zu tun hat.

Wo haben sich die bewaffneten kurdischen Verbände, die in Nordsyrien gekämpft haben, ihre Verbündeten gesucht, und wo sahen sie ihre Gegner?


Sehr schnell stellte sich heraus, dass die kurdischen Milizen, die vorwiegend aus der Türkei nach Nordsyrien eingedrungen sind, mit den US-Truppen und den Truppen der NATO, welche sich illegal in Syrien aufhielten (und zum Teil noch immer aufhalten) zusammen arbeiteten. Vordergründig um die Banden des Islamischen Staates zu bekämpfen und zu vertreiben. Dies sind Propagandalügen. Die Untersuchungen und Belege dafür, dass die USA und der Islamische Staat in Syrien gemeinsam versucht haben, die legitime syrische Regierung zu stürzen und Syrien als Staat zu zerstören, können nicht mehr negiert werden. (6) Die YPG/PKK-Verbände in Nordsyrien sahen ihre Verbündeten also eindeutig auf Seiten der imperialistischen Aggressoren, bei der transatlantischen Junta. Ihr Gegner war zwar vordergründig der Islamische Staat. Tatsächlich jedoch trug ihre Zusammenarbeit mit den USA und mit Israel wesentlich zur anhaltenden Destabilisierung in der Region nordöstlich von Aleppo bis hin zur irakischen Grenze bei. Es ist auch kein Zufall, dass es sich bei diesem Gebiet um eine der rohstoffreichsten Regionen von Syrien handelt. (Erdöl, Wasser). Die Besatzungsmacht USA haben, gemeinsam mit ihren kurdischen Vasallen diese Rohstoffe dem syrischen Volk geraubt und sie verkauft. (Pikanterweise meist an die Türkei).

Wann wurde ein Befreiungskampf jemals mit Hilfe des Imperialismus gewonnen?


Diese Frage ist rasch beantwortet: Nie und nirgendwo! Der Hinweis, die kurdische Führung „würde die USA instrumentalisieren“ ist derart lächerlich und absurd, dass darauf nicht weiter eingegangen werden muss.

Weshalb kann dieser Themenkomplex innerhalb der europäischen Linken nicht thematisiert, geschweige denn diskutiert werden?


Die Emotionalität, ja Aggressivität mit der alle bedacht werden, die es wagen, das Dogma einer „Revolution in Rojava“ in Frage zu stellen, kann nur noch als pathologisch bezeichnet werden. Die Verhaltensmuster sind ähnlich wie wir sie von Gesprächen mit den Exponenten der sogenannt „Freien Syrischen Armee“ (FSA) kennen. Argumente werden entweder nieder gebrüllt, oder der Dialog wird gleich ganz verweigert, frei nach dem Motto: „Ich habe mir meine Meinung gebildet und die lasse ich mir nicht durch Tatsachen kaputt machen“. Ob sich dies nun, da sich die Zusammenarbeit der kämpfenden kurdischen Verbände mit den USA, der NATO und Israel selbst erledigt hat, ändern wird, bleibt abzuwarten.

Und wie weiter?

Wenn wir die Entwicklung heute, nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei in Nordsyrien vorsichtig positiv beurteilen, dann hat das nichts mit Zweckoptimismus zu tun. Wie wir bereits in dem Artikel „Afrin und anderenorts“ (7) ausführen, soll ein direktes militärisches Aufeinandertreffen von Russland, Syrien und dem Iran mit den USA tunlichst vermieden werden. Ebenso soll es auch keinen Zusammenstoss zwischen den NATO-Alliierten USA und der Türkei geben. Folgerichtig ziehen sich die USA zurück und lassen die Türkei in Nordsyrien gewähren. Dass dies ohne Absprache mit Russland, Iran und Syrien geschieht, ist schwer vorstellbar. Niemand von uns kann wissen, was hinter verschlossenen Türen verhandelt wird.

Wahrscheinlich ist, dass die kurdischen Milizen flüchten werden und noch wahrscheinlicher ist, dass sie in die Gebiete flüchten werden, die von der legitimen syrischen Volksarmee kontrolliert werden. Womit dem syrischen Staat einmal mehr die undankbare Aufgabe zufallen dürfte, mit den Hinterlassenschaften einer imperialistischen Aggression zurecht zu kommen.

Die Haltung von Syrien ist eben so klar wie die Haltung des Iran: Die Türkei muss raus aus Syrien und das so schnell wie möglich. Offen bleibt, wie sich letztendlich Russland dazu stellt. Zu hoffen bleibt nun, dass dieses Abenteuer der türkischen Armee möglichst schnell mit möglichst wenig Blutvergießen beendet wird. In wie weit und wie rasch sich diese Hoffnung erfüllen wird, ist schwer voraus zu sagen.

Jedenfalls können wir konstatieren, dass der Plan, Syrien analog zum Irak, analog zu Libyen zu zerschlagen misslungen ist. Auch Dank der Hilfe von entschlossenen und starken Verbündeten kann sich das syrische Volk, die syrische Volksarmee und die syrische Regierung behaupten. All die Siege auf dem Schlachtfeld vermögen indessen nicht die imperialistische Aggression in die Schranken zu weisen: Wo die imperialistischen Mächte militärisch versagt haben, versuchen sie es weiter auf dem wirtschaftlichen und diplomatischen Feld. Mit der anhaltenden und illegalen Blockade versuchen die USA, die EU und eine Reihe anderer Länder, darunter auch die Schweiz, den Überlebenswillen des syrischen Volkes zu zersetzen. Sämtliche Bereiche des Lebens sind betroffen, eine regelrechte Strangulation ist im Gange. Diese richtet sich gegen die Regierung und gegen die gesamte Bevölkerung: Das syrische Volk als solches ist betroffen. Die Imperialisten verfolgen nach wie vor das Ziel, die staatlichen Strukturen Syriens zu zerschlagen und dessen Infrastruktur durch künstlich fabrizierten Mangel zu zerstören. Dabei gehen sie über Leichen, während sie von Demokratie und Menschenrechten schwafeln. Schade, dass die kurdische Führung (und mit ihr ein nicht unwesentlicher Teil der westlichen Linken) derart destruktiven Kräften wie USA, Israel und NATO auf den Leim gehen! Das syrische Volk, die syrische Armee und die syrische Regierung verdienen unseren Respekt und unsere Solidarität.

Deshalb: Alle nicht von der Regierung in Damaskus legitimierten Bewaffneten raus aus Syrien! Schluss mit den völkerrechtswidrigen Sanktionen, Embargos und Blockaden weltweit!


Fußnoten:

1 Dieser „Abzug aus Nordsyrien“ ist nicht das was er zu sein vorgibt: Die US-Streitkräfte sind nicht dorthin zurück gekehrt, wohin sie eigentlich gehören: In die USA. Die Truppenkontingente wurden lediglich in den benachbarten Irak verschoben. „Private Sicherheitsfirmen“ klarer: Söldnerbanden verbleiben in Nordsyrien.

2 Thierry Meyssan: Die Genealogie der Kurdenfrage
https://www.voltairenet.org/article207923.html

3 Markus Heizmann: Afrin und andernorts - eine Einschätzung aus Syrien - Der Imperialismus lässt sich nicht instrumentalisieren, der Imperialismus instrumentalisiert
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24527

4 Zitat aus dem Vertrag von Sèvres: Eine Kommission mit Sitz in Konstantinopel, die sich aus drei Mitgliedern zusammensetzt, die von der britischen, französischen und italienischen Regierung ernannt werden, entwirft innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten dieses Vertrags ein System der lokalen Autonomie für die überwiegend kurdischen Gebiete östlich des Euphrats, südlich der südlichen Grenze Armeniens […]
Quelle: https://wwi.lib.byu.edu/index.php/Section_I,_Articles_1_-_260 (Übers. mh)

5 Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 1. Berlin/DDR. 1976. S. 347-377 oder hier:
http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_347.htm

6 Siehe dazu u.a.: E. Und M. Heizmann: „Syrien ein Land im Widerstand – mehr als ein Reisebericht“ TuP Verlag, Hamburg
Tim Anderson, „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“ (Liepsen Verlag Marbug) und vom selben Autor „The Axis Of Resistance, Towards An Independent Middle East“ (Clarity Press)

7 Markus Heizmann: Afrin und andernorts - eine Einschätzung aus Syrien - Der Imperialismus lässt sich nicht instrumentalisieren, der Imperialismus instrumentalisiert
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24527


Siehe auch:

Ein Grund zur Freude für die Friedensbewegung
Der Sieg des syrischen Volkes ist in Sicht
Von Bernd Duschner
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26289

Zum türkischen Angriff auf Nordsyrien
Wir verurteilen aufs Schärfste den Angriff der Türkei auf Syrien
Von Brigitte Queck (Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg)
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26290

Offener Brief an die Gegnerinnen des türkischen Angriffskrieges auf Syrien
Ich begrüße den Befehl Trumps zum Abzug der US-Army
Von Hartmut Barth-Engelbart
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26291

Resolution zur Lage in Syrien im Lichte der jüngsten militärischen Intervention der Türkei
Die nationale Souveränität und territoriale Integrität Syriens sind zu respektieren!
Von der Leitung der Kommunistischen Partei (Schweiz)
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26292

Türkische revolutionäre Linke zur Militäroperation in Syrien
Kurdische Separatisten als Kollaborateure des atlantischen Imperialismus
Von sinistra.ch - Portale svizzero di informazione progressista
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26293

Die parteiische Macht um acht - Die Tagesschau stützt ihr Nachrichtenangebot auf transatlantische Agenturen und deren AgitProp-Material
Syrienkrieg, Kurdenkrieg, Propagandakrieg
Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam gegen die "Macht um Acht"
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26295

Offener Brief an Bundeskanzlerin, Bundestag und SoldatInnen
Schluss mit dem Krieg
Von Jürgen Todenhöfer und Willy Wimmer
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26309

Betrachtung zu einer Twitter-Botschaft von US-Präsident Donald Trump
Trump als Hoffnungsträger?
Wolfgang Effenberger
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26296

Aussagen des US-Präsidenten, über die fast nicht berichtet wird
Die endlosen Kriege beenden
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26286

Online-Flyer Nr. 723  vom 23.10.2019



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