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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Globales
Gedanken zum Imperialismus und seinen Wurzeln
König Davids mörderischer Geist muss untergehen
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Um das Fazit vorwegzunehmen: die mörderischen Kräfte des Imperialismus müssen gestoppt werden, die Gier der Wenigen nach immer Mehr muss ein Ende haben, bevor die Menschheit ein Ende nimmt. Aber an dieser Stelle soll zunächst eine Frage gestellt werden: dürfen wir in Büchern lesen, die Mord und Totschlag propagieren und uns zu derartigen Kapital-Verbrechen anstiften? Wenn jemand der Meinung ist, dass solche Lektüre nicht statthaft ist und sie den Prinzipien der Ethik widerspricht, der möge an dieser Stelle das Lesen unverzüglich einstellen. Nun gut, wer die Warnung ignorieren will, lese weiter:

„Wenn du in einen Krieg ziehst gegen deine Feinde und siehst Rosse und Wagen eines Kriegsvolks, das größer ist als du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott,... ist mit dir. Wenn ihr nun auszieht zum Kampf, so soll der Priester herzutreten und mit dem Volk reden und zu ihnen sprechen: ... höre zu! Ihr zieht heute in den Kampf gegen eure Feinde. Euer Herz verzage nicht, fürchtet euch nicht... Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, ... wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat.“ (1) Was ist das für ein Text? Wie ist ein Text, der nicht nur die Eroberung von Städten sondern die Auslöschung sämtlichen "feindlichen" Lebens propagiert, zu bewerten? Darf so eine Schrift frei zugänglich sein? Aber immerhin: die Herzen der über Leichen gehenden Imperialisten mögen höher schlagen, wenn sie dies lesen.

Eine böse Gottheit, die ihr Volk zu Plünderei, Raub und Diebstahl führt

Lesen wir weiter. Lesen wir weiter von Mord und Raub, für deren Rechtfertigung die Mörder und Räuber sich ein Wesen erdacht haben, das sie missbräuchlich Gott nennen: „Wenn dich nun der HERR, dein Gott, in das Land bringen wird, von dem er deinen Vätern... geschworen hat, es dir zu geben – große und schöne Städte, die du nicht gebaut hast, und Häuser voller Güter, die du nicht gefüllt hast, und ausgehauene Brunnen, die du nicht ausgehauen hast, und Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast –, und wenn du nun isst und satt wirst, so hüte dich, dass du nicht den HERRN vergisst...“ (2) Es „ist eine böse Gottheit, die ihr Volk zu Plünderei, Raub und Diebstahl führt“, kommentiert der in Israel geborene, heute in London lebende Jazzmusiker und ideologie-kritische Philosoph Gilad Atzmon. (8)

Oder wie wär's mit folgender Darstellung? „David zog hinauf mit seinen Männern und fiel ins Land der Geschuriter und Geseriter und Amalekiter ein; denn diese waren von alters her die Bewohner des Landes... Und sooft David in das Land einfiel, ließ er weder Mann noch Frau leben und nahm mit Schafe, Rinder, Esel, Kamele und Kleider und kehrte wieder zurück.“ (3) Wer ist David? Das ist ein "König", nach dem gemäß Wikipedia der Davidstern benannt ist, und über den zu erfahren ist: „Der Davidstern gilt heute vor allem als Symbol des Volkes Israel und des Judentums.“ (4) Lesen wir weiter von diesem David.

„Es begab sich aber, als David zurückkam vom Sieg..., dass die Frauen aus allen Städten Israels herausgingen mit Gesang und Reigen dem König Saul entgegen unter Jauchzen, mit Pauken und mit Zimbeln. Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend... Und David zog aus und ein vor dem Kriegsvolk und richtete all sein Tun recht aus, und der HERR war mit ihm.“ (5) Die Perversion geht also so weit, dass sie Ausmaße eines Massenmords als Grad für die Verbundenheit mit Gott hingestellt wird. Jeder Mensch, der bei Sinnen ist, dürfte zu dem Ergebnis kommen, dass derartige Texte nicht frei zugänglich sein dürften.

Bleiben wir bei diesem "David", denn wir sehen, dass sich der Grad der Perversion noch steigern lässt: „Saul sprach: So sagt zu David: Der König begehrt keinen andern Brautpreis als hundert Vorhäute von Philistern, um an den Feinden des Königs Vergeltung zu üben... Da sagten seine Großen David diese Worte, und es dünkte David gut, des Königs Schwiegersohn zu werden. Und die Zeit war noch nicht um, da machte sich David auf und zog hin mit seinen Männern und erschlug unter den Philistern zweihundert Mann. Und David brachte ihre Vorhäute dem König in voller Zahl, um des Königs Schwiegersohn zu werden.“ (5) Eindringlich stellt sich noch einmal die Frage: dürfen derartige Darstellungen frei kursieren?

Majestät! Seit je bewundere ich Sie

In einem von einem bekannten Autor verfassten Schreiben "An König David" heißt es euphorisch: „Majestät! Seit je bewundere ich Sie. Dieser Aufstieg vom Schafhirten zum König! Gewiss, auch in unserer Religion – sozusagen, mit Verlaub, die Vollendung der Euren – war oft das Ziegen-, Gänse-, Schweinehüten Start steiler Karrieren. Doch wer erschlug so jung schon Löwen, Bären! Und wie Sie es gar Goliath, diesem 'unbeschnittenen' Berserker, zeigten, diesem Großmaul, mit nichts fast, nur 'im Namen des Herrn Zebaoth'. Wie Sie drohten, ihn zu Kleinholz zu machen, zu Häcksel, ihm den Kopf abzuhauen und seinen Kadaver und die der Philister den Vögeln unter dem Himmel zu geben, dem Wild auf der Erde – 'damit alle Welt innewerde, dass Israel einen Gott hat...' Ja, MIT GOTT, Majestät, wie wir noch im Ersten, im Zweiten Weltkrieg! ... 'Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend.' Das prägt, Majestät! Das verpflichtet! Der alte Saul freilich ward sauer und wollte als Brautpreis für seine Tochter 'hundert Vorhäute von Philistern'. Schon als Junge, Majestät, imponierte mir das, wie Sie, so mir nichts dir nichts, hundert, zweihundert Philister killten – denn 'der Geist des HERRN' war über Sie geraten, 'Gott ist mit dir', wie es immer und immer wieder heißt. 'Wohlan, alles, was in deinem Herzen ist, das tu, denn der HERR ist mit dir ...' Und lieferten so, fast im Handumdrehen, die geforderten 'Vorhäute dem König in voller Zahl...'. Ob Ihr hundert Penisse, zweihundert serviertet? Ihr nahmt’s gern genau. Erinnert Euch, als Ihr die Moabiter schlugt. Da ließ David, so Euer, nein, so sagt unser Heiliges Buch, die Moabiter 'auf den Boden legen und maß sie mit der Messschnur ab; und er maß zwei Schnurlängen ab, so viele tötete er, und eine volle Schnurlänge, so viele ließ er am Leben ...'. Denn Ihr wart stets human auch, Hoheit, und barmherzig... Unsre Bibel wiederholt, 'David aber ließ weder Mann noch Frau lebend' und bezeugt feierlich: 'So tat David, und das war seine Art ...' Majestät! Stets der Ihre Karlheinz Deschner.“ (6)

Mit diesen Worten bringt der Kirchenkritiker und Autor des zehnbändigen Werks "Kriminalgeschichte des Christentums", Karlheinz Deschner, seine "Hochachtung" zum Ausdruck, die er dem Verbrecher David gegenüber empfindet. Und nun ist auch die Frage beantwortet, woher all die Gewalt verHERRlichenden Texte stammen – aus der Bibel – die hier wiedergegebenen genauer gesagt aus den Büchern Mose und Samuel des Alten Testaments.

Auch Werner Rügemer gibt der Despot David zu Denken. Im Rahmen eines Artikels über einen Besuch in der Kölner Synagoge im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit" des Jahres 2009 erwähnt er, dass „an der Frontseite des Synagogenraums groß der David-Stern prangte und dass David im Alten Testament als brutaler Kriegsherr gegen Andersgläubige geschildert wird – was einen Kontrast darstelle gegenüber dem Motto der Synagogen-Veranstaltung 'Woche der Brüderlichkeit'“ Werner Rügemer zitiert die Passagen aus der Bibel, die beschreiben, wie Gefangene willkürlich hingerichtet werden, David gerühmt wird, nicht nur 1000 sondern 10000 Menschen umgebracht zu haben und er in einer beispiellosen Mordaktion 200 Vorhäute erbeutet. Und Werner Rügemer resümiert: „König David, der zum Gründungsmythos des Staates Israel gehört, war ein Berserker und liebte keineswegs die Fremdlinge... David unterwarf in grausamen Kriegszügen mehrere Nachbarstämme“. (7) Die Erwähnung Davids wird Werner Rügemer als Antisemitismus ausgelegt, wie es üblich ist, wenn Kernpunkte einer Herrschaftsideologie frei gelegt werden.

Nicht weniger als Aufrufe zum Genozid

Die folgende Passage dürfte beispielhaft deutlich machen, warum der Autor in einer Weise angefeindet wird wie kaum ein anderer. Lesen wir: „Der jüdische Gott, wie er von Mose... geschildert wird, ist eine böse Gottheit, die ihr Volk zu Plünderei, Raub und Diebstahl führt... Unter Bibelwissenschaftlern besteht kein Zweifel, dass die hebräische Bibel einige hochbrisante, unethische Aussagen enthält, einige von ihnen nicht weniger als Aufrufe zum Genozid... Säkulare Israelis folgen nicht dem jüdischen Gesetz, doch irgendwie interpretieren sie kollektiv ihre jüdische Identität als eine biblische Mission, was vielleicht einiges Licht auf die Massaker der israelischen Armee (IDF) in den vergangenen paar Jahren in Gaza und Libanon wirft. Die IDF setzte todbringende Waffen, wie Cluster-Bomben und weißen Phosphor gegen Zivilisten ein, als ob ihr Hauptziel wäre, zu 'zerstören' und 'keine Gnade zu üben'. Es hat den Anschein, als ob das israelische Militär, als es das nördliche Gaza im Januar 2009 ausradierte, dem 5. Buch Mose 20:16 folgte, denn tatsächlich 'ließen sie nichts leben, was Odem hat[te]'. Doch warum sollte ein säkularer Kommandant Versen des 5. Buch Mose oder irgendeinem anderen Bibeltext folgen? Obwohl die meisten Juden nicht der Bibel folgen und viele nicht einmal ihren Inhalt kennen, ist der tödliche Geist der Schriften in das Wesen der modernen jüdischen politischen Diskurse eingezogen.“ Diese Zeilen stammen von Gilad Atzmon aus seinem 2011 erschienenen Buch "The wandering WHO?". (8)

Aber es ist nicht nur der "jüdische Staat" Israel, der sich von diesem tödlichen Geist leiten lässt. Der zeigt sich auch in "christlichen" Kreisen. Der Holocaust an den Indianern des amerikanischen Kontinents in einer Größenordnung von 75 Millionen Menschen ist dafür eines der deutlichsten Beispiele. (9) Das ist nicht verwunderlich, denn es ist nicht bekannt, dass sich das "Christentum" von der Darstellung eines Gotteswesens, das extremste Verbrechen rechtfertigt, distanziert hätte. Geschichten wie die von David und Goliath finden nach wie vor Verbreitung und propagieren für den Kampf mit dem "Feinde" ein hohes Maß von Gerissenheit und ausgefeilter krimineller Energie. Und zudem ist in neuerer Zeit etwas gelungen, was mit einem Umstand zusammenhängt, den Gilad Atzmon wie folgt beschreibt: „Man braucht nur den ersten und prominenten zionistischen Propheten Theodor Herzl zu lesen, um zu wissen, dass es bei politischem Zionismus überhaupt nur um eines geht: Supermächte in den Dienst der zionistischen Sache zu stellen.“ (10) Diese Supermacht ist heute das US-Imperium mit seinen Vasallen wie Deutschland, das die Akzeptanz von Verbrechen zur Staatsräson erhoben hat. Zionistisch-jüdische und christliche Ideologie sind im Geiste Davids eine perfekte Symbiose eingegangen. Es ist ein Imperium entstanden, das in Kenntnis seiner Bedrohtheit, nach immer Mehr giert.

Es ist höchste Zeit. Die mörderischen Kräfte dieses Imperialismus müssen gestoppt werden, die Gier der Wenigen nach immer Mehr muss ein Ende haben, bevor die Menschheit ein Ende nimmt. Der mörderische Geist von König David muss untergehen, bevor die Menschheit untergeht.


Vorveröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 24 (März 2018) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/


Fussnoten:

1 Das fünfte Buch Mose (Deuteronomium) (5.Mose 20,8)
Kriegsgesetze
https://www.die-bibel.de/bibeltext/5mose20,8/

2 Das fünfte Buch Mose (Deuteronomium) (5.Mose 6,11-12)
Ermahnung zur Liebe und zum Gehorsam gegen den HERRN
https://www.die-bibel.de/bibeltext/5.Mose%206%2C11-12

3 Das erste Buch Samuel (1.Sam 27,1)
David bei den Philistern
https://www.die-bibel.de/bibeltext/1sam27,1/

4 Davidstern
https://de.wikipedia.org/wiki/Davidstern

5 Das erste Buch Samuel (1.Sam 18)
David gewinnt Jonatan zum Freund
https://www.die-bibel.de/bibelstelle/1Sam18/

6 An König David
Karlheinz Deschner in KROKODIL 1, Juni 2012

7 Antisemitismus-Vorwurf als Lügengespinst entlarvt
Werner Rügemer in NRhZ 495 vom 28.01.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21245
und in KROKODIL 12, März 2015

8 Gilad Atzmon
Der wandernde WER, Kapitel 15

9 Einwurf in eine kontroverse Debatte
Alles bekannt über den Holocaust?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 642 vom 27.12.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24469

10 Gilad Atzmon
Der wandernde WER, Kapitel 2

Online-Flyer Nr. 649  vom 28.02.2018

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