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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Krieg und Frieden
Proteste anläßlich der sogenannten Münchner Sicherheitskonferenz
Wir müssen aufhören uns zu zerfleischen
Von Konstantin Wecker

Zum Auftakt der Proteste "Gegen Aufrüstung und Krieg" anlässlich der so genannten Münchner Sicherheitskonferenz (SIKO), bei der sich vom 12. bis 14. Februar 2016 im Hotel Bayrischer Hof "die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Machteliten, vor allem aus NATO-Staaten, die Haupt-Verantwortlichen für das Flüchtlingselend, für Krieg, Armut und ökologische Katastrophen" mit dem Ziel der "Aufrechterhaltung ihrer weltweiten Vorherrschaft" versammelt hatten, trat im Rahmen der Protestkundgebung auf dem Stachus als einer der Vortragenden Konstantin Wecker auf. Sein unter dem Motto "Nicht in unserem Namen" stehender Beitrag sowie das von ihm auszugsweise rezitierte Gedicht von WOB (Wolfgang Blaschka) ist nachfolgend dokumentiert.

Zum selben Zeitpunkt, als Frau Merkel letzte Woche die blutverschmierten Hände von Recep Tayyip Erdogan schüttelte und ein Ende des Bombardements der russischen Luftwaffe gegen die Zivilbevölkerung von Aleppo forderte, bombardierte die türkische Armee kurdische Städte – hunderte ZivilistInnen starben bei Kriegsverbrechen und Massakern allein in den letzten Monaten in der Türkei. Sie teilen die Opfer auf in nützliche und störende – je nachdem, ob sie den deutschen Interessen gerade nutzen oder ob sie als Kollateralschaden in Kauf genommen werden.


Kundgebung auf dem Stachus, München, 13.2.2016 (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)

Wenn die deutsche Bundesregierung zu diesen Verbrechen ihres Bündnispartners schweigt macht sie sich mitschuldig: denn Menschenrechte sind unteilbar! Und Kriegsverbrecher wie Donald Rumsfeld oder Recep Tayyip Erdogan gehören vor Gericht gestellt. Das haben wir hier immer klar gestellt.

Europa droht faschistisch zu werden

Europa taumelt dem Abgrund entgegen und droht faschistisch zu werden, das spüren wir alle. Und es braucht jetzt eine einige antifaschistische Linke, die sich dem drohenden Putsch entgegenstellt. Wir können gerne unterschiedlicher Meinung sein, das ist auch wichtig, aber wir müssen aufhören uns zu zerfleischen, wie wir das Ende der 70er schmerzlich miterleben mussten.


Konstantin Wecker bei seinem Auftritt im Rahmen der Kundgebung auf dem Stachus, München, 13.2.2016

In einer Sache müssen wir an einem Strang ziehen: kein Fußbreit mehr den Rassisten und Faschisten, kein Zugeständnis, kein Entgegenkommen aus taktischen Gründen.

Wir müssen aufpassen, dass das Meinungsklima in Deutschland nicht dermaßen vergiftet wird, dass sich die Menschlichkeit gegenüber der Unmenschlichkeit rechtfertigen muss – wie es heute schon teilweise der Fall ist, wenn Pressezyniker gegen „Gutmenschen“ und „Versteher“ geifern. Wenn man keinen Artikel mehr posten kann, der um Verständnis für Flüchtlinge wirbt, ohne dass einen Think-Tank-geschulte Rechts- und Rechthaber belehren, Mitgefühl ohne ihre sogenannte Vernunft sei doch eher schädlich. Und ohne dass braune Pöbler einen auf Facebook kampagnenartig beschimpfen und bedrohen. Als seien einfache ethische Grundsätze – Menschen aller Hautfarben sind von gleichem Wert und Hilfsbedürftigen muss man helfen – nur überholte Marotten von ein paar „Alt-68ern“. Mehr und mehr kann ich die Gefühlslage Thomas Manns nachvollziehen, der im Exil seine „Trauer über den Abfall der Epoche vom Humanen“ zum Ausdruck brachte.
Zeigen wir den Waffenhändlern und Lobbyisten und Kriegstreibern im Bayrischen Hof, deutlich, laut und unmissverständlich, dass sie nicht in unsere Namen handeln.


Kundgebung auf dem Stachus, München, 13.2.2016


TANZ DER VAMPIRE
von WOB (Wolfgang Blaschka)

Im Bay´rischen Hof tobt ein Maskenball
von Vampiren, die unsichtbar sind.
Die Spiegel im Saal reflektier´n nicht mal,
dabei sind sie doch längst noch nicht blind.
 
Ist alles vom Feinsten, gebohnert, gewischt,
entwanzt und gesichert in Hast.
Des Abends wird schließlich groß aufgetischt,
reichlich Staatshaushalts-Gelder verprasst.
 
Der Welt-Kriegselite gebührt ein Spalier
bei Kaviar, Sekt und Champagner und Bier,
Sie feiert sich selbst, und das über Gebühr
als Drohung zum nächsten Krieg – bis um Vier:
 
Für ... Folterherr´n und Kriegsverbrecher,
Waffenhändler, Lobby-Sprecher
Militärs und Kriegsminister,
spinnefeind, doch wie Geschwister,
Anti-Terror-Polizisten,
selber Terrorspezialisten.
Und als Sahnehäubchen drin:
GroKo-Kriegsministerin!
 
Sie sehen die Welt mit dem Falkenblick
als ihr eigens verwanztes Haus.
Sie tagen und tragen mit großem Geschick
die Revierkämpfe freundschaftlich aus.
 
Die Weltpresse knipst, schreibt bereitwillig mit,
das Fernseh´n erfasst aber nichts:
Die Zähne voll Blut glänzen wie Aspik
in den Mundwinkeln ihres Gesichts.
 
Die Welt-Lausch-Elite, die findet sich hier
bei Kaviar, Sekt und Champagner und Bier.
Sie feiert ihr neuestes No-Spy-Papier,
den Freibrief zum Datenklau – bis um Vier:
 
Für ... BND- und NSA-ler,
Schnüffler, Cyber-Angriffs-Mailer
digitale Passwort-Knacker,
die vitalen Brief-Einsacker,
Metadaten-Analysten,
Krypto-Botschafts-Dekodisten.
Und als Spitze mittendrin:
Drohnen-Kriegsministerin!
 
Danach geht es gleich noch zum Stehempfang,
den die Stadtspitze gern spendiert,
Da stochert, was Namen hat oder Rang
in die Handys, dass nichts hier passiert.
 
Man plaudert geschäftig geschäftlich, privat
und nimmt noch Kaffee oder Tee
und weiß sich so manchen technischen Rat
beim Dessert im Geheim-Separee.
 
Die Welt-Mords-Elite, die tummelt sich hier
bei Kaviar, Sekt und Champagner und Bier.
Sie feiert der Drohnen untrüglich´ Gespür
im Fliegen zum Terror-Sieg – bis um Vier:
 
Für ... Info-Schnaken, Daten-Kraken,
die noch nie vor was erschraken,
Algorithmen-Programmierer,
Alles-was-sie-woll´n-Kopierer,
miese Spitzel unter Tarnung
mit Trojanern ohne Warnung.
Und als Urschel mittendrin
lacht die Kriegsministerin!


Mit freundlicher Genehmigung von Konstantin Wecker übernommen von seiner website hinter-den-schlagzeilen.de


Siehe auch:

Tonmitschnitt des Auftritts von Konstantin Wecker
(zusammen mit weiteren Mitschnitten von den Protesten in München am 13. Februar 2016)
http://www.freie-radios.net/75131

Fotogalerie der Arbeiterfotografie von den Protesten gegen Krieg anlässlich der sogenannten Münchner "Sicherheitskonferenz"
Kriegsallianz NATO: Bedrohung für die Menschheit
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22542

Online-Flyer Nr. 549  vom 17.02.2016

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