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rohestheater bei den Aachener Friedenstagen des Euregioprojekts Frieden
1914 – 2014 – HURRA
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Weil der Krieg (wieder) näher kommt, finden Friedensbereiter zusammen. Das 1991 anlässlich des ersten Irak-Kriegs gegründete Projekt „rohestheater“ der Mies-van-der-Rohe-Schule und die 1999 aus Anlass der ersten deutschen (völkerrechtswidrigen) Kriegsbeteiligung nach 1945 begründeten Aachener Friedenstage widmen sich aus Anlass des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieges dem Wahnsinn, der Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Zwanzig junge Menschen im Alter von 16 bis 21 Jahren verkörpern Stadien irrwitziger Kriegsbegeisterung, Kaisertreue, Kanonenrealität von Ypern (Belgien) bis Kundus (Afghanistan).
Alle Fotos: arbeiterfotografie.com (Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann, Karl Heinz Otten)
Veronika Thomas-Ohst, Vorsitzende des Euregioprojekts Frieden – Veranstalter der Aachener Friedenstage
Eckhard Debour, Leiter des rohestheater (Regie und Dramaturgie)
„Morgens und abends üben wir eine Stunde lang Hurrah schreien. Ich habe noch nie ein derart feines Leben geführt. Wir wünschten, es ginge weiter so“ schreibt „Ihr August Macke“ begleitet von Trommelwirbeln. „Ist das ein Leben in dieser ganzen Zeit, kann ich, Ernst Barlach, nur mit einem großen Liebesabenteuer vergleichen. Es ist ein großes Glücksgefühl“, schwärmt der Erschaffer des Rächers und des schwebenden Engels: „Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden. Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben.“ Schiere Kriegsbegeisterung, die sozialdemokratische Reichstagsfraktion bewilligt des Kaisers Kriegskredite, Künstler vollziehen den Bruch mit der alten (unbeweglichen) Welt. Später sind einige krepiert oder kuriert. Nach dem Zweiten Großen Krieg hieß das: entnazifiziert. Aber andere sind desertiert. Sie entlarven und zerstören die verlogenen und scheinheiligen Werte und Ideale der bürgerlichen Welt, schreibt Isabelle Gerhards im Blog der Bonner Bundeskunsthalle zur Ausstellung „1914. Die Avantgarden im Kampf“. 1916: Geburt von Dada im Züricher Club Voltaire. 1917: russische Oktoberrevolution. 1918/19 Revolution in Deutschland. Der Künstler John Heartfield und die der SPD abtrünnige Rosa Luxemburg gründen die KPD.
„Blut muß fließen. Viel Blut“ sprach der Kaiser Wilhelm II. Große Helden, große Gesänge: „Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands. Heil, Kaiser, Dir...“ „Ich habe dem Himmel aus übervollem Herzen dafür gedankt, in dieser Zeit leben zu dürfen.“ intoniert „Ihr Adolf Hitler“. Das „Heil“, das dieser Führer dem Volk bescherte, beschrieb niemand treffender als der Dada-Künstler und Fotomonteur John Heartfield, beginnend mit der Legion Kondor im so genannten Spanischen Bürgerkrieg.
In einer furiosen Schau bringen zwanzig junge Menschen die Bühne zum Beben, erschallen Klänge aus Igor Strawinsky’s „Sacre du Printemps“ – von seinen Kritikern als „Massacre du Printemps“ verächtlich gemacht – erschütternd!
Es ist doch klar, dass unsere Sache richtig und gerecht ist...
Weit über Schülertheater-Niveau (oder dem, was mensch sich darunter vorstellt) geht das Dargebotene hinaus. Amateur- oder Liebhabertheater ist ein treffender Begriff. Deutlich zu spüren sind das Engagement und Zusammenspiel aller Bereiche: Technik, Bühne, Regie und Dramaturgie, Assistenz und Schauspiel bis hin zum Programmheft und der Theater-Fotografie. Alle sind mit Begeisterung und dem entsprechenden Ergebnis bei der Sache. Großes Kompliment.
Erlebbare Kunst, die unter die Haut geht und die alles andere als diffus ist. Oder – wie vielfach üblich – nur der Vergangenheit verpflichtet. Nicht grundlos heißt der Titel „1914-2014...“, auch der heutige Einsatz deutscher Soldaten und deren Traumata sind greifbar. Viele Orte warten nur darauf, dass deutsche Stiefel ihren Sand betreten. Wer war noch gleich Oberst Klein, der sich nicht verantworten musste für den Tod von 137 afghanischen Zivilisten – darunter 36 Kinder von 5 bis 16 Jahren? „Es handelt sich um eines der drei größten Massaker in der Geschichte des Afghanistan-Krieges. Nur fünf der Toten sind Taliban. 163 Jungen und Mädchen werden in dieser Nacht Waisen.“
„1914 durften Frauen noch nicht einmal wählen, heute ist eine siebenfache Mutter deutsche Verteidigungsministerin,“ begeistert sich die Leiterin der Redaktion Kultur und Geschichte der Deutschen Welle, Susanne Spröer in ihrem Kommentar zum Dossier „Der Erste Weltkrieg – nah und fern zugleich“. Wenn die bunten Fahnen wehen... Vielleicht kann ihr jemand eine Einladung in rohestheater zukommen lassen. (PK)
15. Aachener Friedenstage:
Motto: 1914-2014 Kriegszeiten - Friedenszeiten
veranstaltet vom Euregioprojekt Frieden e.V. Aachen
http://www.euregioprojekt-frieden.org
Politische Poesie der Jahrhunderte
Der Rezitator Andreas Grude spricht und kommentiert Gedichte, Einsichten, Reflexionen und Kommentare zur Lage der Nation, von Bachmann bis Tucholsky, von Goethe bis Ringelnatz.
13. April 2014, 18 Uhr / 5 Euro
Annakirche, Aachen, Annastr. 35
Programmfaltblatt:
http://www.euregioprojekt-frieden.org/media/media/pdf/Flyer%2015%20AFT.pdf
Aufführungstermine rohestheater:
1914-2014 HURRA
9 Euro, ermäßigt 5 Euro
Aula der Mies-van-der-Rohe-Schule, Aachen, Neuköllner Str. 15
Fr 02.05.2014 20 Uhr (ausverkauft)
Sa 03.05.2014 20 Uhr
So 04.05.2014 20 Uhr
Di 06.05.2014 20 Uhr
Fr 09.05.2014 20 Uhr
Kartenbestellung:
http://www.rohestheater.de/de/tickets
Hinweise:
Michael Schulze von Glaßer:
Das virtuelle Schlachtfeld
Videospiele, Militär, Rüstung
PapyRossa Verlag, Köln 2014
Neue Kleine Bibliothek 199, 205 Seiten
EUR 14,90 [D] / 15,40 [A]
Die Kraft der leisen Parolen
Interview mit der Euregioprojekt-Frieden-Vorsitzenden Veronika Thomas-Ohst anlässlich der 15. Aachener Friedenstage
in der NRhZ 451 vom 26.03.2014
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20170
Reportage - Vaals (NL), 27.3.2014
"Von der Unschuld zur Verantwortung" - Veranstaltung mit Thomas Auchter im Rahmen der 15. Aachener Friedenstage
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2014/index-2014-03-27-vaals-aachener-friedenstage-thomas-auchter.html
Online-Flyer Nr. 453 vom 09.04.2014
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rohestheater bei den Aachener Friedenstagen des Euregioprojekts Frieden
1914 – 2014 – HURRA
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Weil der Krieg (wieder) näher kommt, finden Friedensbereiter zusammen. Das 1991 anlässlich des ersten Irak-Kriegs gegründete Projekt „rohestheater“ der Mies-van-der-Rohe-Schule und die 1999 aus Anlass der ersten deutschen (völkerrechtswidrigen) Kriegsbeteiligung nach 1945 begründeten Aachener Friedenstage widmen sich aus Anlass des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieges dem Wahnsinn, der Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Zwanzig junge Menschen im Alter von 16 bis 21 Jahren verkörpern Stadien irrwitziger Kriegsbegeisterung, Kaisertreue, Kanonenrealität von Ypern (Belgien) bis Kundus (Afghanistan).
Alle Fotos: arbeiterfotografie.com (Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann, Karl Heinz Otten)
Veronika Thomas-Ohst, Vorsitzende des Euregioprojekts Frieden – Veranstalter der Aachener Friedenstage
Eckhard Debour, Leiter des rohestheater (Regie und Dramaturgie)
„Morgens und abends üben wir eine Stunde lang Hurrah schreien. Ich habe noch nie ein derart feines Leben geführt. Wir wünschten, es ginge weiter so“ schreibt „Ihr August Macke“ begleitet von Trommelwirbeln. „Ist das ein Leben in dieser ganzen Zeit, kann ich, Ernst Barlach, nur mit einem großen Liebesabenteuer vergleichen. Es ist ein großes Glücksgefühl“, schwärmt der Erschaffer des Rächers und des schwebenden Engels: „Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden. Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben.“ Schiere Kriegsbegeisterung, die sozialdemokratische Reichstagsfraktion bewilligt des Kaisers Kriegskredite, Künstler vollziehen den Bruch mit der alten (unbeweglichen) Welt. Später sind einige krepiert oder kuriert. Nach dem Zweiten Großen Krieg hieß das: entnazifiziert. Aber andere sind desertiert. Sie entlarven und zerstören die verlogenen und scheinheiligen Werte und Ideale der bürgerlichen Welt, schreibt Isabelle Gerhards im Blog der Bonner Bundeskunsthalle zur Ausstellung „1914. Die Avantgarden im Kampf“. 1916: Geburt von Dada im Züricher Club Voltaire. 1917: russische Oktoberrevolution. 1918/19 Revolution in Deutschland. Der Künstler John Heartfield und die der SPD abtrünnige Rosa Luxemburg gründen die KPD.
„Blut muß fließen. Viel Blut“ sprach der Kaiser Wilhelm II. Große Helden, große Gesänge: „Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands. Heil, Kaiser, Dir...“ „Ich habe dem Himmel aus übervollem Herzen dafür gedankt, in dieser Zeit leben zu dürfen.“ intoniert „Ihr Adolf Hitler“. Das „Heil“, das dieser Führer dem Volk bescherte, beschrieb niemand treffender als der Dada-Künstler und Fotomonteur John Heartfield, beginnend mit der Legion Kondor im so genannten Spanischen Bürgerkrieg.
In einer furiosen Schau bringen zwanzig junge Menschen die Bühne zum Beben, erschallen Klänge aus Igor Strawinsky’s „Sacre du Printemps“ – von seinen Kritikern als „Massacre du Printemps“ verächtlich gemacht – erschütternd!
Es ist doch klar, dass unsere Sache richtig und gerecht ist...
Weit über Schülertheater-Niveau (oder dem, was mensch sich darunter vorstellt) geht das Dargebotene hinaus. Amateur- oder Liebhabertheater ist ein treffender Begriff. Deutlich zu spüren sind das Engagement und Zusammenspiel aller Bereiche: Technik, Bühne, Regie und Dramaturgie, Assistenz und Schauspiel bis hin zum Programmheft und der Theater-Fotografie. Alle sind mit Begeisterung und dem entsprechenden Ergebnis bei der Sache. Großes Kompliment.
Erlebbare Kunst, die unter die Haut geht und die alles andere als diffus ist. Oder – wie vielfach üblich – nur der Vergangenheit verpflichtet. Nicht grundlos heißt der Titel „1914-2014...“, auch der heutige Einsatz deutscher Soldaten und deren Traumata sind greifbar. Viele Orte warten nur darauf, dass deutsche Stiefel ihren Sand betreten. Wer war noch gleich Oberst Klein, der sich nicht verantworten musste für den Tod von 137 afghanischen Zivilisten – darunter 36 Kinder von 5 bis 16 Jahren? „Es handelt sich um eines der drei größten Massaker in der Geschichte des Afghanistan-Krieges. Nur fünf der Toten sind Taliban. 163 Jungen und Mädchen werden in dieser Nacht Waisen.“
„1914 durften Frauen noch nicht einmal wählen, heute ist eine siebenfache Mutter deutsche Verteidigungsministerin,“ begeistert sich die Leiterin der Redaktion Kultur und Geschichte der Deutschen Welle, Susanne Spröer in ihrem Kommentar zum Dossier „Der Erste Weltkrieg – nah und fern zugleich“. Wenn die bunten Fahnen wehen... Vielleicht kann ihr jemand eine Einladung in rohestheater zukommen lassen. (PK)
15. Aachener Friedenstage:
Motto: 1914-2014 Kriegszeiten - Friedenszeiten
veranstaltet vom Euregioprojekt Frieden e.V. Aachen
http://www.euregioprojekt-frieden.org
Politische Poesie der Jahrhunderte
Der Rezitator Andreas Grude spricht und kommentiert Gedichte, Einsichten, Reflexionen und Kommentare zur Lage der Nation, von Bachmann bis Tucholsky, von Goethe bis Ringelnatz.
13. April 2014, 18 Uhr / 5 Euro
Annakirche, Aachen, Annastr. 35
Programmfaltblatt:
http://www.euregioprojekt-frieden.org/media/media/pdf/Flyer%2015%20AFT.pdf
Aufführungstermine rohestheater:
1914-2014 HURRA
9 Euro, ermäßigt 5 Euro
Aula der Mies-van-der-Rohe-Schule, Aachen, Neuköllner Str. 15
Fr 02.05.2014 20 Uhr (ausverkauft)
Sa 03.05.2014 20 Uhr
So 04.05.2014 20 Uhr
Di 06.05.2014 20 Uhr
Fr 09.05.2014 20 Uhr
Kartenbestellung:
http://www.rohestheater.de/de/tickets
Hinweise:
Michael Schulze von Glaßer:
Das virtuelle Schlachtfeld
Videospiele, Militär, Rüstung
PapyRossa Verlag, Köln 2014
Neue Kleine Bibliothek 199, 205 Seiten
EUR 14,90 [D] / 15,40 [A]
Die Kraft der leisen Parolen
Interview mit der Euregioprojekt-Frieden-Vorsitzenden Veronika Thomas-Ohst anlässlich der 15. Aachener Friedenstage
in der NRhZ 451 vom 26.03.2014
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20170
Reportage - Vaals (NL), 27.3.2014
"Von der Unschuld zur Verantwortung" - Veranstaltung mit Thomas Auchter im Rahmen der 15. Aachener Friedenstage
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2014/index-2014-03-27-vaals-aachener-friedenstage-thomas-auchter.html
Online-Flyer Nr. 453 vom 09.04.2014
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