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Lokales
Jahrestage-Gedenkveranstaltung in der Fachhochschule
Freud und Bücherverbrennung in Köln
Von Sebastian Noll
"Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen", schrieb Heinrich Heine bereits 1821. - Wer am 17. Mai an der Gedenkveranstaltung "Wider den (un)deutschen Geist - Verboten und verbrannt" in der Fachhochschule Köln teilnahm, behält diesen Satz sicherlich im Gedächtnis. Im Eugen-Schmalenbach-Hörsaal hatten sich über 50 Personen versammelt, um der Kölner Bücherverbrennung vom 17. Mai 1933 zu gedenken und den Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, an seinem 150. Geburtstag zu ehren.

Kunstschriftsteller und Veranstalter Walter Vitt
Foto: Karolina Szczerba
Das facettenreiche Programm begann nach der Begrüßung durch die Veranstalter Professor Metzner und den Kunstschriftsteller Walter Vitt mit der Vorführung der 1983er Dokumentation "Verbannte und verbrannte Kunst" von KAOS Film- und Video-Team. In dem Film von Marianne Tralau, Peter Kleinert und Dieter Oeckl berichtet der Schriftsteller und Zeitzeuge Wilhelm Unger über seine Gedanken und Empfindungen, als er mit eigenen Augen die Verbrennung u.a. auch seiner eigenen Werke vor der damaligen Kölner Universität erleben musste. Die Kölnische Zeitung aus dem Hause M.DuMont Schauberg - für die Unger damals noch als Journalist arbeiten durfte, ehe er als "Nichtarier" nach England emigrierte - titelte, wie der Film zeigt, ihren Bericht über das Ereignis mit der Schlagzeile "Wider den undeutschen Geist".

Fachhochschule- Alte Uni: Hier fand die Kölner Bücherverbrennung statt
Foto: FH Köln
Nach dem Film herrschte Stille im Saal, zumindest bis Nick Leidner seine erste Cello- Improvisation darbot. Sein gefühlvolles Spiel füllte den Raum an diesem Abend immer wieder mit stimmigen Klängen zwischen den einzelnen Vorträgen. Im ersten "Freud und die Literatur" beleuchtete Professor Kaminski nicht nur das Verhältnis von Freud zur Literatur und umgekehrt, sondern zeigte auch auf, wie kritisch Freud schon 1930 gesehen wurde, und aus welchen Gründen er trotz allem im selben Jahr noch den Goethe-Preis erhielt. Danach ließ Johannes Döser mit einer hingebungsvollen Rede die Zuhörer zeitweise den Atem anhalten. Titel: "Furchen einer dunklen Schrift: Freuds Wunderblock oder die Seele als Zaubertafel". Thema: die "Techniker der Endlösung" und die freudianische Sicht auf die Verdrängung.

Dr. Johannes Döser
Foto: Karolina Szczerba
"Über Lebenswege nach der Bücherverbrennung" berichtete anschließend Professorin Marianne Bosshard anhand von zwei sehr unterschiedlichen Beispielen über die Reaktionen und Biographien der Psychoanalytiker in den Jahren des NS-Regimes. Zum Abschluss las die Schriftstellerin Eva Weissweiler, die vor ein paar Jahren durch ihr Buch "Tussy Marx", eine Biographie der Marx-Tochter Eleanor, Aufsehen erregt hatte, aus ihrer neuen Familienbiographie "Die Freuds".

Prof. Joachim Metzner, Rektor der FH-Köln
Foto: Karolina Szczerba
Beim abschließenden Empfang in der historischen Treppenhalle hatten die Gäste - bei freien Getränken und Speisen - ausgiebig Gelegenheit, mit Veranstaltern und RednerInnen Gedanken auszutauschen. Lesen sie hierzu auch das Gedicht von Henrietta Lück.
Siehe auch den NRhZ-Filmclip mit Wilhelm Unger.
Online-Flyer Nr. 45 vom 23.05.2006
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Jahrestage-Gedenkveranstaltung in der Fachhochschule
Freud und Bücherverbrennung in Köln
Von Sebastian Noll
"Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen", schrieb Heinrich Heine bereits 1821. - Wer am 17. Mai an der Gedenkveranstaltung "Wider den (un)deutschen Geist - Verboten und verbrannt" in der Fachhochschule Köln teilnahm, behält diesen Satz sicherlich im Gedächtnis. Im Eugen-Schmalenbach-Hörsaal hatten sich über 50 Personen versammelt, um der Kölner Bücherverbrennung vom 17. Mai 1933 zu gedenken und den Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, an seinem 150. Geburtstag zu ehren.

Kunstschriftsteller und Veranstalter Walter Vitt
Foto: Karolina Szczerba
Das facettenreiche Programm begann nach der Begrüßung durch die Veranstalter Professor Metzner und den Kunstschriftsteller Walter Vitt mit der Vorführung der 1983er Dokumentation "Verbannte und verbrannte Kunst" von KAOS Film- und Video-Team. In dem Film von Marianne Tralau, Peter Kleinert und Dieter Oeckl berichtet der Schriftsteller und Zeitzeuge Wilhelm Unger über seine Gedanken und Empfindungen, als er mit eigenen Augen die Verbrennung u.a. auch seiner eigenen Werke vor der damaligen Kölner Universität erleben musste. Die Kölnische Zeitung aus dem Hause M.DuMont Schauberg - für die Unger damals noch als Journalist arbeiten durfte, ehe er als "Nichtarier" nach England emigrierte - titelte, wie der Film zeigt, ihren Bericht über das Ereignis mit der Schlagzeile "Wider den undeutschen Geist".

Fachhochschule- Alte Uni: Hier fand die Kölner Bücherverbrennung statt
Foto: FH Köln
Nach dem Film herrschte Stille im Saal, zumindest bis Nick Leidner seine erste Cello- Improvisation darbot. Sein gefühlvolles Spiel füllte den Raum an diesem Abend immer wieder mit stimmigen Klängen zwischen den einzelnen Vorträgen. Im ersten "Freud und die Literatur" beleuchtete Professor Kaminski nicht nur das Verhältnis von Freud zur Literatur und umgekehrt, sondern zeigte auch auf, wie kritisch Freud schon 1930 gesehen wurde, und aus welchen Gründen er trotz allem im selben Jahr noch den Goethe-Preis erhielt. Danach ließ Johannes Döser mit einer hingebungsvollen Rede die Zuhörer zeitweise den Atem anhalten. Titel: "Furchen einer dunklen Schrift: Freuds Wunderblock oder die Seele als Zaubertafel". Thema: die "Techniker der Endlösung" und die freudianische Sicht auf die Verdrängung.

Dr. Johannes Döser
Foto: Karolina Szczerba
"Über Lebenswege nach der Bücherverbrennung" berichtete anschließend Professorin Marianne Bosshard anhand von zwei sehr unterschiedlichen Beispielen über die Reaktionen und Biographien der Psychoanalytiker in den Jahren des NS-Regimes. Zum Abschluss las die Schriftstellerin Eva Weissweiler, die vor ein paar Jahren durch ihr Buch "Tussy Marx", eine Biographie der Marx-Tochter Eleanor, Aufsehen erregt hatte, aus ihrer neuen Familienbiographie "Die Freuds".

Prof. Joachim Metzner, Rektor der FH-Köln
Foto: Karolina Szczerba
Beim abschließenden Empfang in der historischen Treppenhalle hatten die Gäste - bei freien Getränken und Speisen - ausgiebig Gelegenheit, mit Veranstaltern und RednerInnen Gedanken auszutauschen. Lesen sie hierzu auch das Gedicht von Henrietta Lück.
Siehe auch den NRhZ-Filmclip mit Wilhelm Unger.
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