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Lokales
Wie RWE und OB Dagmar Mühlenfeld sich wieder einmal blamierten
Mühlheim Modellstadt beim Stromsparen?!?
Von Peter Kleinert

Was ist eigentlich aus Mülheim als RWE-Vorzeigestadt geworden? Im Juli 2008 warb Europas größter Klimakiller mit einem PR-Gag, den wir hier im Bild vorstellen, ganzseitig im SPIEGEL für den “smart meter“ - als Vorzeigemodell in MH. Und außerdem sollte die Stadt an der Ruhr ab 2008 neben Berlin auch noch Modellstadt für den Daimler-RWE-Elektro-Städte-Smart werden. Schauen wir uns knapp zwei Jahre danach einmal an, was aus Mülheims VORWEG GEHEN geworden ist. Es endete in einer großen Blamage, wie wir von Lothar Reinhard, Fraktionsvorsitzender der Mülheimer BürgerInitiativen (MBI) im Stadtrat, erfahren.


SPIEGEL-Werbung des RWE für den
“smart meter“
Quelle: MBI
Am 28. Februar 2008 konnte man in der Mülheimer WAZ-Ausgabe lesen: „RWE installiert 100.000 "intelligente Zähler". Ortsunübliche Werbung gab es gestern mittag auf dem Rathausmarkt: Während Händler ihre Hänger vom Platz ziehen, fährt RWE-Chef Jürgen Großmann im offenen Elektro-Smart vor, die Oberbürgermeisterin auf dem Beifahrsitz.“ Mit einer blauen Box, einem ”intelligenten Stromzähler” - genannt ”smart meter” - wolle Großmann Mülheim zur „Modellstadt für moderne Messtechnik” machen. Das blaue Kästchen solle, so die WAZ, wenn dessen Software spätestens 2009 entwickelt sei, über das Internet anzeigen, welche Elektrogeräte im Haus gerade eingeschaltet sind und wie viel Strom man verbrauche.

“Klimafreundliche Elektroautos“

Am 6. September 2008 las man im WAZ-Wirtschaftsteil: „Daimler und RWE starten Städte-Smarts“. Nach Berlin wollten die Konzerne nun auch in Mülheim eine kleine E-Smart-Flotte für Privat- und Geschäftskunden anbieten und damit ein Pilotprojekt für “klimafreundliche Elektroautos“ starten. In Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten die Vorstandschefs der Unternehmen ihr Vorhaben in Berlin bereits vorgestellt.

Nachdem Mülheim also bereits Modellstadt für den "smart meter" des RWE werden sollte, nun auch noch für Elektrosmarts? Das angekratzte Image des Klimakillers RWE, der bekanntlich neue Riesenbraunkohlekraftwerke plant, sollte also modellhaft in der Heimatstadt von RWE-Chef Großmann aufgepäppelt werden. In Mülheim aber wurde außer der RWE-Aufsichtsrätin, OB Dagmar Mühlenfeld, niemand gefragt, ob er/sie als Alibi für den klimaschädlichen Atomkonzern herhalten wolle.

Greenpeace-Protest

Gegen den Start der Elektroauto-Kooperation von Daimler mit dem Energiekonzern hatte Greenpeace bereits in Berlin mit einem zum rosa Klimaschwein umgewandelten Smart protestiert. Nach Berechnungen von Greenpeace wird ein Elektro-Smart nämlich einen höheren CO2-Ausstoß haben als ein mit Diesel betankter Smart. Der vor allem auf Kohle basierende Strommix von RWE gehöre zu den klimaschädlichsten in Deutschland.

Das Elektro-Smart-Programm wurde inzwischen eingestampft, weil seinen Propagandisten schließlich auch aufgefallen war, dass die CO2-Bilanz mit Braunkohlestrom verheerend gewesen wäre. Nun hat das RWE noch ganze sechs Ladestationen auf Mülheimer Stadtgebiet angemietet, aber auch nur im Rahmen des NRW-Programms der Landesregierung von “E-Mobility“. Ein Hauch dessen, was einmal groß angekündigt worden war!

250.000 Stromkunden verloren

Bitter nötig hatte der Konzern offenbar auch das Vorzeigeprojekt ”smart meter”, hatte er doch im Jahr vor dessen Ankündigung in der WAZ 250.000 Stromkunden verloren. Als nächstes kämen noch „innovative Tarifmodelle”, Strompreise abhängig von Tageszeiten, vielleicht Flatrates dazu“ hatte RWE-Chef Großmann laut WAZ zusätzlich versprochen. Und OB Dagmar Mühlenfeld erklärte „begeistert”: In rund 100 öffentlichen Gebäuden würden die schlauen Geräte installiert, und bis zum Jahresende würden 10.000 Stromzähler in Privathaushalten folgen. Mit schließlich 100.000 dieser ”intelligenten Geräte” würden die Mülheimer genauer als alle anderen Bürger in der Bundesrepublik ihren Stromverbrauch messen können.


RWE-Chef Großmann und
Aufsichtsrätin Mühlenfeld vor
dem Flop-E-Smart
Quelle: MBI
Von den 110.000 “intelligenten“ Stromzählern des “Prof. Dr. Mülheim an der Ruhr“ sind nach knapp zwei Jahren allerdings bisher erst ca. 15.000 auf Mülheimer Stadtgebiet montiert, werden aber nicht als solche benutzt. Es gibt, so vermutet MBI-Fraktionschef Reinhardt, „wohl massivere technische Probleme, und auch der Datenschutz ist wohl nicht ganz geklärt“. Blamabel für das RWE, für die Verbraucher vielleicht ganz gut so!

“Spätrömische Dekadenz“

Mit anderen Worten: “Prof. Dr. Mülheim an der Ruhr“ hat sich als schwer kränklich und kaum dienstfähig erwiesen. Lothar Reinhardt: „Minister Westerwelle sollte das vielleicht als besser passendes Beispiel für seine “spätrömische Dekadenz“ ansehen, weil: viel Geld verpulvert, viel Propaganda und heiße Luft, aber nix kam dabei herum!“

Die hier beschriebenen Flops seien ja nicht die einzigen des RWE unter Leitung seines in Mülheim wohnenden Vorstandschefs Jürgen Großmann: „Man denke nur an das Möchtegern-AKW im bulgarischen Belene…, eine noch viel peinlichere Geschichte, die auch nicht gerade für unternehmerische Weitsicht steht!“ (Siehe NRhZ 195 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13709). (PK)


Online-Flyer Nr. 239  vom 03.03.2010

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