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Aktueller Online-Flyer vom 26. April 2024  

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Globales
Blue Planet Award der Stiftung “ethecon“ an Uri Avnery überreicht
„Auch ich bin Israel”
Von Hubert Ostendorf und Peter Kleinert

Unter dem stürmischen Beifall im voll gefüllten Saal des Berliner Pfefferwerkes wurde - wie bereits angekündigt - der Blue Planet Award der Stiftung “ethecon“ an den israelischen Journalisten und Friedensaktivisten Uri Avnery verliehen. Der 86jährige ehemalige Knesset-Abgeordnete erhielt die Auszeichnung - ein kleines Original-Werk der Künstler-Legende Otto Piene - aus den Händen von Stiftungsvorstand Axel Köhler-Schnura für „seinen unermüdlichen und couragierten Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit“.

Uri Avnery
NRhZ-Archiv
Laudator Adam Melzer, der die Bücher von Uri Avnery in Deutschland verlegt, zeichnete in seiner bewegenden Rede einige Lebensstationen des zeitweiligen “Staatsfeindes Nummer eins“ von Israel nach. Etwa, wie Uri Avnery bei einer Demonstration von Angehörigen der Armee seines Landes die Hände gebrochen wurden, wohl, um ihn vergeblich daran zu hindern, seine wöchentliche bissige Kolumne zu schreiben, die er beharrlich seit nunmehr über 55 Jahren zu Papier bringt.
 
Bewegend auch die Foto-Animation einer Jugendlichen zu Unrecht und Widerstand in Israel und Palästina. Darunter ein Bild, das um die Welt ging: Uri Avnery umarmt als erster Israeli Yassir Arafat inmitten der Frontlinien und schützt so das Leben des Palästinenserführers. Arafat, so Abraham Melzer, habe diese Geste, bei der Uri Avnery hätte umkommen können, sein ganzes Leben lang nicht vergessen.
 
“We shall overcome“
 
Als am Ende der mit der Joan-Baez-Hymne “We shall overcome“ unterlegten Foto-Schau Uri Avnery selbst die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Das Publikum erhob sich von den Sitzen und applaudierte dem Preisträger minutenlang. Dieser warnte eindringlich vor einem neuen Antisemitismus. Auch die übertrieben freundliche “Sonderbehandlung“ der Juden, ein Begriff aus der Sprache von Auschwitz, mit dem die Vernichtung umschrieben wurde, passe ihm, Avnery, nicht. Der Holocaust dürfe kein Alibi sein, die „menschenverachtende Praxis“ Israels gegenüber den Palästinensern hinzunehmen. Es sei ein Akt der Freundschaft, Israel deswegen zu kritisieren. Avnery wörtlich: „Oder würden Sie aus Höflichkeit einen ihrer besten Freunde nicht davon abhalten, betrunken Auto zu fahren?“ Die israelische Regierung vertrete nicht das ganze Volk. Unter starkem Beifall rief Avnery, der zusammen mit seiner Frau Rachel auch den Alternativen Nobelpreis und andere Auszeichnungen erhalten hat: „Auch ich bin Israel.“


Diane Wilson und Axel Köhler-Schnura bei der Verleihung des Blue Planet Award 2006
NRhZ-Archiv
 
Wie in den Jahren zuvor gab es auch wieder einen Black Planet Award - diesmal für das menschenverachtende und umweltzerstörende Verhalten des taiwanesischen Chemie-Multis FORMOSA PLASTICS. Diane Wilson aus Texas/USA hielt dazu die Schmährede. Im Januar wird sie den Black Planet Award in Taiwan im Rahmen einer Aktion zusammen mit taiwanesischen und US-amerikanischen Arbeitern an die Familie Wang, den Geschäftsführer Lee Chih-tsuen und das verantwortliche Management von FORMOSA PLASTICS übergeben (siehe auch http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14481.
 
George W. Bush mit Blut bespritzt
 
Die erste “ethecon“-Preisträgerin, die dadurch berühmt wurde, dass sie den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush wegen des Völkermordes im Irak mit Blut bespritzte, hat auch dazu allen Grund. FORMOSA PLASTICS betreibt ein PVC-Werk in der Heimat von Diane Wilson und hat der ehemaligen Krabbenfischerin durch die Verseuchung der Umwelt die Existenzgrundlage entzogen, weshalb die Geschädigte in einer spektakulären Aktion aus Protest ihr Fischerboot in die Luft gesprengt hat.
 
Zurzeit befindet sich die couragierte Frau zusammen mit anderen AktivistInnen im Hungerstreik gegen den Klimakollaps und gegen das Nicht-Handeln der Regierungen. Diane Wilson kündigte an, ihren Protest persönlich vor den Toren der bevorstehenden Klimakonferenz in Kopenhagen vorzutragen – was Preisträger Uri Avnery dazu bewog, die „Gleichgesinnte“ solidarisch in die Arme zu schließen, so, als wollte er ihr Leben schützen. (PK)
 
Weitere Infos: www.ethecon.org

Online-Flyer Nr. 226  vom 02.12.2009

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