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Dubioser „Jugendschutzverein“ setzt kritische Seiten auf ihren Index
NRhZ nun auch jugendgefährdend
Von Jens Berger
„Jugendschutz ad absurdum“
Demo gegen von der Leyens jüngste
Zensurbestrebungen | Foto: Autorenkollektiv
Was machen selbsternannte Jugendschützer eigentlich so den ganzen lieben langen Tag? Die Jugendschützer von JusProg e.V. sind beispielsweise nach eigener Aussage damit beschäftigt, „Webseiten sorgfältig und nach bestem Wissen und Gewissen“ zu bewerten. Wer nun denkt, dass es diesen Jugendschützern um erotische oder gewalttätige Angebote geht, der hat sich freilich getäuscht. Die Negativliste, die unter „jugendschutzprogramm.de“ samt passender „Schutzsoftware“ angeboten wird, beinhaltet nicht etwa Seiten wie bild.de, wo nackte Schönheiten die lieben Kleinen beglücken und diese gleich noch zehn Bondage-Tipps mit auf den Weg bekommen, „damit der Fesselsex nicht in die Hose geht“. Bild.de gilt den Jugendschützern als unbedenklich. Was auf den ersten Blick seltsam klingt, erklärt sich schnell, wenn man sich die Unterstützerliste der Jugendschützer anschaut – neben Freenet und diversen Schmuddelkramsanbietern ist dort auch bild.de zu finden.
Wer wissen will, wovor JusProg e.V. die lieben Kleinen wirklich schützen will, sollte einmal versuchen, mit aktiviertem Jugendschutzfilter durch das politische Internet zu surfen. Nicht nur „Schmuddelkrams wie der Spiegelfechter“[1], sondern auch jede zweite Seite auf der Linkliste derselben Seite werden von den Jugendschützern anscheinend für jugendgefährdend gehalten.
Jedem auch nur halbwegs wachen Geist wird auffallen, dass alle diese gesperrten Seiten gar nichts mit jugendgefährdenden Inhalten zu tun haben, sich dafür aber kritisch mit politischen Themen auseinandersetzen. Wie kommen die Jugendschützer vom „Verein zur Förderung des Kinder- und Jugendschutzes in den Telemedien e.V.“ darauf, diese Seiten auf einen Sperrindex zu nehmen? Interessant ist da ein Blick auf die Betreiber von jugendschutzprogramm.de, obgleich auch dies keine Antwort auf die entscheidende Frage gibt.
Der Verein ist unter der Postadresse der Fundorado GmbH zu erreichen und als Verantwortlicher wird ein gewisser Mirko Drenger genannt. Drenger ist Geschäftsführer der Fundorado GmbH [3], einer Tochtergesellschaft der freenet AG und der ORION Versand GmbH & Co. KG. Fundorado bezeichnet sich selbst als „Branchenprimus“ für Sex- und Erotikangebote im Internet. Wer sich mit Fragen an JusProg e.V. wenden will, der muss dafür eine Brieffachadresse der Inter Content KG anschreiben. Inter Content KG ist einer der größten Anbieter von Pornographie im deutschsprachigen Teil des Internet. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der Bauer Verlagsgruppe, einem der größten deutschen Medienunternehmen.
Wenigstens weiß man, wovon man spricht – Werbebus von „FunDorado“ Pressefoto: Fundorado
Die Jugendschützer von JusProg e.V. sind also ein Feigenblatt der größten deutschen Anbieter von „Schmuddelkrams“. So gesehen ist ihr Jugendschutzfilter durchaus sinnvoll, kann man ihn doch als Scheinargument vorbringen, wenn „echte Jugendschützer“ sich über Schmuddelkrams im frei zugänglichen deutschen Netz beschweren.
Aber warum setzt dieser Verein [4] kritische Webseiten auf seinen Filter? Die gesperrten Seiten wurden immerhin von deren „Jugendschützern“ höchstpersönlich überprüft und für „anstößig“ befunden. Ist es Jugendlichen etwa nicht zuzumuten, Meinungen abseits von Spiegel online und BILD.de, die beide trotz Gewalt- und Sexbildern das Prädikat „unbedenklich“ erhielten, zu lesen? Wer immer noch die Meinung vertritt, Jugend- und Kinderschutz habe nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sollte nun eines besseren belehrt sein. (CH)
Der Autor verweist außerdem auf einen weiteren Artikel von ihm zu diesem Thema, der bereits auf Telepolis erschien.
Online-Flyer Nr. 199 vom 27.05.2009
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Dubioser „Jugendschutzverein“ setzt kritische Seiten auf ihren Index
NRhZ nun auch jugendgefährdend
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„Jugendschutz ad absurdum“
Demo gegen von der Leyens jüngste
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Wer wissen will, wovor JusProg e.V. die lieben Kleinen wirklich schützen will, sollte einmal versuchen, mit aktiviertem Jugendschutzfilter durch das politische Internet zu surfen. Nicht nur „Schmuddelkrams wie der Spiegelfechter“[1], sondern auch jede zweite Seite auf der Linkliste derselben Seite werden von den Jugendschützern anscheinend für jugendgefährdend gehalten.
Jedem auch nur halbwegs wachen Geist wird auffallen, dass alle diese gesperrten Seiten gar nichts mit jugendgefährdenden Inhalten zu tun haben, sich dafür aber kritisch mit politischen Themen auseinandersetzen. Wie kommen die Jugendschützer vom „Verein zur Förderung des Kinder- und Jugendschutzes in den Telemedien e.V.“ darauf, diese Seiten auf einen Sperrindex zu nehmen? Interessant ist da ein Blick auf die Betreiber von jugendschutzprogramm.de, obgleich auch dies keine Antwort auf die entscheidende Frage gibt.
Der Verein ist unter der Postadresse der Fundorado GmbH zu erreichen und als Verantwortlicher wird ein gewisser Mirko Drenger genannt. Drenger ist Geschäftsführer der Fundorado GmbH [3], einer Tochtergesellschaft der freenet AG und der ORION Versand GmbH & Co. KG. Fundorado bezeichnet sich selbst als „Branchenprimus“ für Sex- und Erotikangebote im Internet. Wer sich mit Fragen an JusProg e.V. wenden will, der muss dafür eine Brieffachadresse der Inter Content KG anschreiben. Inter Content KG ist einer der größten Anbieter von Pornographie im deutschsprachigen Teil des Internet. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der Bauer Verlagsgruppe, einem der größten deutschen Medienunternehmen.
Wenigstens weiß man, wovon man spricht – Werbebus von „FunDorado“ Pressefoto: Fundorado
Die Jugendschützer von JusProg e.V. sind also ein Feigenblatt der größten deutschen Anbieter von „Schmuddelkrams“. So gesehen ist ihr Jugendschutzfilter durchaus sinnvoll, kann man ihn doch als Scheinargument vorbringen, wenn „echte Jugendschützer“ sich über Schmuddelkrams im frei zugänglichen deutschen Netz beschweren.
Aber warum setzt dieser Verein [4] kritische Webseiten auf seinen Filter? Die gesperrten Seiten wurden immerhin von deren „Jugendschützern“ höchstpersönlich überprüft und für „anstößig“ befunden. Ist es Jugendlichen etwa nicht zuzumuten, Meinungen abseits von Spiegel online und BILD.de, die beide trotz Gewalt- und Sexbildern das Prädikat „unbedenklich“ erhielten, zu lesen? Wer immer noch die Meinung vertritt, Jugend- und Kinderschutz habe nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sollte nun eines besseren belehrt sein. (CH)
Der Autor verweist außerdem auf einen weiteren Artikel von ihm zu diesem Thema, der bereits auf Telepolis erschien.
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