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Lokales
Göring-Verehrer und rassistischer Schläger Ehrengäste bei Pro Köln
Manfred Rouhs’ Kameraden
Von Peter Kleinert

Die Fraktion Pro Köln bestreitet gelegentlich, eine Neonazi-Partei zu sein. Doch seit dem 22. Januar schmückt sie ihre eigene Website mit einem General a.D. als Ehrengast, der von ihm im Saarland kommandierte Fallschirmjägereinheiten jahrelang in die Tradition des in Nürnberg zum Tode verurteilten Reichsmarschalls Hermann Göring gestellt hat. Und ihr Fraktionsvorsitzender Manfred Rouhs zeigt sich dort stolz mit einem rechtsextremen belgischen Ex-Polizisten, der wegen eines rassistischen Übergriffs zu drei Jahren Haft verurteilt und vom Dienst suspendiert wurde.

Reinhard G&uumL;nzel
Pro Köln-Ehrengast: Brigadegeneral a.D. und Göring-Verehrer Reinhard Günzel
Foto: Pro Köln-Homepage


Stolz auf Görings Lieblingslied und den Überfall auf Kreta

Reinhard Günzel heißt der Brigadegeneral a.D., der auf dem Neujahrsempfang von Pro Köln im Rathaus die Festrede hielt. Bekannt und fristlos in den Ruhestand versetzt wurde Günzel am 4. November 2003 als Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte (KSK), weil er dem CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann eine Solidaritätsadresse hatte zukommen lassen. „Eine ausgezeichnete Ansprache“, nannte Günzel darin die berüchtigte antisemitische Rede Hohmanns, die dieser am 3.Oktober 2003 gehalten hatte, und empfahl ihm: „Mutig weiterhin Kurs halten.“

Weniger bekannt wurde durch eine vom WDR 1995 abgelehnte und nur vom unabhängigen „Fernsehfenster KANAL 4“ gesendete Reportage, dass unter Günzel als Kommandeur des Fallschirmjägerbataillons 262 im saarländischen Merzig und später der Luftlandebrigade 26 in Saarlouis Fallschirmjäger offiziell den Überfall ihrer Vorbilder vom 20. Mai 1940 auf Kreta zu feiern pflegten. Oder dass sie beim Gelöbnis der „Saarlandbrigade“ in Anwesenheit von Günzel und Innenminister Friedel Läpple (SPD) das Lieblingslied des ehemaligen Fallschirmjägers und späteren Reichsmarschalls Göring „Rot scheint die Sonne“ sangen, der die Kommandeure der Massaker auf Kreta persönlich ausgezeichnet hatte.

MAnfredRouhs
Manfred Rouhs (links) im Gespräch mit dem rechten Schlägerpolizisten Bart Debie, Foto: Pro Köln-Homepage

Türken nicht geholfen, sondern zusammengeschlagen

Bart Debie heißt der vom Dienst suspendierte und zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilte Polizeikommissar und Stadtrat für die flämischen Rechtsextremen von Vlaams Belang in Antwerpen, mit dem sich Pro Köln-Ratsmitglied Manfred Rouhs auf dem Empfang ablichten ließ. Claus Ludwig, Kölner Ratsmitglied für das linke Bündnis „GgS – Gemeinsam gegen Sozialraub" und stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion im Rat, wurde von belgischen Antifaschisten über Rouhs’ Bündnispartner informiert:

Im Jahr 2003 hatte der türkischstämmige Bilent Uludogan die Polizei zur Hilfe gerufen, weil Betrunkene sein Auto demolierten. Die Polizei kam – und nahm Uludogan, seinen Bruder und seinen Schwager fest. Auf der Wache wurden sie, so die Staatsanwaltschaft, unter Anleitung und tätiger Mithilfe von Kommissar Debie zusammengeschlagen. Nach Zeugenaussagen soll Debie dabei gerufen haben: „Hier sind die Lämmer, nun beginnt das Opferfest.“ Nachdem die Ermittlungen gegen Debie bekannt wurden, meldeten sich weitere Menschen, die aussagten, zwischen 1999 und 2003 von ihm schikaniert oder geschlagen worden zu sein. Trotzdem soll Debie bei den Parlamentswahlen im Juni nun auch Abgeordneter von Vlaams Belang werden.

Nazi-Einpeitscher Axel Reitz
Hitler-Verehrer Axel Reitz auf einer Demo vor dem DGB-Haus (siehe NRhZ 19)
Foto: NRhZ-Archiv


„Kontakte zu Neonazis und Gewalttätern kein Zufall“

Claus Ludwig: „Rouhs hat es als Zufälle bezeichnet, dass der Hitler-Verehrer Axel Reitz auf einem Foto mit ihm zu sehen ist und dass der Dreifach-Mörder von Overath, Thomas Adolf sowie Ulrich Klöries, der seine Mitbewohnerin bestialisch ermordet hat, 1994 auf den Listen seiner damaligen Organisation Deutsche Liga (DLVH) kandidierten. Er bestreitet auch, Reitz näher zu kennen. Doch die politische Nähe zu Bart Debie wird er nun kaum bestreiten können.“ Im Gegenteil: Debie und eine Delegation seiner Partei haben Rouhs und Pro Köln vor ein paar Wochen gleich noch einmal nach Köln eingeladen – zu einem „ganztägigen Erfahrungsaustausch“.
Nach Claus Ludwigs Einschätzung sind die Kontakte von Rouhs zu Neonazis und Gewalttätern wohl kein Zufall: „Im Klima von Rassismus und aggressivem Nationalismus gedeihen Gewaltphantasien und gefährliche Psychosen aller Art besonders." – Auch der 18jährige Hans van Themsche, der im Mai 2006 in Antwerpen eine afrikanische Frau und ihr zweijähriges Kind auf offener Straße aus rassistischen Gründen tötete und eine Türkin schwer verletzte, hatte Aufkleber von Vlaams Belang in der Tasche, und seine Tante sitzt für die Rechtsextremisten im belgischen Parlament.

Seit März „Résistance – Widerstand“ in Köln

„Vlaams Belang und Pro Köln behaupten, sie würden konsequent gegen Kriminalität vorgehen, sagt Claus Ludwig, doch, fügt er hinzu: „In der Realität haben Rechtsextreme sich oft genug selber als Kriminelle erwiesen, sobald sie Machtpositionen erobert hatten. Sie führen nicht zu mehr, sondern zu weniger Sicherheit für die Bevölkerung. Willkür, Gewalt und Korruption sind die Kennzeichen faschistischer Machtausübung, von der Hitler-Diktatur bis heute.“

Dass Pro Köln keine harmlose Bürgerbewegung ist, scheinen in Köln immer mehr Menschen zu begreifen. Auch Schülerinnen und Schüler protestieren inzwischen gegen die „nonkonforme Schülerzeitung Objektiv“ von Pro Köln und haben dagegen eine erste Demonstration durchgeführt (siehe NRhZ 85). Im März erschien die erste Ausgabe von „Résistance – Widerstand“, einer Zeitung gegen Nazis und Rassisten, die der Propaganda von Pro Köln an den Schulen Argumente entgegensetzt. Und sogar der Kölner Stadt-Anzeiger ließ Claus Ludwig vor ein paar Tagen ausnahmsweise mal mit zwei Sätzen zu Wort kommen, als er dessen Rechercheergebnisse über den Fascho-Polizisten aus Belgien veröffentlichte.


Online-Flyer Nr. 91  vom 18.04.2007

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