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Aktueller Online-Flyer vom 11. August 2025  

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Kommentar
Aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 53
Friedensnobelpreis für US-Präsident Donald Trump
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Für viele steht fest: Trump führt uns ins Verderben. Trump bedeutet Wahnsinn. Trump ist ein Schwein, für das es nicht genug Lippenstift gibt, um es hübsch aussehen zu lassen. Trump will Krieg. Trump ist ein Verbrecher an der Spitze der USA, der einen Atomkrieg in Kauf nimmt. Trump ist ein Gewohnheitslügner. Trump ist "rechts". Trump gehört zu den Kräften, die die Kompetenzen der Brüsseler EU-Apparate reduzieren wollen – zugunsten eines Europas der Nationen.

german-foreign-policy ist entsetzt und veröffentlicht am 13. Juni 2025 einen Artikel, der Trump mit der "extremen Rechten in Europa" in Verbindung bringt. Ein Mitarbeiter der Washingtoner Heritage Foundation, die den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán "in den höchsten Tönen lobt", die "auf den Umbau der EU in ein Europa der Nationen orientiert" und somit will, dass "die Kompetenzen der Nationalstaaten gestärkt, die Kompetenzen der Brüsseler Apparate hingegen reduziert" werden, ist womöglich als US-Botschafter bei der EU vorgesehen. Kein Zweifel! Diese Argumentation überzeugt! Wenn der undemokratische, militaristische EU-Apparat in Frage gestellt wird, ist das "rechtsextrem". Und auch US-Präsident Donald Trump verdient damit dieses Attribut.

In einem bei apolut am 6. Juni 2025 erschienenen Standpunkt-Artikel ist vom US-Thinktank "The Marathon Initiative" die Rede. Dieser Thinktank habe im Oktober 2024 ein Strategiepapier mit dem Titel "Strategische Sequenzierung, neu betrachtet" veröffentlicht. Damit sei gemeint: "Krieg in Etappen – Ukraine zuerst, China später". Die Verhandlungen, die zurzeit angeblich zur Beilegung des Kriegs in der Ukraine geführt werden, seien – wie es im Titel des Artikels heißt: "Teil der Strategie auf dem Weg in den Krieg mit China und Iran". Dass der US-Präsident sich diese Strategie zu eigen gemacht hat, wird durch die Aussage bewiesen, dass der Verfasser des Strategiepapiers, Wess Mitchell, "von 2017-2019 'Assistant Secretary of State for European and Eurasian Affairs' [stellvertretender Staatssekretär für europäische und eurasische Angelegenheiten] unter Präsident Donald Trump im US-Außenministerium" war. Damit ist die Sache klar!

Ein weiterer überzeugender Artikel – in dem wir erfahren, dass der "Iran sein Atomwaffenprogramm beschleunigt" habe und "Schätzungen" zufolge "in wenigen Monaten oder sogar Wochen mehrere Bomben herstellen kann" – ist am 13. Juni 2025 bei "telepolis" erschienen. Er trägt den Titel "Der nukleare Trump-Faktor". Darin heißt es: "Die Atomkriegsgefahr war nie höher als heute. So attackierte Israel gerade Atomanlagen des Iran. Warum der selbst erklärte 'Peacemaker' in Washington schuld daran ist. Es gibt fast keinen Tag, an dem die Aussage: 'Donald Trump ist eine Gefahr für die Welt' keine neue Nahrung erhält. Die Bedrohung durch den US-Präsidenten gilt für die USA selbst, die in faschistischen Autoritarismus abzugleiten drohen, oder in Bezug auf die planetaren Grenzen, die das Milliardärs-Kabinett mit 'Drill-Baby-Drill' enthusiastisch mit Füßen tritt." Für die Eskalation, die durch iranische Vergeltungsschläge gegen die "Atommacht Israel" entstanden ist, ist "US-Präsident Donald Trump verantwortlich. Denn er lässt die Netanjahu-Regierung gewähren, während er selbst Öl ins Feuer gegossen hat."

Am 30. Juni 2025 erfahren wir in der marxistischen Tageszeitung "junge Welt": "Trump und Netanjahu haben in den zwölf Tagen und auch grundsätzlich bewiesen, dass ihnen niemand vertrauen kann. Sie folgen ausschließlich der Logik ihrer militärischen Macht." Und: "Trumps Aufforderung an die gesamte Bevölkerung in Teheran, die Hauptstadt zu verlassen, sollte bewusst Chaos erzeugen. Das war ein Akt des Staatsterrorismus und muss juristisch vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag geahndet werden. Millionen von Menschen traten die Flucht an..." Zu erwägen, dass Trump Informationen über den von Israel geplanten Abwurf einer Atombombe über Teheran hatte, kann bei der Beurteilung keine Rolle spielen.

Andere Stimmen

Es gibt aber auch andere Stimmen. Erinnert sei an die Äußerung von Gilbert Doctorow vom 24. Juni 2025: "Wir müssen unsere Einschätzung von Trumps Rationalität und Absichten revidieren."

Earl L. "Buddy" Carter schreibt am 24. Juni an das Friedensnobelpreiskomitee: "Als Mitglied des Kongresses der Vereinigten Staaten möchte ich Donald J. Trump, den 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten, in Anerkennung seiner außergewöhnlichen und historischen Rolle bei der Beendigung des bewaffneten Konflikts zwischen Israel und dem Iran... offiziell für den Friedensnobelpreis nominieren... Seine Botschaft des gegenseitigen Respekts und des Friedens wird nun zu einer vollständigen Einstellung der militärischen Aktivitäten, keiner weiteren Eskalation und der Bewahrung von Tausenden, wenn nicht Millionen von Menschenleben im gesamten Nahen Osten und auf der ganzen Welt führen... Ein solcher Durchbruch [erfordert] sowohl Mut als auch Klarheit. Präsident Trump hat beides bewiesen und der Welt einen seltenen Hoffnungsschimmer gegeben." Zuvor wurde Präsident Trump – wie z.B. CNN am 23. Juni berichtet – von Pakistan für den Friedensnobelpreis nominiert, um damit Trumps Beitrag zur Vermittlung bei der Beendigung des Konflikts zwischen Pakistan und Indien zu würdigen.

Donald Trump wehrt allerdings ab. Am 26. Juni schreibt er: "Ich freue mich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass ich zusammen mit Außenminister Marco Rubio einen wunderbaren Vertrag zwischen der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Ruanda in ihrem jahrzehntelangen Krieg geschlossen habe, der durch Blutvergießen und Tod gekennzeichnet war, mehr noch als die meisten anderen Kriege. Vertreter aus Ruanda und dem Kongo werden am Montag [30. Juni] in Washington sein, um die Dokumente zu unterzeichnen. Dies ist ein großer Tag für Afrika und, offen gesagt, ein großer Tag für die Welt! Ich werde dafür keinen Friedensnobelpreis bekommen, ich werde keinen Friedensnobelpreis dafür bekommen, dass ich den Krieg zwischen Indien und Pakistan beendet habe, ich werde keinen Friedensnobelpreis dafür bekommen, dass ich den Krieg zwischen Serbien und dem Kosovo beendet habe, ich werde keinen Friedensnobelpreis dafür bekommen, dass ich den Frieden zwischen Ägypten und Äthiopien bewahrt habe... Nein, ich werde keinen Friedensnobelpreis bekommen, egal was ich tue, einschließlich Russland/Ukraine und Israel/Iran..."

Prof. Dr. Max Otte, der sich als "Unternehmer und Demokrat" sieht, US-Staatsbürger ist und bei den Präsidentschaftswahlen Donald Trump gewählt hat, wurde bei einer Veranstaltung in Köln am 27. Juni gefragt, ob Trump jemand ist, der – wie im politischen Geschäft des "Westens" üblich – von Frieden spricht, wenn Krieg gemeint ist, oder ob er, wenn er von Frieden spricht, tatsächlich Frieden meint. Für Max Otte besteht kaum Zweifel: Trump geht es um Frieden.


Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 53 (Juni 2025) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/


Online-Flyer Nr. 849  vom 31.07.2025

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