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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Genug der deutschen Scheinheiligkeit und Schamlosigkeit – Gaza und die deutschen Krokodilstränen
Von Evelyn Hecht-Galinski
Wie lange kann und will man das israelische Regime noch als „einzige“ Demokratie im Nahen Osten bezeichnen? Dieses Regime wurde zwar demokratisch gewählt, aber was heißt das schon? Eine Demokratie besteht nicht nur aus Wahlen, sondern auch aus Wählern. Wenn also 82% dieser Wähler die Ausrottung und ethnische Säuberung Palästinas befürworten und den Gazakrieg mit allen Konsequenzen unterstützen, dann hat das mit Demokratie und demokratischem Verständnis nichts mehr zu tun. Was also ist von den fast täglichen Demonstrationen gegen Netanjahu zu halten, die für die Geiselbefreiung der Gefangenen der Hamas und ein Ende des Gazakriegs demonstrieren?
Keine Logik mehr im israelischen Vorgehen?
Wenn also theoretisch alle Geiseln befreit wären „tot oder lebendig“ und Netanjahu den Krieg, seinen persönlichen Rachefeldzug gegen Palästinenser und gegen die Hamas, sofort wieder aufnehmen würde und mit den täglichen Bombardierungen gegen wehrlose zivile Palästinenser fortfahren würde, um sein politisches Fortbestehen zu sichern, gäbe es dann auch noch tägliche Demonstrationen gegen den Krieg?
Was also treibt Deutschland an, weiter dieses Regime zu unterstützen? Militärisch wie mental? Wie unglaubwürdig wirkt also die Kritik von Kanzler Merz an Netanjahu und seiner Regierung? „Er sehe keine Logik mehr im israelischen Vorgehen, wie sie dem Ziel dienen, den Terror zu bekämpfen und die Geiseln zu befreien“.
Allerdings hatte Merz zuvor in einem Telefonat mit Netanjahu bekräftigt, „dass die Sicherheit und das Existenzrecht Israels Teil deutscher Staatsräson seien. Merz verurteilte den Terror der Hamas. Diese müsse alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen. Außerdem betonte Merz, dass es dringend erforderlich sei, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen und deren sichere Verteilung zu gewährleisten. So gut so schön, aber was sagen diese Worte aus, angesichts eines Außenminister Wadephul, der sich zwar gegen eine „Zwangssolidarität mit Israel“ wandte und eine Überprüfung der Waffenexporte ankündigte?
Wo bleibt die gelebte Menschlichkeit in Deutschland?
Als dann aber der israelische Kollege Gideon Saar zu Besuch nach Berlin kam, außerte Wadephul zwar scharfe Kritik am Siedlungsbau im Westjordanland, aber sicherte Israel weitere Waffenhilfe zu, verlangte aber rasche humanitäre Hilfe. Auch stellte er das Assoziierungsabkommen, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nicht in Frage. Mit dem gemeinsamen Besuch am Holocaustmahnmal konnte sich der israelische Kollege nochmals „aufplustern“. Saar kritisierte, 80 Jahre nach dem Holocaust scheine es, als ob die Lehren daraus vergessen seien. Der Antisemitismus würde sich heute ungehindert auf der Welt und insbesondere auf europäischem Boden ausbreiten. Was für eine Hasbara-Verdrehung! Ja, es gibt einen Anstieg von anti-israelischen Vorfällen, die aber nichts mit Antisemitismus zu tun haben und die dem israelischen Regime immer wieder als Ablenkungsmanöver für die Vertuschung ihrer Verbrechen dienen.
Es ist schon ein kleiner Lichtblick, wenn auch die deutsche Debatte über Waffenlieferungen und Beziehungen zu Israel sich intensiviert. Schließlich hat die Bundesregierung seit dem 7. Oktober 2023 Waffenexporte für mehr als 485 Millionen Euro an Israel genehmigt. Nun kommen verstärkt die Rufe nach einem Lieferstopp: „Deutsche Waffen dürfen nicht für Kriegsverbrechen eingesetzt werden“. Das ist unsere Rechtslage, so etwa die SPD Außenpolitikerin Cademartori. Etwas zu spät, nachdem die Waffen längst für den Völkermord in Gaza eingesetzt wurden. Am Mittwoch setzten sich einige Prominente und Künstler in einer Petition für die „Überprüfung“ der Waffenlieferungen ein und für eine Waffenruhe. Alles nur sehr halbherzig-deutsch eben. Während in Rom Hunderttausende Menschen für ein Ende des Gazakriegs demonstrierten. Das ist gelebte Menschlichkeit.
Massenvernichtung ohne Gaskammern
Derzeit lehnt auch die Mehrheit der Deutschen die Waffenlieferungen ab: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage fordern 75% einen Lieferstopp, und nur 14% halten die Waffenlieferungen für richtig. Alles Antisemiten? Dabei sollten gerade ein deutscher Kanzler und sein Außenminister an unsere Geschichte denken und endlich die richtigen historischen Schlüsse ziehen. Was in Gaza vor sich geht, ist eine furchtbare Kopie von Nazi-Methoden. Was wir in Gaza sehen, ist eine Massenvernichtung ohne Gaskammern.
Wenn man 80% der Bevölkerung des Lebensraums, der Wohngebiete, der meisten Schulen und Krankenhäuser mit einem Bombenteppich überzieht, vernichtet man die Bevölkerung. Die Hälfte der 2,3 Millionen Palästinenser sind Kinder, Jugendliche und viele Säuglinge. Es ist eine kollektive Bestrafung. Während die Nazis eine kollektive Bestrafung von Gegnern und Häftlingen ausführten oder willkürlich ganze Dörfer von Erschießungskommandos liquidieren ließen, erleben wir heute nach Hamas-Anschlägen, wie ganze Dörfer von der jüdischen „Verteidigungsarmee“ dem Erdboden gleichgemacht werden und die Bewohner verjagt oder liquidiert werden.
Schon die Nazis erkannten die Wirkung des gezielten Aushungerns der Bevölkerung als Waffe, um so sowjetische Zivilisten und Juden zu vernichten. Heute hat Israel genau diese Waffe in Gaza für sich entdeckt und genutzt. Heute werden mehr als 2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen, die gesamte noch lebende Bevölkerung des Gebiets, so gezielt in eine Hungersnot getrieben. Derzeit ist Gaza der hungrigste Ort der Welt. Gerade Deutsche und Juden sollten sich angesichts der verhungernden Kinder in Gaza sich genau an diese Nazi-Aktionen erinnern, die diesen Aktionen so furchtbar ähneln. Dann hätte das „Nie wieder“ endlich eine Bedeutung.
Israel liefert Patriot-Systeme an die Ukraine
Am Montag (9. Juni 2025) wurde noch bekannt, dass Israel Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert hat. Entgegen der Annahme, dass Israel der Ukraine keine militärische Unterstützung gewährt, gab der israelische Botschafter in der Ukraine, Michael Brodsky, in einem Interview mit der ukrainischen Journalistin Maricha Dvbenko am 8. Juni bekannt, dass sein Land, insbesondere Patriot-Luftabwehrsystem geliefert habe. Brodsky ging auf das Missverständnis ein, dass sich Israel vollständig aus den Verteidigungsbemühungen der Ukraine heraushalte. Die Patriot -Systeme, die wir einst von den Vereinigten Staaten erhalten haben, befinden sich jetzt in der Ukraine, sagte Brodsky.
Es stellt sich jetzt die Frage wie Russland auf dieses Geständnis regieren wird? Wie viel Geduld mit den „Werte“-Westlern wird Putin noch aufbringen, um auf diese erneute Provokation zu reagieren? Immerhin fordert die deutsche SPD-Entwicklungsministerin, Alabali-Radovan, Konsequenzen für Israel. Ob das wirklich bei ihren Kabinettskollegen angekommen ist?
Die Farce der Humanilation Foundation ist keine Hilfsaktion für Gaza, sondern eine von Ministerpräsident Netanjahu konzipierte Aktion, von US-Präsident Trump gebilligt, der von Logik und Aufbau vom Nazi-Hungerplan inspiriert wurde. Alles erinnert auch an die Auswirkungen des Hungerns im Warschauer Ghetto. Warum hört man nicht auf die unzähligen Stimmen der Ärzte in Gaza. Sie behandeln und sehen die Säuglinge, die mit eingefallenen Augen und hervorstehenden Rippen elend sterben. Sie sprechen zur Welt, aber die Welt hört nicht zu!
Warum keine Bundeswehr Lazarettschiffe nach Gaza schicken?
Warum zeigt man hier keine Solidarität mit den gezielt ermordeten Journalisten? „Lokale Journalisten, die am besten in der Lage sind, die Wahrheit zu berichten, sind von Vertreibung und Hunger bedroht. Bis heute wurden fast 200 Journalisten vom israelischen Militär getötet. Viele weitere wurden verletzt und sind aufgrund ihrer Arbeit – ihrer Berichterstattung – ständig in Lebensgefahr. Dies ist ein direkter Angriff auf die Pressefreiheit und das Recht auf Information.“
Ärzte ohne Grenzen fordern einen ungehinderten Zugang in den Gazastreifen. Israel hat in diesem Krieg 54.927 Menschen in Gaza getötet und 126.615 verletzt. Es wird befürchtet, dass noch etwa 11.000 Menschen unter den Trümmern verschüttet sind. Nachdem es seit 2007 eine Land-, See- und Luftblockade aufrechterhalten hatte, nachdem sie ihre Häuser, Schulen und Bäckereien zerstört haben, nachdem sie immer wieder vertrieben werden, ganze Familien verbrannt wurden wird ihnen jetzt auch noch das Brot verweigert. Sie werden schlechter als Tiere behandelt, gejagt, wenn sie beten, erschossen – während sie versuchen, nach Mehl anzustehen, und Mütter versuchen, ihre verhungernden Kinder mit dem letzten Mehl, das mit Schmutz und Blut verschmutzt ist, zu ernähren. Israel aber will mit allen Mitteln ihre Existenz vernichten.
Israel ist als Besatzerstaat laut Genfer Verordnung verpflichtet, die palästinensische Bevölkerung zu ernähren. Warum wird Israel nicht beim Wort genommen? Warum sanktioniert man Israel im Gegensatz zu Russland nicht? Nur diese Konsequenzen haben Wirkung. Der Holocaust und seine Opfer mahnen uns, diese Maßnahmen zu ergreifen. Der 7. Oktober war ein verzweifelter Hilferuf nach jahrelanger Abschottung und Drangsalierung! Warum schickt Deutschland als Zeichen der „Staatsräson“ nicht eine deutsche, offizielle Gaza-Hilfs-Flotte in den Gazastreifen? Warum keine Bundeswehr Lazarettschiffe? Würden die „israelischen Freunde“ dagegen vorgehen, dann wüsste Deutschland endlich, was von dieser „Freundschaft“ zu halten ist. Um dann endlich die Konsequenzen zu ziehen, 80 Jahre nach Kriegsende und Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee!
Gaza-Hilfsflotte gestoppt – Völkermord in Gaza geht weiter
Am frühen Montagmorgen (9. Juni 2025) war die Gaza-Hilfsflotte gestoppt worden – mit vielen prominenten Aktivisten wie Greta Thunberg und Yasemin Acar aus Berlin. Die Gruppe wurde in Israel verhaftet und musste sich als „Hasbara-Erziehungsmaßnahme“ ein Video des Hamas-Überfalls am 7. Oktober ansehen, um die „Gräueltaten“ der Hamas zu sehen, für die sich die Gruppe um die „Antisemitin“ Greta Thunberg einsetzten würden, wie „Kriegsminister“ Katz meinte. Warum wurde danach nicht ein Video der israelischen Völkermord-Grausamkeiten gezeigt, damit die Gruppe sieht, dass sie auf der richtigen Seite steht. Das wäre einer Demokratie würdig, aber davon ist die jüdische Ethnokratie meilenweit entfernt. Die Gruppe soll jetzt in ihre Heimatländer abgeschoben werden.
Wir haben uns mitschuldig gemacht am Völkermord in Gaza. Und das wird ewig an uns haften bleiben. Wann endlich wird die deutsche Presse so berichten wie es die israelische liberale Zeitung Haaretz tut? „Es gibt keine Möglichkeit diesen Krieg wegzuerklären.“ „Um den Krieg zu beenden, muss die Welt die Verschleierungstaktiken der Hasbara durchschauen – und wir sollten die Schichten der Verleugnung durchbrechen. Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen. Denn dies ist kein Krieg, dies ist ein Massaker mit dem Ziel der ethnischen Säuberung.“ (Haaretz)
Das ist nicht nur ein Völkermord durch Israel, sondern ein kollektiver Völkermord. Israels Vorgehen bedroht die Grundlagen des internationalen Völkerrechts. Diese Verbrechen sind bewusst darauf ausgerichtet das Leben der Palästinenser in Gaza vollständig zu zerstören, bekräftigt von vielen politischen Regierungsaussagen des israelischen Regimes. Der Völkermord in Gaza hat gezeigt, wie hohl die Behauptungen des „Werte“-Westens über die Moral und die Unantastbarkeit der Rechtsstaatlichkeit wirklich sind.
Was hat Deutschland je getan, um Solidarität mit den Palästinensern zu beweisen?
Nehmen wir nur Deutschland als Beispiel. Politik und Medien diskutieren ewig darüber, ob und wie man Israel kritisieren darf. Der Bundestag überbietet sich in verlogener Scheinheiligkeit. Es werden Krokodiltränen über Gaza vergossen – unter dem Motto “Die Hamas ist schuld“, und Israel, dieser bedroht e „demokratische Staat“, der von Feinden umgeben sei, verteidige sich nur selbst und versuche alles, die Zivilbevölkerung zu schützen und in sichere Zonen zu leiten. Da waren die Parteien verbunden in der triefenden und gefährlichen Solidarität mit Israel – an der Spitze der deutschen Verlogenheit die AfD!
Ebenso das ewige Mantra über einen Palästinenserstaat und das ewige Pochen auf die Umsetzung: seit Jahrzehnten eine weitere große Lüge angesichts des fortschreitenden illegalen Siedlungsbaus und der ethnische Säuberung Palästinas. Was hat Deutschland dafür getan, den Siedlungsbau zu verhindern? Was hat Deutschland je getan, um Solidarität mit den Palästinensern zu beweisen? Während Israel ständig Empathie und Solidarität für Kriegsverbrechen einfordert.
Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom “Hochblauen”, dem 1165 m hohen “Hausberg” im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch “Das elfte Gebot: Israel darf alles” heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten “Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik” ausgezeichnet.
Online-Flyer Nr. 847 vom 11.06.2025
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Kommentar vom Hochblauen
Genug der deutschen Scheinheiligkeit und Schamlosigkeit – Gaza und die deutschen Krokodilstränen
Von Evelyn Hecht-Galinski

Keine Logik mehr im israelischen Vorgehen?
Wenn also theoretisch alle Geiseln befreit wären „tot oder lebendig“ und Netanjahu den Krieg, seinen persönlichen Rachefeldzug gegen Palästinenser und gegen die Hamas, sofort wieder aufnehmen würde und mit den täglichen Bombardierungen gegen wehrlose zivile Palästinenser fortfahren würde, um sein politisches Fortbestehen zu sichern, gäbe es dann auch noch tägliche Demonstrationen gegen den Krieg?
Was also treibt Deutschland an, weiter dieses Regime zu unterstützen? Militärisch wie mental? Wie unglaubwürdig wirkt also die Kritik von Kanzler Merz an Netanjahu und seiner Regierung? „Er sehe keine Logik mehr im israelischen Vorgehen, wie sie dem Ziel dienen, den Terror zu bekämpfen und die Geiseln zu befreien“.
Allerdings hatte Merz zuvor in einem Telefonat mit Netanjahu bekräftigt, „dass die Sicherheit und das Existenzrecht Israels Teil deutscher Staatsräson seien. Merz verurteilte den Terror der Hamas. Diese müsse alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen. Außerdem betonte Merz, dass es dringend erforderlich sei, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen und deren sichere Verteilung zu gewährleisten. So gut so schön, aber was sagen diese Worte aus, angesichts eines Außenminister Wadephul, der sich zwar gegen eine „Zwangssolidarität mit Israel“ wandte und eine Überprüfung der Waffenexporte ankündigte?
Wo bleibt die gelebte Menschlichkeit in Deutschland?
Als dann aber der israelische Kollege Gideon Saar zu Besuch nach Berlin kam, außerte Wadephul zwar scharfe Kritik am Siedlungsbau im Westjordanland, aber sicherte Israel weitere Waffenhilfe zu, verlangte aber rasche humanitäre Hilfe. Auch stellte er das Assoziierungsabkommen, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nicht in Frage. Mit dem gemeinsamen Besuch am Holocaustmahnmal konnte sich der israelische Kollege nochmals „aufplustern“. Saar kritisierte, 80 Jahre nach dem Holocaust scheine es, als ob die Lehren daraus vergessen seien. Der Antisemitismus würde sich heute ungehindert auf der Welt und insbesondere auf europäischem Boden ausbreiten. Was für eine Hasbara-Verdrehung! Ja, es gibt einen Anstieg von anti-israelischen Vorfällen, die aber nichts mit Antisemitismus zu tun haben und die dem israelischen Regime immer wieder als Ablenkungsmanöver für die Vertuschung ihrer Verbrechen dienen.
Es ist schon ein kleiner Lichtblick, wenn auch die deutsche Debatte über Waffenlieferungen und Beziehungen zu Israel sich intensiviert. Schließlich hat die Bundesregierung seit dem 7. Oktober 2023 Waffenexporte für mehr als 485 Millionen Euro an Israel genehmigt. Nun kommen verstärkt die Rufe nach einem Lieferstopp: „Deutsche Waffen dürfen nicht für Kriegsverbrechen eingesetzt werden“. Das ist unsere Rechtslage, so etwa die SPD Außenpolitikerin Cademartori. Etwas zu spät, nachdem die Waffen längst für den Völkermord in Gaza eingesetzt wurden. Am Mittwoch setzten sich einige Prominente und Künstler in einer Petition für die „Überprüfung“ der Waffenlieferungen ein und für eine Waffenruhe. Alles nur sehr halbherzig-deutsch eben. Während in Rom Hunderttausende Menschen für ein Ende des Gazakriegs demonstrierten. Das ist gelebte Menschlichkeit.
Massenvernichtung ohne Gaskammern
Derzeit lehnt auch die Mehrheit der Deutschen die Waffenlieferungen ab: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage fordern 75% einen Lieferstopp, und nur 14% halten die Waffenlieferungen für richtig. Alles Antisemiten? Dabei sollten gerade ein deutscher Kanzler und sein Außenminister an unsere Geschichte denken und endlich die richtigen historischen Schlüsse ziehen. Was in Gaza vor sich geht, ist eine furchtbare Kopie von Nazi-Methoden. Was wir in Gaza sehen, ist eine Massenvernichtung ohne Gaskammern.
Wenn man 80% der Bevölkerung des Lebensraums, der Wohngebiete, der meisten Schulen und Krankenhäuser mit einem Bombenteppich überzieht, vernichtet man die Bevölkerung. Die Hälfte der 2,3 Millionen Palästinenser sind Kinder, Jugendliche und viele Säuglinge. Es ist eine kollektive Bestrafung. Während die Nazis eine kollektive Bestrafung von Gegnern und Häftlingen ausführten oder willkürlich ganze Dörfer von Erschießungskommandos liquidieren ließen, erleben wir heute nach Hamas-Anschlägen, wie ganze Dörfer von der jüdischen „Verteidigungsarmee“ dem Erdboden gleichgemacht werden und die Bewohner verjagt oder liquidiert werden.
Schon die Nazis erkannten die Wirkung des gezielten Aushungerns der Bevölkerung als Waffe, um so sowjetische Zivilisten und Juden zu vernichten. Heute hat Israel genau diese Waffe in Gaza für sich entdeckt und genutzt. Heute werden mehr als 2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen, die gesamte noch lebende Bevölkerung des Gebiets, so gezielt in eine Hungersnot getrieben. Derzeit ist Gaza der hungrigste Ort der Welt. Gerade Deutsche und Juden sollten sich angesichts der verhungernden Kinder in Gaza sich genau an diese Nazi-Aktionen erinnern, die diesen Aktionen so furchtbar ähneln. Dann hätte das „Nie wieder“ endlich eine Bedeutung.
Israel liefert Patriot-Systeme an die Ukraine
Am Montag (9. Juni 2025) wurde noch bekannt, dass Israel Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert hat. Entgegen der Annahme, dass Israel der Ukraine keine militärische Unterstützung gewährt, gab der israelische Botschafter in der Ukraine, Michael Brodsky, in einem Interview mit der ukrainischen Journalistin Maricha Dvbenko am 8. Juni bekannt, dass sein Land, insbesondere Patriot-Luftabwehrsystem geliefert habe. Brodsky ging auf das Missverständnis ein, dass sich Israel vollständig aus den Verteidigungsbemühungen der Ukraine heraushalte. Die Patriot -Systeme, die wir einst von den Vereinigten Staaten erhalten haben, befinden sich jetzt in der Ukraine, sagte Brodsky.
Es stellt sich jetzt die Frage wie Russland auf dieses Geständnis regieren wird? Wie viel Geduld mit den „Werte“-Westlern wird Putin noch aufbringen, um auf diese erneute Provokation zu reagieren? Immerhin fordert die deutsche SPD-Entwicklungsministerin, Alabali-Radovan, Konsequenzen für Israel. Ob das wirklich bei ihren Kabinettskollegen angekommen ist?
Die Farce der Humanilation Foundation ist keine Hilfsaktion für Gaza, sondern eine von Ministerpräsident Netanjahu konzipierte Aktion, von US-Präsident Trump gebilligt, der von Logik und Aufbau vom Nazi-Hungerplan inspiriert wurde. Alles erinnert auch an die Auswirkungen des Hungerns im Warschauer Ghetto. Warum hört man nicht auf die unzähligen Stimmen der Ärzte in Gaza. Sie behandeln und sehen die Säuglinge, die mit eingefallenen Augen und hervorstehenden Rippen elend sterben. Sie sprechen zur Welt, aber die Welt hört nicht zu!
Warum keine Bundeswehr Lazarettschiffe nach Gaza schicken?
Warum zeigt man hier keine Solidarität mit den gezielt ermordeten Journalisten? „Lokale Journalisten, die am besten in der Lage sind, die Wahrheit zu berichten, sind von Vertreibung und Hunger bedroht. Bis heute wurden fast 200 Journalisten vom israelischen Militär getötet. Viele weitere wurden verletzt und sind aufgrund ihrer Arbeit – ihrer Berichterstattung – ständig in Lebensgefahr. Dies ist ein direkter Angriff auf die Pressefreiheit und das Recht auf Information.“
Ärzte ohne Grenzen fordern einen ungehinderten Zugang in den Gazastreifen. Israel hat in diesem Krieg 54.927 Menschen in Gaza getötet und 126.615 verletzt. Es wird befürchtet, dass noch etwa 11.000 Menschen unter den Trümmern verschüttet sind. Nachdem es seit 2007 eine Land-, See- und Luftblockade aufrechterhalten hatte, nachdem sie ihre Häuser, Schulen und Bäckereien zerstört haben, nachdem sie immer wieder vertrieben werden, ganze Familien verbrannt wurden wird ihnen jetzt auch noch das Brot verweigert. Sie werden schlechter als Tiere behandelt, gejagt, wenn sie beten, erschossen – während sie versuchen, nach Mehl anzustehen, und Mütter versuchen, ihre verhungernden Kinder mit dem letzten Mehl, das mit Schmutz und Blut verschmutzt ist, zu ernähren. Israel aber will mit allen Mitteln ihre Existenz vernichten.
Israel ist als Besatzerstaat laut Genfer Verordnung verpflichtet, die palästinensische Bevölkerung zu ernähren. Warum wird Israel nicht beim Wort genommen? Warum sanktioniert man Israel im Gegensatz zu Russland nicht? Nur diese Konsequenzen haben Wirkung. Der Holocaust und seine Opfer mahnen uns, diese Maßnahmen zu ergreifen. Der 7. Oktober war ein verzweifelter Hilferuf nach jahrelanger Abschottung und Drangsalierung! Warum schickt Deutschland als Zeichen der „Staatsräson“ nicht eine deutsche, offizielle Gaza-Hilfs-Flotte in den Gazastreifen? Warum keine Bundeswehr Lazarettschiffe? Würden die „israelischen Freunde“ dagegen vorgehen, dann wüsste Deutschland endlich, was von dieser „Freundschaft“ zu halten ist. Um dann endlich die Konsequenzen zu ziehen, 80 Jahre nach Kriegsende und Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee!
Gaza-Hilfsflotte gestoppt – Völkermord in Gaza geht weiter
Am frühen Montagmorgen (9. Juni 2025) war die Gaza-Hilfsflotte gestoppt worden – mit vielen prominenten Aktivisten wie Greta Thunberg und Yasemin Acar aus Berlin. Die Gruppe wurde in Israel verhaftet und musste sich als „Hasbara-Erziehungsmaßnahme“ ein Video des Hamas-Überfalls am 7. Oktober ansehen, um die „Gräueltaten“ der Hamas zu sehen, für die sich die Gruppe um die „Antisemitin“ Greta Thunberg einsetzten würden, wie „Kriegsminister“ Katz meinte. Warum wurde danach nicht ein Video der israelischen Völkermord-Grausamkeiten gezeigt, damit die Gruppe sieht, dass sie auf der richtigen Seite steht. Das wäre einer Demokratie würdig, aber davon ist die jüdische Ethnokratie meilenweit entfernt. Die Gruppe soll jetzt in ihre Heimatländer abgeschoben werden.
Wir haben uns mitschuldig gemacht am Völkermord in Gaza. Und das wird ewig an uns haften bleiben. Wann endlich wird die deutsche Presse so berichten wie es die israelische liberale Zeitung Haaretz tut? „Es gibt keine Möglichkeit diesen Krieg wegzuerklären.“ „Um den Krieg zu beenden, muss die Welt die Verschleierungstaktiken der Hasbara durchschauen – und wir sollten die Schichten der Verleugnung durchbrechen. Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen. Denn dies ist kein Krieg, dies ist ein Massaker mit dem Ziel der ethnischen Säuberung.“ (Haaretz)
Das ist nicht nur ein Völkermord durch Israel, sondern ein kollektiver Völkermord. Israels Vorgehen bedroht die Grundlagen des internationalen Völkerrechts. Diese Verbrechen sind bewusst darauf ausgerichtet das Leben der Palästinenser in Gaza vollständig zu zerstören, bekräftigt von vielen politischen Regierungsaussagen des israelischen Regimes. Der Völkermord in Gaza hat gezeigt, wie hohl die Behauptungen des „Werte“-Westens über die Moral und die Unantastbarkeit der Rechtsstaatlichkeit wirklich sind.
Was hat Deutschland je getan, um Solidarität mit den Palästinensern zu beweisen?
Nehmen wir nur Deutschland als Beispiel. Politik und Medien diskutieren ewig darüber, ob und wie man Israel kritisieren darf. Der Bundestag überbietet sich in verlogener Scheinheiligkeit. Es werden Krokodiltränen über Gaza vergossen – unter dem Motto “Die Hamas ist schuld“, und Israel, dieser bedroht e „demokratische Staat“, der von Feinden umgeben sei, verteidige sich nur selbst und versuche alles, die Zivilbevölkerung zu schützen und in sichere Zonen zu leiten. Da waren die Parteien verbunden in der triefenden und gefährlichen Solidarität mit Israel – an der Spitze der deutschen Verlogenheit die AfD!
Ebenso das ewige Mantra über einen Palästinenserstaat und das ewige Pochen auf die Umsetzung: seit Jahrzehnten eine weitere große Lüge angesichts des fortschreitenden illegalen Siedlungsbaus und der ethnische Säuberung Palästinas. Was hat Deutschland dafür getan, den Siedlungsbau zu verhindern? Was hat Deutschland je getan, um Solidarität mit den Palästinensern zu beweisen? Während Israel ständig Empathie und Solidarität für Kriegsverbrechen einfordert.
Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom “Hochblauen”, dem 1165 m hohen “Hausberg” im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch “Das elfte Gebot: Israel darf alles” heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten “Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik” ausgezeichnet.
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