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Aktueller Online-Flyer vom 02. November 2024  

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Globales
Vortrag beim Internationalen Symposium der Anti-Imperialistischen Front in Berlin, 03. bis 05.11.2023
LÜGE MACHT KRIEG
Von Eva und Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)

Oft ist uns nicht bewusst, dass wir in kriegerischen und grausamen Zeiten leben, wie sie die Geschichte noch nicht gesehen hat. Und wir merken meistens nicht, dass es unsere westlichen Konzerne, Regierungen und Militärs sind, die diese Kriege führen. Wir konsumieren die Beute dieser Kriege und bilden uns ein, dass wir im Frieden leben und hier die nötige politische Vernunft vorherrschen würde, die uns dazu berechtigt, andere Länder zu überfallen und ihnen den «Segen» unserer Zivilisation aufzuzwingen. Diese Differenz zwischen Realität und Illusion kann nur im Zusammenhang mit der Rolle verstanden werden, welche die Massenmedien und Public Relations Agenturen für die Kriegstreiber spielen.

Die Kriegspropaganda hat aus den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte gelernt. Milliarden um Milliarden werden in Desinformationsabteilungen, Geheimdienste und gekaufte Medien gesteckt, um die Köpfe der Menschen zu verwirren und ihre Zustimmung zur imperialistischen Kriegspolitik zu gewinnen. Unsere Kriege heißen im Neusprech «humanitäre Interventionen» und die Massenmedien legitimieren sie als Einsatz gegen Diktatoren, die daran gehindert werden müssten, ihre eigene Bevölkerung zu massakrieren. Dabei werden ständig neue Lügen präsentiert, noch bevor oder während die alten entlarvt werden.

Andererseits verwundert es, auf welch fruchtbaren Boden selbst eine derart plumpe Propaganda fällt, wie sie derzeit z.B. gegen Syrien, Russland und Palästina (um nur drei zu nennen) eingesetzt wird. Die offiziell in den Mainstream Medien präsentierten Darstellungen politischer Realitäten, die meist unhinterfragt für bare Münze genommen werden, stellen jede Verschwörungstheorie in den Schatten.

Die Ausstellung LÜGE-MACHT-KRIEG, die in diesen Räumlichkeiten aushängt, ist schon einige Jahre alt. Weshalb haben wir uns entschlossen, sie trotzdem zu zeigen? Lasst mich dies mit einer Anekdote begründen: Ebenfalls vor einigen Jahren hörten wir bei uns in der Schweiz einen Vortrag zum Thema boliviarische Revolution in Venezuela. Die Referentin, eine Expertin in Sachen Venezuela erklärte uns, wie Hugo Chavez mit massiver Unterstützung des Volkes an die Macht gekommen war. Der Imperialismus, allen voran der US Imperialismus versuchte diese Revolution rückgängig zu machen und deren Erfolge zu zerschlagen. Das ist, wie wir alle wissen misslungen. Mit dem Tod, manche sagen, mit der Ermordung von Hugo Chavez, endete die Revolution des Volkes von Venezuela nicht.

Nach dem äußerst interessanten Vortrag trafen wir uns mit der Referentin im Café und ich bedankte mich bei ihr und sagte ihr: «Wenn Du alles so lässt wie Du es gesagt hast und nur den Namen Venezuela streichst und durch den Namen Syrien ersetzt, wenn Du dann noch den Namen Hugo Chavez streichst und durch den Namen Bashar al Assad ersetzt, dann hast du ziemlich exakt die Mechanismen der Situation in Syrien beschrieben».

Was ich unserer Genossin und euch allen damit sagen will ist folgendes: Die Verbrechen welche der Imperialismus an den Völkern der Welt begeht ähneln sich nicht nur, oft sind sie nahezu identisch.

Jeden ihrer Angriffe beginnen die imperialistischen Mächte der NATO und der USA mit Lügen. Damit, mit der Tatsache das Lügen den Krieg machen befasst sich die Ausstellung.

Als wir an der Ausstellung gearbeitet haben, da haben wir oft gedacht, dass es kaum fassbar ist wie dreist und gleichzeitig wie plump die imperialistische Propagandamaschine funktioniert. Um so erstaunlicher ist es, dass diese Lügen, oft weit bis ins linke Lager hinein geglaubt werden.

Zurück zur Analogie, die wir gezogen haben: Wir behaupten, der Imperialismus hat bezüglich seiner Propaganda nicht beliebig viele Strategien, sondern eine einzige Strategie. Daraus folgt: Wenn wir einen einzigen imperialistischen Angriff gegen ein Land – nehmen wir als Beispiel Syrien – analysieren und wirklich von Grund auf verstehen, dann verstehen wir jeden imperialistischen Angriff.

Im Zug des sogenannten «arabischen Frühlings» kam es auch in Syrien ab 2011 zu Demonstrationen und Unruhen. Sehr bald stellte sich jedoch heraus, dass diese Unruhen zum kleinsten Teil genuin syrisch waren. Von aussen gesteuert wurde und wird versucht die syrische Regierung, das syrische System zu diffamieren und – analog zum Irak und analog zu Libyen sturmreif zu machen. Besonders perfide ist im Fall Syriens die Rolle der europäischen Linken: Statt die Situation adäquat zu analysieren und dementsprechend zu handeln, werden von einem nicht unerheblichen Teil dieser so genannten Linken die Erzählungen der imperialistischen Aggressoren geglaubt. Die vom Imperialismus angegriffene syrische Regierung wird auf von linker Seite angegriffen, die Linke wird so zum linken Arm des Imperialismus.

Ein immanentes Beispiel dieser noch immer anhaltenden Desinformationskampagne darf nicht unerwähnt bleiben: Die Rede ist vom so genannt «revolutionären Projekt» in Nordostsyrien. Rojava, wie dieses Gebiet auch genannt wird, ist ein Lehrstück dafür, wie imperialistische Propaganda funktioniert. Bestehende kleine Konflikte, die eigentlich ohne viel Aufwand mit friedlichen Mitteln beigelegt werden könnten, werden aufgebauscht. Die Betroffenen werden instrumentalisiert und bewaffnet, es folgt eine Einmischung von außen, die den Konflikt natürlich eskalieren lässt. Im Fall von «Rojava» bewegen sich bewaffnete kurdische Einheiten von der Türkei nach Syrien und im grenznahen Gebiet bauen sie sich eine so genannt «autonome Zone» auf. Diese schmücken sie mit sämtlichen Attributen welche das progressive Vokabular zu bieten hat: Von kommunistisch über selbstbestimmt bis hin zu feministisch ist alles vorhanden.

Es ist hier nicht der Ort und nicht die Zeit, um dieses so genannt «revolutionäre Projekt» entsprechend zu analysieren. Klar muss jedoch sein: Syrien ist ein vom Imperialismus und vom Zionismus angegriffenes Land. Weshalb soll also ein Projekt das sich «fortschrittlich», «feministisch», ja «revolutionär» nennt ausgerechnet in einem Land verwirklicht werden, welches von den USA im Norden, also in unmittelbarer Nachbarschaft dieser so genannten «Revolutionäre» illegal besetzt wird? So ist es den auch nicht verwunderlich, dass sich eben diese «Revolutionäre» die USA als ihre Schutzmacht auserkoren haben. Hinzu kommt die Blockade, welche das syrische Volk ausblutet und die hier, wenigstens innerhalb der so genannten «Linken» die sich vorwiegend auf «Rojava» fokussiert kaum ein Thema ist.

Dies sind imperialistische Mechanismen, die wir kennen. Sie wurden nach der Gründung Israels angewandt, die Kibbuzin hatten den Ruf, den verfolgten kommunistischen Juden aus Europa eine sichere Heimstätte zu bieten. Analog zu dem was wir zur Zeit in Nordostsyrien beobachten auf geraubtem Land.

So spielt es nur noch eine untergeordnete Rolle, ob wir von Jemen, von Syrien, von Jugoslawien, von Algerien oder von Mali sprechen. Die lokalen Gegebenheiten sind natürlich anderes so wie jeder Mensch sich von anderen Menschen unterscheidet. In unserer Anatomie, in unserem Körperbau jedoch sind wir alle gleich.

Nicht anderes verhält es sich mit der Propaganda, mit den Desinformationskampagnen des Imperialismus. Diese Propaganda wird natürlich ständig und mit wissenschaftlichen Methoden weiter entwickelt und perfektioniert. Gleichwohl ist das Prinzip uralt. Einer der ersten der sich fundiert damit beschäftigte, war der britische Baron Arthur Ponsonby. Ponsonby war alles andere als ein Revolutionär. Er war ein Adliger, ein Staatsbeamter, ein Politiker für die Liberale Partei, ein Schriftsteller und er war ein Pazifist. Als Pazifist schrieb er das Buch Falsehood in Wartime (Deutsch: Lüge in Kriegszeiten). In diesem Bucht untersucht und beschreibt er die Methoden der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg.

Der belgischen Historikerin Anna Moreli blieb es vorbehalten, Ponsonbys Thesen zu systematisieren und sie einen Gesamtkontext einzuordnen.
Moreli fasst Ponsonbys Thesen in 10 Punkte zusammen:
  1. Wir wollen keinen Krieg!
  2. Der Gegner ist allein für den Krieg verantwortlich!
  3. Der Führer des feindlichen Lagers wird dämonisiert
  4. Wir verteidigen ein edles Ziel und keine besonderen Interessen!
  5. Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten, wenn wir Fehler machen, geschieht dies unbeabsichtigt
  6. Der Feind benutzt unerlaubte Waffen
  7. Wir erleiden geringe Verluste, die Verluste des Feindes sind erheblich
  8. Anerkannte Kulturträger und Wissenschaftler unterstützen unser Anliegen
  9. Unser Anliegen hat etwas Heiliges
  10. Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht, arbeitet für den Feind und ist damit ein Verräter
Diese zehn Punkte sind eine gutes Werkzeug um die Lügen der Kriegstreiber zu entlarven. Eine andere Frage, die wir uns bei jedem Ereignis stellen müssen ist: Cui bono? (Wem nützt es?

Nach Jahrzehnten, ja Jahrhunderten imperialistischer Propaganda sollten wir eigentlich davon ausgehen können, dass dies mittlerweile durchschaut wird. Das dem nicht so ist, beweist die omnipräsente Verwirrung auch und gerade innerhalb der Linken. Bestes Beispiel für diese Verwirrung ist die geradezu systematische Weigerung, die NATO als die ernste Gefahr anzuerkennen, die sie in Tat und Wahrheit ist. Wobei die NATO selbstverständlich nicht als Selbstläufer gesehen werden darf. Sie ist der bewaffnete Arm des Imperialismus und wenn wir von Imperialismus reden, dann meinen wir damit das transatlantische Bündnis gegen den Rest der Welt.

Teil der Manipulation ist es, eine Lüge solange zu wiederholen, bis sie aufgedeckt wird. Danach wird die Lüge unter den Tisch gekehrt und einfach nicht mehr erwähnt, als hätte es die Lüge niemals gegeben. Als Beispiel wollen wir die Brutkastenlüge zitieren: Die angebliche Krankenschwester Nijirah sagt vor dem Kongressausschuss der USA aus: "Ich sah die irakischen Soldaten ins Krankenhaus kommen," erzählt sie unter Tränen. "Sie nahmen Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und liessen die Babys auf dem kalten Fußboden sterben." Die Abgeordneten sind erschüttert. Präsident Bush verweist bei öffentlichen Auftritten immer wieder auf die Brutkastengeschichte. In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar 1991 beginnt die flächendeckende Bombardierung des Iraks und die Zerstörung der historischen Metropole Bagdad.

Der US-Kongress hat kurz zuvor Präsident Bush zum Einsatz aller Mittel ermächtigt, nicht zuletzt wegen der Brutkastengeschichte. Doch ein Jahr später ist erwiesen: Die Geschichte war frei erfunden - und die angebliche Zeugin ist die damals 15-jährige Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Eine Pressekampagne der PR-Agentur "Hill and Knowlton", von der kuwaitischen Regierung mit mehr als 10 Mio. Dollar finanziert. Eine Propagandalüge, um die US-Öffentlichkeit für den Krieg am Golf zu mobilisieren.

Nicht zuletzt war es die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die diese Legende verbreitete, sie wurde als seriöse Quelle angegeben, sobald jemand die Glaubwürdigkeit der angeblichen Zeugin in Frage stellte.

Nijirah al Sabah ist tatsächlich die damals 15-jährige Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA (eines Mitglieds der Herrscherfamilie in Kuwait) . Sie wurde von der PR-Agentur Hill&Knowlton engagiert, um vor Abgeordneten des US-Kongresses eine der wirkungsvollsten Propaganda-Lügen von den "Grausamkeiten der Iraker" zu verbreiten.

Mit der Brutkastenlüge haben wir ein Lehrstück der Kriegspropaganda vor uns: Grausamkeiten gegenüber Kindern empören die Öffentlichkeit ganz besonders. Ein im Prinzip gesunder menschlicher Reflex, nämlich Kinder vor Grausamkeiten schützen zu wollen, wird von der Kriegspropaganda instrumentalisiert und mit der Zustimmung zum Krieg wandelt sich dieser gute Reflex ins Gegenteil.

Sehen wir uns die Berichte an, die uns aus den heutigen Kriegsgebieten erreichen, stellen wir fest, dass wir nicht mit Berichten, sondern eben mit Propaganda, wie von Anna Moreli in ihren 10 Punkten festgehalten konfrontiert sind. Machen wir die Probe aufs Exempel: Bei jedem einzelnen Bericht, den uns die westlichen Medien zur Ukraine, zu Palästina zu Syrien oder zu einem anderen Kriegsschauplatz frei Haus liefern, finden wir einen, mehrere oder gar alle Punkte die Anna Moreli in ihrer Analyse aufzeigt. Auffallend auch, dass wir oft zu hören bekommen, diese oder jene Meldung «könne nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden». Dies ist in mehrerer Hinsicht unlauter: Eine «unbestätigte Meldung» ist keine Meldung sondern ein Gerücht. Wenn eine Meldung nicht bestätigt werden kann, weshalb wird sie dann überhaupt an die Öffentlichkeit gebracht? Ziel ist es immer, eben diese Öffentlichkeit im Sinn der imperialistischen Angreifer zu konditionieren. So ist es mittlerweile selbstverständlich geworden, in Zusammenhang mit dem Widerstandskampf in Palästina von «Hamas Barbaren» zu sprechen.

Dabei fallen uns einige Dinge auf: Erstmal war bei keinem einzigen zionistischen Massaker, angefangen bei Kfar Qassem über Deir Yassin, hin zu Jenin bis zum heutigen Genozid von Gaza von «zionistischen Barbaren» die Rede. «Hamas Barbaren» stellt außerdem eine direkte Kontinuität zu Theodor Herzl her, der in seinem Buch «Der Judenstaat» davon schreibt, in dem zu gründenden Judenstaat «einen Schutzwall «gegen die asiatische Barbarei» errichten zu wollen. Schließlich unterstellt der Begriff «Hamas Barbaren», dass die Hamas unschuldige Israelis angegriffen habe. Das dem nicht so ist, zeigt allein ein Blick auch die Struktur des Widerstandes: 14 Organisationen waren an den Angriffen vom 7. Oktober 2023 beteiligt, genannt wird jedoch immer nur die Hamas, vorzugsweise mit dem Terminus «Barbaren», bestimmt jedoch mit dem Terminus «Terroristen». Der nunmehr 75 Jahre andauernde Staatsterror Israels wird nicht benannt, wer ihn benennt, läuft Gefahr als «Antisemit» gebrandmarkt zu werden.

Sind wir also den Manipulationen der Kriegstreiber hilflos ausgeliefert? Nein! Perspektiven und Ansätze zum Umdenken liefert uns Eva Heizmann Mitautorin von LÜGE-MACHT-KRIEG im gleichnamigen Buch:

Perspektiven, Ansätze zum Umdenken: Was tun? Tipps und Anregungen gegen die imperialistische Medienmanipulation

Wie erkenne ich Einseitigkeit und Lügen in den Medien? Medien sind – von den Zeitungen, Zeitschriften, Büchern (auch Schul- und Sachbüchern!) über Radio, Fernseher und weitgehend auch Internet – eine Konsumware. Sie dienen dem Zweck, die öffentliche Meinung zu formen und in Bezug auf unser Thema für einen Angriffskrieg gegen ein bestimmtes Land einzustimmen. Das Land, das im Visier steht, wird von allen Seiten diffamiert. Eigene Recherchen von Journalisten und Journalistinnen vor Ort sind von den Medien nur gefragt, wenn sie der kriegstreibenden Linie der Medien entsprechen. […] Die Mainstream-Medien ignorieren konsequent Vorträge, Veranstaltungen und Beiträge von unabhängigen Referenten und Journalisten, obwohl sie dazu eingeladen werden. Unabhängige Medien, die selber recherchieren, sind marginalisiert und haben es schwer zu überleben.

Welche Fragestellungen helfen weiter? Wird ein Land von allen Medien gleichermaßen angegriffen und seine Regierung und sein Staatsoberhaupt dämonisiert, kann ich mich selbst fragen: Was weiß ich eigentlich über das angegriffene Land? Gibt es grundsätzliche Informationen, z.B. zur Versorgung der Bevölkerung, der ökonomischen Situation, der geostrategischen Lage und - nicht zuletzt – den verborgenen Bodenschätzen? Kenne ich persönlich Menschen aus dem betroffenen Land? Fördert das Medium, über welches ich mich informiere, Völkerverständigung oder Eskalation? Ist Frieden ein Thema oder fördert das Medium Spaltung und Differenzen? Ist Völkerfreundschaft für mich selbst ein Thema? Sind für mich selbst alle Völker gleichwertig?

Erinnere ich mich an frühere Fälle, wo die Gründe, weshalb ein Land angegriffen werden „musste“, sich als reine Lügen entpuppten (z.B. die erlogenen Massenvernichtungswaffen des Irak), aber erst, nachdem das Land schon zerstört war. Fühle ich die ablehnende Atmosphäre, wenn ich während der laufenden Medienpropaganda gegen ein Staatsoberhaupt etwas Positives über dieses Staatsoberhaupt und sein Land sage, das der Wahrheit entspricht? Und fühle ich, dass ich dieselbe Wahrheit nach der Zerstörung des Landes unbeschadet äussern kann? Warum akzeptiere ich unwahre Meldungen leichter als wahre Meldungen, die ich allerdings selbst suchen muss?

Eine wichtige Frage, wenn die volle Medienpropaganda gegen ein Land läuft, ist: Wem nützt die Zerstörung des angegriffenen Landes? Wie ist seine geostrategische Lage?

Die eigene Meinung zu stärken ist ein mühevoller Weg. Doch er lohnt sich! Ich will die Geschichte eines Landes verstehen und beginne, die Qualität der Quellen zu unterscheiden. Die Kenntnis der Geschichte eines Landes ermöglicht das Erkennen der Kontinuität der Angriffe gegen dieses Land und damit eine Einschätzung der Zukunft. Ich hinterfrage immer differenzierter die Medien aller Art, auch Verlautbarungen von NGOs und Hilfswerken. Ich erlebe, dass neue Kontakte entstehen, Gespräche und Diskussionen bekommen neue Dimensionen. Sie werden interessanter. Die Welt wird mehr und mehr verständlich. Es öffnen sich Zugänge zu unverfälschten Informationen. Das Bedürfnis, etwas zu tun, tritt ein.

Als politisch denkender und handelnder Mensch muss ich mich fragen: Wessen Politik vertrete ich? Der Imperialismus hat gelernt, selbst so genannte „Volksbewegungen“ oder „Revolutionen“ zu instrumentalisieren. Bin ich in der Lage zu differenzieren, wann es sich um eine wirkliche Volkserhebung mit emanzipatorischem Charakter handelt? Wie oft bin ich während meines politischen Lebens schon auf ‚false flag’-Operationen des Imperialismus und seiner Medien hereingefallen?

Was tun?

Das Spektrum der Handlungsmöglichkeiten ist vielfältig. Aufklärungs- und Informationsarbeit hier: Informiere über die NATO, das grösste und aggressivste militärische Bündnis seit der Existenz der Menschheit überhaupt. Die NATO ist der Hauptkriegstreiber der Welt. Sprich mit Nachbarn, MitschülerInnen, MitstudentInnen und KollegInnen am Arbeitsplatz. Besuche Veranstaltungen und Vorträge mit unabhängigen ReferentInnen und organisiere selbst Informationsveranstaltungen. Verfasse Appelle an Politiker oder Personen des öffentlichen Lebens und schreibe Leserbriefe. Auch wenn der Leserbrief nicht abgedruckt, der Appell an die Politiker nur unbefriedigend beantwortet wird, werden solche Schreiben in den Redaktionen und Amtsstuben doch zur Kenntnis genommen. Nimm an Demonstrationen gegen Imperialismus und Krieg teil, organisiere selbst welche und trage Deinen Protest als Gegenöffentlichkeit auf die Strasse. Benutze Internet und social medias vorsichtig. Sie werden überschätzt, sind leicht angreifbar und leicht zu manipulieren.

Praktische Hilfe

Hier ist es unerlässlich, genau hinzuschauen, wen und was man unterstützt. Die Frage nach der Rolle der westlichen Hilfswerke in südlichen und angegriffenen Ländern ist eine besondere und wichtige: Westliche NGOs verfolgen in Ländern des Südens (Arabischer Raum, Afrika, Asien, Süd-Mittelamerika) auch eigene und die Interessen der NATO-Länder. Die Gefahr der Korruption können wir nicht außer acht lassen. Diese Fragen müssen in jedem Fall sorgfältig recherchiert werden. Kleine Hilfsorganisationen, die über persönliche Kontakte arbeiten, bieten eine bessere Transparenz. Die finanzielle Unterstützung von Bekannten, die ihre Familie im angegriffenen Land mit Geld unterstützen, mittragen. Unterstützung durch Vermittlung von Kontakten, Ideen und Fachwissen.

In jedem Fall ist es beflügelnd, sich vom Kleister der Medienmanipulation zu befreien. Das Wissen, ein selbstverantwortlicher Mensch mit eigenen Handlungsmöglichkeiten zu sein, kehrt zurück. Das Empfinden, selbst aktiver Teil der Menschheit zu sein, kommt zu Dir zurück.


Siehe auch:

Internationales Symposium der Anti-Imperialistischen Front in Berlin, 03. bis 05.11.2023
Imperialismus, Zionismus und Rassismus gemeinsam bekämpfen
Von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)
NRhZ 822 vom 01.12.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28888

Internationales Symposium der Anti-Imperialistischen Front in Berlin, 03. bis 05.11.2023
Vortrag "NATO - der bewaffnete Arm des Imperialismus"
Von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)
NRhZ 822 vom 01.12.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28889


Online-Flyer Nr. 822  vom 01.12.2023

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