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Aktueller Online-Flyer vom 06. Mai 2024  

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Literatur
Väter des Nichts - Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt
Hoffnung auf radikale Ab- und Umkehr
Zum Buch von Claudia von Werlhof

Der erste Band (Antike bis Neuzeit) dieses monumentalen Grundlagenwerks führt mit den Thesen der „Kritischen Patriarchatstheorie“ durch das Labyrinth einer rund 3000-jährigen Geschichte von „pater arché“ – der Behauptung eines „väterlichen“ anstatt mütterlichen Ursprungs des Lebens und der Welt. Die Autorin ergründet somit den Kern der Anfänge des Patriarchats und zeigt dabei eindrucksvoll auf, dass die antike „Alchemie“ als umfassende Methode und konkrete Technik, welche auf dem Prinzip einer „Neu-Schöpfung“ aus Zerstörung beruht, die patriarchale Erzählung untermauern und letztlich auch umsetzen sollte.

Claudia von Werlhof analysiert im Detail, wie sich die antike Alchemie seit der frühen Neuzeit in Europa zur mechanistischen Naturwissenschaft und Technik einer patriarchal verkehrten Weltzivilisation der „Maschine“ entwickelt hat, die als angeblich „besseres Leben“ das von Natur aus vorhandene ersetzen soll. Sie zeigt jedoch gleichzeitig auf, dass sich das Scheitern des Projekts, das eine „Große Transformation“ der Naturordnung und Zivilisation anvisiert, seit Beginn ankündigt.

Der zweite Band (Moderne und danach) des Hauptwerks der Begründerin der „Kritischen Patriarchatstheorie“ zeigt uns auf der Grundlage der im ersten Band entwickelten Thesen und geschilderten Entwicklungen eindringlich die beschleunigte Dynamik der Zerstörung der Welt auf, auch wenn deren „bessere Neuschöpfung“ in der Moderne ständig propagiert wird. Das „Leben-Machen“ der modernen „Väter“ gerät somit zur Fahrt ins endgültige Nichts!

Claudia von Werlhof definiert die Moderne als „Alchemistisches Kriegssystem“ auf allen Ebenen, sie erklärt auf einzigartige Weise die beinharte Logik der sich ausbreitenden „Megamaschine“, die auf der Zerlegung der Welt bis in ihren Kern hinein beruht und insbesondere die vierte industrielle Revolution kennzeichnet. Dahinter stecken die patriarchale Utopie und der Wahn, eine mutter- und naturlose Welt „nach dem Menschen“ realisieren zu wollen, die ein unabhängiges, eigenmächtiges und schöpferisches Leben sowie eine „freie“ Natur nicht mehr zulassen.

Von Werlhof kritisiert scharf die vorherrschende „Apokalypseblindheit“ angesichts von Trans- und Posthumanismus und der maschinellen Umschöpfung der Erde im Anthropozän – doch glaubt sie gleichzeitig auch an die Möglichkeit einer postpatriarchalen Zivilisation und lässt der Hoffnung einer radikalen Ab- und Umkehr Raum.


Über die Autorin: Prof. Dr. rer. pol. Claudia von Werlhof, geb. 1943 in Berlin, ist Dipl.-Volkswirtin. 1974 promovierte sie im Fach Soziologie, Universität Köln; 10 Jahre später Habilitation in Politikwissenschaften an der Universität Frankfurt. Von 1975-1986 war sie wissenschaftliche Assistentin für Entwicklungsplanung und -politik an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und Lehrbeauftragte sowie Gastprofessorin an verschiedenen in- und ausländischen Hochschulen. Dazu machte sie sich als Lateinamerikaforscherin einen Namen. Zusammen mit anderen entwickelte sie eine Subsistenzperspektive als Alternative zur modernen Ökonomie („Bielefelder Ansatz“). 2007 Gründung des Forschungsinstituts für Patriarchatskritik und alternative Zivilisationen (FIPAZ), 2010 folgte der Verein Planetare Bewegung für Mutter Erde (PBME). Als Theoretikerin wie auch Aktivistin der internationalen Frauenbewegung gilt sie als Mitbegründerin der Frauenforschung in Deutschland. Erste Professur für Frauenforschung in Österreich am Institut für Politikwissenschaft der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck bis zu ihrer Emeritierung 2011. Derzeit Ausarbeitung eines neuen gesamtwissenschaftlichen Paradigmas zur „Kritischen Patriarchatstheorie“. Claudia von Werlhof ist Mutter, Großmutter – und ausgebildete Dorn-Breuss-Therapeutin. Zuletzt erschienen von ihr als Druckwerk „Der unerkannte Kern der Krise: Die Moderne als Er-Schöpfung der Welt“ sowie „Die Verkehrung: Das Projekt des Patriarchats und das Gender-Dilemma“.


Claudia von Werlhof: Väter des Nichts - Zum Wahn einer Neuschöpfung der Welt (in zwei Bänden), Gebunden mit Schutzumschlag, ca. 500 Seiten je Band, mit zahlreichen Abbildungen, erscheint im Herbst 2023

Online-Flyer Nr. 818  vom 06.09.2023

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