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Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Ist eine Partei, die Distanz zu Deutschland, EU und NATO hält, faschistisch? Sind die GRÜNEN nicht-rechts oder gar anti-rechts? Wie weit darf Ausbeuter-Solidarität mit den Klassenkameraden gehen? Wie lange soll das Menschheits-Verbrechen von Hiroshima noch verklärt werden? Wie weit darf die Einigkeit einer marxistischen Zeitung und eines imperialistischen Präsidenten gehen? Ist die "junge Welt" Merkels williger Helfer? Das sind Fragen, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Ist Distanz zu Deutschland, EU und NATO faschistisch?

jW-Autor Feldbauer macht es sich mal wieder einfach: Eine dem "Flüchtlings"-Migrationismus sich widersetzende Partei wie Italiens Lega, die ansonsten vor allem die Dominanz des Landes durch Berlin&Brüssel ablehnt, aber auch dem Kriegskurs der NATO eher distanziert gegenüber steht, ist kurzerhand, ja was wohl, "faschistisch"!

Und wenn im Geschäftsbereich eines Politikers dieser Partei ein Auftrag an eine seiner Verwandtschaft gehörende Firma erteilt wird, ist dies nicht zunächst verdächtig und der Nachforschung wert, sondern steht von vornherein als "Betrug" und "korrupt" fest - ohne jedoch dass Feldbauer im Mindesten darlegt, daß entweder der vereinbarte Preis überhöht oder aber die Warenqualität unzureichend ist, oder aber auch die bestellten Sachen gar nicht wirklich benötigt werden, was ja die drei klassischen Varianten der betrügerischen Korruption sind.

Im Zuge seiner Anprangerung dieses bis auf weiteres nur fraglichen Korruptionsfalls des lombardischen Lega-Politikers Fontana packt den jW-Autor Feldbauer schließlich so der Eifer, dass er dann auch schlicht Unmögliches behauptet. Und zwar habe die Mutter des Politikers ein Konto "vor ihrem Tod an ihren Sohn vererbt". Dies wäre dann in der Weltgeschichte das einzige Mal, wo der Erbfall bereits vor dem Tod des Erblassers eingetreten wäre.

Leserbrief zum Artikel "Korrupt und Faschist" von Gerhard Feldbauer in "junge Welt" vom 29.07.2020, Seite 7



Sind die GRÜNEN nicht-rechts oder gar anti-rechts?


Die Einäugigkeit ist spiegelbildlich: So wie die Gegner einer weiter forcierten Einwanderungspolitik viel über die von Migranten und Asylanten verübten, aber wenig über die gegen diese verübten Gewalttaten zu berichten wissen, so informiert umgekehrt die junge Welt gerne über die gegen Migranten und Asylanten verübten, doch möglichst nicht über die von diesen verübten Gewalttaten.

Die gleiche Einseitigkeit legt die junge Welt in Bezug auf AfD-Kritiker und AfD-Anhänger an den Tag: Gewalttaten gegen erstere vermeldet sie regelmäßig, Gewalttaten gegen letztere hingegen in der Regel nicht. Das Muster ist klar. Nur wen die junge Welt zu den Guten zählt, wird von ihr meldungsmäßig als Opfer anerkannt und herausgestellt. Zu dieser Kategorie der Guten gehören nun offensichtlich auch die kriegshetzerischen und antisozialen GRÜNEN bzw. die ihnen angehörende Cottbusser Kommunalpolitikerin, deren beschädigtes Auto die junge Welt jetzt vermeldet.

Wobei die junge Welt auch noch meint, dass da als Täter nicht einfach nur mutmaßlich politische Gegner, sondern speziell "mutmaßlich rechte Täter" zugange waren. Eine Aussage, die nur dann Sinn macht, wenn die junge Welt die GRÜNEN als nicht-rechts oder gar anti-rechts ansieht - also wohlgemerkt, die Partei, welche die 1999er NATO-Aggression und Hartz4 ermöglichte, und damit die größte außen- und innenpolitische Rechtsverschiebung in Deutschland nach der Katastrophe von 1989/90 bewirkte. Und die sich seitdem unverändert treu geblieben ist.

Leserbrief zur Meldung "Auto von Grünen-Politikerin attackiert" in "junge Welt" vom 04.08.2020, Seite 4


Wie weit darf Ausbeuter-Solidarität mit den Klassenkameraden gehen?

Nur auf den ersten Blick erscheint seltsam, daß in einer Zeit überbordender "Rassismus"-Hysterie, welche notabene den Herrschenden immer deutlicher dazu dient, ihr reales Privilegiertsein pauschal auf die gesamte weiße Bevölkerungsmehrheit Angloamerikas und Westeuropas zu projizieren, dann aber ein zum Himmel schreiendes Unrecht eines wirklichen, wiederauferstandenen Kolonialrassismus auf völlige Gleichgültigkeit trifft: 3,5 Milliarden US-Dollar soll sich der Staat Zimbabwe aus den Rippen schneiden zur wie es heißt "Entschädigung" von 4.500 ehemaligen Landbesitzern. Als ob denn diese 4.500 Weißen bzw. deren Vorfahren oder Vor-Eigentümer "ihr" früheres Land ehrlich erworben und dann allein durch ihren Fleiß und ihre Klugheit nutzbar und immer wertvoller gemacht hätten! Als ob hier nicht vielmehr gewaltsamer Raub die Grundlage von jeglichem weißen Farmer-Reichtum gewesen wäre!

Die unter Präsident Mugabe schließlich nolens volens stattgefundene "entschädigungslose Enteignung" war insofern nichts anderes als die Wiederherstellung des Rechts. Jetzt aber steht der Backlash, die Anerkennung und Belohnung des Unrechts, an. Denn so etwas wie entschädigungslose Enteignung darf es nach dem Willen des Westens nirgends geben, nicht einmal dann, wenn Schwarze die Entschädigung aufbringen müssen, und Weiße sie einstreichen dürfen. Da geht dann doch die Ausbeuter-Solidarität mit den Klassenkameraden vor. Und die unermüdliche "antirassistische" Mischpoke sagt Ja und Amen dazu.

Leserbrief zum Artikel "Ein Hauch von Lancaster" von Christian Selz in "junge Welt" vom 03.08.2020, Seite 9


Wie lange soll das Menschheits-Verbrechen von Hiroshima noch verklärt werden?


"Oh mein Gott, was haben wir getan?". Auf diese Frage, die der Atombombenmörder Robert A. Lewis - wie berichtet wird - in sein Logbuch notierte, weigert sich die westliche Wertegemeinschaft nach wie vor, die seit 75 Jahren völlig klare Antwort auszusprechen: Ihr habt ein hunderttausendfaches Massaker an Zivilisten begangen, ein Kriegsverbrechen wie es nie eines gab, einen monströsen Genozid.

Nein, dies zu sagen erklärt die Wertegemeinschaft zum Tabu. Denn bös ist für sie ja vor allem die Bombe als solche, nicht aber, wer diese völkermordmäßig einsetzte.

Solange jedoch Hiroshima auf diese Weise als Menschheits-Verbrechen ignoriert wird und seine niederträchtigen Täter zu Menschen mit tragischen Schicksalen verklärt werden, ist das gesamte rituelle Erinnern, Mahnen und Gedenken am Hiroshima-Jahrestag 6. August nicht nur unvollständig, sondern ohne Sinn, und geradezu eine Verhöhnung der Opfer.

Leserbrief zum Artikel "Oh mein Gott, was haben wir getan?" in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 6.8.2020



Wie weit darf die Einigkeit einer marxistischen Zeitung und eines imperialistischen Präsidenten gehen?

Die junge Welt und Frankreichs Macron sind sich einig: schuld daran, daß es der Bevölkerung im Libanon so schlecht geht, sind seine "korrupten politischen 'Eliten' und ihre Blockadehaltung gegen die notwendigen Veränderungen" (so jW-Kommentatorin Diehl) bzw. "die ausufernde Korruption und die Undurchsichtigkeit des Bankensystems" (so Macron).

Und einig ist man sich auch darin, dass es die pure Selbstverständlichkeit ist, wenn der imperialistische Politiker Macron den Libonon als westliches Mandatsgebiet zu behandeln sich anmaßt: Macron, indem er sich entsprechend aufführt, die marxistische Tageszeitung, indem sie diese Anmaßung nicht einmal erwähnt, geschweige denn verurteilt.

Kein Wunder, laufen doch die von jW-Diehl favorisierten "notwendigen Veränderungen" und die von Macron geforderten "starken politischen Initiativen" auf dasselbe hinaus: auf die Installation eines dann nicht konfessionalistisch eingegrenzten Marionetten-Regimes und insbesondere auf die Ausschaltung des libanesischen Unabhängigkeits-Eckpfeilers Hisbollah.

Leserbrief zum Artikel "Mißtrauen und Chance - Politische Folgen der Explosion in Beirut" von Wiebke Diehl in "junge Welt" vom 07.08.2020, Seite 8


Ist die "junge Welt" Merkels williger Helfer?

Während jeder vernünftige Mensch hofft, dass es Präsident Lukaschenko gelingt, in Belarus den dort von der Wertegemeinschaft anvisierten zweiten Euromaidan zu verhindern, bezeichnet die junge Welt die gewaltsamen Krawalle der Lukaschenko-Gegner samt Steinwürfe und Barrikaden als bloße "Proteste". Den Sicherheitskräften aber attestiert sie, "mit großer Brutalität " (O-Ton jW-Autor Lauterbach) gegen "die Demonstranten" vorgegangen zu sein! Was die junge Welt jetzt über Belarus schreibt, ist also wieder einmal nur zielgruppenspezifische Aufbereitung ein und derselben herrschenden Meinung, wie es vor vielen Jahren die beiden Aufrechten von der Spree damals in Bezug auf die taz ausdrückten. Ach, wenn sich Merkels willige Helfer in der Torstraße wenigstens darauf beschränken würden, ihr bei den Darbietungen nur von Zirkus Corona zu Diensten zu sein...

Leserbrief zum Artikel "Belarus: Proteste gegen Wahlergebnis" von Reinhard Lauterbach in "junge Welt" vom 11.08.2020, Seite 2


Online-Flyer Nr. 751  vom 12.08.2020

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