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Wie gegen eine linke Tageszeitung Stimmung gemacht wird – Die Postboten-Verschwörung II
Deutsche Proletarier ab nach Dubai!
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Welche eine Bösartigkeit! Die Verschwörung der Postboten scheint kein Ende zu nehmen. Es ist zu befürchten, dass die Kampagne gegen die marxistische Tageszeitung "junge Welt" weiter geht. Am 4. November 2017 hatten Postboten eine Ausgabe der Tageszeitung "junge Welt" ausgetragen und zusammen mit einem Faltblatt in die Briefkästen gesteckt, in dem in aller Offenheit mit den Stimmen der Herrschaftsmedien – darunter Springers "WELT" – in einer Art Querfront für eine andere Publikation geworben wurde. Und nun am 11. November – nur eine Woche später – findet sich in den Briefkästen schon wieder ein Fremdkörper, mit dem das Image der "jungen Welt" in den Dreck gezogen wird. Diesmal ist es das Prospekt eines Reiseunternehmens. Es wird so getan, als hätten deutsche Proletarier das Geld für Luxusreisen. Und dann vor allem: es wird der Eindruck erweckt, die Leserschaft der "jungen Welt" wäre so ungebildet, dass man ihr falsche Zuordnungen zwischen Orten und Ländern vorgaukeln könnte. Es ist nicht zu fassen!


"junge Welt" vom 11./12.11.2017 mit Prospekt eines Reiseunternehmens

Die marxistische Tageszeitung "junge Welt" ist eine "Zeitung von Proletariern für Proletarier". Das wird noch einmal in einer Selbstdarstellung zur Abonnentenwerbung betont - auf Seite 16 genau in der Ausgabe, in der das Reiseprospekt steckte. "Eine Zeitung von Proletariern für Proletarier - das ist genau meine Zeitung", steht dort auf gelbem Grund. Und nun heißt es - verbunden gleich mit zweifacher Diskriminierung - auf der Titelseite des Reiseprospekts: "Wir laden Sie als Leser von JUNGE WELT herzlich ein! Unsere Auswahl der beliebtesten Reisen der Deutschen!" Die "junge Welt" und ihre Leserschaft fahren ab auf Nationalismus und Frauenfeindlichkeit - wird hier suggeriert, indem nur Männer und noch dazu nur Deutsche angesprochen werden. Welch eine Gemeinheit!

Gleich auf der Titelseite des Reiseprospekts wird eine Luxusreise nach Dubai angepriesen. Proletarier aller Länder: kratzt euer Geld zusammen, und dann ab nach Dubai - soll das wohl heißen. Und wie geworben wird! "8 Tage 5-Sterne-Luxusreise... Ihre Ersparnis 1.200 Euro - statt 1.579 Euro - Unser Vorzugspreis für Sie als Leser ab nur 379 Euro pro Person", heißt es. Im Januar soll die Reise steigen? Dann kommen pro Person noch 240 Euro hinzu. Ab Frankfurt soll der Flug gehen? Dann kommen pro Person noch mal 80 Euro hinzu. Acht Tage soll die Reise angeblich dauern. Aber es sind nur sechs Übernachtungen eingeplant. Wie geht denn das? Wahnsinn! Da fällt uns nur eine Vokabel ein: seriös! Den "junge Welt" lesenden deutschen Männern angemessen? Geschäftsführung und Redaktion der marxistischen Zeitung werden sich bedanken, wenn auf diese Weise all ihr Streben nach Widerstand und Revolution ins Lächerliche gezogen wird und das Image einer marxistischen Zeitung den Bach runter geht.

Aber es kommt noch krasser. Wohin soll denn die Reise gehen? Wie wär’s mit folgenden Zielen: nach Paris in Italien, nach Rom in Belgien und dann nach Bethlehem in Israel? Sollen die "junge Welt" lesenden deutschen Männer so verschaukelt werden? Die Ziele Paris und Rom werden zwar nicht auf diese absurde Weise angeboten, aber Bethlehem. Soll die Leserschaft der "jungen Welt" tatsächlich als in Sachen Geographie so ungebildet hingestellt werden, dass man ihr falsche Zuordnungen zwischen Orten und Ländern vorgaukeln könnte? Jeder halbwegs gebildete deutsche Mann weiß, dass Bethlehem in Palästina liegt - und nicht in Israel. Wie ist diese Desorientierung zu deuten? Ja, klar! Die Urheber des Reiseprospekts machen sich zum Komplizen bei der Befriedigung der völkerrechtswidrigen Gelüste Israels, des Staates, der dabei ist, Palästina von der Landkarte zu tilgen. Damit soll die "junge Welt" ganz offensichtlich in den Sumpf der Völkerrechtsverbrecher gezogen werden und darin untergehen. Eine perfide Strategie zur Vernichtung der letzten noch verbliebenen fortschrittlichen, revolutionären Medien! Dazu lässt sich nur sagen: pervers!

Noch einmal muss gesagt werden: es ist den Geschädigten dringend zu raten, die Verschwörung aufzudecken und gegen die Urheber der Schädigung mit allen juristischen Mitteln vorzugehen. Der Ruf der linken Medien insgesamt steht auf dem Spiel. Dabei drängt sich noch ein Gedanke auf. Kann es sich tatsächlich um eine Verschwörung nur der Postboten handeln? Woher haben sie die Prospekte, auf deren Titelseite speziell die "Leser von JUNGE WELT" angesprochen werden? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Postboten die Prospekte haben drucken lassen? Oder sollten es noch andere Kräfte sein, die dahinter stehen – womöglich Geheimdienste, vielleicht der deutsche Verfassungsschutz oder der Bundesnachrichtendienst – die der linken Zeitung den Garaus machen wollen? Wie dem auch sei: Aufdeckung der Verschwörung ist das Gebot der Stunde.


Vorveröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 23 (Dezember 2017) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/



Siehe auch:

Wie gegen eine linke Tageszeitung Stimmung gemacht wird
Die Postboten-Verschwörung (I)
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 636 vom 08.11.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24298

Online-Flyer Nr. 637  vom 15.11.2017

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