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Globales
Über die Gründe für die außenpolitische Kehrtwende Donald Trumps
Was der US-Geldadel fordert
Von Eric Zuesse / LUFTPOST

Donald Trump hat in seiner Sicherheitspolitik eine Kehrtwende um 180 Grad vollzogen; er will jetzt Russland erobern, statt die Bedrohung durch die Dschihadisten zu reduzieren. Der Grund für diesen dramatischen Gesinnungswandel ist sein Wunsch, die Unterstützung des US-Geldadels zu gewinnen; der hatte im Präsidentschaftswahlkampf voll auf Hillary Clinton gesetzt und versucht seit Trumps überraschendem Wahlsieg mit seinen Medien den neuen Präsidenten als "Handlanger Putins" und sogar als "Putins Botschafter der Angst" darzustellen, der die Wahl angeblich nur gewinnen konnte, weil er die USA an Russland, den "Erzfeind der USA", verraten habe.

Sogar Milliardäre, die sonst die Republikaner unterstützen, wollten lieber Hillary Clinton als Donald Trump an der Spitze haben. Fast der gesamte US-Geldadel hasst Putin, weil der auf der Unabhängigkeit Russlands besteht, die den US-Milliardären ein Dorn im Auge ist. Jeder US-Amerikaner, der Russland nicht als "Feindstaat" der USA und der NATO ansieht, wird als "unamerikanisch" verunglimpft – wie zu Zeiten der untergegangenen Sowjetunion und des aufgelösten Warschauer Paktes, als McCarthy überall "Kommunisten" witterte. Das vom US-Establishment von der gegenwärtigen internationalen Realität gezeichnete Bild ist so bizarr, dass nur Idioten darauf hereinfallen. Leider gibt es aber genug Idioten, sonst wären Schandtaten wie der Überfall auf den Irak im Jahr 2003 und der Bombenkrieg gegen Libyen im Jahr 2011, deren Staatsoberhäupter Russland freundlich gesinnt waren, überhaupt nicht möglich gewesen.

Nachdem Trump seinen Nationalen Sicherheitsberater Mike Flynn – der von Obama gefeuert und von Trump ausgewählt worden war, weil er für eine Verbesserungen der Beziehungen zu Russland eintrat – durch den vom US-Geldadel empfohlenen Russland-Kritiker H. R. McMaster ersetzt hatte, hoffte er darauf, dass die Milliardäre ihre Bemühungen, ihn seines Amtes zu entheben und durch den ihnen genehmeren Vizepräsidenten Mike Pence zu ersetzen, einstellen würden. Weil der US-Geldadel seine Kampagne zur Ablösung Trumps trotzdem fortsetzte, entzog der Präsident auch noch seinem persönlichen Berater Stephen Bannon seinen Sonderstatus und ordnete gleichzeitig einen Angriff auf einen syrischen Flugplatz an. Und jetzt scheint die Anti-Trump-Kampagne tatsächlich – wenigstens vorübergehend – etwas abzuebben.

Zu den innenpolitischen Feinden Trumps werden wahlweise die "Neokonservativen", die "Zionisten", die "Demokraten", die "Liberalen", die "Republikaner" und weitere politische Gruppierungen gezählt; die stehen aber alle in Diensten der in der Forbes-Liste enthaltenen rund 2.000 Milliardäre, von denen die Welt tatsächlich kontrolliert wird; und in dieser Liste sind Multimilliardäre wie der König von Saudi-Arabien noch nicht einmal erfasst. Diese wichtigsten Milliardäre kontrollieren sämtliche Mainstream-Medien, die viele Nutzer erreichen, die Wall Street, die großen Ölkonzerne und die 100 größten Firmen, die Lieferverträge mit der US-Regierung haben. Zu den ersten 25 gehören vor allem die großen Rüstungskonzerne: 1. Lockheed Martin, 2. Boeing, 3. General Dynamics, 4. Raytheon), 5. Northrop Grumman, 6. McKesson, 7. United Technologies, 8. L-3, 9. Bechtel, 10. BAE, 11. Huntington Ingalls, 12. Humana, 13. SAIC, 14. Booz Allen Hamilton, 15. Healthnet, 16. Computer Sciences, 17. UnitedHealth, 18. Aecom, 19. Leidos , 20. Harris, 21. General Atomics, 22. Hewlett-Packard, 23. Battelle, 24. United Launch Alliance und 25. Los Alamos National Lab.

Diese 25 Firmen beliefern fast alle nur das US-Verteidigungsministerium und bilden den "Militärisch-industriellen Komplex", vor dem Präsident Dwight D. Eisenhower einst gewarnt hat – aber erst als er aus dem Amt ausgeschieden war und das Weiße Haus verlassen hatte; vorher hatte er wohl nicht den Mut dazu. Dieser Komplex gehört dem US-Geldadel, der hinter den Kulissen die USA regiert und sich der gewählten Politiker in der offiziellen Regierung nur bedient, um seinen Reichtum zu wahren und zu mehren.

Der US-Geldadel lebt vom Krieg, weil er seit Jahrhunderten von der US-Regierung für die Lieferung von Kriegsgerät bezahlt wird. Das Geld dafür wird den US-Bürgern aus den Taschen gezogen und wandert auf die Konten des Geldadels. Und wenn ein Krieg zu Ende ist, müssen die Steuerzahler auch noch sämtliche Schulden der Regierung bezahlen, die gemacht werden mussten, damit die Hersteller von Tötungsmaschinen bezahlt werden konnten. Die Megabanken haben aber auch den Waffenherstellern Geld geliehen, damit diese die Produktion aufrechterhalten und erweitern konnten. Von Kriegen profitieren also nicht nur die Waffenhersteller, sondern auch und besonders die Großbanken.

Um die Waffenhersteller bezahlen zu können, muss die Regierung Kriegsanleihen bei privaten Investoren oder Megabanken aufnehmen, die ebenfalls von den Steuerzahlern zurückbezahlt werden müssen. Auch diese Rückzahlungen bessern die Bilanzen der Megabanken auf. Weil der US-Geldadel nicht nur die Megabanken und Investitionsfirmen, sondern auch die Rüstungsindustrie besitzt, verdient er gleich mehrfach an jedem Krieg. Das Anzetteln von Kriegen ist also der sicherste und risikoloseste Weg, auf dem Milliardäre zu Multimilliardären werden können. Die Kriegsrisiken muss die Bevölkerung tragen, und der Geldadel steckt die Kriegsprofite ein. Die Spieler, die in diesem Milliardenspiel den Reibach machen, kommen aus dem Geldadel, die US-Bürger sind nur die Spielfiguren. Für den Geldadel ist Krieg nur eine Safari, bei der er schießt oder schießen lässt und andere erschossen oder aufgefressen werden.

Sogar (Amazon-Gründer) Jeff Bezos, der größte Buchhändler der Welt, macht Geschäfte mit dem Pentagon, denn er stellt dessen Kriegsmaschinerie cloud-basierte Computerdienste zur Verfügung. Bezos hat sich auch die Washington Post, die größte neokonservative Zeitung der Welt, zugelegt. Damit kann er US-Politiker fördern, die der Erhöhung des US-Verteidigungshaushaltes zustimmen, oder die vernichten, die sich Plänen des Pentagons in den Weg stellen – den Plänen eines Ministeriums, das so korrupt ist, dass es überhaupt nicht mehr kontrolliert werden kann. Ein Einzelhändler wie Bezos hat nur deshalb so viel Einfluss, weil er mit der Washington Post über ein viel gelesenes Medium verfügt und sich wichtige Lobbyisten kaufen kann. Auf diesem hohen Niveau gibt es viele Querverbindungen, und wer dort mitspielen will, muss Agenten in allen wichtigen Abteilungen des Machtapparates haben. Bezos hat die. Und die haben auch andere, wie der Hightech-Gigant Alphabet Inc., der früher "Google" hieß. Der hat 2011 heftig mitgemischt, als die US-Außenministerin Hillary Clinton die Pläne für den Sturz der Oberhäupter zweier mit Russland verbündeter Staaten entworfen hat – für den Sturz Janukowytschs in der Ukraine und Assads in Syrien. Die Eigentumsverhältnisse bei den meisten Großkonzernen sind gut verschleiert. Manche werden von einem Mehrheitsaktionär kontrolliert, während die übrigen Aktionäre nur passive Kapitalanleger sind und kaum Kontrollrechte haben. Jeder, der sich ernsthaft mit Wirtschaftstheorie beschäftigt, weiß, dass es sich dabei nur um eine Fantasiewelt handelt, in der Spiele gespielt werden, die mit der realen Welt nur wenig zu tun haben. Der US-Geldadel kontrolliert auch die Verfasser der wirtschaftstheoretischen Textbücher und die darin verkündeten Spielregeln, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung abgelenkt wird und nicht mitbekommt, was in der realen Welt wirklich gespielt wird.

In der dünnen Gesellschaftsschicht an der Spitze der Machtpyramide unseres Planeten werden zwischen wenigen Einzelpersonen die Geschäfte abgewickelt, mit denen über Krieg oder Frieden und Leben oder Tod ganzer Bevölkerungen entschieden wird. Diese paar Leute machen immer ihren Schnitt, egal was passiert. Aber sie brauchen dazu Politiker, die ständig neue Kriege anzetteln und ständig neue Schulden machen und das in Gang halten, was sie "Fortschritt" nennen. Der Geldadel treibt dieses schmutzige Spiel seit Jahrhunderten und möchte es auch für seine Erben erhalten. Die wenigen Leute an der Spitze sorgen dafür, dass es Jahrzehnt auf Jahrzehnt und Jahrhundert auf Jahrhundert unverändert genau so weitergeht. Dabei müssen die Spieler die Illusion aufrechterhalten, dass ihnen auch die Spielfiguren etwas bedeuten, damit der Geldadel sein Spiel fortsetzen und unter Ausnutzung der Spielfiguren weiterhin seinen Profit machen kann.

Unter den folgenden Links ist ein kurzer Rückblick auf die Geschichte dieses Spiels nachzulesen, der heute beginnt und einige Jahrzehnte zurückreicht:

"Der geheime Plan der USA zur Eroberung Russlands"

"Wie die USA Russland betrogen und die westlichen Staaten zu Komplizen gemacht haben"

"Im Kalten Krieg waren die USA bereit, 40 Millionen US-Amerikaner zu opfern, um Russland zu zerstören"

Trump hat sich also dafür entschieden, zu tun, was er für erforderlich hält, um an der Macht zu bleiben. Um Präsident zu bleiben, muss er sich wie Obama verhalten oder wie Hillary Clinton sich verhalten hätte. Weil der US-Geldadel die Spielregeln der "US-Demokratie" bestimmt, kann Trump nicht halten, was er seinen Wählern versprochen hat.


Erstveröffentlichung der deutschen Übersetzung am 30.04.2017 bei LUFTPOST – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein (dort mit zusätzlichen Hinweisen)
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP06717_300417.pdf

Englischsprachiger Originalartikel:
Eric Zuesse: "What the US Aristocracy Are Demanding", Strategic Culture Foundation, 14.04.2017
http://www.strategic-culture.org/news/2017/04/14/what-us-aristocracy-demanding.html


Online-Flyer Nr. 611  vom 03.05.2017

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