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Globales
Zehn Jahre nach dem Tod von Milosevic
Der Tod von Milosevic und die Verantwortung der NATO
Von Christopher Black
"Das ist eine Form von Mord, und es ist fahrlässige Tötung im juristischen Sinne." Vor zehn Jahren, am 11.03.2016 verstarb Präsident Milosevic im Scheveninger Untersuchungsgefängnis. Am 20.08.2016 hätte er seinen 75. Geburtstag gefeiert. Viele Fragen sind immer noch ungeklärt. Der kanadische Rechtsanwalt Christopher Black fasst die Ereignisse von damals zusammen. Er macht deutlich: Die Todesumstände von Präsident Milosevic sind "aufzuklären, nicht nur für ihn oder seine Witwe Mira Markovic und seinen Sohn, sondern für uns alle, die ständig mit der aggressiven Politik und Propaganda der NATO-Mächte konfrontiert sind. Das Recht erfordert es. Internationaler Frieden und Sicherheit verlangt es."
Den Haag, 11.3.2016 - Protestmahnwache anlässlich des Todes des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic vor 10 Jahren – "Die Nato tötet mit Bomben – ihr Tribunal tötet durch das Verwehren medizinischer Versorgung" (Foto: arbeiterfotografie.com / Senne Glanschneider)
Am 11. März 2016 starb Präsident Slobodan Milosevic im einem NATO-Gefängnis. Niemand wurde für seinen Tod zur Verantwortung gezogen. In den 10 Jahren seit dem Ende seines einsamen Kampfes, um sich selbst und sein Land gegen die erfundenen Anklagen der NATO-Mächten zu verteidigen, war Russland das einzige Land, das eine öffentliche Untersuchung über seine Todesumstände einforderte, indem der russische Außenminister Serge Lavrov erklärte, dass Russland die Ablehnung der Verantwortung des Haager Tribunals nicht akzeptieren könne und eine unparteiische und internationale Ermittlung einforderte. Das NATO-Tribunal machte seine eigene Untersuchung, bekannt als Parker-Bericht, und wie erwartet, entlastet der Bericht das Tribunal von jeglicher Schuld.
Sein Tod kann nicht ununtersucht bleiben, zu viele Fragen sind unbeantwortet und die Verantwortlichen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Welt kann nicht weiterhin akzeptieren, dass Krieg und Brutalität als Frieden und Diplomatie ausgegeben werden. Wir können nicht länger akzeptieren, dass Regierungen Frieden, Humanität, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und alle Rechtsgrundsätze verachten.
Der Tod von Slobodan Milosevic war offenkundig der einzige Ausweg aus dem Dilemma, dass die Verantwortlichen der NATO nicht selbst vor dem Haager Tribunal angeklagt wurden. Die Propaganda gegen Präsident Milosevic war von einem nie dagewesenen Ausmaß. Das Verfahren wurde in den Medien als das größte Drama der Welt dargestellt, als ein Welttheater, indem ein böser Mann sich für seine Verbrechen verantworten muss. Allerdings gab es keine Verbrechen, außer denen des NATO-Bündnisses, und den Versuch daraus einen Fall zu konstruieren, was in einer Farce endete.
Der Prozess war notwendig aus Sicht der NATO, um die Aggression gegen Jugoslawien zu rechtfertigen, sowie den von der NATO unterstützten Putsch der DOS-Kräfte bei der die Demokratie in Jugoslawien endgültig zerstört und Serbien auf ein NATO-Protektorat mit einem Quisling-Regime reduziert wurde. Seine illegale Verhaftung durch NATO-Kräfte in Belgrad, sein illegaler Arrest im Belgrader Zentralgefängnis, seine illegale Auslieferung an das frühere Gestapo-Gefängnis in Scheveningen in der Nähe von Den Haag, der darauf folgende Schauprozess, waren alles Akte eines Dramas, das vor der Weltöffentlichkeit aufgeführt wurde und für das Finale waren nur zwei Möglichkeiten vorgesehen, die Verurteilung oder der Tod von Präsident Milosevic.
Nachdem die Verurteilung von Präsident Milosevic nach der Beweisaufnahme offensichtlich nicht möglich war, wurde sein Tod der einzige Ausweg für die NATO-Kräfte. Sein Freispruch hätte die komplette Konstruktion des Propaganda-Geflechts der NATO-Kriegsmaschine und der westlichen Interessen zerstört.
Die NATO hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sich Präsident Milosevic selbst verteidigen, noch, dass er es mit solchem Mut und solcher Entschlossenheit tun würde. Die mediale Begleitung war am Anfang des Prozesses regelmäßig und fand auf den Titelseiten statt. Es wurde der Prozess des Jahrhunderts angekündigt. Jedoch schon kurz nach Beginn des Prozesses begann die Medienmaschine zu stottern und die Berichterstattung verschwand auf die hinteren Seiten. Etwas musste für die NATO von Beginn an schief gelaufen sein. Der Schlüssel zum Verständnis liefert der folgende Auszug aus einer Stellungnahme, die Präsident Milosevic an die Richter des Tribunals richtete:
“Das ist ein politisches Verfahren. Was hier verhandelt wird, ist mitnichten, ob ich eine Straftat begangen habe. Vielmehr werden mir hier gewisse Bestrebungen unterstellt und daraus Folgerungen abgeleitet, die jenseits der Kompetenz jedes Juristen sind. Der Punkt ist, dass die Wahrheit über die Ereignisse im früheren Jugoslawien hier auf den Tisch kommen müssen. Offenbar wird hier keine Verfahrensfrage verhandelt, weil ich nicht hier sitze, um mich wegen eines bestimmten Verbrechens zu verantworten. Ich sitze hier, weil ich angeklagt werde, eine Politik verfolgt zu haben, die gegen die Interessen der einen oder anderen Partei verstiess.”
Die Ankläger, das sind die USA und ihre Verbündeten, hatten nicht erwartet, dass eine wirkliche Verteidigung stattfinden würde. Das wird augenscheinlich durch die unbeholfenen und verworrenen Anklagen und der Unfähigkeit nur einen Beweis zu erbringen, der einer einfachen Überprüfung stand hält. Die Anklage fiel von Beginn an in sich zusammen. Aber einmal gestartet, mussten sie weiter machen. Die NATO war gefangen in ihrem selbst gemachten Konstrukt. Ein Einstellen der Verhandlung oder ein Freispruch für Präsident Milosevic hätte enorme politische und geostrategische Auswirkungen. Die NATO müsste die wirklichen Gründe ihrer Aggression gegen Jugoslawien offen legen und die führenden Politiker würden sich selbst auf der Anklagebank finden. Der Verlust an Ansehen wäre unkalkulierbar gewesen. Präsident Milosevic wäre erneut ein populärer Politiker auf dem Balkan. Für die NATO war die Beendigung des Verfahrens der einzige Weg aus diesem Dilemma, aber ohne Milosevic freizulassen bzw. die Wahrheit über diesen Krieg zu gestehen. Die Situation erforderte seinen Tod im Gefängnis und den Abbruch des Verfahrens.
Der Parker-Bericht enthält zumindest Fakten, die darauf aufmerksam machen, dass das NATO-Tribunal, welches die Fürsorgepflicht für seine Gefangenen hat, bezüglich seiner Behandlung fahrlässig handelte, was zu seinem Tode führte. Das Tribunal wurde immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass er ernsthaft an Herzproblemen erkrankt ist, was eine sorgfältige Untersuchung, Behandlung und vollständige Erholung notwendig machte, bevor der Prozess fortgeführt wird. Indes ignorierte das Tribunal fortwährend den Ratschlag der Ärzte und sie zwangen ihn weiter an dem Verfahren teilzunehmen – wohl wissend, dass der Stress des Verfahrens ihn umbringen würde.
Das Tribunal lehnte die empfohlene medizinische Behandlung in Russland ab, anscheinend aus politischen Gründen, und stellte wiederholt die Interessen des Tribunals, was immer sie sein sollen, über Milosevics Gesundheit. Mit anderen Worten: sie verweigerten absichtlich notwenige medizinische Behandlung, was schließlich zu seinem Tod führte. Das ist eine Form von Mord, und es ist fahrlässige Tötung im juristischen Sinne.
Weiterhin finden sich einige ungeklärte Fakten im Parker-Bericht, welche weitere Untersuchungen erfordern, bevor man Gifte oder Arzneimittel ausschließen kann, die seine Gesundheit schädigten: Die beiden bei ihm festgestellten Arzneimittel Rifampicin und Droperiol sind der Schlüssel dazu. Keine Untersuchung hat geklärt, wie diese Arzneimittel in seinen Körper gekommen sind. Es wurden keine Betrachtungen über die Auswirkungen angestellt. Die festgestellten Arzneimittel in seinem Körper und die ungeklärte Verspätung, mit der sein Körper einer medizinischen Untersuchung unterzogen wurde, werfen schwerwiegende Fragen auf, die beantwortet müssen, die aber bis zum heutigen Tage unbeantwortet geblieben sind.
Der Parker-Bericht entlastet die NATO nicht und seine unlogischen Schlussfolgerungen erfordern eine längst überfällige öffentliche Untersuchung der Todesursache von Slobodan Milosevic. Hinzu kommt, dass der Kommandant des UN-Gefängnis, in dem Präsident Milosevic gefangen gehalten wurde, Mc Fadden, gemäß von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten, Informationen über die Haft und das Verfahren von Milosevic ständig an US-Behörden weitergab. Weiterhin schrieb Milosevic kurz vor seinem Tod einen Brief an die russische Botschaft, in dem er die Befürchtung äußerte, dass er vergiftet werde. Unglücklicherweise starb er, bevor der Brief zugestellt werden konnte.
All diese Fakten verlangen nach einer öffentlichen internationalen Untersuchung, um alle Todesumstände von Präsident Milosevic aufzuklären, nicht nur für ihn oder seine Witwe Mira Markovic und seinen Sohn, sondern für uns alle, die ständig mit der aggressiven Politik und Propaganda der NATO-Mächte konfrontiert sind. Das Recht erfordert es. Internationaler Frieden und Sicherheit verlangt es.
Quelle: http://milosevic.co/535/christopher-black-the-death-of-milosevic-and-nato-responsibility/
Weiterführende Informationen:
1) Slobodan Miloševic: Die Zerstörung Jugoslawiens. Slobodan Miloševic antwortet seinen Anklägern. Mit einem Vorwort von Klaus Hartmann. Zambon-Verlag, Frankfurt am Main, 2006, ISBN 3-88975-135-0
2) Germinal Civikov: Der Milosevic-Prozess. Bericht eines Beobachters. Promedia, Wien 2006, ISBN 3-85371-264-9
3) Ralph Hartmann: Der Fall Miloševic. Ein Lesebuch. Dietz, Berlin 2002, ISBN 3-320-02034-X
4) »Das war der Türöffnerkrieg«
Cathrin Schütz - interviewt von Arnold Schölzel - anlässlich des 10. Todestages von Slobodan Miloševic
NRhZ 553 vom 16.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22620
5) Für immer mundtot gemacht
Fotogalerie zur Protestmahnwache in Den Haag am 10. Todestag von Slobodan Miloševic
NRhZ 553 vom 16.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22617
6) http://www.free-slobo.de/
7) http://milosevic.co/
Interview mit Klaus Hartmann (englischsprachig):
Klaus Hartmann is chairman of the World (and German) Union of Freethinkers (www.libres-penseurs.net / www.freidenker.org) and chairman of the Slobodan Milosevic International Commitee (www.milosevic.co). The interview was made in The Movement for Serbia (www.pokretzasrbiju.org), Belgrade, March 2016.
Online-Flyer Nr. 579 vom 14.09.2016
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Globales
Zehn Jahre nach dem Tod von Milosevic
Der Tod von Milosevic und die Verantwortung der NATO
Von Christopher Black
"Das ist eine Form von Mord, und es ist fahrlässige Tötung im juristischen Sinne." Vor zehn Jahren, am 11.03.2016 verstarb Präsident Milosevic im Scheveninger Untersuchungsgefängnis. Am 20.08.2016 hätte er seinen 75. Geburtstag gefeiert. Viele Fragen sind immer noch ungeklärt. Der kanadische Rechtsanwalt Christopher Black fasst die Ereignisse von damals zusammen. Er macht deutlich: Die Todesumstände von Präsident Milosevic sind "aufzuklären, nicht nur für ihn oder seine Witwe Mira Markovic und seinen Sohn, sondern für uns alle, die ständig mit der aggressiven Politik und Propaganda der NATO-Mächte konfrontiert sind. Das Recht erfordert es. Internationaler Frieden und Sicherheit verlangt es."
Den Haag, 11.3.2016 - Protestmahnwache anlässlich des Todes des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic vor 10 Jahren – "Die Nato tötet mit Bomben – ihr Tribunal tötet durch das Verwehren medizinischer Versorgung" (Foto: arbeiterfotografie.com / Senne Glanschneider)
Am 11. März 2016 starb Präsident Slobodan Milosevic im einem NATO-Gefängnis. Niemand wurde für seinen Tod zur Verantwortung gezogen. In den 10 Jahren seit dem Ende seines einsamen Kampfes, um sich selbst und sein Land gegen die erfundenen Anklagen der NATO-Mächten zu verteidigen, war Russland das einzige Land, das eine öffentliche Untersuchung über seine Todesumstände einforderte, indem der russische Außenminister Serge Lavrov erklärte, dass Russland die Ablehnung der Verantwortung des Haager Tribunals nicht akzeptieren könne und eine unparteiische und internationale Ermittlung einforderte. Das NATO-Tribunal machte seine eigene Untersuchung, bekannt als Parker-Bericht, und wie erwartet, entlastet der Bericht das Tribunal von jeglicher Schuld.
Sein Tod kann nicht ununtersucht bleiben, zu viele Fragen sind unbeantwortet und die Verantwortlichen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Welt kann nicht weiterhin akzeptieren, dass Krieg und Brutalität als Frieden und Diplomatie ausgegeben werden. Wir können nicht länger akzeptieren, dass Regierungen Frieden, Humanität, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und alle Rechtsgrundsätze verachten.
Der Tod von Slobodan Milosevic war offenkundig der einzige Ausweg aus dem Dilemma, dass die Verantwortlichen der NATO nicht selbst vor dem Haager Tribunal angeklagt wurden. Die Propaganda gegen Präsident Milosevic war von einem nie dagewesenen Ausmaß. Das Verfahren wurde in den Medien als das größte Drama der Welt dargestellt, als ein Welttheater, indem ein böser Mann sich für seine Verbrechen verantworten muss. Allerdings gab es keine Verbrechen, außer denen des NATO-Bündnisses, und den Versuch daraus einen Fall zu konstruieren, was in einer Farce endete.
Der Prozess war notwendig aus Sicht der NATO, um die Aggression gegen Jugoslawien zu rechtfertigen, sowie den von der NATO unterstützten Putsch der DOS-Kräfte bei der die Demokratie in Jugoslawien endgültig zerstört und Serbien auf ein NATO-Protektorat mit einem Quisling-Regime reduziert wurde. Seine illegale Verhaftung durch NATO-Kräfte in Belgrad, sein illegaler Arrest im Belgrader Zentralgefängnis, seine illegale Auslieferung an das frühere Gestapo-Gefängnis in Scheveningen in der Nähe von Den Haag, der darauf folgende Schauprozess, waren alles Akte eines Dramas, das vor der Weltöffentlichkeit aufgeführt wurde und für das Finale waren nur zwei Möglichkeiten vorgesehen, die Verurteilung oder der Tod von Präsident Milosevic.
Nachdem die Verurteilung von Präsident Milosevic nach der Beweisaufnahme offensichtlich nicht möglich war, wurde sein Tod der einzige Ausweg für die NATO-Kräfte. Sein Freispruch hätte die komplette Konstruktion des Propaganda-Geflechts der NATO-Kriegsmaschine und der westlichen Interessen zerstört.
Die NATO hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sich Präsident Milosevic selbst verteidigen, noch, dass er es mit solchem Mut und solcher Entschlossenheit tun würde. Die mediale Begleitung war am Anfang des Prozesses regelmäßig und fand auf den Titelseiten statt. Es wurde der Prozess des Jahrhunderts angekündigt. Jedoch schon kurz nach Beginn des Prozesses begann die Medienmaschine zu stottern und die Berichterstattung verschwand auf die hinteren Seiten. Etwas musste für die NATO von Beginn an schief gelaufen sein. Der Schlüssel zum Verständnis liefert der folgende Auszug aus einer Stellungnahme, die Präsident Milosevic an die Richter des Tribunals richtete:
“Das ist ein politisches Verfahren. Was hier verhandelt wird, ist mitnichten, ob ich eine Straftat begangen habe. Vielmehr werden mir hier gewisse Bestrebungen unterstellt und daraus Folgerungen abgeleitet, die jenseits der Kompetenz jedes Juristen sind. Der Punkt ist, dass die Wahrheit über die Ereignisse im früheren Jugoslawien hier auf den Tisch kommen müssen. Offenbar wird hier keine Verfahrensfrage verhandelt, weil ich nicht hier sitze, um mich wegen eines bestimmten Verbrechens zu verantworten. Ich sitze hier, weil ich angeklagt werde, eine Politik verfolgt zu haben, die gegen die Interessen der einen oder anderen Partei verstiess.”
Die Ankläger, das sind die USA und ihre Verbündeten, hatten nicht erwartet, dass eine wirkliche Verteidigung stattfinden würde. Das wird augenscheinlich durch die unbeholfenen und verworrenen Anklagen und der Unfähigkeit nur einen Beweis zu erbringen, der einer einfachen Überprüfung stand hält. Die Anklage fiel von Beginn an in sich zusammen. Aber einmal gestartet, mussten sie weiter machen. Die NATO war gefangen in ihrem selbst gemachten Konstrukt. Ein Einstellen der Verhandlung oder ein Freispruch für Präsident Milosevic hätte enorme politische und geostrategische Auswirkungen. Die NATO müsste die wirklichen Gründe ihrer Aggression gegen Jugoslawien offen legen und die führenden Politiker würden sich selbst auf der Anklagebank finden. Der Verlust an Ansehen wäre unkalkulierbar gewesen. Präsident Milosevic wäre erneut ein populärer Politiker auf dem Balkan. Für die NATO war die Beendigung des Verfahrens der einzige Weg aus diesem Dilemma, aber ohne Milosevic freizulassen bzw. die Wahrheit über diesen Krieg zu gestehen. Die Situation erforderte seinen Tod im Gefängnis und den Abbruch des Verfahrens.
Der Parker-Bericht enthält zumindest Fakten, die darauf aufmerksam machen, dass das NATO-Tribunal, welches die Fürsorgepflicht für seine Gefangenen hat, bezüglich seiner Behandlung fahrlässig handelte, was zu seinem Tode führte. Das Tribunal wurde immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass er ernsthaft an Herzproblemen erkrankt ist, was eine sorgfältige Untersuchung, Behandlung und vollständige Erholung notwendig machte, bevor der Prozess fortgeführt wird. Indes ignorierte das Tribunal fortwährend den Ratschlag der Ärzte und sie zwangen ihn weiter an dem Verfahren teilzunehmen – wohl wissend, dass der Stress des Verfahrens ihn umbringen würde.
Das Tribunal lehnte die empfohlene medizinische Behandlung in Russland ab, anscheinend aus politischen Gründen, und stellte wiederholt die Interessen des Tribunals, was immer sie sein sollen, über Milosevics Gesundheit. Mit anderen Worten: sie verweigerten absichtlich notwenige medizinische Behandlung, was schließlich zu seinem Tod führte. Das ist eine Form von Mord, und es ist fahrlässige Tötung im juristischen Sinne.
Weiterhin finden sich einige ungeklärte Fakten im Parker-Bericht, welche weitere Untersuchungen erfordern, bevor man Gifte oder Arzneimittel ausschließen kann, die seine Gesundheit schädigten: Die beiden bei ihm festgestellten Arzneimittel Rifampicin und Droperiol sind der Schlüssel dazu. Keine Untersuchung hat geklärt, wie diese Arzneimittel in seinen Körper gekommen sind. Es wurden keine Betrachtungen über die Auswirkungen angestellt. Die festgestellten Arzneimittel in seinem Körper und die ungeklärte Verspätung, mit der sein Körper einer medizinischen Untersuchung unterzogen wurde, werfen schwerwiegende Fragen auf, die beantwortet müssen, die aber bis zum heutigen Tage unbeantwortet geblieben sind.
Der Parker-Bericht entlastet die NATO nicht und seine unlogischen Schlussfolgerungen erfordern eine längst überfällige öffentliche Untersuchung der Todesursache von Slobodan Milosevic. Hinzu kommt, dass der Kommandant des UN-Gefängnis, in dem Präsident Milosevic gefangen gehalten wurde, Mc Fadden, gemäß von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten, Informationen über die Haft und das Verfahren von Milosevic ständig an US-Behörden weitergab. Weiterhin schrieb Milosevic kurz vor seinem Tod einen Brief an die russische Botschaft, in dem er die Befürchtung äußerte, dass er vergiftet werde. Unglücklicherweise starb er, bevor der Brief zugestellt werden konnte.
All diese Fakten verlangen nach einer öffentlichen internationalen Untersuchung, um alle Todesumstände von Präsident Milosevic aufzuklären, nicht nur für ihn oder seine Witwe Mira Markovic und seinen Sohn, sondern für uns alle, die ständig mit der aggressiven Politik und Propaganda der NATO-Mächte konfrontiert sind. Das Recht erfordert es. Internationaler Frieden und Sicherheit verlangt es.
Quelle: http://milosevic.co/535/christopher-black-the-death-of-milosevic-and-nato-responsibility/
Weiterführende Informationen:
1) Slobodan Miloševic: Die Zerstörung Jugoslawiens. Slobodan Miloševic antwortet seinen Anklägern. Mit einem Vorwort von Klaus Hartmann. Zambon-Verlag, Frankfurt am Main, 2006, ISBN 3-88975-135-0
2) Germinal Civikov: Der Milosevic-Prozess. Bericht eines Beobachters. Promedia, Wien 2006, ISBN 3-85371-264-9
3) Ralph Hartmann: Der Fall Miloševic. Ein Lesebuch. Dietz, Berlin 2002, ISBN 3-320-02034-X
4) »Das war der Türöffnerkrieg«
Cathrin Schütz - interviewt von Arnold Schölzel - anlässlich des 10. Todestages von Slobodan Miloševic
NRhZ 553 vom 16.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22620
5) Für immer mundtot gemacht
Fotogalerie zur Protestmahnwache in Den Haag am 10. Todestag von Slobodan Miloševic
NRhZ 553 vom 16.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22617
6) http://www.free-slobo.de/
7) http://milosevic.co/
Interview mit Klaus Hartmann (englischsprachig):
Klaus Hartmann is chairman of the World (and German) Union of Freethinkers (www.libres-penseurs.net / www.freidenker.org) and chairman of the Slobodan Milosevic International Commitee (www.milosevic.co). The interview was made in The Movement for Serbia (www.pokretzasrbiju.org), Belgrade, March 2016.
Online-Flyer Nr. 579 vom 14.09.2016
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