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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Aktuelles
Kommentar für Walter Herrmann zu seinem 77. Geburtstag
Herzlichen Glückwunsch, lieber Walter!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Vor zwei Jahren, am 26. Januar 2014, als Du 75 Jahre jung wurdest und die Kölner Klagemauer für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrecht ihren 23. Geburtstag feierte, schrieb ich Dir, dass es nur wenige Menschen gibt, die ich so bewundere wie Dich. Diese Bewunderung ist noch größer geworden angesichts der vielen Verleumdungen, Anklagen, Überfälle und Prozesse, denen Du in den letzten zwei Jahren ausgesetzt warst. Weder die Räumungen, noch die Überfälle und persönlichen Anfeindungen konnten Dich davon abhalten, weiter zu machen im Kampf für Gerechtigkeit.

Ja, lieber Walter, nicht Du störst den öffentlichen Frieden, sondern Du weist daraufhin, dass der Frieden bis heute in Palästina nicht eingekehrt ist. Die vielen Bilder der ermordeten und verletzten Kinder in Gaza müssen gezeigt werden. Warum sollen sich Menschen nicht informieren dürfen über die Völkerrechtsverbrechen der "jüdischen Verteidigungsarmee", während andere "politisch korrekte" Gräueltaten ständig gezeigt werden? Immer wieder ist versucht worden, Dir den Prozess wegen „Volksverhetzung“ machen zu lassen – jedoch vergeblich! Stattdessen hätten sich die Gerichte mit Deinen gegnerischen Inquisitoren befassen sollen, die Dich und die Klagemauer beständig zu verleumden versuchen.


Kölner Klagemauer für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrecht am Kölner Dom – zentrales Thema: die Opfer israelischer Gewaltverbrechen (arbeiterfotografie.com)

Als Dich das Amtsgericht Köln, Deine Argumentation missachtend, am 10. April des vergangenen Jahres wegen angeblichen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz verurteilte, kam es zu Recht zu Tumulten im Saal wegen dieses nicht nachvollziehbaren politisch motivierten Willkür-Urteils gegen Dich! Fünfzehn Fotos von ermordeten Kindern in Gaza sollen nicht mehr gezeigt werden dürfen. Warum? Weil die Politik Angst davor hat, dass die Klagemauer mit ihren Fotos und Exponaten beim Betrachter Wirkung zeigt und Empathie erzeugt – eines der wichtigsten Momente der Gesellschaft und der Jugenderziehung. Um also Kinder zu schützen, die doch allabendlich zuhause mit Gewaltbildern aus dem Fernseher oder Internet konfrontiert sind, sollen die beanstandeten Fotos der Klagemauer – dem Skandal-Urteil gemäß – ihrem Blick entzogen werden. Genial, wie Du diese Forderung erfüllt hast, indem Du die Fotos mit einer aufklappbaren Abdeckung versehen hast! Wenn Fakten so zensiert werden, ist das einer Demokratie unwürdig! Die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken.

Und nein, lieber Walter, Du bist nicht einseitig, aber Du bist einmalig! Wer setzte sich schon täglich den Widrigkeiten der Jahreszeiten und des Wetters aus, und den Strapazen, um die Klagemauer auf der Kölner Domplatte zu präsentieren. Auch die Suppenküche ist eine Idee von Dir, die bis heute von Dir mitbetreut wird und viele Nachahmer deutschlandweit fand. Immer hast Du Dich eingesetzt für die Schwachen. Gegen die Wohnungsnot hast Du demonstriert, gegen die Abholzung der Platanen, und bei der Stollwerck-Besetzung hast Du mitgeholfen.

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, dass jeden Tag neu erstritten werden muss. Gegner, die die Wahrheit nicht sehen wollen, halten Dich und die Klagemauer nicht aus. Aber demokratische Bürger halten Dich aus und unterstützen Dich! Deshalb wurde Deine Arbeit zu Recht gewürdigt mit dem Aachener Friedenspreis 1998. Du bist ein Mutbürger, lieber Walter, wie es leider nur wenige gibt, denn Du lässt Dich nicht einschüchtern von ungerechter Staatsgewalt und schmierigen Gegnern.

Viele Menschen haben sich mit Dir solidarisiert. Du hast mehr als 350.000 Unterschriften gesammelt, Deine Klagemauer wird in der Kölner Stadtgeschichte verewigt bleiben – zumal wenn in Erfüllung ginge, dass das Kölnische Stadtmuseum Deinen Nachlass sichert. Freunde wie Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann und ich werden Deine Arbeit zumindest virtuell im Internet für die Ewigkeit festhalten.

Für den Vorstand des Vereins Förderkreis Kölner Klagemauer haben Anneliese und ich den für Dich unerträglichen Zustand mit dem Bürgerzentrum Alte Feuerwache e.V. beendet (siehe Anhang). Du wurdest von angeblichen Mitstreitern für Frieden und Gerechtigkeit ausgesperrt und misshandelt, ein nicht nachvollziehbarer Vorgang, der mich auf das tiefste erschüttert hat. Auch diese Vorkommnisse haben mich veranlasst, mich in den Vorstand des Förderkreises wählen zu lassen, damit der Kampf für die Gerechtigkeit weiter geht.

Dein Kampf gegen die schwere Krankheit wird in nächster Zeit Deine ganze Kraft verlangen, so dass die Klagemauer, dieses einzigartige Projekt für Frieden und Gerechtigkeit, gerade auch für Palästina, in neuer Form weiterzuführen sein wird. Das positive Feedback auf meinem Blog und meiner Facebook-Seite zeigt, wie wichtig diese Informationen sind und wie die vielen Unterstützer von Dir und unseren Anliegen darauf reagieren. Du bist nicht allein!


Walter Herrmann und Evelyn Hecht-Galinski an der Klagemauer (arbeiterfotografie.com)

Es war mir eine große Freude, gemeinsam mit Dir im vergangenen November auf der Domplatte zu stehen, um mich mit Dir zu solidarisieren – im Kampf für Gerechtigkeit in Palästina. Du brauchst im Gegensatz zu Deinen vielen Gegnern die Öffentlichkeit nicht zu scheuen; nein, du kannst stolz auf Dein Lebenswerk zurückblicken.

Noch einmal: alles Gute zum Geburtstag, und alle guten Wünsche für Deine Gesundheit. Bleib weiter unbequem und mutig! Du wirst gebraucht! Köln und Deutschland braucht Querdenker wie Dich. Angepasste Politiker und Feiglinge haben wir schon genug!


Top-Foto:
Walter Herrmann (arbeiterfotografie.com)


Siehe auch "Die Kölner Klagemauer muss leben"
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22473



Anhang:

Schreiben des Förderkreises Kölner Klagemauer für Frieden an Vorstand und Geschäftsführung des Bürgerzentrums Alte Feuerwache, 15.01.2016


hiermit teilt der Förderkreis Kölner Klagemauer für Frieden e.V. mit, dass der in der Alten Feuerwache entstandene Zustand für Walter Herrmann unerträglich geworden ist. Für ihn ist mittlerweile klar geworden: er will mit der Alten Feuerwache nichts mehr zu tun haben. Für ihn ist die Feuerwache kein Ort des gemeinsamen Kampfes für Frieden und Gerechtigkeit mehr. Eine Fortführung des Zustands wäre für ihn und seinen Gesundheitszustand unzumutbar.

Sein Antrag auf Mitgliedschaft im BAF von Januar 2015 wurde bewusst liegen gelassen. Nach mehreren Versuchen in vorangegangenen Jahren, ihn loszuwerden, wurde für ihn nicht nachvollziehbar gefordert, innerhalb der Lagerhalle umzuziehen. Schließlich wurde er durch Auswechseln des Schlosses aus der Lagerhalle ausgesperrt. Im August 2015 wurde er von einem BAF-Mitarbeiter körperlich attackiert und angeschrieen (siehe eidesstattliche Erklärung vom 10.10.2015). Seine Eingaben zur BAF-MV im Oktober 2015 wurden ignoriert. Eine Mehrheit der MV folgte ohne jede Kompromissbereitschaft einer Antragstellerin, die einer in Richtung Krieg treibenden Partei angehört. Trotz Absprache in Sachen Suppenküche wurde ihm im November 2015 stundenlang der Zugang zur Lagerhalle verwehrt. Alle Schritte Walter Herrmanns zur Beilegung des Konflikts wurden ignoriert. Zuletzt war am zweiten Weihnachtstag das Schloss der Tür zum Pförtnerhäuschen blockiert.

An einer Weiterführung des Nutzungsvertrages für Lagerhalle und Pförtnerhäuschen besteht daher vonseiten des Förderkreises kein Interesse mehr. Der Nutzungsvertrag kann also als aufgelöst betrachtet werden. Nichtsdestotrotz lässt Walter Herrmann mitteilen, dass er in eigener Verantwortung Lagerhalle und Pförtnerhäuschen als von ihm besetzt betrachtet.

Eidesstattlich Erklärung von Walter Herrmann über einen Vorfall im Bürgerzentrum Alte Feuerwache im August 2015, 10.10.2015

Nach meiner Erinnerung war es zwischen der 2. und 3. Woche, nachdem das Vorhängeschloss an der Lagerhalle in der Alten Feuerwache ausgewechselt und ich damit ausgesperrt worden war. Die neuen Hausmeister R.B. und C.H. hielten sich am Eingang der Halle auf, schienen dort auf jemanden zu warten. C.H. links der halb-geöffneten Tür, R.B. rechts davon. Ich konnte zwischen ihnen durchgehen, ohne einen der beiden körperlich zu berühren. Zu R.B. sagte ich: "Will mal nur kurz rein-schauen" und blieb, um nicht zu provozieren, im Türrahmen stehen. R.B. packte mich daraufhin von vorn mit beiden Händen und stieß mich mit dem Rücken gegen die rechte Kante des eisernen Türrahmens. Dabei schrie er mich an: "Hau ab! Verschwinde! Du kommst hier nicht mehr rein!". Ob ich ihn deswegen zur Rede stellte, weiß ich nicht; ich habe keine Erinnerung daran. Das Gegen-die-Kante-des-Türrahmen-Stoßen empfand ich als Misshandlung, mit der ich mich psychisch nicht abfinden konnte. Für die Aussperrung und Misshandlung revanchierte ich mich später mit einem Plakat, auf dem ich speziell R.B. ein gestörtes Verhältnis zu Initiativen vorwarf und ihn "arrogant und anmaßend" nannte.

Online-Flyer Nr. 546  vom 27.01.2016

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