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Aktueller Online-Flyer vom 04. Dezember 2024  

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Globales
Die Rolle der Türkei beim illegalen Ölhandel mit dem "Islamischen Staat"
Erdogan, der Lügenpräsident
Gastbeitrag von Rainer Rupp

In einem exklusiven Gastbeitrag für RT Deutsch analysiert Rainer Rupp, vormals Top-Spion der DDR im NATO-Hauptquartier, die Rolle der Türkei im illegalen Ölhandel mit dem "Islamischen Staat". Dabei verweist er auch auf die ominöse Rolle der kurdischen Peschmerga und zeigt auf, dass US-Militäranalysten schon 2014 über das Ölgeschäft zwischen der Türkei und dem IS informiert waren.

Türkischer Staatchef Erdogan

NRhZ-Archiv

Auf den Vorwurf des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Türkei sei ein Komplize der ISIS-Terroristen, unter anderem weil sie der Hauptabnehmer des von ISIS illegal exportierten Öls ist, hat der türkische Staatchef Erdogan Ende letzter Woche heftig reagiert. In einem Interview mit „France 24“ hat er nicht nur jegliche Geschäftsverbindungen zwischen türkischen Unternehmen und ISIS kategorisch abgestritten, sondern stattdessen Putin der Lüge und Scheinheiligkeit bezichtigt. 

Dabei hat er auf einen aktuellen Bericht des US-Finanzministeriums verwiesen, aus dem angeblich hervorgeht, dass „ISIS mit Hilfe russischer Unternehmen Öl an das syrische Regime verkauft“. Dass diese Behauptung des ISIS-Kollaborateurs Erdogan eine dreiste und unverschämte Desinformation ist, davon kann sich jeder Leser, der die englische Sprache beherrscht, selbst überzeugen. Denn der von Erdogan erwähnte Bericht kann auf der Webseite des US-Finanzministerium abgerufen werden. 

Um Erdogans unhaltbaren Vorwurf einzuordnen, soll nachfolgend eine kurze Übersicht über den ISIS-Ölhandel gegeben werden, die auf Untersuchungen des US-Finanzministeriums, aber auch auf Berichten von Finanzmedien wie „Financial Times“ und „Zero Hedge“ beruht. Demnach ist der Verkauf von etwa 80.000 Fass Rohöl am Tag die bei weitem wichtigste Einnahmequelle der Terroristen. Das Öl entstammt den in Syrien eroberten Öl-Förderanlagen. Die Käufer des billigen ISIS-Öls (etwa die Hälfte des Weltmarktpreises) gelten daher zu Recht als Unterstützer und Financiers der Terrororganisation. 

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass es neben der Türkei und Nordirak keine Exportwege für das Öl der Terroristen gibt. Detaillierte Untersuchungen der Abteilung Anti-Terrorfinanzierung des US-Finanzministeriums gehen denn auch davon aus, dass bei weitem der größte Teil des Öls mit Tanklastern abtransportiert wird. 

Das Meiste davon geht direkt über die Grenze in die Türkei. Ein anderer Teil wird in den Nordirak gebracht. Dort wird das ISIS-Öl in die illegale Pipeline der kurdischen Peschmerga eingespeist. Mit dieser nicht mehr so geheimen Pipeline verkaufen die nordirakischen Kurden vertragswidrig irakisches Öl an der Regierung in Bagdad vorbei an die Türkei. Dort profitieren dubiose Händler von diesem lukrativen Geschäft mit dem Blut besudelten Öl, an vorderster Stelle, so mehrere Berichte u.a. des US-Finanzportals Zero Hedge, der Sohn des türkischen Präsidenten, Bilal Erdogan. Behauptungen, dass die Regierung des Polizeistaats Türkei nicht wenigstens von diesen Geschäften weiß, wenn nicht sogar mitmacht, sind wenig glaubwürdig. 

Der dritte Teil des ISIS-Öls bleibt in Syrien zum Eigenverbrauch der Terroristen und der lokalen Bevölkerung. Aber auch davon findet laut US-Finanzministerium ein Teil des Öls über dunkle Schmuggelnetzwerke seinen Weg in die von der syrischen Regierungsarmee kontrollierten Gebiete. Einen dieser Schmuggler hat das US-Finanzministerium in einer Presseveröffentlichung vom 25. Nov. 2015 als den „syrisch-russischen“ Geschäftsmann Mudalal Khuri identifiziert, der angeblich auch Unternehmen in Russland hat. Das hat Präsident Erdogan offensichtlich für die oben erwähnten, wilden Anschuldigungen gegenüber Russland genügt. 

In keinem anderen Bericht der Anti-Terror Einheit des US-Finanzministeriums wird Russland oder ein russisches Unternehmen im Zusammenhang mit ISIS-Öl auch nur erwähnt. Ganz anders ist das bei der Zusammenarbeit der Türkei mit ISIS auch im Ölgeschäft. Das ist seit langem auch öffentlich bekannt. Der für die Verhinderung der Finanzierung von Terrororganisationen zuständige Staatssekretär im US-Finanzministerium, David S. Cohen, hatte bereits am 23.10. 2014 in seiner vor dem Think Tank “Carnegie Endowment For International Peace” gehaltenen Rede auf die bedeutende Rolle der Türkei in diesem schmutzigen Geschäft – wenn auch sehr dezent - hingewiesen: 

„Mit Stand vom letzten Monats hat ISIS den Verkauf von Öl zu wesentlich reduzierten Preisen an eine Vielzahl von Zwischenhändlern getätigt, darunter einige aus der Türkei, die dann das Öl weiter transportierten und wieder veräußert haben“. 

Unter anderem hat auch das „Strategic Studies Institute“ der US-Kriegsschule „US-Army War College“ in der Winterausgabe 2014-2015 seiner bekannten Zeitschrift „Parameters“, geschrieben, dass „der Großteil des von ISIS verkauften Erdöls direkt (also über Tanklaster) oder über kurdisch-irakische Mittelsmänner in die Türkei geht“. (PK)



Online-Flyer Nr. 539  vom 02.12.2015

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