NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

zurück  
Druckversion

Globales
Hintergründe für den Aufstieg eines Imperiums
100 Jahre FED – Geld aus dem Nichts – 100 Jahre Krieg
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

1914 begann der Krieg, der heute der „Erste Weltkrieg“ genannt wird. Das darf jeder wissen. Und das weiß auch so ziemlich jeder. Doch Vorsicht! Am 23. Dezember 1913 hat US-Präsident Woodrow Wilson das Federal-Reserve-Gesetz in Kraft gesetzt, mit dem – also gewissermaßen rechtzeitig vor Beginn des Krieges – die Federal Reserve, kurz FED, eine Notenbank besonderer Art entstanden ist. FED und Erster Weltkrieg – FED und Krieg – hat das etwas miteinander zu tun? Was für eine Frage!


Protest anläßlich des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in Berlin, 21.5.2002
Foto: arbeiterfotografie.com

Bei Betrachtung der FED und zweier Weltkriege stelle man fest, „dass hinter den inszenierten Konflikten immer dieselben Finanziers stecken. Mittlerweile haben die internationalen Bankiers die Staaten der Welt fest im Griff und haben es geschafft, dass fast jedes Land der Welt bei ihnen verschuldet ist. Demzufolge muss jedes Land, was einen Krieg führen will, sich von ihnen Gelder leihen...“ Das lesen wir in einem Interview, das Muslim-Markt am 1. März 2014 mit dem späteren Redner bei den Montagsmahnwachen für den Frieden, Heiko Schrang, geführt hat (1). Ob das stimmt? Ist das alles wirklich so einfach?

Wenn Denkbarrieren hochgefahren werden müssen

Und dann wird an einem Montag die folgende Frage gestellt: „Woran liegen alle Kriege in den letzten 100 Jahren?“ Was für eine Frage! Vielleicht hätte man auch fragen können: „Was hat all die Kriege in den letzten 100 Jahren möglich gemacht?“ Und dann antwortet der Fragesteller: Wenn man genau hinsehe, erkenne man im Endeffekt, „dass die Federal Reserve, die amerikanische Notenbank – das ist eine Privatbank – seit über hundert Jahren die Fäden auf diesem Planeten zieht. Die amerikanische Regierung: die hat schon lange nichts mehr zu sagen.“ Sogar US-Präsident Woodrow Wilson habe dies schließlich erkannt. Das hat am 7. April 2014 in Berlin am Rande der Montagsmahnwache für den Frieden deren Initiator Lars Mährholz gegenüber dem russischen Sender „The Voice of Russia“ geäußert (2). Ist da etwas dran? Durfte er das sagen?

Nein! Das durfte er nicht! Die imperialistischen Kräfte heulten auf. Sie erkannten sofort: hier wird ein Terrain betreten, das unter keinen Umständen betreten werden darf. Die Handlanger des US-Imperiums wurden aktiv. Wo es nur ging, wurden Denkbarrieren hochgefahren. Auch die Reservearmee in der Linken und der Friedensbewegung kam zum Einsatz. Sie bildeten eine gemeinsame Front mit den Herrschaftsmedien. Es sind so genannte „Linke“ wie Jutta Ditfurth (3), die wissen, was ihre Aufgabe ist. Begriffe wie „antisemitisch“, „verschwörungstheoretisch“, „rechts“ oder „neu-rechts“ wurden in Stellung gebracht.

Krieg: mehr als ein gutes Geschäft

Der Erste Weltkrieg begann 1914 – das ist uns bekannt. Und wissen wir auch, wann die USA in diesen Krieg eingetreten sind? 1917 – lesen wir z.B. bei Wikipedia (4). Doch diesem „Wissen“ kommt der folgende Satz in die Quere: „Die USA traten als Finanzier und Lieferant von Kriegsmaterial ab 1914 in den Krieg ein.“ Das schreibt Werner Rügemer und ergänzt: „Auch die Regierung von Präsident Woodrow Wilson wusste, dass dies ein Kriegseintritt war... Krieg ist ein gutes Geschäft, und der Erste Weltkrieg entwickelte sich zum bisher weitaus besten Geschäft der US-Wirtschaft überhaupt.“ Und er fragt, „warum die USA auch noch militärisch in den Krieg eingegriffen haben. Die USA waren in keiner Weise bedroht, es ging also nicht um die viel beschworene ‘nationale Sicherheit’. Es ging also um etwas anderes.“ (5) Waren die USA möglicherweise auf dem Weg zu einem Welt-Imperium?

Militärisch in den Krieg eingegriffen? Wie denn das? Woodrow Wilson war 1916 doch mit der Parole „He Kept Us Out of War“ (Er hat uns aus dem Krieg herausgehalten) in den Präsidentschaftswahlkampf gezogen. (6)(7) Damit gewann er den Wahlkampf und wurde am 4. März 1917 als Präsident der USA vereidigt. Nur etwa einen Monat später, am 6. April, war es soweit. Die USA traten – auch militärisch – in den Krieg ein. Wikipedia formuliert es so: „Anders als jedoch von Woodrow Wilson im Wahlkampf in Aussicht gestellt, kam es nur einen Monat nach seiner Vereidigung zum Kriegseintritt der USA.“ Als hätte es sich um eine Naturkatastrophe gehandelt. 1919 erhielt Woodrow Wilson den Friedensnobelpreis „für seine Verdienste um die Beendigung des Ersten Weltkrieges“. (7) Obama lässt grüßen!

Krieg: eine enorme Chance

„Der Krieg ist eine enorme Chance für Amerika“, soll ein Mann namens Jack Morgan schon am 4. September 1914 in einem persönlichen Brief an US-Präsident Woodrow Wilson geschrieben haben. (8) Wer ist Jack Morgan? Er übernahm 1913 von seinem Vater das Bankhaus J.P. Morgan & Co. Er saß von 1914 bis 1919 im Beirat der „Federal Reserve Bank of New York“. Und er war wie sein Vater Mitglied des „Jekyll Island Club“. Jekyll Island – das ist der Name einer kleinen Insel. (9) Sie gehörte JP Morgan. Hier entstand der Plan, der „das Geldsystem revolutionierte“. Hier war der Geburtsort eines Systems mit der „Fähigkeit, Geld aus dem Nichts zu erschaffen“. So simpel charakterisiert es das Wirtschaftsmagazin „Focus Money“. „Wahrscheinlich war die Namensfindung das Genialste an der Erschaffung der Federal Reserve. Schließlich ist die US-Notenbank nicht staatlich (Federal). Und Reserven hatte sie auch keine. Ausgedacht hat sich den Bluff eine Gruppe von sieben Männern. Im Jahr 1910. Die Herrschaften repräsentierten damals, grob geschätzt, ein Viertel des Reichtums auf der Welt. Sie schufen ein Konstrukt, das die eigenen Pfründe sicherte“, so weiter „Focus Money“. (10)

Morgan sei „der erste Banker, der enthüllte, dass die Kredite, die Federal Reserve, die großen Banken, die US-Wirtschaft und der Krieg untrennbar miteinander verbunden waren. Wilson wusste das auch.“ So ist der Besprechung eines 2014 erschienenen Buches von Nomi Prins zu entnehmen. Der Titel des Buches: „All the Presidents’ Bankers“. Titel des zweiten Kapitels: „The Mid-1910s: Bankers Go to War“. Der Titel der Besprechung: „Erster Weltkrieg: Banker ziehen in den Krieg“. Die Autorin des Buches, Nomi Prins: u.a. Geschäftsführerin bei Goldman-Sachs. Nomi Prins: „1910 waren die USA nicht die globale Finanz-Supermacht, die sie am Ende des Jahrzehnts geworden waren. Es waren zwei Schlüsselelemente, die sie in solche Höhen aufsteigen ließ. Das eine war die Erschaffung des Federal-Reserve-Systems (FED)... Das zweite war der große Krieg.“ (11)(12)(13)(14)

„Die gewaltigen, für den Krieg benötigten Geldmengen wurden vom Federal Reserve System geschaffen“, schreibt G. Edward Griffin in seinem Buch „Die Kreatur von Jekyll Island“ über die FED in einer Passage über den Untergang der Lusitania. (15) Das Buch ist auf deutsch im Kopp-Verlag erschienen – ein Verlag, der gerne Information mit Desinformation kontaminiert. Ob die Aussage deshalb nicht zutrifft?

Krieg benötigt einen Auslöser

Gemäß Griffin drängte Wilson den Kongress zu einer Kriegserklärung genau „zu der Zeit, als er mit der Parole ‘Er hält uns aus dem Krieg heraus’ für eine Wiederwahl kandidierte.“ Und dann heißt es wenige Zeilen weiter bezogen auf die Lusitania: „Die Tat war vollbracht, und sie erzeugte ganze Wellen der Abneigung gegen die Deutschen. Diese Wellen überfluteten auch Washington und spülten die Vereinigten Staaten in den Krieg hinein.“ (15) Das ist verwirrend. Das liest sich, als wären die Ereignisse auf der Zeitachse durcheinander gebracht. Zur Klarstellung: Die Lusitania wurde am 7. Mai 1915 versenkt. Der Präsidentschaftswahlkampf mit der Parole „aus dem Krieg herausgehalten“ lief 1916. Am 4. März 1917 begann Wilsons zweite Amtszeit. Am 6. April 1917 traten die USA in den Krieg ein. Was sagt uns das? Lässt sich aus der verwirrenden Darstellung ableiten, dass der Untergang der Lusitania für das Entstehen von Kriegsstimmung in den USA keine Rolle spielte?

Betrachten wir einen Brief vom 23. Februar 1915 – verfasst sechs Wochen vor dem Untergang der Lusitania – Absender: ein führender US-Politiker, der „Republikaner“ Henry Cabot Lodge. Darin „schrieb Lodge, dass sich die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten zugunsten eines Kriegseintritts bestimmt ändern würde, sollte ein Schiff mit amerikanischen Passagieren an Bord von einem deutschen U-Boot versenkt werden. Auch ein mögliches Ziel nannte er: die Lusitania.“ Das stand genau 100 Jahre nach dem Untergang der Lusitania, am 7. Mai 2015, in der FAZ in einem Artikel mit dem Titel „Brisante Funde zur Lusitania – Sie hatten wohl Pulver an Bord“. (16)

Das erinnert an das Papier des „Project for a New American Century“ (Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert) vom September 2000. In dem hieß es ein Jahr vor dem als Auslöser für den so genannten „Krieg gegen Terror“ benötigten „11. September“: „Dieser Transformationsprozess [in Richtung Kriegsbereitschaft], selbst wenn er einen revolutionären Wandel bedeutet, wird wahrscheinlich lange dauern, es sei denn, ein katastrophenartiges, katalysierendes Ereignis tritt ein – wie ein neues Pearl Harbor.“ „Pearl Harbor“ war die inszenierte Operation für den Einstieg der USA in den Zweiten Weltkrieg. (17)

Mit der Zerstörung der Lusitania änderte sich die Stimmung in den USA. „Das bekam vor allem die deutsche Minderheit zu spüren... Nach dem 7. Mai richtete sich der zunehmende Volkszorn gegen sie... [Der] Untergang führte zum Kriegseintritt Amerikas“, lesen wir in der FAZ. (16) Doch es bedurfte eines zweiten Ereignisses – ähnlich dem Fall Lusitania. Am 25. Februar 1917 steuerte die Laconia in Kriegsgebiet und wurde versenkt. Wieder waren US-Amerikaner an Bord. „Die Versenkung der Laconia war einer der Faktoren, die zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg... beitrug“, lässt uns Wikipedia wissen. (18) Kriege brauchen Auslöser. Das ist heute so. Das war beim Zweiten Weltkrieg so. Und das war beim Ersten Weltkrieg nicht anders.

Krieg benötigt Geld

Kommen wir zurück zu der Aussage „Die gewaltigen, für den Krieg benötigten Geldmengen wurden vom Federal Reserve System geschaffen.“ Ist die falsch? Sicher nicht! Ist es nicht fabelhaft, wie dieser Vorgang funktioniert – dank der „Fähigkeit, Geld aus dem Nichts zu erschaffen“. Hat sich daran in den vergangenen 100 Jahren etwas geändert? Sicher nicht! Ein Slogan „100 Jahre FED – 100 Jahre Geld aus dem Nichts – 100 Jahre Krieg wie geschmiert“ ist so abwegig nicht. Er darf nur nicht ausgesprochen werden.(PK)


Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 14 (September 2015) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/


Hinweise:

(1) Muslim-Markt-Interview vom 1.3.2014 mit Heiko Schrang, Autor des Buches „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen“
http://www.muslim-markt.de/interview/2014/schrang.htm

(2) Interview von "The Voice of Russia Berlin" mit Lars Mährholz
Veröffentlicht am 07.04.2014
https://www.youtube.com/watch?v=v-9_ntPQ_5U

(3) Jutta Ditfurth am 8.4.2014 über das Interview von "The Voice of Russia Berlin" mit Lars Mährholz
https://de-de.facebook.com/Jutta.Ditfurth/posts/480982835364673

(4) Wikipedia über den Ersten Weltkrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg

(5) Europa im Visier der Supermacht USA
Werner Rügemer antwortet auf eine Kritik an seinem Vortrag, den er am 2. Mai 2015 beim 24. Pleisweiler Gespräch gehalten hat
abgedruckt in DAS KROKODIL, Ausgabe 14 (September 2015)
siehe auch: http://www.nachdenkseiten.de/?p=27511

(6) "He Kept Us Out of War"
Parole aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf von Woodrow Wilson von 1916
"WW I: Catastrophe without end", 29.7.2015
https://yourdailyjournal.com/archive/4768/news-opinion-opinion_columns-50133175-ww-i-catastrophe-without-end

(7) Wikipedia über die 33. US-Präsidentschaftswahl am 7. November 1916, infolge derer Woodrow Wilson Präsident wurde
https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_den_Vereinigten_Staaten_1916

(8) Jack Morgan am 4. September 1914 an US-Präsident Woodrow Wilson:
"The war should be a tremendous opportunity for America." (Der Krieg ist eine enorme Chance für Amerika)
Tyler Durden: "All The Presidents' Bankers: The Mid-1910s: Bankers Go To War"
http://www.zerohedge.com/news/2014-06-23/all-presidents-bankers-mid-1910s-bankers-go-war

(9) J.P. Morgan, Jr.
https://en.wikipedia.org/wiki/J._P._Morgan,_Jr.
https://de.wikipedia.org/wiki/J._P._Morgan,_Jr.

(10) Das Geld-Kartell - Wie die US-Notenbank die Weltfinanz manipuliert
Focus-Money-Artikel vom 17.07.2014
http://www.focus.de/finanzen/boerse/das-kartell-verschwoerung-oder-hirngespinst-wie-die-us-notenbank-die-weltfinanz-manipuliert_id_3995856.html

(11) All The Presidents' Bankers: The Mid-1910s: Bankers Go To War
Englischsprachige Besprechung des Buchs "All the Presidents' Bankers" von Nomi Prins
http://www.zerohedge.com/news/2014-06-23/all-presidents-bankers-mid-1910s-bankers-go-war

(12) Erster Weltkrieg: Banker ziehen in den Krieg
Deutsche Übersetzung einer Besprechung des Buchs "All the Presidents' Bankers" von Nomi Prins
http://www.larsschall.com/2014/06/30/erster-weltkrieg-banker-ziehen-in-den-krieg/

(13) All the Presidents' Bankers - The Hidden Alliances that Drive American Power    
Buch von Nomi Prins
http://www.publicaffairsbooks.com/book/hardcover/all-the-presidents-bankers/9781568587493

(14) Wikipedia über die US-Autorin Nomi Prins
https://en.wikipedia.org/wiki/Nomi_Prins

(15) G. Edward Griffin
Die Kreatur von Jekyll Island – Die US-Notenbank Federal Reserve, 2006

(16) Brisante Funde zur „Lusitania“ - Sie hatten wohl Pulver an Bord
FAZ-Artikel vom 07.05.2015 von Peter-Philipp Schmitt
http://www.faz.net/aktuell/politik/der-erste-weltkrieg/untergang-der-lusitania-amerika-tritt-in-den-krieg-ein-13578525.html

(17) "Rebuilding Americas Defenses", Strategiepapier des "Project for a New American Century" vom September 2000
http://www.newamericancentury.org/RebuildingAmericasDefenses.pdf (nicht mehr verfügbar)
http://www.informationclearinghouse.info/pdf/RebuildingAmericasDefenses.pdf

(18) RMS Laconia (Schiff, 1911)
https://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Laconia_%28Schiff,_1911%29


Siehe auch:

FED – das absolute Tabu
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann in NRhZ-Flyer Nr. 464 vom 25.06.2014
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20484

Online-Flyer Nr. 531  vom 07.10.2015

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE