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Kommentar
Psychologische Anmerkungen zu einer fatalen menschlichen Schwäche
Warum lassen wir uns so leicht täuschen?
Von Rudolf Hänsel

Angeregt wurden die nachfolgenden Überlegungen durch die bedrückende ARTE-TV-Dokumentation „Täuschung – Die Methode Reagan“, gewissermaßen das Drehbuch der gegenwärtigen Täuschungen – Methode Obama. Die „wahren Mächte“ hinter dieser US-Politik, die sowohl die US-NATO-Kriege gegen Serbien 1999 als auch die Kriege gegen alle weiteren Länder und Völker in diesem Jahrhundert führen ließen und nun einen großen Krieg gegen Russland vorbereiten, gehen immer nach dem gleichen Muster vor.


Münchhausens Ritt auf der Kanonenkugel
Quelle: wikipedia/Zeichnung: August von Will
Seit über einem Jahr hetzen sie uns Deutsche mit Hilfe ihrer „Qualitäts“-Medien gegen unsere seelenver-wandten osteuropäischen Nachbarn, die Russen auf. Ziel dieser Kriegspropaganda ist es, uns über den Ukraine-Konflikt in einen Stellvertre-terkrieg zwischen den USA und Russland hineinzu-ziehen („Schlachtfeld Europa“). Eine Allianz zwischen Russland und Deutschland soll damit verhindert werden. Zum x-ten Male lassen wir Bürger uns von diesen Kriegstreibern täuschen, ohne daraus zu lernen. Was sind die Ursachen dieser fatalen menschlichen Schwäche?
 
Es ist an der Zeit, über das gegenwärtige „Zeitalter der Massenverblödung“ (Scholl-Latour) und Massenverhöhnung nicht nur zu lamentieren, sondern ernsthaft darüber nachzudenken, warum sich immer noch viele Mitbürger so leicht und manchmal auch gerne täuschen und verhöhnen lassen. Ob es sich in der Vergangenheit um den angeblichen Hufeisenplan Milosevics und die angeblichen Massenvernichtungs-Waffen Husseins und Assads handelte oder ob heute Putin als gefährlicher neo-sowjetischer Usurpator dämonisiert wird – man betrügt und täuscht uns, und wir lassen uns betrügen und täuschen.
 
Dieses Verhalten ist fatal, weil es schlimme Folgen nach sich zieht: Wer diese Täuschungen nicht durchschaut, spielt das Spiel der Mächtigen unwillkürlich mit, lässt sich als willfähriges Werkzeug der Kriegstreiber missbrauchen, lässt Generäle über sein jetziges und zukünftiges Leben entscheiden und macht sich dadurch mitschuldig an dem materiellen und psychischen Leid, das Millionen von Mitmenschen in den Kriegs- und Hungergebieten der Welt tagtäglich erdulden müssen. Anstatt sich umfassend zu informieren, selbst Verantwortung zu übernehmen, den Mut aufzubringen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und endlich zu handeln, lässt er das Unrecht und die Gewalttätigkeit in der fragwürdigen Meinung geschehen, dass er selbst davor verschont wird. In dem Augenblick, wo dann die Gewalt über ihn und uns alle hereinbricht, ist es gewöhnlich zu spät, sie einzudämmen.
 
Was sind die psychologischen Ursachen dieser menschlichen Unzulänglichkeit? Ist es Unaufgeklärtheit über die Tatsache, dass nahezu jedes größere politische, wirtschaftliche oder soziale Ereignis in dieser Welt von „höchster Stelle“ gesteuert, absichtsvoll herbeigeführt und nichts dem Zufall überlassen wird? Ist es das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht aufgrund der irrigen Meinung, dass „die da oben“ sowieso machen, was sie wollen und wir da unten nichts dagegen tun können?
 
Ist es Bequemlichkeit, Trägheit des Herzens, sich leicht, bisweilen sogar gerne täuschen zu lassen und sich nicht darum zu bemühen, die Wahrheit herauszufinden, um weiter gut schlafen zu können und nichts tun zu müssen? Ist es Feigheit oder Angst vor zu erwartenden unangenehmen Konsequenzen eines mutigen, selbstverantwortlichen Handelns? („Wir haben gestunken vor Feigheit“, charakterisierte der bayerische Bundestagsabgeordnete Gauweiler vor Jahren sein eigenes Verhalten und das der Kollegen bei Abstimmungen im „Hohen Haus“.)
 
Oder lässt man sich deshalb so leicht täuschen, weil einem von frühester Kindheit an beigebracht wurde – und es den Kleinen heute immer noch beigebracht wird –, dass man gehorsam zu tun hat, was die Autoritäten von einem verlangen, weil sie immer recht haben? Oder deshalb, weil vielen von uns in der Erziehung von klein auf eingeredet wurde, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die unabhängig von unserer Wahrnehmung existieren und an die wir einfach zu glauben haben?
 
Wie auch immer. Jeder von uns ist in der Lage herausfinden, welche psychologischen Faktoren speziell bei ihm dazu führen, sich immer wieder täuschen zu lassen, anstatt erwachsen den gesunden Menschenverstand zu Rate zu ziehen. Je nach Erziehung und Lebenserfahrung wird die Antwort auf diese wichtige Frage unterschiedlich und individuell ausfallen. Wenn sie aber ehrlich ist, wird sie unser Verhalten ändern – zum Wohle der gesamten Menschheit.
 
„Die Großen hören auf zu herrschen“, meinte Friedrich Schiller, „wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.“ (PK)
 
Dr. Rudolf Hänsel aus Lindau (Bodensee) ist Diplompsychologe und Erziehungswissenschaftler. Sie erreichen ihn unter www.psychologische-menschenkenntnis.de
 
 
 


Online-Flyer Nr. 511  vom 20.05.2015

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