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Krieg und Frieden
Er war Arzt, Antifaschist, Jude und mutiger Mahner gegen Krieg
Professor Dr. Günther in Husum gestorben
Von Brigitte Queck

Professor Dr. Siegwart Horst Günther wäre am 24. Februar 2015 90 Jahre alt geworden. Er war ein bescheidener und auf das Wohl aller bedachter Mensch. Im 2. Weltkrieg verwundet, später Kurier der Stauffenberg-Gruppe und eingekerkert im KZ Buchenwald, später Arzt und jüngster Professor der DDR im Ausland, ging es ihm bei all seinem Wirken vordergründig um die Erhaltung des Weltfriedens als vornehmste Aufgabe überhaupt, der sich auch sein Staat - die DDR - während ihres 40 jährigen Bestehens verpflichtet fühlte.
 

Professor Dr. Günther anlässlich
seines 87. Geburtstags in der NRhZ
Foto: privat (1)
Besonders hervorzuheben ist die langjährige Zusammenarbeit von Professor Dr. Günther mit Albert Schweizer im Urwaldhospital Lambarene und sein Wirken als Arzt und Wissenschaftler im Irak. Ich selbst lernte ihn 1999 während der Zeit des NATO-Krieges gegen Jugoslawien auf einem Erfurter Antikriegskongress kennen, nachdem die Mütter gegen den Krieg, eingebettet in 160 Antikriegsaktivisten, von ihrer Fahrt aus Jugoslawien zurückgekehrt waren. Professor Dr. Günther referierte in Erfurt über die von der US/NATO bereits im 2. Golfkrieg gegen den Irak eingesetzten und von ihm entdeckten neuen Waffen, die auch als Depleted Uranium -, bzw. Uranwaffen bekannt sind.
 
Zwei Tage nach der Konferenz rief mich Professor Günther an, dass er einen nicht über postalischem Weg gegangenen, sondern an der Haustür abgegebenen Brief der Husumer Staatsanwaltschaft bekommen habe, in dem er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er in 4 Tagen in die geschlossene Abteilung einer Psychatrie eingewiesen werden solle, was durch eine polizeiliche Abholung seinerseits erfolgen würde. Durch Information vieler Friedensgruppen und Parteien, sowie eigenen persönlichen Einsatz, gelang es, Professor Günther vor der Psychatrie zu bewahren.
 
Anfang der 90iger Jahre, nach der Entdeckung dieser Depleted Uranium-Waffen durch ihn und der Untersuchung dieser durch 3 deutsche Forschungsinstitute, war er schon einmal in ein deutsches Gefängnis geworfen worden!!
Was ist an dieser Waffe so geheimnisvoll?
Warum versuchten ihn politische Kreise in Deutschland in Verbindung mit der Rüstungsindustrie Zeit seines Lebens mundtot zu machen?

Durch seine Untersuchungen der Umweltbelastungen im Irak erkrankte Prof. Günther selbst schwer an dem "Golfkriegssyndrom".
Quelle: http://www.nato-tribunal.de/guenther.htm
 
Die wissenschaftliche Untersuchung einer im Diplomatengepäck aus dem Irak nach Deutschland geschmuggelten Geschosshülse hatte ergeben, dass diese stark radioaktiv war.
Heute weiß man, dass diese Art von Depleted Uranium-Waffen, unter Hitler entworfen, in den Rüstungslabors der USA weiterentwickelt, heute ausschließlich in allen Kriegsgebieten eingesetzt werden und zu den NEUEREN ATOMAREN WAFFEN zählen, welche bereits 1998 durch den Internationalen Gerichtshof verboten wurden!!
 
Die von Professor Günther im Irak entdeckten Waffen rufen Krebs, Immunschwächekrankheiten und Missbildungen bei Neugeborenen hervor - Krankheiten, die auch nach dem Abwurf von Atombomben in Hiroshima und Nagasaki aufgetreten sind!!
Warum wurde Professor Günther im Laufe seines Lebens zwar im Ausland mit vielen Auszeichnungen geehrt, wie - um nur einige zu nennen - den Special Award 2000 for Peace and Humanity der International Association of Education for World Peace, gegründet vom ehemaligen UN Generalsekretär Boutros-Ghali, der Friedensmedaille der Universität Nagasaki, Japan, dem Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung im Jahre 2006, dem Nuclear-Free-Future-Award, Kategorie Aufklärung im Jahre 2007 u.a. In Deutschland wurde er weder von Politikern empfangen, geschweige denn angehört. Hatte er doch stets ausdrücklich betont, dass Depleted Uranium-Waffen eine Erfindung der deutschen Faschisten waren, die dann erst durch die USA nach dem 2. Weltkrieg technisch weiterentwickelt wurden!!
 
Eine von uns, dem Verein „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“, im Jahre 2012 vorgeschlagene Ehrung der Universität Jena anlässlich ihrer 450-Jahrfeier, an der Professor Dr. Günther studiert und promoviert hatte, wurde vom Rektor der Universität, Professor Dr. Dickel, mit der Begründung abgelehnt, dass „eine Ehrung durch die Universität Jena eine besonders hohe wissenschaftliche Reputation, oder eine besondere Verbundenheit mit der Universität voraussetzt“. Unser Einwand, dass der ehemalige Ministerpräsident Thüringens, Bernhard Vogel, und Eduard Schewardnaze, der ehemalige Außenminister der Sowjetunion unter Gorbatschow, die beide eine hohe Auszeichnung der Universität erhalten hatten - letzterer sogar die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität - diese Voraussetzungen GAR NICHT erfüllt hatten, blieb unbeantwortet.
 
Zeit seines Lebens war Professor Günther ein Mahner gegen den Krieg, der während der Zeit des Faschismus zu den wenigen gehört hatte, die es wagten, notfalls mit ihrem Leben gegen einen braunen Diktatoren wie Hitler zu kämpfen, und dem es genau wie seinem Lehrer Albert Schweizer stets um die „Ehrfurcht vor dem Leben“ ging.
 
Wir werden sein Werk fortführen, damit unser Erdball ein Ort des Friedens werde.(PK)
 
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17498
 
Brigitte Queck ist Diplomstaatswissenschaftlerin Außenpolitik und Vorsitzende des Vereins „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“


Online-Flyer Nr. 495  vom 28.01.2015

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