NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

zurück  
Druckversion

Glossen
Spitzmarke
Einer der allerchristlichsten Demokraten
Von Volker Bräutigam

Philipp Mißfelder, Knallcharge im Wortsinne. - Das ARD-Morgenmagazin, dem es mittlerweile vor gar nichts mehr graust, ermöglichte Ihnen am 11. September, kundzutun, Sie hielten Kampfeinsätze der Bundeswehr gegen die Dschihadisten des „Islamischen Staats“ im Irak und in Syrien für möglich und nötig. Sie seien "eindeutig der Meinung, dass wir die Amerikaner unterstützen müssen". Der Kampf gegen den IS sei "etwas, was uns alle verbindet", er werde "uns lange Zeit beschäftigen."
 

Philipp Mißfelder, Mitglied des
Präsidiums der CDU
Quelle: wikipedia/Anton Koenigs
Die Frage, ob man Figuren wie Sie aufwendig, mittels mentalem Skalpell, Verweisen auf unser Grundgesetz, das Völkerrecht und übergeordnete ethische Erwägungen verbal sezieren sollte, ist längst beantwortet: Nein. Der intellek-tuelle Aufwand wäre verschwendet. Empathieallergikern wie Ihnen gehörte nach alter Väter Sitte der Arsch versohlt.
 
Zur Einsicht, dass man sunnitischen Gewalttätern nicht mit mörderischer, die Exzesse vermehrender Gegengewalt beikommt, sondern nur Wirkung erzielte, wenn man ihnen im ersten Schritt den Nachschub an Waffen und Geld abschnitte und im zweiten die Ursachen beseitigte, die den islamistischen Terror erst erzeugt haben, zu dieser Einsicht kann man allerchristlichste Demokraten mit keiner gewaltfreien Methode bringen. Dem stünden zudem die Geschäftsinteressen der deutschen Rüstungswirtschaft und die infantilen Sehnsüchte Ihrer kriegsgeilen Gesinnungsfreunde entgegen. Sie motivieren einen opportunistischen Unionspolitiker allemal mehr, als eventuelle Restbestände christkatholischer Wertvorstellungen.
 
Man kann, den Nachweis haben Sie längst erbracht, zu höchst unterschiedlichen Arten von Unterschicht gehören. Verhaltensauffällig sind Sie ja nicht erst seit 2003, als Sie mit einem Vorschlag zur Verbesserung der finanziellen Basis des Gesundheitssystems Schlagzeilen machten: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen (...) Früher sind die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen“.
 
Solche Äußerungen demonstrieren nicht nur fehlendes Rechtsbewusstsein, sondern auch moralische Defizite. Dass ein so rücksichtsloser christdemokratischer Egoist, der von der Schulbank weg sich aus Karrieregründen als politischer Maulaufreißer hervortat, nunmehr den kriegsgeilen Amis in die hintersten Gemächer kriecht, kann keinen kundigen Thebaner mehr überraschen.
 
Als Bellizist sind Sie allerdings und zugegebenermaßen weder eine neue noch vereinzelte Erscheinung in der Berliner Reichstagsschießbude. Auch Ihre Idee, den Amis und ihrer „Koalition der Willigen“ Überflugrechte über Deutschland einzuräumen und diese alliierten Mordbrigaden bei ihren „Luftschlägen“ auf fremde Territorien logistisch und mittels Luftraumüberwachung zu unterstützen, ist weder originell noch auf CDU-Kreise beschränkt. Die NATO-oliv-Grünen haben heute ebenfalls bekundet, dass sie bei den „Luftschlägen“ mitmachen möchten. Motto allezeit: Auf das Grundgesetz ist geschissen und auf das Völkerrecht gepisst.
 
Ach ja, ein Nachwort an das ARD-Morgenmagazin: Ihr gebt eure Kompensationshilfe gegen Minderwertigkeitskomplexe von politischen Maulhelden wie Ph. Mißfelder als Erfüllung eures Informations- und Bildungsauftrags aus, dem die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten hierzulande verpflichtet wären. Macht nur so weiter, sägt an dem Ast, auf dem ihr sitzt. Es kommen Zeiten wieder, in denen man sich für Friedensverrat, Volksverhetzung, Kriegstreiberei, ideelle und materielle Unterstützung von illegalen Waffengeschäften und all die anderen einschlägigen Straftaten vor Gericht verantworten muss und der Rechtsstaat nicht mehr so kläglich versagt wie gegenwärtig. Dann wird man sich eurer Komplizenschaft gerne erinnern. (PK)


Online-Flyer Nr. 476  vom 17.09.2014

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE