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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Ich bin schon sehr früh aufgestanden!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Was sich am 14. September in Berlin abspielen wird erfüllt mich mit großem Zorn und erweckt große Abscheu in mir. "Steh auf! Nie wieder Judenhass" ist eine Demonstration der Falschinterpretation und übelsten Verleumdung von Menschen, die sich kritisch mit dem "Jüdischen Staat" auseinandersetzen. Ja, durch den Anspruch auf Anerkennung als "Jüdischer Staat" hat sich die Politik von Israel ganz gezielt dahin bewegt, Israel-Kritik in "Juden-Kritik" umzubenennen.
 

Präsident Graumann vom Zentralrat
der Juden
NRhZ-Archiv
Ergo ist die Kritik am "Jüdischen Staat" ab sofort nicht mehr statthaft, da "judenfeindlich"! Dieses Manöver ist schlau durchdacht und sprießt auf europäischem, aber vor allem auf deutschem Boden besonders ertrag-reich. Seit Beginn des Gaza-Genozids am 7. Juli, wo die "moralischste aller jüdischen Verteidigungsarmeen" mehr als 2.140 Palästinenser in Gaza ermordete, darunter auch gezielt Kinder und mehr als 70% Zivilisten. Und mehr als 11.000 Palästinenser wurden verletzt. (1)
Ja, auch ich bin gegen "Judenhass/
Antisemitismus"! Aber im Gegensatz zu vielen Menschen kenne ich die Unterschiede zwischen Antisemitismus und Kritik am "Jüdischen Staat", der Menschenrechtsverbrechen, Kriegs-verbrechen und Völkerrechtsverbrechen begeht, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden!
Ich bin schon sehr früh aufgestanden um gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen den "Jüdischen Staat" zu protestieren.

Raketenangriff auf Gaza
NRhZ-Archiv
  
Wenn ich jetzt lese, wie hier eine Demonstration inszeniert werden soll, die vom Zentralrat der Juden und dessen Präsident Graumann als "Einlader" am Brandenburger Tor in Berlin geplant ist, so erfasst mich das Grauen. Busse werden deutschlandweit organisiert, keine finanzielle Unterstützung wird gescheut, um jüdische Menschen nach Berlin zu bringen, damit sie ihre Solidarität mit dem "Jüdischen Staat" zeigen können.
Ich frage mich, als Deutsche Bürgerin mit jüdischem Background, was soll das? Sind diese jüdischen Menschen und ihre Funktionäre bis heute nicht in Deutschland angekommen? Es geht nämlich tatsächlich nicht um einen Aufstand gegen "Judenhass", sondern um einen Aufstand gegen Kritik an der Politik dieses "jüdischen Staates". Alle Politiker, vom Präsidenten Gauck (Ehrengast!), dem "Präsidenten und Gotteskrieger zum Fürchten" (2) (3), bis zu Kanzlerin Merkel, die als eine der Hauptrednerin fungieren wird, bis zum katholischen Kardinal Marx, dem EKD Ratsvorsitzenden Schneider und dem Präsidenten des World Jewish Congress Ronald S. Lauder, CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und der Linken, samt ihren Stiftungen, dem Deutschen Fußballbund, der deutschen Fußball-Liga, dem deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dem Koordinierungsrat der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Aktion Sühnezeichen, Friedensdiensten und wer weiß wie vielen Christlichen Evangelikalen, wie den Bibeltreuen Christen und so weiter... Auch der Zentralrat der Muslime und eine Türkische Vertretung in Deutschland haben sich angesagt!

Menschen in Gaza nach einem isaelischen Raketenangriff
NRhZ-Archiv

Warum eigentlich wagt keiner auszuscheren, wenn der Zentralrat der Juden ruft? Obwohl doch gerade auch der Zentralrat der Muslime von Präsident Graumann angegriffen worden war! (4) Zur selben Zeit, vom 14.-16. September, wird übrigens der World Jewish Congress (WJC) unter Schirmherrschaft von David Rothschild eine Tagung abhalten, mit jüdischen Vertretern und Gästen aus aller Welt, zum Thema: "Was muss getan werden, um die Zukunft der nächsten Generation lebender Juden in Europa zu sichern und zu der Frage, ob nach der Kritik an dem "legitimen" Vorgehen der Verteidigung des "Jüdischen Staates" in Gaza, alles so weiter gehen kann wie bisher! Gastredner werden Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) und Außenminister Steinmeier (SPD) sein. Im Rahmen dieser Tagung wird während eines Dinners am 15.September Springer-Eigentümerin und -Witwe Friede Springer von "Israel Unterstützer" den WJC Theodor Herzl-Preis bekommen!
Ja, tatsächlich frage ich mich auch, wie es möglich ist, dass nach diesem Völkermord in Gaza die deutsche Politik und ihre "tragenden Säulen der Gesellschaft" sich nicht schämen, sich mit einem "Jüdischen Besatzer- und Kriegsverbrecherstaat" zu solidarisieren!

Verzweiflung in Gaza
NRhZ-Archiv

Dieses Vorgehen erinnert mich stark an Diktaturen, die ihre Demonstrationen so ablaufen ließen, wie jetzt anscheinend diese in Berlin für den 14.September zum Großereignis der falschen Freunde und Koalition der Philosemiten geplant ist!
Philosemitismus, die andere Form des Antisemitismus ist ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren immer stärker ausgebreitet hat! Wird es auch nur ein Medium wagen, offen dieses Problem zu erwähnen? Sicherlich nicht! Keiner will doch als Antisemit ausgegrenzt werden.
Ich aber sage: Hier wird eine Instrumentalisierung des Holocaust und seiner Spätfolgen verfolgt, die ich nicht mittragen will und gegen die ich offen opponiere!
Ein "Jüdischer Staat", der ungebremst die Menschenrechte und das Völkerrecht bricht, ungestraft Völkermord begeht und die ethnische Säuberung Palästinas betreibt, darf nicht weiter unterstützt werden!

Kaum war der Gaza-Genozid beendet, beschlagnahmte der "Jüdische Staat" erneut Palästinenser-Land, nämlich 400 Hektar bei Bethlehem, um daraus "Staatsland zu machen. Das war der größte jüdische Landraub seit 30 Jahren. Drei Tage später, kündigte der "Jüdische Staat" 283 neue Wohneinheiten für jüdische Siedler in der Siedlung Elkana im besetzten Westjordanland an. 
 
In diesem Zusammenhang erscheint es mehr als peinlich wenn der von Palästinenserpräsident Abbas eingesetzte Gouverneur von Gaza, Frangi, von guten Zukunftsaussichten für einen Palästinenserstaat spricht. Kein Wunder, dass man diese "Fatah-Kollaborateure" nicht mehr haben will in Palästina. Nach einer neuen Umfrage des PSR Meinungsforschungsinstituts in Ramallah sind 94% der Befragten im besetzten Westjordanland und im abgeriegelten Gazastreifen mit dem militärischen Vorgehen der Hamas zufrieden! 79% der Befragten halten die Hamas für den Sieger! Wären jetzt (endlich!) Wahlen in Palästina, dann würde der frühere Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanija mit 61% siegen. Abgeschlagen wäre Abbas mit 31%, und sogar der zu lebenslanger Haft verurteilte Fatah-Führer Marwan Barguti läge weit abgeschlagen unter "ferner liefen"!
 

Ismail Hanija, von März 2006 bis Juni 2007
Ministerpräsident der Palästinensischen
Autonomiegebiete.
NRhZ-Archiv
Das ist die Wirklichkeit. Aber wie sieht die traurige Wirklichkeit in der Politik aus? Die internatio- nale Politik und der "Jüdische Staat" wollen die Hamas weiter als Terrororganisation einstufen und die Abbas-Frangi-Clique ohne Wahlen einsetzen.
Letzte Woche begann die palästinensische Sicherheits-polizei in Ramallah erneut 74 Palästinenser zu verhaften, ganz im Sinne vom "Jüdischen Freund und Helfer"! (5)
Gaza braucht auch keine Geberkonferenz für die Schäden von 6 Milliarden Euro in den etwa 70.000 zerstörten Wohneinhei- ten. So gut wie die gesamte Infrastruktur wurde zerstört, alles erneute mutwillige Zerstörungen, die der "Jüdische Staat" verursacht hat.

Ein Hafen, ein Flughafen und eine Wasser-Entsalzungsanlage müssten in diesem "kommenden Paradies" entstehen. Die palästinensische Behörde unter Abbas träumt sicher schon davon, sich am Wiederaufbau zu bereichern. Sehr schön und wichtig wäre es, wenn die total verarmte Bevölkerung Arbeit beim Wiederaufbau finden könnte. Aber was sollen diese Phantastereien? Der "Jüdische Staat" will nicht eine Bedingung der Hamas erfüllen, auch nicht endlich die Aufhebung der Blockade des Gazastreifens und die Freilassung der Gefangenen! Und der "Jüdische Staat" begann auch ein Massaker im Westjordanland mit falschen Behauptungen, nämlich dass sich sonst im Gazastreifen Angriff und Genozid fortsetzen würden.
 
Warum werden diese Themen nicht endlich angesprochen, anstatt eine Demonstration gegen den behaupteten "Judenhass" zu inszenieren? Was kann man schon erwarten von einer Kanzlerin, die dem jüdischen Ministerpräsidenten Netanjahu ihre Solidarität versicherte und ihn mit ihrem Verständnis dafür bestärkte, massvoll weiter zu morden - alles im Namen der Selbstverteidigung!
Von einem Bundespräsidenten, der immer nur Freiheit für sich und seine Anti-Russland-Tiraden einfordert und zu den Verbrechen des "Jüdischen Staates" geflissentlich schweigt! Von einem Außenminister und einem Wirtschaftsminister, der sogar noch während Gaza-Massaker Rüstungsgüter an den "jüdischen Staat" lieferte. Von Kirchenvertretern, die "Waffen segnen" und dem "Jüdischen Staat" Absolution erteilen für seine Verbrechen an  den Palästinensern! Von Gewerkschaften und Parteien, die ebenso zu den "jüdischen Kriegsverbrechen" schweigen. Alle diese deutschen Mandatsträger sollten sich dafür schämen, dass sich Deutschland erneut schuldig macht, weil es Verbrechen duldet, nur weil sie vom "Jüdischen Staat" begangen werden und daher "koscher" sind!
Warum spricht keiner von diesen Funktionsträgern die Wahrheit aus? Der jüdische Staat" begeht Kriegsverbrechen und Landraub und verstößt gegen das Völkerrecht!
Hierzu ein sehr interessanter und aufklärender Artikel von Prof. Dr. Andreas Zimmermann aus der FAZ vom 4. September. (6)
Wo bleiben die Intellektuellen? Wo bleibt der akademische Boykott, wie es ihn in den USA und Großbritannien gibt, dem sich sogar der berühmte Physiker Hawking schon 2013 angeschlossen hat! (7)

Evelyn Hecht-Galinski spricht zu den Teilnehmern der Montagsmahnwache am 19. Juli in Berlin
NRhZ-Archiv

Allerdings kamen zu der Montagsmahnwache, auf der ich am 19. Juli in Berlin sprechen durfte, mehr als 5.000 Menschen - aus allen Teilen der Bundesrepublik, ohne gesponserte Charterbusse, sondern allein aus dem Bedürfnis für Gerechtigkeit einzutreten. Natürlich wurde diese Demonstration in der üblichen deutschen Presse verschwiegen. Warum wohl?

Fazit: Ich hoffe sehr, dass am 14. September dieses Staatsspektakel unter "jüdischer Regie" zu einem Flop wird! Auch zeigt die Geschichte, dass "Organisatoren", die ihre "Unterstützer" zu Demonstrationen karren müssen, nicht allzu lange erfolgreich waren. Hoffentlich wird den Teilnehmern an diesem Tag der Schande, der vergiftete Begriff der "Staatsräson für die Sicherheit des Jüdischen Staates" um die Ohren fliegen, wie viele andere Unwahrheiten auch. Ich hoffe auch, dass der inflationär benutzte Begriff des "Judenhasses" nicht mehr zur Einschüchterung missbraucht wird, damit der echte Antisemitismus, den es ja tatsächlich gibt, nicht zu einem leeren Begriff verkommt.

Wann wird es endlich eine große Demonstration gegen die Blockade von Gaza, die Menschenrechtsverletzungen und den andauernden Bruch des Völkerrechts durch den "Jüdischen Besatzer-Staat" geben, die am selben Platz mit einer breiten gesellschaftlichen Streuung stattfindet?

Nie ging es der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland so gut wie heute. Nie gab es so viele jüdische US-Organisationen in Berlin wie heute. Nie gab es so viele Synagogen, jüdische Gemeindezentren und jüdische Hochschulen und Lehrstühle wie heute. Warum also fordert der Direktor des Amerikanisch-Jüdischen Komitees AJC, David "Bomber" Harris, dass sich Deutschland als stärkste Kraft in Europa, als "unbestrittene Führungsnation in Europa" noch stärker für den "Jüdischen Staat" einsetzen soll, wenn hier der "Judenhass" so stark ist? "The Germans have to trust Themselves" (8)
Widerspricht sich das nicht alles total? Und wenn der Präsident des Zentralrats Dieter (mir graut vor Dir!) Graumann die schlimmsten Zeiten seit der Nazi Ära sieht, dann ist das einfach schändliche und unwahre Propaganda, allein mit dem Ziel von den Kriegsverbrechen im "jüdischen Besatzer Staat" abzulenken! (9)(10)
Ich stelle fest, wir haben momentan die beiden schlimmsten "Präsidenten zum Fürchten" am Ruder, die beide vor falscher Polemik für eigene Zwecke nicht zurückschrecken und zu Agitatoren der Aggressionen werden.

Also stehen wir auf gegen diese Machtdemonstration der falschen Solidarität am 14. September in Berlin!
Stehen wir auf gegen Russen-Hass und Unwahrheiten!
Stehen wir auf gegen eingebundene Medien-Trolle und krieglüsterne Politiker im Dienste der Rüstungsindustrien!
Wir, die Bürger sind gar nicht so dumm wie wir immer gemacht werden sollen.
Wir, die Bürger wissen ganz genau, warum wir uns eben nicht mehr wie zu "Sportpalast-Zeiten" für falsche politische Ziele einspannen lassen. (11 )
Stehen wir gemeinsam auf und sagen: Nicht in unserem Namen! (PK)
 
(1)
http://www.epochtimes.de/Israel-Gaza-Krieg---Renommierter-Arzt-Palaestinensische-Kinder-gezielt-und-absichtlich-getoetet-a1179481.html
(2) (3),
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20462
http://sicht-vom-hochblauen.de/gauck-spezial-kommentar-vom-hochblauen-ein-praesident-zum-fuerchten/
(4)
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/muslime-in-deutschland-wir-wollen-ohne-hass-leben-13079258.html
(5)
https://www.middleeastmonitor.com/news/middle-east/13957-palestinian-authority-arrested-74-citizens-in-10-days
(6)
http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gaza-krieg-13133855.html
(7)
http://www.theguardian.com/world/2013/may/08/stephen-hawking-israel-academic-boycott
(8)
http://www.ajc.org/site/apps/nlnet/content3.aspx?c=7oJILSPwFfJSG&b=8566305&ct=14170813&notoc=1
(9)(10)
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20630
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20605
(11 )
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4568088,00.html


Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. sicht-vom-hochblauen.de
Am 28. September wird sie für ihre mutigen Texte gegen die Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung und für einen gerechten Frieden mit dem vierten Kölner Karls-Preis ausgezeichnet. Die Einladung hierzu finden Sie in dieser NRhZ-Ausgabe.
 


Online-Flyer Nr. 475  vom 10.09.2014

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