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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Medien
Vortrag zur Rolle von Bildern zwischen Aufklärung und Desinformation
Bilder als Waffe – Teil 1
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Bilder sind Waffen im Arsenal der Herrschaftsapparate und ihrer Medien. Sie werden zu lautlosen Geschossen, die fast unbemerkt in die Köpfe der Adressaten eindringen und das Denken manipulieren. Bilder können aber auch – wenn wir sie entsprechend einsetzen – zum Instrument der Aufklärung werden. Sogar Bilder aus dem Arsenal der Herrschaftsapparate können sich dann gegen diese richten. Der Vortrag beleuchtet anhand einer Reihe ausgewählter Beispiele dieses Spannungsfeld zwischen Desinformation und Aufklärung. Den im Kölner Freidenker-Zentrum am 22. Februar 2014 zu diesem Themenkomplex gehaltenen Vortrag geben wir in drei Teilen wieder – hier Teil 1.

Eines steht fest: die Erkenntnisse darüber, wie Medien – ob Bild, ob Ton, ob Text – wirken, bedürfen einer Öffentlichkeit. Dazu wollen wir einen kleinen Beitrag leisten. Unser Vortrag heißt „Bilder als Waffe – Zwischen Aufklärung und Desinformation“. Es ließe sich ein weiterer Untertitel ergänzen: „Von Brecht bis Brzezinski“.

Von Brecht bis Brzezinski

„Die ungeheuere Entwicklung der Bildreportage ist für die Wahrheit über die Zustände, die auf der Welt herrschen, kaum ein Gewinn gewesen; die Photographie ist in den Händen der Bourgeoisie zu einer furchtbaren Waffe gegen die Wahrheit geworden. Das riesige Bildmaterial, das tagtäglich von den Druckpressen ausgespieen wird, und das doch den Charakter der Wahrheit zu haben scheint, dient in Wirklichkeit nur der Verdunklung der Tatbestände. Der Photographenapparat kann ebenso lügen wie die Setzmaschine.“ Das schreibt Bertolt Brecht 1931 in einem Leserbrief an die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ). Und er gratuliert der AIZ, die der Wahrheit diene und die wirklichen Tatbestände offen lege.

Brzezinski, 2014 als 85jähriger noch Gast auf der so genannten Münchner Sicherheitskonferenz und Autor des Buches „The Great Chessboard – Das große Schachbrett“, ist ein Stratege anderer Art. Und wir werden in unserem Vortrag auch einiges in dieser Hinsicht streifen, nämlich untersuchen, wie mit den Mitteln der Fotografie im strategischen Sinne manipuliert wird.

Platon – der Verwalter von Licht und Dunkel

Wir beginnen mit drei Personen, die mit Bildern „arbeiten“. Einer davon ist ein Fotograf, der sich Platon nennt. Wir befinden uns jetzt in der Ausstellung in der von Leica angemieteten Halle 1 der photokina 2012, wo unter dem Titel „Gesichter der Macht“ Fotografien von Platon Antoniou ausgestellt waren. Bei dem Fotografen Platon Antoniou, der sich – entsprechend dem griechischen Philosophen – Platon nennt, liegen die Dinge klar auf der Hand. Die von ihm kreierten Politiker-Portraits sprechen eine deutliche Sprache. Er versteht sein Handwerk. Werfen wir einen Blick in die Ausstellung, um uns ein Bild zu machen.



Zunächst ein kleiner Ausschnitt aus einem Bild, das den ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zeigt – dessen Auge.



Hier ein größerer Ausschnitt aus dem Bild, das den ehemaligen iranische Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zeigt.



Das ist jetzt das gesamte Bild, wie es auf der photokina 2012 in der Leica-Halle ausgestellt war. Wie das Bild wirkt, ist kaum eine Frage. Das Gesicht in künstliches Dunkel getaucht – weitestgehend seiner Kleidung beraubt – erscheint der iranische Präsident Ahmadinedschad als ein Politiker aus der Finsternis. Zudem wirkt das Gesicht weitwinklig verformt und damit entstellt.



Dazu im Gegensatz steht dieses Bild eines Gegenspielers von Ahmadinedschad: Von Helligkeit umgeben – der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Hier ist die Umgebung ganz anders gewählt. Die Frage ist, ob das gewollt oder Zufall ist.



Die beiden Bilder haben in der Ausstellung entsprechend nebeneinander gehangen – Licht und Dunkel.



Wieder ein Politiker, der in Finsternis getaucht ist: Hugo Chavez, inzwischen verstorbener Präsident von Venezuela. Diesmal wird es noch extremer. In den Augen ist keinerlei Licht. Spätestens jetzt wird klar, wie die Frage „gewollt oder Zufall“ zu beantworten ist.



Und jetzt sehen wir jemanden, der vor Freundlichkeit nur so überquillt, den „netten Nachbarn von nebenan“, den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush.



Und hier eine weitere Lichtgestalt, der auch nicht unfreundlich dargestellte Barack Obama, der jetzige US-Präsident.



Auch diese drei Bilder von Chavez, Buch und Obama hingen in der Ausstellung nebeneinander. Neben den Lichtgestalten Bush und Obama blicken die Ausstellungsbesucher in die Finsternis. Die Kuratoren der Ausstellung werden sich bei der Präsentation ihre Gedanken gemacht haben.

Im Einladungstext haben wir von Bildern geschrieben, die wie lautlose Geschosse in die Köpfe der Menschen eindringen. Was wir hier gesehen haben, wie Fotograf und Kuratoren operieren, ist dagegen derart plump, dass eigentlich jedem auffallen müsste, wie im Sinne der Schaffung bzw. Verfestigung von Feindbildern manipuliert wird. Aber wir haben, als wir uns die Ausstellung angesehen haben, von niemandem einen Aufschrei des Entsetzens vernommen.


James Nachtwey – Kulturwaffe Fotografie

Als nächstes kommen wir zu einem Kollegen von Platon – auch ein Fotograf, auch aus den USA: James Nachtwey.

Anschaulich schildert ein Filmessay von Rüdiger Minow aus dem Jahr 2006 die Instrumentalisierung von Kunst und Kultur für „kriminelle“ Staatszwecke. Es geht um den ab den 1950er Jahren aktiven, CIA-gesteuerten „Kongress für kulturelle Freiheit“ mit Hauptsitz in Paris und Nebenstellen in allen westeuropäischen Ländern, in der BRD in Köln, West-Berlin, Frankfurt am Main, München und Hamburg. Zu glauben, dass solche Machenschaften sich im 21. Jahrhundert erübrigt hätten, hält Minow für naiv.

Bewundern wir also völlig unvoreingenommen die unvergleichlich gestalteten Fotografien des sich als Antikriegsfotografen bezeichnenden James Nachtwey. Die ganze Welt der Fotografen hält den Atem an und verneigt sich vor seinem Werk, das erschütternde Dokumente aus Kampfgebieten meisterhaft komponiert und ausgearbeitet in großen Bilderschauen präsentiert. Bildjournalisten geraten in Verzückung über einen Film, der Nachtwey und seine Arbeit zum Inhalt hat. Diese Fotos sprechen nicht nur Fachpublikum an, sie treffen jeden (Mann, Frau, Kind, Jugendliche,...) ins Herz. Gut so, könnte man meinen. So und nicht anders entfaltet ein „Antikriegsfotograf“ eine enorme Wirkung. Die Sache hat nur den einen Haken, dass Nachtwey selbst Kriegspartei ist. Er zeigt nur die Opfer einer Seite, z.B. in Afghanistan: die Opfer der Taliban. Die Opfer der NATO-Bombardements zeigt er nicht. Folgerichtig konzentriert er sich auf Opfer, die den nächsten Kriegseinsatz unvermeidlich machen. Die Erkenntnis, dass das, was betont bzw. weggelassen wird, zählt, hatte schon Arundhati Roy.


James Nachtwey – „Einen durch eine Taliban-Rakete getöteten Bruder betrauernd“ – Afghanistan, 1996


James Nachtwey – „Abdruck eines durch Serben getöteten Mannes“ – Kosovo, 1999“

Was Ursache und Wirkung angeht, besteht immer Klarheit: bei Nachtwey wird nur „zurückgeschossen“. Und das Publikum ist aufgewühlt. Das passt zum größten Verbrechen der Kriegsvorwände seit Gleiwitz. Woher Nachtwey weiß, dass der abgebildete Abdruck der eines Mannes ist und zudem dieser von Serben getötet worden ist, verrät er nicht.

Zum ersten Jahrestag des 11. September 2001 zeigt die Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin Aufnahmen aus der New-York-Serie von Nachtwey. Sie sollen an die Opfer des 11. September erinnern. Die unschuldigen Opfer und die Verwüstungen des Krieges der USA gegen die Bevölkerung von Afghanistan werden ausgeblendet.


„Person des Jahres: Der amerikanische Soldat“ – Time vom 29.12.2003 mit Titelbild von James Nachtwey


Time-Titel mit James-Nachtwey-Foto auf einem Rennwagen der US-Army – Screenshot aus einer auf VOX ausgestrahlten FocusTV-Sendung vom 24.7.2004

Auch das Foto, das auf der Titelseite des Time-Magazins zum Einsatz gekommen ist und das dann bei einem von US-Präsident George W. Bush eröffneten Nascar-Rennen von der US-Army für ihre Propagandazwecke verwendet wurde, stammt von James Nachtwey. Und somit sind die beiden gezeigten Bilder endgültig der Beleg dafür, dass der angebliche Antikriegsfotograf in Wahrheit ein Propagandist des Krieges ist, zumindest bestimmter Kriege – des vorgeblichen Guten gegen das vorgeblich Böse.

Die Kritik der Arbeiterfotografie an dem so genannten Antikriegsfotografen, dem mit Auszeichnungen überschütteten US-Amerikaner James Nachtwey, rief weithin – bis in die eigenen Reihen – heftigen Widerspruch hervor. Was hatten wir zu sagen gewagt? „Nicht die einzelnen Fotos sind das Problem, sondern die Tatsache, was er fotografiert und was nicht... Nachtwey stellt sich auf die Seite der Macht, er lenkt den Blick in die von seinen Auftraggebern gewünschte Richtung. Und das macht er gekonnt. Er wird zur Leni Riefenstahl des US-Imperiums.“ „Wer eigentlich sind Sie, dass Sie sich ohne konkreten Vorwurf erheben. Sie 'argumentieren' mit Müll.“ Mit diesen Worten reagierte wütend Stephan Seeger, Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, die am 28.4.2004 James Nachtwey in Leipzig mit dem „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“ ausgezeichnet haben.

Jacques Tilly: Feindbilder in der Mitte der Gesellschaft im Fahrwasser des Imperialismus

Bei Platon haben wir gesehen, wie Feindbilder geschaffen und bestätigt werden. Jetzt wollen wir sehen, inwieweit das auch auf einen Künstler anderer Art, auf Jacques Tilly zutrifft – aus seine Weise gewiss ein Könner.

„Der Unterschied zwischen Islam und Islamismus ist wie jener zwischen Terror und Terrorismus.“ Das sagt jemand, von dem auch die faschistoide Äußerung stammt, es sei gut und richtig, wenn ein Staat mehr Täter als Opfer ist. Es mache mehr Spaß, Täter statt Opfer zu sein. Sein Name: Henryk M. Broder. Einer derjenigen, die solche Gedanken visualisieren, ist Jacques Tilly. Er firmiert als Bildhauer und Kommunikationsdesigner und entwirft so genannte Großplastiken, die Jahr für Jahr durch die Straßen fahren und ein Millionenpublikum erreichen. Tilly gehört zum Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, Veranstalter der so genannten Kritischen Islam-Konferenz, die am 10. Mai 2013 in Berlin stattgefunden hat. Aus diesem Anlass haben wir uns einige seiner Großplastiken etwas genauer ansehen.


„Achsel des Böse – Eine Nebelmaschine sorgte für die nötige Portion Achselschweiß“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2007 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)


„Ahmadinedschads Atomprogramm“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2012 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)


„Ahmadinedschad“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2011 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)

Wir sehen, das Feindbild Ahmadinedschad kommt bei Tilly immer wieder vor. Die Wagen von 2007 und 2012 greifen die Propaganda von Irans angeblichem Streben nach Atomwaffen auf. Und 2011 hat Tilly einen Wagen entworfen, bei dem die Frage entsteht, wie so etwas zugelassen sein kann.

„Und da kommt schon der iranische Präsident Ahmadinedschad, ein Antisemit allererster Kajüte, jemand der halt Israel von der Landkarte radieren möchte.“ So kommentiert Jacques Tilly selber – die tausendfach wiederholten Falschbehauptungen ein weiteres Mal wiederholend – seine Großplastik, die 2011 durch die Straßen gefahren ist – im Fahrwasser des Imperialismus, das für einen Krieg gegen die Islamische Republik Iran benötigte Feindbild stützend. „Und ich glaube auch, seine Körperhaltung ist recht eindeutig...“, fährt er auf die Hakenkreuz-Form anspielend fort, ohne dass er wegen Verwendung verbotener Symbole und der Relativierung der Nazi-Verbrechen belangt würde. Auf die übelste Art diskreditiert und dämonisiert er einen Menschen, Freund von Fidel Castro und Hugo Chavez, der sich gegen die Arroganz der brutalen Macht von USA und Israel stellt. Man stelle sich vor, US-Präsident Barack Obama oder gar der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Repräsentant des "Jüdischen Staates" wären in der gleichen Form dargestellt – was der Realität deutlich näher käme. Es wäre das letzte Mal gewesen, das ein Jacques Tilly den Auftrag für seine "karnevalistischen" Großplastiken erhalten hätte.


„Osama bin Baden“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2008 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)


“Putins Pressefreiheit” – Düsseldorfer Karnevalswagen 2009 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)

Auch die Karnevalswagen, die Osama bin Laden und Putin zum Thema haben, bedienen die gängigen Feindbilder.


Kölner Gross-Moschee – „Ausschnitt aus dem Moscheewagen der Rheinischen Garde Blau Weiss“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2009 – entworfen von Jacques Tlly (Quelle: grossplastiken.de)

Ein selbstgefällig dreinschauender DITIB-Funktionär (Bauherr der Moschee) steuert die „Kölner Gross-Moschee“ und überfährt damit die Kölner. „Abgesehen vom unpassenden Äußeren des Pro-Kölners ist das Bild sehr treffend.“ Mit diesen Worten zollt "Pro Köln" diesem Wagen Anerkennung. In der Tat kann die Anti-Islam-Organisation "Pro Köln" stolz sein, denn der von dieser so genannten Bürgerbewegung verwendete propagandistische Begriff der "Gross-Moschee" hat in die Großplastik von Jacques Tilly Einzug gefunden. Man stelle sich einen Wagen vor, der einen Vorstand der Kölner Synagogen-Gemeinde zeigt, wie er mit einer "Gross-Synagoge" die Kölner Bevölkerung überfährt. Ein Sturm der Entrüstung würde losbrechen. Damit wird deutlich, was mit der Verwendung des Begriffs "Gross-Moschee" angerichtet wird.


„Selbstmordattentäter“ – Düsseldorfer Karnevalswagen 2007 – entworfen von Jacques Tilly (Quelle: grossplastiken.de)

Krasser geht es kaum. Das Feindbild Islam könnten selbst „Pro Köln“ oder Henry M. Broder nicht drastischer darstellen. Erreicht wird mit diesen Wagen ein Millionenpublikum – auf der Straße und zuhause an den Fernsehbildschirmen.

Auch im Falle von Tilly lässt sich wieder die Frage stellen, wie es sein kann, dass eine derart plumpe Propaganda, die ganz offensichtlich imperialistischen Zwecken dient, trotzdem ankommt. Erklärbar ist das nur damit, dass sie auf fruchtbaren Boden trifft, auf ein Medien-Umfeld, das die Menschen durch ständige Wiederholung derart konditioniert hat, dass sie die krasse Manipulation nicht wahrzunehmen in der Lage sind.


Irak 1991 – Mit der Brutkastenstory in den Krieg


Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, Oktober 1990

Eine 15-jährige Kuwaiterin spricht im Oktober 1990 (kurz vor Beginn des Krieges gegen den Irak 1991) vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses. Unter Tränen bezichtigt sie irakische Soldaten entsetzlicher Gräueltaten. Sie hätten in einem kuwaitischen Krankenhaus 15 Babys aus Brutkästen gerissen, auf den Boden geworfen und dort sterben lassen.

Im Januar 1992 wird die Identität der 15-jährigen Kuwaiterin enthüllt – es handelt sich um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Das ganze war eine Inszenierung mit dem Zweck, auf Krieg einzustimmen. Die Brutkastenstory war eine Idee der PR-Agentur Hill & Knowlton.


Irak 2003 – Mit Lügenmärchen in den Krieg

Beispiel aus dem Irak-Krieg, der 2003 von den USA und einer so genannten Koaltion der Willigen begonnen worden ist. „Lassen Sie uns ein [Satellitenfoto] ansehen...“ sagt US-Außenminister Colin Powell im Februar 2003 (kurz vor Beginn des Krieges gegen den Irak) vor dem UN-Sicherheitsrat zu diesem Bild...


Colin Powell's Dia-Show vor dem UN-Sicherheitsrat, 5.2.2003

"Hier sehen Sie 15 Munitionsbunker, gelb und rot umrandet. Die vier in roten Rechtecken stellen aktive chemische Munitionsbunker dar. Wie weiß ich das? Wie kann ich das sagen? Lassen Sie mich eine nähere Ansicht zeigen." Das sind die Worte, mit denen Powell zu diesem Bild fortfährt.


Colin Powell's Dia-Show vor dem UN-Sicherheitsrat, 5.2.2003

Auch das ein Bild, das die Existenz von Massenvernichtungswaffen beweisen soll. Powell: „Sehen Sie sich das Bild links an. Links ist eine Vergrößerung eines der vier chemischen Bunker. Die zwei Pfeile weisen auf die Anwesenheit sicherer Anzeichen, dass in den Bunkern chemische Munition gelagert ist... Nun sehen Sie sich das Bild rechts an...“

In diesem Stil geht es weiter. Die Bilder beweisen nichts. Und die erläuternden Worte dazu sind auch nichts weiter als hohles Gerede. Aber ein Aufschrei des Protests der Anwesenden bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats wie auch in der Weltöffentlichkeit bleibt aus.

Wir wissen mittlerweile, dass alles Hirngespinste sind. Powell selber hat später zugegeben, daß er die Welt in die Irre geführt hat. Aber der Krieg konnte beginnen. Der US-Außenminister hat zum richtigen Zeitpunkt seine Rolle gespielt. Und ein entscheidender Teil der Medien hat die Kriegspropaganda in die Welt geblasen. Die deutsche Bildzeitung z.B.:


Bild', 6.2.2003

Oder die britische Zeitung 'Sun'...


Sun', 6.2.2003

...die es – eine Äußerung Powells aufgreifend – schafft, Teufel Nr. 1 (Bin Laden) mit Teufel Nr. 2 (Saddam) in Verbindung zu bringen. Und der überwiegende Teil der US-Bevölkerung glaubt gemäß Umfragen zu diesem Zeitpunkt an diese Verbindung. Auch in England scheint die Bevölkerung für diese Art der Propaganda aufgeschlossen.


Irak 2003 – Inszenierung des Sieges

Im April 2003 wird in den Medien der Sieg über den Irak gefeiert – mit Bildern, die rund um die Welt die Titelseiten der Zeitungen dominieren – auch in solchen, die als links-alternativ gelten, wie der TAZ beispielsweise. Sie zeigen den medienwirksamen Sturz einer Statue von Saddam Hussein auf einem Platz in Bagdad.


'Sun', 10.4.2003


'Die Welt', 10.4.2003


'taz', 10.4.2003

Auch die TAZ reiht sich in die Riege der Herrschaftsmedien ein, erreicht damit ein links-alternatives Publikum und verseucht das Denken von Menschen, die das geistige Potenzial hätten, gegen den Imperialismus aufzustehen.

Selbst Hans Magnus Enzensberger schreibt von triumphaler Freude angesichts dieser Bilder, die nichts als eine Inszenierung für die Medien sind. Mit echtem Jubel der irakischen Bevölkerung über ihre angebliche Befreiung – wie uns suggeriert werden soll – haben diese Bilder nichts zu tun.


Kurz nach dem Sturz der Saddam-Hussein-Statue auf dem Paradies-Platz in Bagdad am 9.4.2003

Dass das Geschehen auf dem Paradiesplatz in Bagdad keine Aktion einer begeisterten Bevölkerung, sondern viel mehr eine Militäroperation war, zeigt auch ein Bild, das kurz nach dem Niederreißen der Saddam-Statue entstanden ist. Die Menschenansammlung ist überschaubar klein. Dagegen sind mehrere Panzer zu sehen, von denen einer die Statue nieder gerissen hat.


Irak 2003 – Inszenierung der Gefangennahme einer Saddam genannten Person


'taz', Titelseite vom 15.12.2003 (mit Bild des Gefangengenommenen – zum Vergleich das Farbbild von Saddam Hussein, wie er in früheren Zeiten in Erscheinung getreten ist)

Jetzt kommen wir zu einer weiteren Inszenierung: zu dem, was als die Gefangennahme von Saddam Hussein dargestellt wird.

„Es ist der Echte“, titelt die TAZ. Nach einer solchen Überschrift verlangt die kritische Leserschaft, hat sich die Redaktion offensichtlich gedacht. Es könnten ja Zweifel aufkommen, die im Keim erstickt werden müssen. Aber worauf sich die Behauptung gründet, erklärt die TAZ nicht. Wozu auch? Die TAZ gehört schließlich – wie wir erkannt haben – zu den Herrschaftsmedien. Und denen geht es nicht um Aufklärung, sondern um Desinformation und Manipulation im Sinne der Herrschenden. (PK)

Hinweise:

Teil 2 des Vortrags „Bilder als Waffe“
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20097

Teil 3 des Vortrags „Bilder als Waffe“
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20131


Online-Flyer Nr. 447  vom 26.02.2014

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