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Kommentar
Frage nach der Aufgabe der Arbeiterkultur
System stabilisieren oder überwinden?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Im Rahmen einer Tagung mit dem Titel „Von der Arbeiterkultur zur Kultur der Arbeit? – Das kulturelle Erbe der Arbeiterbewegung und politische Kulturarbeit heute“ im Bildungszentrum HVHS Hustedt (29. bis 31. Januar 2014) wurde die Frage nach der Aufgabe der Arbeiterkultur gestellt. Dient sie dazu, das System, in dem wir leben, zu stabilisieren, oder hat sie die Aufgabe, das kapitalistisch-imperialistische System, dessen Bestandteil wir sind, zu überwinden? Die Antwort auf diese Frage war: „Das müssen Sie selber beantworten.“ Das wollen wir tun.

Es ist keine Frage: wir leben in einem Staat, der gemäß des herrschenden Vokabulars zur Internationalen Gemeinschaft zählt. Das heißt, wir sind Teil des US-gestützten kriminellen kapitalistisch-imperialistischen Systems, das nach außen mit allen seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln um sich greift, um seinen Machtbereich abzusichern bzw. zu vergrößern, und das nach innen wirkt, in der Absicht, den Großteil der eigenen Bevölkerung auszubluten, zu disziplinieren und ihr die Möglichkeit zu nehmen, Einfluss zu gewinnen und womöglich eine Gefahr für das System zu werden.


Plakat – ausgestellt im Rahmen der Tagung in Hustedt (arbeiterfotografie.com)
Neben dem Auftragsmord an der als Osama bin Laden bezeichneten Person nicht zu vergessen den Massenmord per Drohne (jW am 31.1.2014: „US-Präsident Barack Obama ließ in den fünf Jahren seiner Amtszeit weltweit mehr als 3000 Menschen bei 390 Angriffen unbemannter Flugkörper töten“). Und nicht zu vergessen die zehntausenden von Toten beim Raubüberfall der USA und anderer NATO-Staaten auf Libyen 2011. Und nicht zu vergessen den Präsident Obama zuzurechnenden Anteil der mehr als 1,7 Millionen Menschenleben, den der so genannte „Krieg gegen den Terror“ gekostet hat.


Herrschende Kreise in Deutschland sehen sich in einer Wertegemeinschaft mit einer Macht, die nach 1945 gemäß Aussage des Friedensforschers Johan Galtung für den Tod von mehr als 12 Millionen Menschen verantwortlich ist. Und für den Terror, der als "Krieg gegen den Terror" hingestellt wird und der von 2001 bis 2011 gemäß IPPNW-Report mehr als 1,7 Millionen Menschenleben gekostet hat, sind in Deutschland – wie in zahllosen anderen Ländern – fast alle politischen Kräfte verantwortlich. Mitwirkung an einem per Angriffskrieg verursachten Massenmord müsste die Anklage lauten. Vorbereitung eines Angriffskrieges ist in Deutschland grundgesetzwidrig und ein Straftatbestand. Alle, die im Bundestag für die Beteiligung an diesem Kapital-Verbrechen gestimmt haben, müssten dafür mit jahrelangen Gefängnisstrafen büssen. Stattdessen spricht ein Bundespräsident öffentlich davon, sich „militärisch zu engagieren“, und wirbt dafür, „sich als guter Partner früher, entschiedener und substantieller ein[zu]bringen“.


Plakat – ausgestellt im Rahmen der Tagung in Hustedt (arbeiterfotografie.com)

Syrien und die Ukraine sind zwei aktuelle Beispiele, in denen Deutschland im Verbund mit dem US/EU-Imperium eine verheerende Rolle spielt. Ohne jede Scheu wird darauf hin gewirkt, dass gewählte Präsidenten abtreten. Stellen wir uns die Situation umgekehrt vor. Stellen wir uns vor, Repräsentanten der Ukraine oder Syriens würden von der Bundeskanzlerin verlangen, sie müsse abtreten. Die derzeitige Bundeskanzlerin und seinerzeitige Sekretärin für Agitation und Propaganda sei für die Ukraine bzw. Syrien nicht akzeptabel. Anstelle der USA-hörigen Frau Merkel habe eine Opposition zu treten, die Russland nahe steht. Wie wären derartige Forderungen zu beurteilen?


Plakat – ausgestellt im Rahmen der Tagung in Hustedt (arbeiterfotografie.com)

Und der Krieg nach innen wird mit Gesetzen geführt, die nach dem wegen der kriminellen Delikte Untreue und verbotener Begünstigung strafrechtlich verurteilten Manager Hartz benannt sind. Also: wie ist die Frage, ob Arbeiterkultur die Aufgabe hat, an der Überwindung des herrschenden Systems mitzuwirken, zu beantworten? Es ist klar: ein kriminelles System muss überwunden werden. Wer das nicht zur Aufgabe erhebt, ist Mittäter. (PK)


Vorab-Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 8 (März 2014) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/



Hinweise:

Arbeiterfotografie-Plakat-Ausstellung bei der Tagung „Von der Arbeiterkultur zur Kultur der Arbeit?“
http://www.arbeiterfotografie.com/verband/2014-arbeiterkultur/ausstellung.html

Vortrag „Arbeiterfotografie – die Weiterentwicklung eines Erbes“, gehalten im Rahmen der Tagung „Von der Arbeiterkultur zur Kultur der Arbeit?“
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19989

Online-Flyer Nr. 445  vom 12.02.2014

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