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Aktueller Online-Flyer vom 10. Oktober 2024  

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Auch Eva Quistorp und Klaus der Geiger kommen am 19.10. in den Bonner Hofgarten
Nach 30 Jahren: Veteranentreffen der Friedenstauben
Von Peter Kleinert

Vor 30 Jahren, am 22. Oktober 1983, demonstrierten in Bonn, Hamburg, West-Berlin sowie zwischen Stuttgart und Neu-Ulm über eine Million Friedensbewegte gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen und Marschflugkörpern in Europa. Das war eine der größten Protestbewegungen der deutschen Geschichte, an die erstaunlich selten erinnert wird. Um das ein wenig zu ändern, hat der Historiker und Texter Jens Jürgen Korff, damals aktiver Pazifist in Aachen, für den 19. Oktober 2013 zu einem „Veteraninnen- und Veteranentreffen der Friedenstauben“ in den Bonner Hofgarten eingeladen.

Ostermarsch 1982, Jens Jürgen Korff in der Bildmitte
Foto: Sigi Lustenburger, Arbeiterfotografie
 
 
Der Aufruf zieht Kreise, besonders im Köln-Bonner Raum. Die spätere grüne Europaabgeordnete Eva Quistorp aus Berlin, die 1983 gemeinsam mit Jo Leinen die Bonner Kundgebung moderierte, der Liedermacher und Sänger Klaus der Geiger aus Köln und andere haben ihr Kommen angekündigt. Auch das Friedensmuseum Nürnberg lädt zu drei Veranstaltungen zum Thema ein.


Klaus der Geiger
Quelle: http://www.klausdergeiger.de/
 
Eva Quistorp schrieb dem Einlader: „Lieber Jens, toll, dass du dran bleibst. Veteraninnentreffen bitte! (...) Es wäre gut, parallel etwas in Berlin zu machen, weil da heute die politische Musik spielt… Schreib doch mal an die Böllstiftung NRW schnell, ob sie das nicht auch als Erinnerung an Böll unterstützen und sozusagen für ein Zeitzeuginnengespräch Geld und Raum bieten. Auch das Historische Museum in Bonn könnte die Veranstaltung mit dir und uns noch Lebenden organisieren… Wenn Hannes Wader und Konstantin Wecker singen würden, wäre das toll, sozusagen ein Erzähl- und Musikabend mit Filmbildern und Fotos aus der Zeit... Und dann müsste eine halbe Stunde zu Irak und Syrien geredet werden. Da ich eine enge Freundin von Petra Kelly und Fasia Jansen war, würde ich gern auch von den beiden erzählen...“


 Eva Quistorp (2.v.l.) bei einer politischen Kunstaktion mit SyrerInnen und BerlinerInnen
 Quelle: Syrien Verhandlungstisch

Jürgen-Bernd Runge aus Bonn schrieb dazu: „Die Idee finde ich prima und ich bin dabei! (...) Ich gehörte der sog. "Frühstücksrunde" an, die die Hofgarten-Kundgebung am 10. Okt. 1981 vorbereitet hat. Die "Frühstücksrunde" war der Vorläufer des späteren "Koordinierungsausschusses" der Friedensbewegung... Das Treffen am 19. 10. sollte m.E. nicht nur der Nostalgie gewidmet sein, sondern, wie Du ja selbst sagst, auch Raum für selbstkritische Betrachtungen geben. Die Friedensbewegung hat wichtiges bewirkt, hatte eine Langzeitwirkung für die Veränderung des Mehrheitsbewusstseins in der Bevölkerung. Sich gegen die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles zu wehren, war der Sache nach begründet und geboten. Die damals vorherrschende Sicherheitspolitik, die auf das "Gleichgewicht des Schreckens" mit atomaren Waffen setzte, war brandgefährlich. Diesen damaligen Konsens der atomaren Rüstungslogik konnten wir aufbrechen. Es war gut und wichtig, was wir taten, auch wenn wir das Ziel, die Raketenstationierung zu verhindern, nicht erreichten...“

Aufruf zu den Großkundgebungen am 22. Oktober 1983
 
Gabriele Witt aus Hannover schrieb auf der Facebook-Gruppenseite zum Treffen: „Ach, was ist das schön! Da kommen die ganzen Erinnerungen. Was waren wir motiviert, haben miteinander im KA (Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung) um den richtigen Weg gerungen, natürlich auch kapiert, wer uns z. T. instrumentalisieren wollte. Aber ich gehe bei meinen Erinnerungen natürlich von der ersten Demo 1981 aus, und wie im Bundestag erklärt wurde, wer da mitgeht, fliegt raus und verliert seinen Job, und wir haben es trotzdem gemacht... Gutes Gefühl!!!“

120 km lange Menschenkette für den Frieden zwischen Stuttgart und Neu-Ulm
Foto: Udo Leuschner
 
SPD-Europaabgeordneter Jo Leinen, damals Sprecher des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), schickte sympathisierende Grüße aus Brüssel: „Das finde ich eine großartige Idee. 30 Jahre Friedensdemonstration in Bonn und anderswo. Meine Anekdote: Der größte Streitpunkt im Vorfeld der Friedensdemonstration am 22. Oktober 1983 war die Frage, ob der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt reden soll oder nicht… Beim Auftritt von Willy Brandt flogen dann auch Eier und Tomaten. Da waren wirkliche Könner und Weitwerfer dabei. Meinen Respekt für diese sportliche Leistung. Da die Sicherheitsbarrieren zu brechen drohten, bin ich wie auch andere von der Bühne runtergegangen, um die Absperrung zu verstärken. In meinem Archiv blieben die Fotos von matschverschmiertem Gesicht und Körper aus dem nassen Hofgarten. In Erinnerung bleibt allerdings der großartige Erfolg dieser Bürgerbewegung gegen eine weitere Runde der Atombewaffnung. Diese und die anderen Großdemonstrationen haben eine Langzeitwirkung bis zum heutigen Tag. Es ist Gott sei Dank nicht mehr leicht, Deutschland in einen Krieg einzuspannen.“

Auf vielen Wegen strömten Tausende zum Bonner Hofgarten – hier über eine Rheinbrücke
Dieses und alle folgenden Fotos: Alfred Kerger
 
 
Andere Friedensbewegte erinnerten in ihren Stellungnahmen jedoch an die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg 1999 und an die enormen deutschen Rüstungsexporte. Die positive Gesamteinschätzung der damaligen Friedensbewegung und ihrer Wirkung, die auch Jens Jürgen Korff als Einlader zu erkennen gibt, ist also umstritten.
 
Ulli Thiel aus Karlsruhe, der 1983 als Landesvorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG/VK) Baden-Württemberg die Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm maßgeblich initiierte, schrieb zurück: „Besten Dank für die Einladung zum "Veteranentreffen" der Friedenstauben. Da am 19. Oktober in Karlsruhe ein ganztägiges Seminar zur Friedensthematik stattfindet, an welchem ich auf jeden Fall teilnehmen möchte, kann ich leider nicht zum Treffen nach Bonn kommen. Am 22. Oktober bin ich übrigens in Nürnberg, wo ich bei einer Veranstaltung des Friedensmuseums über die Friedensaktivitäten im Herbst 83 und über die Menschenkette berichten soll… Mit den besten Wünschen für das Friedenstauben-Treffen…“ (PK)

Auch Heinrich Böll (Bildmitte) auf dem Weg in den Hofgarten
 
Das Friedensmuseum Nürnberg lädt für den 11., 17. und 22. Oktober ebenfalls zu Veranstaltungen ein, die die damaligen Aktionen Revue passieren lassen. Link: http://www.friedensmuseum.odn.de/veraplan/
Das Veteranentreffen in Bonn soll am Samstag, 19. Oktober 2013, um 17 Uhr im Hofgarten beginnen. Anschließend geht es in einen Saal in der Nähe. Dort stehen Beamer und Pinnwände für die Präsentation von Fotos, Filmen, Plakaten usw. bereit sowie eine Verstärkeranlage für Rede- und Gesangsbeiträge. J.J. Korff lädt ausdrücklich dazu ein, dabei die Frage zu diskutieren, welche Rolle die damalige Friedensbewegung für die deutsche und europäische Geschichte gespielt hat.
Mehr dazu im Internet: http://friedenstauben1983.blogspot.de und https://www.facebook.com/groups/friedenstauben1983/

Ein Auftritt des SPD-Vorsitzenden Willy Brandt im Hofgarten stieß auf den Widerspruch vieler Friedensaktivisten


Auf dem Weg in den Hofgarten


Angekommen - Friedenskundgebung in Bonn
 
 
Die Veranstaltung am 19. Oktober 2013 in Bonn muss durch Spenden finanziert werden.
Spendenkonto: Jens J. Korff,
IBAN: DE16 4306 0967 4048 2868 00 – BIC: GENODEM1GLS
Kto. 164378501 - BLZ 37010050
Stichwort Friedenstauben
Ein etwaiger Überschuss geht an Pro Asyl.
 

Online-Flyer Nr. 425  vom 25.09.2013

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