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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Inland
Zahlt mehr Steuern und geht shoppen!
Rettet die deutsche Wirtschaft!
Enthüllung des Schriftstellers Wolfgang Bittner

Bekanntlich befindet sich unsere Wirtschaft neuerdings in einer Phase der Rezession. Um dieser bedrohlichen Entwicklung Einhalt zu gebieten, plant der Bundesfinanzminister, eine neue Steuer einzuführen: die sogenannte Wirtschaftssteuer. Wie aus ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, soll diese Steuer, ähnlich wie die Lohnsteuer, von sämtlichen Arbeitnehmern eingezogen werden und allen an der Börse notierten Kapitalgesellschaften im Wege von Subventionen zugutekommen. Dadurch verspricht man sich in absehbarer Zeit eine Wiederbelebung der Konjunktur und die Bereitstellung neuer Arbeitsplätze.


Karikatur: Ernst Volland 
Ministerialdirigent Schimmelzent aus dem Finanzministerium erläuterte das Vorhaben wie folgt: „Die Einnahmen aus der Wirtschaftssteuer werden einem Sonderfonds zufließen, aus dem nach einem bestimmten Zuweisungsschlüssel Zuschüsse direkt an die in Frage kommenden Wirtschaftsunternehmen zu zahlen sind.“

 

Gerade in den letzten Wochen und Monaten hat sich die Dringlichkeit einer solchen Stützungsmaßnahme gezeigt, mit der den Unternehmensvorständen die Erhaltung vorhandener und Bereitstellung neuer Arbeitsplätze und darüber hinaus neue Investitionsaktivitäten schmackhaft gemacht werden können. Dem Vernehmen nach wird auch die Zahlung von Boni aus Steuermitteln an besonders erfolgreiche Vorstände und Aufsichtsräte in Erwägung gezogen.

Wie weiter verlautet, sollen aus dem zu errichtenden Sonderfonds außerdem sogenannte Kaufprämien für die Erzeugnisse der durch Konjunktureinbrüche besonders stark betroffenen Branchen gezahlt werden. Geplant ist zusätzlich die Gewährung von Gratifikationen für die vorzeitige Verschrottung von kostenträchtigen Konsumgütern, so auch wieder – wie schon einmal äußerst erfolgreich – für Autos. Dadurch ergäbe sich ein wirkungsvoller Doppelanreiz.

Wer zum Beispiel sein Auto verschrottet und ein neues kauft, würde gleich zweimal profitieren und zugleich die Wirtschaft stärken. Dasselbe gilt für Waschmaschinen, Geschirrspüler, Herde, Kühlschränke, Mikrowellen, Fernseher, Möbel, Computer, Kameras, Smartphones und so weiter. Das hätte zudem den Vorteil einer völligen Erneuerung der jeweiligen Lebensumstände. Denn wer lebt schon gerne jahrelang mit denselben bereits nach wenigen Monaten veralteten Möbeln und Gerätschaften?

Zurzeit beraten noch Beamte des Finanzministeriums und hochrangige Vertreter der Wirtschaft über die effektivste Kombination von Kauf- und Entsorgungsanreizen. Aber schon jetzt lässt sich voraussagen, dass die Aktion den erwarteten Erfolg zeitigen und damit Hunderttausende der täglichen Sorge um ihren Arbeitsplatz entheben wird. Es ist zu hoffen, dass die Bevölkerung einsichtig genug ist, das Finanzministerium sowie die Unternehmen durch erhöhte Kauf- und Verschrottungsbereitschaft in ihren Aktivitäten zu unterstützen.

Ein Gesetzentwurf soll dem Parlament noch in diesem Monat zugeleitet werden. Unsere Regierungsparteien haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. (PK)



Online-Flyer Nr. 407  vom 22.05.2013

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