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Globales
Immer wieder Lügen über Kubas ehemaligen Staats- und Regierungschef
Fidel Castro lebt
Von Volker Hermsdorf, Harald Neuber und Peter Kleinert

Der frühere kubanische Präsident Fidel Castro ist am Samstag in Havanna mit dem ehemaligen venezolanischen Vizepräsidenten Elías Jaua zu einem fünfstündigen Gespräch zusammengekommen. Nach dem Treffen begleitete er seinen Gast zum Hotel "Nacional" im Zentrum der kubanischen Hauptstadt. Mit dem Auftritt in der Öffentlichkeit wurden Berichte verschiedener antikubanischer Medien über den angeblichen Tod bzw. einen sich rapide verschlechternden Gesundheitszustand Castros widerlegt. Diese Gerüchte waren auch von Medien und Amateurportalen über Lateinamerika u.a. im deutschsprachigen Raum und in Polen lanciert worden.

Fidel Castro bei der Lektüre der kubanischen KP-Zeitung Granma vom 22. Oktober
Quelle: Granma 22.10. 2012, Foto: Alex Castro
 
Nach Angaben des kubanischen Journalisten Yohandry Fontana präsentierte Jaua den Vertretern verschiedener Medien am Sonntag ein Foto, das ihn zusammen mit dem kubanischen Revolutionsführer, der ein kariertes Hemd und einen Strohhut trägt, im Inneren eines Fahrzeuges zeigt. Er habe mit dem "Commandante" in den fünf Stunden unter anderem "über Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Politik" gesprochen, sagte der Politiker aus Venezuela und fügte hinzu: "Fidel geht es sehr gut." Jaua ist Kandidat für die im Dezember anstehenden Gouverneurswahlen im venezolanischen Staat Miranda. (1)
 
Der Direktor des Hotel Nacional, Antonio Martínez Rodríguez, der ebenfalls auf dem Foto zu sehen ist, sagte vor den Pressevertretern, er habe Fidel Castro als "ausgesprochen heiter, häufig lächelnd und sich über unterschiedliche Themen unterhaltend" erlebt. Martínez bestätigte, dass der Revolutionsführer sich auch mit Hotelangestellten unterhalten hatte.
 

Fidel (3. von links) begleitet Elías Jaua (r)
am Samstag im Auto zum Hotel
Quelle: Amerika21
Bis zum Wochenende waren in sozialen Netzwerken und von Systemgegnern auf Kuba Gerüchte über eine angebliche schwere Erkrankung und sogar über den Tod des Revolutions-führers verbreitet worden. Die Zeitungen Nuevo Herald aus Miami und die spanische Tageszeitung ABC hatten sich als Quelle auf den venezolanischen Arzt José Marquina berufen. Der Mediziner hatte behauptet, "aus erster Hand" zu wissen, dass der 86-Jährige einen Hirninfarkt erlitten habe und dem Tode nahe sei.
 
Der in die USA ausgewanderte Marquina ist kein Unbekannter. Er hatte auch in den vergangenen Monaten mit der Behauptung für Schlagzeilen gesorgt, dass er über “geheim gehaltene Informationen” verfüge, nach denen die Krebserkrankung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez unheilbar sei und hatte wiederholt dessen "baldigen Tod" angekündigt.
 
Schon im Dezember 2011 hatte eine angeblich von dem dominikanischen Journalisten Santiago Contreras auf seinem Blog über das Internet verbreitete Nachricht über den angeblichen Tod des kubanischen Revolutionsführers für Aufsehen gesorgt. Unter anderem "Polskaweb News" veröffentlichte sie auf ihrer Seite mit dem Hinweis, man beschäftige sich "schon seit längerer Zeit mit der "Castro" Familie und wir schliessen nicht aus, dass der falsche, alte Revolutionär schon seit mindestens Ende 2008 tot ist, denn so lange hat er bereits keinerlei echten Beweis erbracht, dass er tatsächlich noch unter den Lebenden weilt".  In dieser polnischen "Nachricht" ist heute, am 22. Oktober 2012 noch eine im Internet verbreitete Fotomontage zu sehen, die den ehemaligen Staats- und Regierungschef Kubas angeblich auf dem Totenbett zeigt.
 

Fidel Castro angeblich gestorben –
Fotomontage von Kuba-Gegnern
Fidel Castro feierte aber am 13. August, seinen 85. Geburtstag. Vor fünf Jahren hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen von allen politischen Ämtern zurückgezogen. Seither leitet sein fünf Jahre jüngerer Bruder, der ehemalige Verteidigungsminister Raúl Castro, die Regierung.
 
Das englischsprachige IT-Sicherheitsportal Naked Security, das sich auf die Recherche von Mailware spezialisiert hat, warnte in einem Artikel vor solchen Mails. Wer auf ein angeblich verlinktes Video klicke, laufe Gefahr, seinen Computer mit einem sogenannten Trojaner zu infizieren, schrieb Autor Graham Cluley dort in einem kurzen Artikel. Das Schadprogramm wurde von Naked Security als der Trojaner Troj/DwnLdr-JGW identifiziert. Ziel dieses ersten Programms sei es, einen weiteren Trojaner, Troj/Agent-SYF, herunterzuladen. Cluley mahnte vor diesem Hintergrund zu mehr Medienkompetenz: "Wenn Fidel Castro wirklich gestorben sein sollte, würde das wohl auch auf BBC und CNN die Headlines bestimmen." Dort aber sei nichts zu finden. Tatsächlich kursieren schlecht gemachte Fotomontagen des angeblich verstorbenen kubanischen Revolutionsführers seit Jahren im Internet.
 
Nach Angaben des spanischen Dienstes der italienischen Nachrichtenagentur ANSA reagierten die kubanischen Medien gelassen auf den Schwindel. Bewohner des sozialistischen Karibikstaates kommentierten die Mail gegenüber ANSA jedoch mit Unverständnis: "Ich weiß nicht, woher diese Gerüchte kommen", zitiert die Agentur den 75-jährigen Alejandro Guanche, "aber ich bin mir sicher, dass sie vom Feind gestreut wurden." Mit solchen Methoden sei schon immer gegen Fidel Castro vorgegangen worden, fügte der Kubaner hinzu. (PK)
 
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18317
 
Wir haben diesen Artikel aus zwei Beiträgen der Amerika21-Kollegen Volker Hermsdorf und Harald Neuber sowie einer "Nachricht" der Polska Web News zusammengestellt.
Siehe http://amerika21.de/nachrichten/2012/10/65644/castro-jaua-konferenz
http://amerika21.de/nachrichten/2011/09/39849/hoax-fidel-tod
http://polskaweb.eu/fidel-castro-schon-lange-tot-87684671.html
 


Online-Flyer Nr. 377  vom 24.10.2012

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