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Globales
Die mörderische Akçakale-Granate stammte angeblich aus NATO-Beständen
Von der Türkei an die Rebellen geliefert?
Von Merdan Yanardağ und Peter Kleinert

Bei der Granate, die bei dem Angriff auf die türkische Grenzstadt Akçakale abgefeuert wurde und die am vergangenen Mittwoch eine Frau und vier Kinder ihrer Familie tötete, handele es sich um ein Modell, das nur bei der NATO verwendet werde. Sie sei durch die Türkei in die Hände der syrischen Rebellen gelangt, berichtet die türkische Zeitung Yurt.
 

General Necdet Özel am Stadtrand von Akçakale mit
Blick nach Syrien
In dem Artikel von Chefredakteur Merdan Yanardağ heißt es, diese Information stamme aus einer verlässlichen und vertrauenswürdigen Quelle, die behaupte, die Türkei selbst habe den Aufständischen der so genannten Freien Syrischen Armee die Granaten geliefert. "Die Türkei ist seit 1952 NATO-Mitglied, und sie handelt in Absprache mit anderen NATO-Mächten. Insofern überrascht es nicht, dass es zu so etwas kommen konnte", sagte Abayomi Azikiwe, Herausgeber von Pan-African News Wire, gegenüber Russia Today. Abayomi Azikiwe gehört in Detroit zu den Verantwortlichen der Workers World Party. Russia Today ist ein auf internationales Publikum ausgerichteter englischsprachiger, staatlich finanzierter Fernsehsender mit Sitz in Moskau
 
Die NATO habe bisher zwar jede offene militärische Verwicklung in den Konflikt vermieden, aber nach Ansicht Azikiwes ist die Allianz an jeder Entscheidung der Türkei beteiligt. "Ankara wird keine militärische Operation beginnen oder irgendwelche Militärstrategien entwickeln, ohne dies mit anderen NATO-Mächten abzustimmen", erklärte er.
 
Bisher hat die Türkei sechs Tage in Folge mit Vergeltungsmaßnahmen gegenüber Syrien reagiert, nachdem eine Granate aus Syrien in der türkischen Provinz Hatay gelandet war. Die Türkei werde ihre Städte und Ortschaften im Grenzgebiet verteidigen, hatte der türkische Präsident Abdullah Gül im Fernsehen erklärt, und alles dazu Notwendige unternehmen. "In Syrien nehmen die Entwicklungen derzeit die schlimmstmögliche Richtung. … Unsere Regierung steht in ständigem Kontakt mit der türkischen Militärführung. Was immer getan werden muss, wird umgehend geschehen, wie Sie sehen, und das wird auch weiterhin der Fall sein", sagte er. Dass Tausende Türken gegen einen dadurch möglichen Krieg in Istanbul und Ankara auf die Straße gehen, beeindruckt Gül und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan offenbar wenig.
 
Aber nicht nur führende Politiker der Türkei äußern ihre Meinung zu dem Konflikt. Ebenfalls am vorletzten Montag hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor den verheerenden Konsequenzen gewarnt, die ein Krieg für die Region haben könnte. "Die Verschärfung des Konflikts entlang der türkisch-syrischen Grenze und die Auswirkungen der Krise auf den Libanon sind als extrem gefährlich einzustufen", sagte der Generalsekretär bei der Eröffnung des Weltforums für Demokratie im französischen Straßburg.
 
Viele Experten, darunter auch der englische Autor und Journalist Dan Glazebrook, der u.a. für den Guardian schreibt, befürchten, die Situation könnte zu einem regionalen Krieg eskalieren. Glazebrook in Russia Today: Auf der einen Seite versuche die Türkei, die Rebellen bei der Fortsetzung ihres Kampfes zu unterstützen, "und da sie weiß, dass die Rebellen im Bodenkampf unterlegen sind, beschießt sie Syrien, um den Rebellen dabei zu helfen, nicht zu viele ihrer Stellungen zu verlieren. Aber meiner Meinung nach hofft sie zugleich, sie könnte die NATO irgendwie doch dazu bewegen, selbst einzugreifen, sozusagen mit einer Art Blitzkriegsoperation. Denn das wäre derzeit die einzige Möglichkeit, den Rebellen in dieser Situation zum Sieg zu verhelfen."
 
Die Zeit berichtete vergangenen Donnerstag, gestützt auf eine dpa-Meldung: "Erneut ist eine aus Syrien abgefeuerte Granate auf türkischem Gebiet eingeschlagen. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, detonierte das Geschoss am späten Nachmittag im Grenzdorf Akçakale. Bei einem ähnlichen Zwischenfall wurden dort am vergangenen Mittwoch fünf Menschen getötet. Bei dem Einschlag heute sei nur Sachschaden an einer Lagerhalle entstanden. Nach Angaben des Außenministeriums in Ankara erwiderte die türkische Armee das Feuer."

Und nun mussten wir am selben Tag auch noch eine Meldung in die NRhZ stellen, dass NATO-Mitglied Türkei einen weiteren Konflikt mit Syrien zu provozieren versuchte, indem Premier Erdoğan ein syrisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Moskau nach Damaskus mit 17 Russen an Bord durch Kampflugzeuge zur Landung in Ankara zwingen ließ. Während laut Erdoğan nur "verdächtiges Material" bei der Durchsuchung der beschlagnahmenten Kisten gefunden wurde, titelte der Spiegel ohne jeden Beweis mit der Schlagzeile: "Türkei stellt russisches Militärgerät in syrischem Jet sicher". (PK)
 


Online-Flyer Nr. 376  vom 17.10.2012

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