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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Lokales
Für Konzern-Vorstand peinliche AktionärInnen-Versammlung in Köln
BAYER AG mag keine Kritik
Von Peter Kleinert

Der in NRhZ 350 vom 19. April angekündigten Hauptversammlung der AktionärInnen des BAYER-Konzerns am 27. April ging vor deren Beginn auf dem Kölner Messe-Gelände eine Demonstration voraus. 20 Redebeiträge von Kritischen AktionärInnen folgten im Saal, und Dr. Manfred Schneider, Vorstandsvorsitzender 1992 bis 2002, danach Aufsichtsratsvorsitzender bis 2012, erhielt ein ungewöhnliches BAYER-Kreuz als Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) für seine Tätigkeit
im Namen des Konzerns.

Aktion vor Beginn der Hauptversammlung gegen tödliche Pharmastudien
Fotos: CBG
 
Natürlich hatte BAYER dafür Sorge getragen, dass die etwa 3.000 nach Köln anreisenden BAYER-AktionärInnen keinen Kontakt mit den zahlreich vor der Hauptversammlung demonstrierenden KritikerInnen bekamen, wofür der Konzern das Areal großräumig mit Sperrgittern umzäunen und die Busse mit den AktionärInnen durch spezielle Einlässe anfahren ließ. DemonstrantInnen mussten draußen bleiben. Einmal mehr stellte der Konzern, so der Kommentar der CBG, "sein mangelndes Demokratie-Verständnis unter Beweis, er sperrte Kritik kurzerhand aus". Das änderte jedoch nichts daran, dass deutlich wurde, wie massiv der Konzern auch diesmal wieder im Kreuzfeuer umfangreicher Kritik stand. Die Presse titelte "BAYER: Zwischen Jubel und Tribunal".
 
Bei den Protesten vor dem Saal ging es um tödliche Menschenversuche, um Arbeitsplatzvernichtung, gefährliche Medikamente mit tödlichen Risiken, Nanotechnik, verweigerte Entschädigungen für Opfer von BAYER-Pharmazeutika, die laut Ansicht der kritischen Aktionäre "ultragefährliche CO-Pipeline durch dichtbesiedelte Ballungsgebiete, millionenfache Tierversuche und immer wieder um das weltweite Bienensterben durch BAYER-Gifte, das die Lebensgrundlagen der Menschheit in Gefahr bringt". Zu den Protesten waren auf Einladung der CBG sogar Imker aus Österreich und andere Gäste aus dem In- und Ausland angereist.

Protest gegen Bienensterben durch BAYER-Pestizide vor der Köln-Messe
 
Im Saal sprachen 28 RednerInnen, 20 davon waren Kritische AktionärInnen. Und selbst von den VertreterInnen der Aktionärsgemeinschaften kamen laut CBG-Bericht "hartnäckige Fragen zu den von der CBG und deren Gästen angesprochenen Themen". Die Versammlungsleitung habe darauf reagiert, indem sie nach dem ersten Frageblock die Redezeit kurzerhand von 10 auf 5 Minuten reduzierte".
 
Nachdem BAYER-Chef Dekkers zu Beginn der Veranstaltung noch versucht habe, Stimmung gegen die CBG und ihre Gegenanträge zu machen, habe er schließlich auf die erdrückenden Argumente und Fakten der GegenrednerInnen nur noch stereotyp mit ausweichenden und verharmlosenden Stellungnahmen reagiert: "Insbesondere den Opfern - wie etwa den Medikamentengeschädigten gegenüber - zeigte sich Dekkers kalt. Zwar betonte er, dass ihm die Schicksale sehr zu Herzen gingen, er leugnete aber nicht nur jede BAYER-Verantwortung für die Todesfälle und die zahllosen lebensbedrohlichen Gesundheitsschäden durch Menschenversuche und BAYER-Medikamente, sondern bezeichnete die BAYER-Produkte weiterhin sogar als "sicher" und weigerte sich, diese vom Markt zu nehmen."
 
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren vertrat erneut zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre rund 40.000 Aktien im Börsenwert von etwa 2,2 Mio. Euro. Bei den Abstimmungen stimmten stets sehr viel mehr Aktien mit Nein, als die CBG zur HV mitgebracht hatte. Selbst bei der Dividende waren es weit über 100.000 Aktien. Bei der Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand kamen sogar rund 1,6 Mio. Stimmen hinzu. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat stimmten im Fall des ehemaligen BAYER-Chefs Werner Wenning, den der Konzern nun zum Aufsichtsratsvorsitzenden machte, 12,9 und im Fall von Dr. Kleinfeld, dem ehemaligen SIEMENS-Boss, sogar 33,4 Mio. Stimmen mit Nein." Dabei sei zu beachten, dass BAYER Stimmenthaltungen komplett unter den Tisch fallen ließ. Sie seien "einfach nicht angegeben worden. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass das durchaus mehrere Prozent sein können".
 
Laut CBG waren auf der HV "ca. 450 Mio. Stimmen vertreten (von insgesamt ca. 833 Mio. Stimmen). Die GroßaktionärInnen, die sogenannten Investoren, haben mit ihren Multimillionen Stimmen stets für satte Mehrheiten von weit über 90 Prozent gesorgt.

Die Hauptversammlung 2012 war eine besondere: Sie verabschiedete den langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Manfred Schneider, der von BAYER und den Medien als ökonomischer Superstar gehandelt wird. 38 Jahre im Konzern, prägte er 20 Jahre lang das Unternehmen an der Spitze des Konzerns. Als "ungekrönter König der Deutschland AG" galt er lange Zeit als "mächtigster Manager Deutschlands" (manager magazin). Die CBG würdigte seinen Abgang auf ihre Art: Sie überreichte ihm zum Abschied "ein etwas anderes BAYER-Kreuz", eines der Kreuze, die sie bei den Protesten im Gedenken an die zahllosen Opfer der BAYER-Produkte und der Arbeitsplatzvernichtung durch das Unternehmen eingesetzt hat."
 
Allerdings war laut CBG der Redebeitrag von deren Gründer und langjährigem Vorstandsmitglied Axel Köhler-Schnura "von der BAYER-Regie nahezu auf das Ende der HV gelegt worden, so dass die Medien die alternative Würdigung von Herrn Schneider nicht mehr vor Redaktionsschluss zur Kenntnis nehmen konnten". Aus diesem Grund veröffentlicht die NRhZ Köhler-Schnuras Rede hier anschließend im Wortlaut, dazu auch die Rede von CBG-Vorstandsmitglied Jan Pehrke. Weitere Reden, Aktionsfotos und Infos finden interessierte Leser unter www.CBGnetwork.org. (PK)

Wutbox-Video zur HV unter http://www.youtube.com/watch?v=B-8tMblDydI


Online-Flyer Nr. 353  vom 09.05.2012

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