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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Mülheim soll mal wieder für Ruhrbania Millionen sparen
Also Busse statt Straßenbahnen?
Von Lothar Reinhard

Vor einer Woche hielt der Verkehrswissenschaftler Professor Heiner Monheim von der Universität Trier auf Einladung der MBI im Mülheimer Hotel "Handelshof" einen Vortrag zur Zukunft des ÖPNV. Bekanntlich will die Stadt Mülheim Straßenbahnen durch Busse ersetzen, meidet aber die öffentliche Diskussion dazu wie der Teufel das Weihwasser. Es ist geradezu absurd, wie das gesamte Vorhaben mit dem bewusst falschen Titel ÖPNV-"Optimierung“ seit 2 Jahren bisher lediglich hunderttausende Euro an Gutachten verschlungen hat, dazu informelle Treffen en masse mit Stadt- und Fraktionsspitzen, aber zur Optimierung des ÖPNV alles blockiert, ja selbst beim einzig wirklich angestrebten Punkt der Einsparung bisher nur das Gegenteil bewirkte.
 
Mal wieder Vorreiter?
 
Auch in diesem Punkt will Mülheim anscheinend Vorreiter sein, quasi Modellstadt gegen alle anderen Trends bundes- und europaweit. Obwohl Professor Monheim bundesweit als Experte und Verfechter eines besseren, klima- und stadtverträglicheren ÖPNV bekannt und berühmt ist, ließ sich kein einziges Rats- oder Ausschuss- oder Aufsichtsratsmitglied anderer Fraktionen blicken, nicht einmal Grüne oder Linke der verschiedenen Schattierungen. Auch von dem teuren "Klimabüro", das die bankrotte Stadt sich leistet, war niemand unter dem 70 bis 80 Besuchern zu sehen. Es will oder darf anscheinend niemand aus der gesamten Riege der Verantwortlichen über das heikle Thema öffentlich sprechen.
 
Wenigstens hatte die WAZ einen Reporter geschickt. Der Artikel in der WAZ-Mülheim vom 15.9.: “Nahverkehr: Mehr Bahn, mehr Bus – Die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) haben zu der von ihnen beklagten Geheimniskrämerei um die Einsparpläne im örtlichen Straßenbahnnetz einen ersten Kontrapunkt gesetzt. Sie holten einen entschiedenen Befürworter des Schienenverkehrs zum Vortrag.”(1)
 
Ruhrbania-Baulos 3 auf der Tagesordnung
 
Wer die inzwischen jahrealten Dauerbaustellen allein in und um die auch dadurch ausgelaugte Mülheimer Innenstadt bedenkt, sieht, dass bei dieser Ausgeburt von Konzeptlosigkeit und Murks die Attraktivierung des ÖPNV nicht gerade hohe Priorität hatte. Und am Dienstag, dem 20. September, soll mit Ruhrbania-Baulos 3 der nächste nun 9-Millionen-Schritt in den urbanen Selbstmord beschlossen werden, nämlich der Abriss Hochbrücke Tourainer Ring, Ausbau Klöttschen im 2-Richtungsverkehr. Da muss eben an anderer Stelle gespart werden, z.B. an den Straßenbahnen.
 
Und der "staatstragenden“ SPD fällt außer dem Kappen der Bäume auf der Leineweberstraße nichts mehr ein, um der toten Innenstadt (Zitat Helge Schneider) mehr Leben einzuhauchen. Die sogenannten "Kreativen“ wollten in die Bresche springen und sie veranstalten gerade zwei Wochen lang "Schlimm-City“, ein "Stadtspiel in Realversion“ für 100.000 € öffentliche Gelder mit der "Leeranstalt“ Kaufhof, der "konsumberuhigten Zone“ Innenstadt usw.. Dass dieser Versuch der Ironie auf die verbliebenen letzten Kaufleute in ihrer existenziellen Bedrohung wie ein Schlag ins Gesicht wirkte, ist mehr als nachvollziehbar. Eine Wiederbelebung der bedrohten Innenstadt ist durch das "Bespielen“ mit "Schlimm-City" ebenfalls wohl kaum zu erwarten. (PK)
 
 
(1) Der komplette WAZ Artikel hier: http://www.derwesten.de/staedte/muelheim/Mehr-Bahn-mehr-Bus-id5066305.html
Lesen Sie hierzu in der NRhZ-Ausgabe 320 auch das Interview mit dem Professor für Verkehrswissenschaft und Raumentwicklung an der Universität Trier, Heiner Monheim.
 
Lothar Reinhard ist MBI-Fraktionssprecher im Mülheimer Stadtrat.
 


Online-Flyer Nr. 319  vom 19.09.2011

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