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Kommentar
Kurzkommentar vom Fuße des Blauen
Beispiele jüdischen Terrors
Von Evelyn Hecht-Galinski

Ich stimme dem türkischen Premier Erdogan zu: Wir brauchen eine Debatte über christlichen Terror. Ergänzen möchte ich diese Debatte aber mit dem Zusatz: Wir brauchen auch eine Debatte über den jüdischen Terror. Diesen sollte man viel mehr als bisher in die Debatte einbeziehen.
 

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident Israels
NRhZ-Archiv
Ich frage: Ist es nicht jüdischer Terror, wenn:
Palästinenser ihres Landes beraubt werden?
Palästinenser im größten Freiluftgefängnis gefangen gehalten werden?
Palästinenser ihres Wassers beraubt werden?
Der jüdische Staat sich seit seiner Gründung weigert, Grenzen anzuerkennen, stattdessen immer weiter Land annektiert und Ostjerusalem judaisiert, andere Staaten wie den Libanon überfällt und dem Iran mit Angriffen droht?
Während des Gaza- und des Libanon-Krieges neue, schreckliche Waffen an den hilflosen Opfern ausprobiert?
 


11.000 gefangene Palästinenser, auch Frauen und Kinder leiden zur Zeit in den Gefängnissen. In den 44 Jahren seit 1967 700.000 Gefangene, ergo sind das im Schnitt 44 Verhaftungen täglich. Sie warten zum Teil bis heute auf ihre Gerichtsverfahren, sie werden auf unbestimmte Zeit in Untersuchungshaft gehalten, in unmenschlichen Sondergefängnissen weg gesperrt, sie werden gefoltert und ohne angemessene medizinische Versorgung gelassen. Allein in den letzten Monaten wurden laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem 835 Kinder und Jugendliche wegen angeblichen Steinewerfens gefangengenommen. 99,9 Prozent wurden von der israelischen Militärgerichtsbarkeit verurteilt. Nur einer wurde freigesprochen. 
 
Undemokratische Gesetze, wie zuletzt das Anti-Boykott-Gesetz, werden im Schnellverfahren durchgesetzt.
Einmalig in der Welt: Deutsche Staatsbürger palästinensischer Herkunft erhalten in Israel und den palästinensischen Gebieten keinen Schutz von BRD-Auslandsvertretungen.
Wenn nachts eine Spezialeinheit das Jeniner Freedom Theater überfällt, zwei Leute verhaftet und diese ohne Erklärung mitnimmt und ihnen jeglichen Rechtsbeistand verweigert?
Wenn eine zionistisch ausgerichtete Archäologie mit einer Regime-nahen Besetzung ausgestattet wird, um so den jüdischen/biblischen Anspruch der Ausgrabungen "wissenschaftlich" zu untermauern?
Wenn moslemische Friedhöfe willkürlich zerstört werden, um Supermärkte oder Parkhäuser auf ihnen zu bauen? Ist nur jüdische Totenruhe ewig?
Wenn Rabbiner dazu aufrufen Palästinenser und ihr Vieh zu töten?
Wenn Rabbiner dazu aufrufen, nicht mehr an Palästinenser Land oder Wohnungen, Häuser zu verkaufen oder zu vermieten?
Wenn israelischen Kindern demnächst in der Schule eine Erziehung nach "zionistischen, jüdischen, demokratischen und sozialen Werten" vermittelt werden soll? Unter der Flagge des David-Sterns soll dann die Identität für ihre nationale Zugehörigkeit entwickelt werden. Hier haben wir wieder die gefährliche Vermischung von Religion, Nationalität, Zionismus und militärischem Denken. Früh übt sich, was ein guter "reinrassiger jüdischer Israeli" sein will.
 
Wenn die Bürger des jüdischen Staates für ihren Hüttenkäse auf die Straße gehen, ihre palästinensischen besetzten Nachbarn aber in Hütten verrecken lassen?
Wenn Palästinenser zu Holocaust-Gedenkstätten gebracht werden, ihr Gedenken an die Nakba, an ihre Katastrophe, aber per Gesetz verboten werden soll?
Wenn israelische Geheimdienstler mit gefälschten Pässen in der Welt herumreisen und Morde begehen?
Wenn gezielte "Tötungen", also Morde im Staatsauftrag begangen werden?
Wenn unbemannte Drohnen Angst und Schrecken verbreiten und auch gezielt Leben auslöschen, ohne Rücksicht auf Kollateral-Schäden?
Wenn ein Klima der Angst erzeugt wird, das auch Auswirkungen auf die Pressefreiheit haben wird?
Wenn Förderungen für nicht genehme Organisationen und Künstler ganz gestrichen werden sollen?
Wenn Diaspora-Brigaden überall auf der Welt den israelischen Staatsterror im Namen ihres Judentums verteidigen und schön reden sollen?
Wenn Norwegen von großen israelischen Blättern wegen seiner "antizionistischen-antisemitischen Haltung" angegriffen wird - mit dem Tenor: Der Anschlag des Massenmörders Breivik brachte ihnen, was sie verdienen?

Das war nur eine kleine Auswahl des jüdischen Terrors, geistig und mit Taten.
 
Der UN-Sicherheitsrat, zurzeit unter deutschem Vorsitz, hat einstimmig eine "Liste der Schande" beschlossen. Afghanistan, Irak, und Sudan stehen bereits darauf. Ein Hauptland der Schande fehlt darauf wie üblich, nämlich Israel. Warum?
Hat Israel nicht gezielt während des Gaza-Krieges Schulen und Krankenhäuser angegriffen?
Solche Angriffe werden künftig international geächtet. Wer sagt denn, dass Israel das nicht jederzeit wieder tun wird? Und zählen solche Taten, wie bei den aufgezählten Ländern, für Israel nicht rückwirkend? Hat Israel nicht immer und immer wieder seinen Unfriedenswillen bewiesen, z.B. wenn es den Goldstone-Bericht ablehnt, Uno-Beschlüsse negiert, Abrüstungsabkommen verweigert, sondern sich ganz im Gegenteil immer mehr aufrüstet und durch uns aufgerüstet wird? Ist Außenminister Westerwelle nicht ein Außenminister der Schande, wenn er einerseits seinen rassistischen Kollegen Lieberman freundschaftlich empfängt und besucht, aber scheinheilig den größten Staat der Schande, nämlich den jüdischen Staat, dabei nicht erwähnt? Dann könnten nämlich auch israelische Politiker der Schande in ihrer Reisetätigkeit international eingeschränkt werden.
 
Letztendlich wäre es dringend an der Zeit, die Ent-Zionisierung und echten Philosemitismus in Deutschland speziell zu betreiben. Die Instrumentalisierung des Holocaust und des Begriffes Antisemitismus und dessen Gleichsetzung mit Israel-Kritik muss endlich gestoppt werden. Der gefährliche Kampagnen-journalismus gewisser Achsen und Medienkonzerne muss bekämpft werden. Die Narrenfreiheit für gewisse islamophobe "Antisemitismus-Experten" sollte überdacht werden. Gerade nach den letzten Ereignissen in Norwegen kann man ja sehr gut sehen, für wen solche "Schreiberlinge" Vorbildcharakter haben und hatten. (PK)
 
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Mit diesem Kommentar setzt sie ihre Serie fort, die sie "vom Fuße des Blauen", ihrem 1186 m hohen "Hausberg" im Badischen, schreibt.


Online-Flyer Nr. 313  vom 03.08.2011

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