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Kultur und Wissen
Wird Heine-Preis-Übergabe an Peter Handke ein "Skandal"?
KStA-Sorgen könnten sich bestätigen
Von Peter Kleinert

"Lust am Skandal" hat nach Auffassung des Kultur-Redakteurs beim Kölner Stadt-Anzeiger, Frank Olbert, die Jury des Düsseldorfer Heinrich Heine-Preises dazu verleitet, dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke "ausgerechnet im Heine-Gedenkjahr den Preis zu verleihen".

Olberts Begründung, warum er die Entscheidung überhaupt nicht gut findet, sondern für "Mumpitz" hält: "In seinen Stücken, in Essays, Reiseberichten und Interviews hat Handke in den vergangenen Jahren immer wieder "Gerechtigkeit für Serbien" gefordert und dabei die Rolle der Serben während des Balkankriegs in wahrscheinlich gut gemeinter, aber selten nachvollziehbarer Weise dargestellt."

Peter Handke: 'Gerechtigkeit für Serbien'
Peter Handke: "Gerechtigkeit für Serbien"
Foto: © Isolde Ohlbaum



Elfriede Jelinek, in konservativen und reaktionären Kreisen nicht nur ihrer Heimat Österreich ähnlich unbeliebt wie ihr Landsmann, und trotzdem Heine-Preisträgerin 2002, war zwei Jahre danach, anlässlich ihres Literaturnobelpreises, darüber nicht nur überrascht, sondern sagte, dass Peter Handke "den Preis viel mehr verdienen würde als ich". Damals nämlich hatte Handke, so Olberts zweiter Vorwurf, sogar öffentlich "Verständnis für (den) Kriegsverbrecher" Slobodan Milosevic gezeigt und ihn ein Jahr später im Gefängnis besucht. Und Handkes Text "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" hatte schon 1996, laut FAZ, "einen Skandal provoziert". Denn: "Darin bezeichnete er die Serben als die wahren Opfer des Bürgerkrieges."

Die Heine-Preis-Jury, in der auch einige Ratsmitglieder der Stadt Düsseldorf Sitz und Stimme haben, stand also - aufgrund des Vorschlags Peter Handke - vor "keiner einfachen Entscheidung", wie der Vorsitzende des Kulturausschusses, Friedrich Conzen (CDU), anschließend öffentlich zugab. Einerseits: "Zu Handkes literarischen Qualitäten gab es keine Diskussion." Andererseits aber habe dieser im März an der Beerdigung des im Gefängnis umgekommenen Milosevic teilgenommen und dabei eine Rede gehalten. Trotzdem habe er den Preis zuerkannt bekommen, und Oberbürgermeister Joachim Erwin, ebenfalls CDU- und Jury-Mitglied, habe ihn persönlich und am Telefon zur "Feierstunde" am 13. Dezember - Heines 209. Geburtstag - eingeladen. Da wolle der OB ihm den Preis überreichen. Und da, so Conzen, habe der Dichter "eine Chance, seine Haltung zu erklären".

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de



Vielleicht erfüllt sich dann doch der "Verdacht" von Kultur-Experte Olbert, "dass die Jury ein wenig auf Krawall und literarischen Skandal spekuliert" haben dürfte. Handke könnte Jury-Mitgliedern, Journalisten, Gästen und Öffentlichkeit nämlich - obwohl, laut Olbert "sein Reich" eigentlich "die Introspektion" ist, "aus dem er mitfühlend in die weite Welt hinausblickt" - darlegen, was die Massenmedien bis heute verschweigen: Der "Jugoslawienkrieg" wurde langfristig nicht nur vom amerikanischen CIA, sondern auch vom deutschen BND sehr viel erfolgreicher vorbereitet, als dessen nun doch bekannt gewordene Bespitzelung von Journalisten. BND-Chef war damals, von 1979 bis 1982, ein gewisser Dr. Klaus Kinkel (FDP), der dann den Nato-Krieg und die ganz im Sinne der deutschen Petro-Konzerne liegende Zersplitterung Jugoslawiens - auch mit Hilfe der bundesdeutschen Luftwaffe - von 1992 bis 1998 als  Bundesminister des Auswärtigen genießen konnte.


Online-Flyer Nr. 46  vom 30.05.2006

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