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Inland
Wie unsere selbsternannten Eliten die Bürger betrügen
Der klitzekleine Unterschied: "NEU"
Von Mary Ann Christen-Meyer

Sie klingt gut, die Sprache der Neoliberalen. Kreativ, intellektuell, so überaus gebildet. Vor allen Dingen gebildet. Da ist vom "kreativen Imperativ" die Rede, von einer "verjüngten Definition der Menschenwürde", von "neuer Gerechtigkeit durch mehr Freiheit", von "neuer Wirklichkeit", einem "neuen Gesellschaftsvertrag", dem "neuen Verständnis von Schule", von "Unterjüngung" und von "neosozial".

Einfach toll! Opium für die geplagte Seele des fasziniert lauschenden Bürgers. Alles wird neu, alles wird besser. Dafür sorgt - neben anderen Propagandainstituten zur Anleitung "unserer" Medien - höchst erfolgreich die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", seit 2000 vom "Arbeitgeberverband Gesamtmetall" mit jährlich 8,8, Millionen Euro finanziert.

Was sagen uns diese Phrasen, die alles oder nichts bedeuten können, aber wirklich? Denn, in der Tat, sie enthalten eine versteckte Botschaft. Ich verrate es - ganz unter uns. Es gibt da dieses winzige, klitzekleine Schlüsselwort: "neu" oder "neo".  Das Wort, an das sich alle Bürger klammern, wie Ertrinkende an einen Strohhalm - bevor er untergeht. Was meinen diese Eliten, wenn sie "neu" sagen? Poliert, gelackt, geliftet? Nein, ganz einfach: das Gegenteil von "alt". Das weiß doch jeder? Das ist nicht neu? Ist es doch.

Aus Gerechtigkeit wird nämlich Ungerechtigkeit, neosozial wird zu unsozial, aus Freiheit wird Zwang, Menschenwürde mutiert zu Menschenverachtung und die "neue Wirklichkeit" verwandelt die Realtität in eine Scheinwelt. Diese Interpretationen sind doch "neo", oder?

Das "Neue" gilt dabei jedoch nur für den Mob, für's Fußvolk, für die niedere Kaste, die arbeitende Bevölkerung, die Proleten. Für sich selbst definieren die "Eliten" diese Begriffe ganz anders: Freiheit wird zu Willkür, Gerechtigkeit zu Selbstbedienung und sozial ist alles, was ihnen dient. Ihre eigene Scheinwelt spielt in Hollywood, ihre Sklaven dagegen dürfen von besseren Zeiten träumen, die die Hohe Kaste ihnen immer wieder verspricht. Neue Menschenwürde? Nun, die dienende Masse muss die Unmenschlichkeit der Eliten würdigen. So einfach funktioniert das.

Nun werden die Maßnahmen der Regierenden verständlich, oder? Gewaltsam und verächtlich versuchen sie, sich die Masse gefügig zu machen. Da man in "Neoden" denkt, sind alle Gemeinheiten erlaubt, ja, sie sind geradezu Pflicht. Ist es da nicht menschlich, dass jeder, der kann, noch schnell in die Scheinwelt einzutauchen versucht?

Genau diesen Rettungsflieger benutzen jetzt auch DRK, AWO und Diakonie seit dem 18. Mai (Siehe NRhZ-Meldungen). Um so schnell wie möglich nach Hollywood zu gelangen, übernahmen auch sie die 1-Euro-Jobs. Diese drei "Wohlfahrt"-Organisationen haben verstanden. Sie sind schlau. Schnell dem Fußvolk einen Tritt verpassen und die Phrasen aus der Neobibel nachplappern. So gehört man doch dazu, wird von den Gebildeten anerkannt, ja, man kann sich ebenfalls der kleinen Wichte bedienen. Das bedeutet für sie jede Menge Humankapital, das bringt so richtig Kohle. 500 Euro Kopfgeld pro Sklave. Wer kann da wohl widerstehen? Dagegen wird sogar der liebe Gott nichts einzuwenden haben! Oder doch?



Online-Flyer Nr. 45  vom 23.05.2006

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