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Lokales
Stadt Köln zog Zusage für neuen Standort der "Working Punx" zurück
Eingeknickt vor „Pro Köln“
Von Ariane Dettloff

Sie sind ein bunter Haufen: die Punker mit ihren Hunden, die vor mehreren Jahren in der Amsterdamer Straße 149 in Köln-Riehl Wohnung und Arbeitsplatz fanden. „Working Punx“ nennen sie sich, und auf ihrem Gelände, in ihrer Schreiner- und Metallwerkstatt geht es oft laut zu. Und nach Feierabend ist es auch nicht sofort still. Da unmittelbar daneben Wohngebäude liegen, gab es ständige Beschwerden aus der Nachbarschaft. Deshalb hatte die Sozialdezernentin Marlis Bredehorst der Nachbarschaft vor der Kommunalwahl 2009 zugesichert, einen geeigneteren Wohn- und Arbeitsort für das „Working Punx“-Projekt zu finden und zur Verfügung zu stellen.                                                                                                                                      
 

Adventszeit: Das Türchen an der Neusser
Landstraße 42 soll sich öffnen.
Alle Fotos: INA

Sie versicherte, dass die Verlagerung höchste Priorität hätte. Es gelang auch: das ehemalige Gebäude des Grünflächenamts in Chorweiler nahe dem Fühlinger See sollte der neue Standort werden, nachdem es jahrelang nicht verkauft werden konnte und die Gebäude langsam zerfallen. Aber nach der Kommunalwahl formierte sich trotz entsprechender Beschlüsse innerhalb der Verwaltung Widerstand gegen die Verlagerung: „Wozu Geld für Punker ausgeben?“ Pro Köln erhielt offenkundig Informationen über den neuen Standort an der Neusser Landstraße 42 und brachte die Sache prompt mit einer Anfrage in die Oktober-Ratssitzung.

Noch 2008 und 2009 stand ganz Köln auf gegen die „Pro Köln“-Kongresse. Oberbürgermeister Fritz Schramma und ebenso Jürgen Roters, der damalige Oberbürgermeister-Kandidat, riefen dazu auf, sich der populistischen rechtsradikalen Partei entgegenzustellen. Ganz anders die Verwaltung heute. Sie knickte in ihrer Antwort in beschämender Weise ein und gab den möglichen Wohn- und Arbeitsort der Punker auf. 


April 2009: Einweihungsfest des neuen Bauwagens für die "Waldwichtel" - erstellt von den "Working Punx"
 
Auf der Pro Köln – Homepage rühmt sich nun Jörg Uckermann : „Verwaltung legt Axt an eigene Pläne: Keine Punkerhütte in Fühlingen. - Der Stadtteil Fühlingen kann aufatmen: Die Stadtverwaltung hat nach den Berichten in diesem Blog und dem sich abzeichnenden Bürgerprotest die Vorlage für die Ratssitzung, über die Konzentrierung der Punkerszene in Fühlingen, zurückgezogen. Das war´s dann mit der Punkerzentrale in einem der letzten Stadtteile im Kölner Norden ohne auffallende soziale Brennpunkte.“
 
„Der Erfolg von Pro Köln bringt uns in die Lage, nicht weiter arbeiten zu können. Aber damit sind ja auch die üblichen Vorurteile über Punker, die per se nicht arbeiten wollen, auch aufs Schönste bestätigt“, erklären die Betroffenen. In ihrer Holz- und Metallwerkstatt haben sie für den Waldkindergarten „Waldwichtel“ in Brück einen gebrauchten Bauwagen komplett entkernt und neu geschreinert – ein praktisches schmuckes Teil. Nun hoffen sie auf weitere Aufträge.


Dauerkundgebung – „Auch wir brauchen einen Platz zum Wohnen und Arbeiten" fordern Mischka und Alex von den "Working Punx"
 
Doch jetzt müssen sie darum kämpfen, dass die Stadt ihnen den versprochenen Platz gewährt. In Fühlingen würden sie auch nicht stören – ohne unmittelbare Nachbarschaft, in einem angemessenen Gebäude für Werkstatt und Wohnen. Als erster Schritt wurde seit Donnerstag, dem 2.12., eine Dauerkundgebung begonnen. In dem mit einem Transparent dekorierten Bauwagen, direkt neben dem Gebäude an der Neusser Landstraße 42 informieren die Working Punx und die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM) über die Misere.
 
„Auch wir brauchen einen Platz zum Wohnen und Arbeiten“ können die Passanten auf dem Transparent lesen. In ihrem Flugblatt schreiben sie: „Wir stehen hier, um die Stadtverwaltung an ihre Zusagen zu erinnern, und ihr das Rückgrat gegen Pro Köln zu stärken“. (PK)
 
 
Kontakt:
Working Punx, 0221-59 81 08 30, punkerprojekt@gmx.de
SSM, 0175-25 08 501, info@ssm-koeln.org
http://working-punx.ssm-koeln.org


Online-Flyer Nr. 279  vom 08.12.2010

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