Filmclips
Die Fahne
Von Peter Kleinert
Es gibt wieder einmal Gründe, den hierzulande als "Stellvertreter" des Kapitals Regierenden dieses Künstlervideo von Marianne Tralau vorzuführen. Diesmal ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dran, die sich auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe erneut für das Bahnprojekt "Stuttgart 21" ausgesprochen hat. Die CDU wolle das Projekt, "weil es unserem Wohlstand dient", behauptete sie in ihrer Rede vor den Delegierten. Vor dem Tagungsgebäude in Karlsruhe hatten Demonstranten einen Volksentscheid über das Milliardenprojekt gefordert.
Merkel verwies dagegen „auf bis zu 17.000 neue Arbeitsplätze, die durch das Bahnprojekt entstehen würden“, vergaß dabei aber die an S21 interessierten Grundstücksspekulanten und Baukonzerne. Anders sah das beim jüngsten Schlichtungsgespräch der Stuttgarter Architekt Peter Conradi:
„Bei allen Stuttgarter Grossprojekten der vergangenen Jahre hatten nicht die Bürgerschaft, sondern die Investoren das Sagen: der Trump-Tower in Feuerbach, das Fürst-Modezentrum am Killesberg, das Einkaufsquartier "S" der Württembergischen Versicherung in Stuttgart-Süd, das Da-Vinci-Zentrum von Breuninger in der Stadtmitte – überall fordern die Investoren eine massive Erhöhung der zulässigen Baunutzung, und überall gab bisher die Stadtverwaltung nach. Wenn OB Schuster und BM Hahn jetzt eine Bürgerbeteiligung für die 2020 und später frei werdenden Bahnflächen anbieten, ist das ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver, zumal beide nicht mehr im Amt sein werden, wenn diese Flächen bebaut werden können. Wir haben keinen Glauben mehr an Versprechungen einer ergebnisoffenen, ernst gemeinten Bürgerbeteiligung in Stuttgart“, sagte er in seinem Vortrag, den wir in dieser NRhZ-Ausgabe komplett dokumentieren.
„Deutschland darf nicht zur 'Dagegen-Republik' werden", sagte natürlich Ministerpräsident Stefan Mappus auf dem CDU-Parteitag, der dafür im März bei den Landtagswahlen wohl die Quittung bekommen wird. Es gehe längst nicht mehr nur um das Eisenbahnprojekt, sondern darum, „ob wir das Land von Verhinderern und Blockierern regieren lassen. Das werden wir in Baden-Württemberg nicht zulassen. Deutschland darf nicht zur 'Dagegen-Republik' werden."
Gesendet haben wir Marianne Tralaus "Stellvertreter"-Video bereits in unserem TV-Magazin TWIST 3/97 auf dem ein Jahr später unter NRW-Ministerpräsident Clement zugunsten RTL und SAT1 platt gemachten unabhängigen Fernsehsender KANAL 4. (PK)
Titel: "Stellvertreter - Die Fahne“
Autorin/Künstlerin: Marianne Tralau
Kamera: Peter Kleinert
Schnitt: Marianne Tralau
Auftraggeber: Kanal 4
Produktion: KAOS Film- und Video-Team Köln
Produktionsjahr: 1997
Länge: 1,30 min.
Zu Marianne Tralaus künstlerischer Arbeit finden Sie anlässlich ihres 75. Geburtstags in dieser Ausgabe auch einen Artikel und eine Fotogalerie.
Clip downloaden (mit Rechtsklick - "Ziel speichern unter...")
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