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Aktueller Online-Flyer vom 02. Mai 2024  

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Aktuelles
Konstantin Neven DuMont vom Aufsichtsrat DuMont-Schauberg abberufen
Kölner "Dreieinigkeit“ ist geplatzt - Teil II
Von Peter Kleinert

Da lagen wir ja mit unserer Wettervorhersage für die Kölner Mediengruppe DuMont-Schauberg in der NRhZ vom Mittwoch, 17.11., richtig: Die Kölner "Dreieinigkeit“ ist tatsächlich geplatzt, wie heute, am 23.11., der KStA bestätigte. Konstantin Neven DuMont sei als Herausgeber von Kölner Stadt-Anzeiger, Express und Mitteldeutscher Zeitung abberufen worden, weil er sich „in abträglicher und geschäftsschädigender Weise über das eigene Unternehmen in der Öffentlichkeit, einschließlich in Konkurrenzblättern“ geäußert habe. Wir empfehlen dem DuMont-Aufsichtsrat, diesen Artikel zu lesen, an dem wir jetzt nur die Überschrift zu ändern brauchten, die ursprünglich „Platzt die Kölner 'Dreieinigkeit’?“ hieß. Die nach unseren Recherchen eigentlichen Gründe für die Abberufung des Sohnes von Alfred Neven DuMont lesen sie hier. – Die Redaktion


„Ihr Artikel auf der Kommunistischen Plattform nrhz.de ist meines Erachtens tendenziös. Sind Sie zwischenzeitlich der MLPD beigetreten?“ kommentierte Konstantin Neven DuMont (41) offenbar voller böser Ahnungen laut "Comcologne“ vom 8. Januar (1) in einem Internetblog den Artikel, den ich gemeinsam mit Blog-Betreiber Stefan Niggemeier (2), am 6. Januar in der NRhZ unter dem Titel „KStA-Chef wird Blogger“ veröffentlicht hatte. (3) Während er damals mit keinem Wort dem Inhalt unseres Artikels widersprach, aber seine Bloggerei ab 10. Januar offenbar vorsichtshalber unter anderen Namen fortsetzte, behauptet er heute in den Medien von BILD bis SPIEGEL, er habe nie in Niggemeiers Blog geschrieben. Unter anderem deshalb, so der Medien-Branchendienst Kress-Report, sei er im Verlag M. DuMont Schauberg „von seinen Ämtern entbunden und mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden“.(4) Richtig rausgeflogen ist er aber offiziell erst jetzt.


Konstantin Neven DuMont – wollte eigentlich nur erst mal Urlaub machen
NRhZ-Archiv
Wenn Familienpatriarch Alfred Neven (83) tatsächlich einen Zeugen haben will, um Sohn Konstantin aus der von ihm zusammen mit seinem Neffen Christian DuMont Schütte aus der vom Papa ein Jahr zuvor zur Schaffung von „faktenorientiertem Journalismus“ in der Konzernleitung gegründeten „Dreieinigkeit“ (5) wieder entfernen zu lassen, braucht er nur mal in Stefan Niggemeiers privaten Blog zu schauen. Dort findet er am 3. Januar unter der Überschrift „Ein Sandkasten für Konstantin Neven DuMont“ (6) u. a. folgende Beweise:
Niggemeier, auch Gründer und Herausgeber des medienkritischen "Bildblog" und zweimal mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet, schrieb damals: „Als Ende November jemand begann, unter seinem Namen hier Kommentare abzugeben, war ich zunächst nicht sicher, ob es sich um den echten Verleger handelte… Ungefähr, als er ankündigte, demnächst ein Musikvideo seiner Band hier einzustellen („Singen ist nämlich meine Leidenschaft”), beschloss ich, dass es sich um ein Fake handeln müsse... Ich löschte daraufhin einige seiner Kommentare und ließ neue nicht mehr automatisch erscheinen. Dann bekam ich erst eine Facebook-Nachricht von ihm mit dem Betreff „Zensur auf Ihrer Seite!” Und dann eine E-Mail seiner Sekretärin, die um Rückruf bat. Es stellte sich heraus, dass es sich sehr wohl um den „echten” Konstantin Neven DuMont handelte, der erfragen ließ, warum seine Beiträge nicht mehr freigeschaltet werden. Es erforderte dann noch mehrere weitere Telefonate mit der Sekretärin, bis wir zur Zufriedenheit ihres Chefs klären konnten, dass seine Kommentare nun wieder sofort erscheinen würden; dass der eine, der dann noch nicht sofort erschienen war, nur deshalb nicht sofort erschienen war, weil er zu viele Links enthielt; dass ich ihn aber sofort aus der Moderationsschleife befreien würde; dass er leider die bereits gelöschten Kommentare noch einmal würde eingeben müssen etc… Ich würde Herrn Neven DuMont daher, wie versprochen, als nicht ganz uneigennütziges Geschenk den Platz unter diesem Eintrag zur Verfügung stellen: für Links in eigener Sache, Vorschläge zur Rettung der Medienwelt, biographische Notizen, was auch immer. Und zur Auseinandersetzung mit seinen Kritikern natürlich, die ich um ein bisschen Gelassenheit und Anstand bitten möchte.


Stefan Niggemeier
NRhZ-Archiv
Unter seinem eigenen Namen nahm Konstantin das Geschenk aber nur noch bis zum 10. Januar in Anspruch. Ich hatte ja inzwischen (siehe oben) zwei Artikel über seinen "Sandkasten“ in die NRhZ gestellt (1)(5). Monate später, am 18. Oktober, als sich „ein offener Machtkampf um die Führung von M. DuMont Schauberg“ anbahnte (7) und die üblichen Medien sich wegen Konstantins Problemen mit der "Dreieinigkeit“ und dem Konzernvorstand u.a. wegen seiner Sandkastenspiele auf ihn zu stürzen begannen, ergriff Stefan Niggemeier in seinem Blog noch einmal das Wort (8):
„Konstantin Neven DuMont gilt als sonderbar. Aber ist es denkbar, dass er so sonderbar ist, einen solchen Kommentarwahn zu produzieren und dabei sogar jedesmal seine eigene E-Mail-Adresse anzugeben?... Schließlich konfrontierte ich ihn damit, dass mit seiner E-Mail-Adresse und vermutlich von seinem Computer unter verschiedenen Namen eine Vielzahl von Kommentaren abgegeben wurden, ich darin einen Missbrauch der Kommentarfunktion sehe und das öffentlich dokumentieren möchte. Daraufhin schrieb mir Neven DuMont: „Eben habe ich erfahren, dass zwei Personen, die meine Rechner mitnutzen, anonyme Kommentare in Ihrem Blog verfasst haben.” Er fände es aber nicht gut, wenn ich das in der Öffentlichkeit klarstellen würde. Ich habe gezögert, über diese merkwürdigen Vorgänge zu berichten. Ich halte es aber für zulässig, sie öffentlich zu machen, weil sie einen Missbrauch der Kommentarfunktion darstellen…“
Noch am selben Tag erhielt er wieder Post von Konstantin: „Sehr geehrter Herr Niggemeier, leider muss ich erneut feststellen, dass Sie abstruse Verschwörungstheorien über mich veröffentlichen. Was soll das? Nachdem ich die zwei anonymen Kommentatoren überführt hatte, fragte ich Sie, wie ich mit diesem Problem umgehen soll. Warum haben Sie diese Frage nicht beantwortet?“ Die bis zum 10. Januar unter seinem eigenen Namen an den Blog geschickten Texte, die weit über tausend Reaktionen provoziert hatten, und die ihm damals von Niggemeier erfüllte Bitte um den "Sandkasten“ und dessen Gespräche mit seiner Sekretärin erwähnte er vorsichtshalber nicht. Wenn es sich damals wirklich um Unbekannte gehandelt hätte, die seinen Namen missbrauchten, um ihn in diesem Blog zu blamieren: warum sollten die sich nach den beiden NRhZ-Veröffentlichungen plötzlich Pseudonyme zugelegt haben, um damit weiter von seinen Rechnern Botschaften zu versenden?
 

Alfred Neven DuMont – "Keiner weiß,
wer der Chef ist"
NRhZ-Archiv
„Angefangen hat alles als Kommentar-Affäre in einem Webblog. Mittlerweile entwickelt sich die turbulente Personalie Konstantin Neven DuMont zu einer Zerreißprobe für die Kölner Mediengruppe, in der sich ein offener Machtkampf um die Führung von M. DuMont Schauberg anbahnt“, wußte die Zeitschrift Meedia im Internet (9), denn im Focus griff der inzwischen beurlaubte Vorstand nun seinen Vater direkt an: Im Unternehmen seien „sehr viele Kräfte unterwegs, die in unterschiedliche Richtungen wollen“. Eine Ursache dafür sei, dass sein Vater „noch eine entscheidende Rolle neben mir“ spiele. Das Problem im Hause DuMont sei, „dass keiner weiß, wer der Chef ist“. 


Die Kölner "Dreieinigkeit“
– jetzt kaputt
Montage: Norbert Arbeiter
Dem Patriarchen warf er vor, er blicke „bei der Digitalisierung und den nötigen Veränderungen der Geschäftsmodelle nicht so richtig durch... Ich gebe zu, dass ich mich mit meinen Strategien nicht immer durchsetzten konnte, sie wurden zum Teil unterwandert.“ Aber der Vater sei „von der alten Schule und glaubt, Tageszeitungen funktionieren irgendwie“. Man müsse sich aber nur die zum Unternehmen gehörende Frankfurter Rundschau ansehen, um zu wissen, „dass das so nicht die Zukunft ist“. Für die FR, deren Herausgeber er u.a. ist, kündigte Konstantin harte Einschnitte ein. Das Blatt müsse in die schwarzen Zahlen gebracht werden. Das gehe, „solange keine digitalen Erlöse voraussehbar sind, nur über die Kostenseite“. Da werde „in den nächsten Monaten noch einiges passieren“. (10)



Das Foto hier rechts im KStA - für den Konstantin bisher als Herausgeber verantwortlich war - neben dem Kommentar seines Redakteurs Tobias Kaufmann, in dem der jüdische Politikwissenschaftler Alfred Grosser wegen seiner Rede zum Gedenken an die Reichspogromnacht in der Frankfurter Paulskirche wie in den anderen üblichen Medien angegriffen wird (15), hat es in sich: Mit der Frau, die wie eine gefällige Nutte aussieht, wird laut Bildunterschrift „KW42: Pascha-Streik“ offenbar Werbung für den wohl größten und bekanntesten Kölner Puff gemacht. Man fragt sich allerdings, warum auch über diesem Foto der Name Kaufmann steht. Für “Pascha“ hat ja auch der von Konstantin herausgegebene EXPRESS schon wiederholt Profit bringend geworben (16), als sein Vater sich noch nicht auf seinen Altersruhesitz zurückgezogen hatte und bevor er den Mehrheitsanteil der Frankfurter Rundschau erwarb.

"Vergessen" hatte der Junior in dem oben erwähnten Focus-Interview offenbar auch, dass der DuMont-Verlag schon lange vor dem Ausrufen der "Dreieinigkeit“, nämlich nach dem Einstieg in die FR im Jahr 2008, dort schon kräftig zugeschlagen hatte: Marcel Bathis, Sprecher des Vertrauenskörpers damals bei einem Besuch streikender FR-KollegInnen vor dem Kölner DuMont-Haus zur NRhZ: „Nach vielen Opfern und einem Personalabbau von 1.000 Arbeitsplätzen ist unsere Belegschaft auf 600 Mitarbeiter geschwunden. Es ist geplant, den Betrieb in Einzelteile zu zerlegen, um aus der Tarifbindung für Druckindustrie und Redakteure auszusteigen, die Einkommen der Kolleginnen und Kollegen zu senken und die Arbeitszeiten zu verlängern. Wir sind hier, um dem Anteilseigner unmissverständlich klar zu machen: Wenn sie von ihrem Weg nicht ablassen, werden wir unsere Streikmaßnahmen ausweiten." (11) Leider hatten die KollegInnen mit ihrem Widerstand nur wenig Erfolg.

Sooo sehr unterscheidet sich Konstantin mit seiner Unternehmensstrategie von Vater Alfred also nicht. Auch nicht in seiner Wahrheitsliebe. Dieser hatte jahrelang im KStA behauptet und von seinen Redakteuren behaupten lassen, sein Verlag und seine Eltern hätten wegen ihres Widerstandes in der Nazizeit, als er noch studierte, sehr gelitten, bis wir ihm in der NRhZ das Gegenteil nachweisen konnten. Im März 2006 veröffentlichten wir – gestützt auf den Historiker und Journalisten Ingo Niebel –, daß die Familie des Verlegers Dr. Kurt Neven DuMont, bzw. die Versorgungskasse des Verlages z.B in den Jahren 1938 bis 1941 in Köln fünf große Grundstücke ehemaliger jüdischer Eigentümer preiswert erworben hatte: Luxemburger Str. 301, Breite Str. 82, 86 und 88, Leyboldstr. 19. Das nannten wir "Arisierungen" und bekamen deshalb und aus anderen Gründen eine Einstweilige Verfügung an den Hals. Das Grundstück Luxemburger Straße wurde von der Versorgungskasse des Verlags gekauft, das Grundstück Leyboldstraße grenzte an das Privatgrundstück der Verlegerfamilie im Villenvorort Köln-Marienburg, die drei Grundstücke in der Breite Straße in bester Innenstadtlage erweiterten den damals zentralen Geschäftssitz des Verlages. (12)
 

Großvater Kurt Neven DuMont
– von den Nazis ausgezeichnet
NRhZ-Archiv
Das journalistische Flaggschiff des Verlages, die Kölnische Zeitung, wurde laut Historiker Gerhard Pohl, den Alfred Neven mit einem Buch beauftragt hatte, um unsere Darstellungen auch gerichtlich zu widerlegen, laut dem Professor tatsächlich „in ihrer inhaltlichen Gestaltung... ein nationalsozialistisch geprägtes Blatt“. Zusammen mit dem Stadt-Anzeiger schnellte ihre Auflage 1936 von 65.000 auf 180.000 hoch und erhielt vom NS-Regime das Gütezeichen "Reichszeitung“. Berichtet hatten wir auch, dass NSDAP-Mitglied Kurt Neven DuMont 1944 für seine Verdienste vom Reichspropagandaministerium sogar mit demselben "Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern" wie Adolf Eichmann ausgezeichnet wurde. Im Prozeß geht es inzwischen nur noch darum, ob die "Arisierungen" auch "Profit" gebracht haben. Auf den Grundstücken an der Breite Straße steht heute das bekannte Kölner Shoppingcenter "DuMont-Carré"... (14)
 
Nun sind wir gespannt, ob Konstantin Neven auf diesen Artikel über seinen "Sandkasten“ im Blog von Stefan Niggemeier ähnlich reagieren wird, wie sein Vater mit unseren Veröffentlichungen über die Nazi-Vergangenheit der Familie und ihres Verlages. Oder ob und wie er als Erbberechtigter aus der "Dreieinigkeit“ und dem viertgrößten Zeitungsverlag Deutschlands aussteigen wird, um künftig im Internet wieder unter seinem eigenen Namen im "Sandkasten" zu spielen, damit aber nun Kohle zu machen. In die Richtung weist die aktuelle Überschrift im Hamburger Abendblatt vom 16. November: „Konstantin Neven DuMont fordert seinen Vater zum Rücktritt auf. Der Verlegersohn droht, sich anderenfalls auszahlen zu lassen“. Diesen Wunsch  wollte der 83jährige Papa seinem Sohnemann offenbar nicht erfüllen. (PK)
 
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14670
http://www.comcologne.de/artikelakt.cfm?edit=1580
(2) http://www.stefan-niggemeier.de/blog/
(3) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14659
(4) http://kress.de/alle/detail/beitrag/107257-die-offizielle-sprachregelung-aus-koeln-ist-da-konstantins-neven-dumonts-aemter-ruhen.html
(5) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13365
(6) http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ein-sandkasten-fuer-konstantin-neven-dumont/
(7) http://meedia.de/nc/details-topstory/article/bei-dumont-droht-der-offene-machtkampf
(8) http://www.stefan-niggemeier.de/blog/eine-systematische-stoerung/
(9) http://meedia.de/nc/details-topstory/article/bei-dumont-droht-der-offene-machtkampf
(10) http://www.focus.de/kultur/medien/konstantin-neven-dumont-ich-will-weiter-gas-geben_aid_571594.html
(11) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=12515
(12) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14914
(13) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14914
(14) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=1087
(15) http://www.ksta.de/html/artikel/1288741321144.shtml
(16) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10967



Online-Flyer Nr. 277  vom 17.11.2010

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