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Sport
Turbine wie im Rausch beim Ostderby, Duisburg übt Revanche, SGS Essen schlägt 1.FC Köln
DFB-Pokal: Zweitliganiveau zu wenig
Von Bernd J.R. Henke

Gutes Niveau, aber ausschließlich in Zweitligaqualität, reichte dem Tabellenachten SG Essen-Schönebeck der 1. Frauenbundesliga zu einem knappen und glücklichen 2:1 (1:0) gegen die Frauen des Zweitligisten und Tabellenzweiten der Staffel Süd 1.FC Köln.

Im Achtelfinale gegen den eine Klasse höher spielenden Essener Verein bekamen die gleichwertig und auf Augenhöhe spielenden Domfrauen zehn Minuten vor Schluss den entscheidenden Gegentreffer ins Netz, nachdem sie selbst klare Torchancen ausließen. Im traditionellen Ostderby in Jena zwischen den beiden Erstligisten, dem überragendem Champions League Gewinner 1.FFC Turbine Potsdam und dem FF USV Jena, hielt zwar die warme Oktobersonne den schnell vorbeiziehenden Regenwolken stand, aber Jenas Defensive nicht dem Turbinen Ansturm.


Inka Wesely mit Lauffreude, Schnelligkeit und Passgenauigkeit
im Zweikampf mit Jenas Energiebündel Susann Utes
Foto: Jan Kuppert, Potsdam

Es erfolgte eine „Demontage de Luxe“ unter beiden Ostschwestern mit einem 8:0 (3:0) Potsdamer Kantersieg zu Lasten der Thürinerinnen. Der Spielaufbau der Potsdamerinnen beruht auf Schnelligkeit und intensivere Trainingseinheiten. Jena hatte nicht die Spur einer Chance. Die jungen Spielerinnen waren überfordert. Ganz klar war aber auch: es fehlte den Jenensern das erfahrene, an Spielwitz und Schnelligkeit talentierte afrikanische Trio Genoveva Anonma, Adjoa Bayor und Marlyse Ngo Ndoumbouk,die alle drei mit ihren Nationalmannschaften beim Afrika Cup im Einsatz sind. Cheftrainer Bernd Schröder gab zu, dass ihn die nur sehr knappe 0:1 Auswärtsniederlage der Jenaerinnen gegen die Spitzenmannschaft des FCR 01 Duisburg von letzter Woche irritiert hatte. Nur da spielten die reiferen Spielerinnen aus Afrika noch mit, die Turbine durch schnelle Konter hätten beschäftigen sowie durch Ballhalten aus dem Rhythmus bringen könnten.
 
Wunder
 
Realistisch war schon vor dem Anpfiff, dass ein Weiterkommen des FF USV Jena im Pokal gegen einer der stärksten europäischen Vereinsmannschaften als Wunder im Paradies zu vermarkten gewesen wäre. Das Universitätssportzentrum wäre wohl zum Mekka aller Fußballfrauen geworden, die davon träumen, einmal Turbine Potsdam zu schlagen. Das Team um Erfolgstrainer Bernd Schröder ist momentan das Maß aller Dinge im europäischen Fußball und genau das demonstrierten sie, die stolzen Brandenburgerinnen, mit einer eindrucksvollen Vorstellung. Schröder dozierte zwar seine Ansichten über die mangelnde Substanz der Gegnerinnen, darunter seine Ex-Potsdamerinnen Carolin Schiewe und Laura Brosius, denen er nur Zweitligaformat zubilligte. Recht hatte er. Seine Dreier-Abwehrkette mit Inka Wesely, Josephine Henning und Babett Peter läuft die Bälle intensiv ab, während dessen die Jenaer Vierer-Kette Brosius, Schiewe, Radtke und Milde viel zu langsam ist, um dem temporeichen Angriffsfußball einer Fatmire Bajramaj, Nadine Keßler und Anja Mittag nur im Ansatz folgen zu können.


Fatmire Bajramaj erzielt das Tor zum 1:0, Laura Brosius (li.) und
Torfrau Jana Burmeister | Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Feuer
 
Die Weltklasse-Stürmerin Fatmire „Lira“ Bajramai stellte schon sehr früh mit zwei Treffern die Weichen für den haushohen Sieg. Treffer Eins (7.) war ein Dropkick unter die Latte nach einer Hereingabe von rechts. Treffer Zwei von „Lira“ fiel nach einem langen Ball, den die Torfrau Jana Burmeister hätte eindeutig klären können, nur Bajramaj war einfach schneller und spitzelte den Ball mit einem Heber über die Torfrau und spazierte seelenruhig über die Torlinie. Als dann die Nationalspielerin Nadine Keßler vor der Pause noch das 3:0 fabrizierte, feierte der Potsdamer Anhang mit Jubelgesängen. Für Cheftrainer Schröder und dessen Co-Trainer Heinrichs war die erste Halbzeit noch kein Wunschkonzert, sie wollten noch mehr Feuer unter dem „Arsch“ sehen, sie wussten um die mentale bedingte Torschwäche der Turbinen, sie wussten, dass nur ein Kantersieg Selbstvertrauen in das geschwächte Unterbewusstsein seiner Stürmerinnen Einlass finden würde.
( siehe auch NRhZ-Artikel: „Torwirbel mit Nachhaltigkeit – 1.FFC Frankfurt erreicht zum zwölften Mal das Pokal Viertelfinale im Frauenfussball“ von Elke Behrendt).

Fatmire Bajramaj erzielt das Tor zum 2:0 | Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Jagen und gejagt werden
 
Wie gebannt schaut das gesamte Potsdamer Umfeld nach Frankfurt, wo ein souveräner 1. FFC Frankfurt schon am Vormittag elf Tore fabriziert hatte. Offizielle Vertreter von Turbine, einige von Ihnen weilten zuvor am Essener DFB-Bundestag, gaben zu erkennen, dass das Fernduell gegen Frankfurt zur Zeit der 1.FFC Frankfurt zwar nicht anführt nach Punkten, aber dass man in Potsdam das enorme Torkonto von Garefrekes, Prinz, Pohlers und Co. mehr fürchtet und insgeheim höher einstuft als den mageren ein Punkt Vorsprung in der Tabelle. Um Zeichen zu setzen, ordnete der „General aus Babelsberg“ in der Kabine an, noch eine Schippe drauf zu tun und das Tempo zu erhöhen. Damit war voraussehbar, dass die Schüler- und Studentenmannschaft des FF USV Jena stehend k.o. gehen würde. Der Kniff Schröders gelang, die Torproduktion der Turbine kam ans Laufen – und dass auf Kosten und zum Leidwesen der sympathischen Jenaer Mannschaft. Wie im Rausch eroberten die Potsdamerinnen den Ball, schalteten schnell um, spielten präzise Pässe, schossen Tore und brachten die mitgereisten Fans in Hochstimmung.
 
Ehrlich formuliert
 
Zur Pause wechselte Schröder für die Außenverteidigerin Inka Wesely den japanischen Joker mit Schnelligkeit und Torgefährlichkeit, der Nippon-nationalspielerin Yuki Nagasato, ein. Die bis hin offensive Bianca Schmidt wechselte vom Mittelfeld für Wesley nach hinten in die Abwehr, Nadine Keßler rückte für Schmidt ins Mittelfeld. Dadurch war Yuki Nagasato vorne die Schlüsselspielerin, um das Tempo zu steigern. Die Tore ließen nicht warten. Nadine Keßler (59.) zum 4:0, Yuki Nagasato (74.) zum 5:0 und schließlich die brillante Lira Bajramaj (76.) zum 6:0 überrannten Jena. Eindringlich äußerte der alte Fuchs in der Pressekonferenz seine Botschaft nach Frankfurt, wobei er seine Traurigkeit nicht verbergen konnte, dass es gerade ein Ostverein traf, um seine Mannschaft mental zum richtigen Zeitpunkt auf das entscheidende Meisterschaftsspiel in Frankfurt gegen den 1.FFC Frankfurt vorzubereiten. „Wir wussten schon, dass Jena in dieser Besetzung nicht die Spur einer Chance hatte. Ich wünsche aber den Jenensern alles Gute und hoffe, dass sie die Klasse halten.“ Ehrlicher formuliert geht es nicht. Wenn Jena absteigt, leidet ein Babelsberger mit.
 
Nadine Keßler schießt das Tor zum 3:0, Torfrau Jana Burmeister kommt zu
spät | Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Mobilmachung
 
Das Ende der Generalmobilmachung in Richtung Frankfurt waren die Tore von Verteidigerin Daniela Löwenberg (83.), einer sehr willensstarken Verteidigerin aus dem Westen, die es überzeugend versteht, die harte Schule von Schröder anzunehmen. Und die Lady, mit der Samurai-Mentalität aus dem Fernen Osten, Yuki Nagasato, erhöhte auf 8:0 in der Schlussminute (90.). Der Sieg der Brandenburgerinnen war so eindeutig, dass Schiedsrichterin Daniela Schneider aus Limbach-Oberfrohna nicht nachspielen ließ. Fußballexperte Joe Blaha bemerkte trocken nach dem Spiel: „Der Turbine Motor läuft immer besser. Ich freue mich schon auf das Duell Ally (Ali) Krieger mit Lira Bajramaj in Frankfurt. Direkte Mann-Deckung ist angesagt. Anja Mittag, von ihr war wenig zu sehen. Wird sie bis Frankfurt wieder Tore schießen, wie im Jahr zuvor?“ Der mit Recht leicht deprimiert wirkende Trainer Thorsten Zaunmüller äußerte: „Selbst mit einer Klasse Unterschied, muss man so nicht untergehen, man kann es trotzdem wie in Duisburg gestalten, doch dazu machten wir heute zu viele individuelle Fehler.“
 
Grundstein
 
Kurz nach dem Spiel sickerte durch, dass Trainer nicht zur Disposition steht. Ganz im Gegenteil Trainer Thorsten Zaunmüller bekommt einen neuen Co-Trainer. Dr. Michael Zahn, Lehrer für Sport, Geschichte, Wirtschaft und Recht am Jenaer Sportgymnasium, wird die bisherige Co-Trainerin Sandy Mazur ablösen, die in den Jugendbereich des Vereins wechselt. Der neue Co-Trainer hat als bisheriges Vorstandsmitglied im letzten Jahr enorme Entwicklungsarbeit als Nachwuchskoordinator des FF USV Jena geleistet und wird bis Saisonende Thorsten Zaunmüller im Trainerteam unterstützen. „Ziel ist es, die 1. Mannschaft mit aller Kraft in der ersten Liga zu halten und damit den Grundstein zu legen, um die Nachwuchsarbeit weiterführen zu können,“ sagte Dr. Michael Zahn im persönlichen Gespräch. Wie heißt Krise auf Chinesisch: Chance. In Jena heißt es übersetzt: Chance für den Vorstand. Den man fragt sich immer noch bei den Jena Fans, warum Heidi Vater ihre Trainerarbeit nicht fortsetzte.

Yuki Nagasato, kopfballstark, dynamisch, Potsdams Joker
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Schlagabtausch
 
Im NRW-Westderby im Essener Sportpark „Am Hallo“ lieferten sich beide Teams packende Zweikämpfe und demonstrierten zeitweise sehenswerte Kombinationen. Ein echter Pokalkrimi lief da ab zwischen zwei Teams mit solidem Zweitliganiveau. In den ersten Spielminuten hielten die Gastgeberinnen das Heft in der Hand und konnten durch Sarah Freutel nach elf Minuten in Führung gehen. Bis zum Seitenwechsel lieferten sich die Mannschaften einen offenen Schlagabtausch. Charline Hartmann, Sonja Fuss und die später eingewechselte Bilgin Defterli hatten den Ausgleich auf dem Fuß, konnten jedoch nicht platziert genug abschließen. Auf der anderen Seite hielt FC-Torhüterin Marina Hergenröther ihre Mannschaft im Spiel. Die 22-Jährige bewies mit ihren hervorragenden Paraden ihre Klasse und überzeugte auf ganzer Linie. Kurz nach der Pause gelang Köln der verdiente Ausgleich. Nach einem Freistoß von Nicole Bender klatschte der Ball an die Querlatte und Stürmerin Charline Hartmann schaltete am schnellsten und staubte zum 1:1 ab (48.).

Losglück
 
Der FC spielte in dieser Phase seinen stärksten Fußball und war die tonangebende Elf. Allerdings wurde wie schon vor zwei Wochen beim Zweitliga-Spitzenspiel in Freiburg die mangelnde Chancenverwertung sichtbar. Gute Ansätze wurden vor dem Essener Tor nicht zwingend genug zum Abschluss gebracht. Zehn Minuten vor Spielende kamen die Gastgeberinnen doch überraschend noch zum Siegtreffer in der regulären Spielzeit. Nach einem Eckball kam die aufgerückte Innenverteidigerin die US-Amerikanerin Katarina Tarr frei zum Kopfball und schoss die SG Essen-Schönebeck mit ihrem Treffer zum 2:1 ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Die Essener warten nun auf die Auslosung während des Länderspiels in Wolfsburg. Bei Losglück und einem schwächeren Gegner winkt Essen wieder die Chance immerhin den Vorjahreserfolg zu wiederholen und in das Halbfinale der letzten vier Mannschaften vorzustoßen. Potsdam Cheftrainer Bernd Schröder unkte in Jena: „Wenn alles für uns gut geht, spielen wir im nächsten Pokalspiel auswärts gegen den 1.FFC Frankfurt.“ „Na dann,“ grinste Fußballexperte Joe Blaha, der Schröder in Jena gegenüber saß.
 
Yuki Nagasato, japanische Nationalspielerin, steht im WM 2011 Kader von
Nippons Frauenteam, ein Muster von Einsatzfreude und Herzlichkeit
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
Heimlich
 
Die weitere starke Spitzenmannschaft Pokaltitelverteidiger FCR 01 Duisburg hatte bei der Auslosung zum Achtelfinale das schwerste Los getroffen. Zum Favoritenschreck in dieser Saison, den zu Hause so erfolgreichen Frauen vom VfL Wolfsburg, musste man reisen. Zudem hatten die Löwinnen gerade jüngst eine 2:3 Auswärtsniederlage gegen diese unberechenbaren Wölfinnen bezogen. Auch beim Tore schießen hapert es momentan bei den Löwinnen. Und nun unbedingt gewinnen im Pokal. Das war wohl das eigentliche heimliche Spitzenspiel des Achtelfinales. Alles oder nichts. Eine Revanche der Duisburgerinnen war angesagt. Was aber kein Spielbeobachter vor Ort verstand, der Spitzenpartie wohnten gerade mal 241 Zuschauer bei. „Da stimmt etwas nicht in der Vorberichterstattung der regionalen Medien. Bei so wenig Zuschauer kann man kaum von einem Heimspiel sprechen- eher ein Spaziergängerspiel. Und das vor kurz vor einem wichtigen DFB Länderspiel gegen Australien,“ lästerte Fußballexperte Joe Blaha.
 
Extraklasse
 
Mit einem Doppelpack in der ersten Hälfte sorgte Nationalspielerin Inka Grings (11., 38.) bereits vor der Pause für eine beruhigende 2:0-Führung der Gäste. Nach der Pause legte die Bundesliga-Torschützenkönigin (51./57./75.) nach. In der 83. Minute unterlief der Duisburgerin Simone Laudehr ein Eigentor zum 5:1-Endstand. Die überragende Inka Grings traf gleich fünf Mal. Die Löwinnen überzeugten mit einer geschlossenen, eindrucksvollen spielerischen Leistung und bewiesen wieder einmal ihre überragende Klasse in K.o.-Spielen. Bemerkenswert auch die untadelige Abwehr-Leistung, die den Gastgebern nur zwei, drei Weitschüsse ermöglichte.

 
Kampfgewühl mit Femke Maes (FCR) am Ball bedrängt von Blondschopf
Yvonne Hartmann (VfL) | Foto: VfL
 
Abpraller
 
Für eine Überraschung sorgte die Aufstellung von Stefanie Weichelt im Sturmzentrum, bisher spielte sie in der Verteidigung beim FCR. Insider wissen aber, dass Weichelt eine gelernte Stürmerin ist. Von Anfang an übernahmen die Gäste die Initiative. Zwei Ecken in den ersten vier Minuten für die Löwinnen waren ein deutlicher Beleg für die Überlegenheit des Titelverteidigers an diesem Tag. Daher war es kein Wunder, dass in der 11. Minute ein fünfundzwanzig Meter Freistoß von der US amerikanischen Torfrau Souza nur abprallte und Inka Grings am schnellsten reagierte und den Ball über die Wolfsburger Torfrau ins Tor lupfte. Danach reduzierten sich die Torraumszenen, dafür kontrollierten aber die Löwinnen in der Autostadt für dreißig Minuten das Spiel, aber ohne Torchancen Plötzlich passierte (32.) der Wolfsburger Torfrau ein Bockfehler, Inka Grings erkämpfte sich daraufhin energisch und blitzartig das runde Leder, ihr zwanzig Meter Schuss verfehlte aber hauchdünn das leere Tor.

Routine
 
Luisa Wensing ließ Wolfsburg keine Ruhe und zog im Strafraum einen harten Schuss ab (38.), den Torfrau Souza zu knapp abprallen ließ – und Inka Grings umspielte routiniert zu erst die Torfrau und verwandelte eiskalt zur 2:0 Führung. Es war der Tag von Inka Grings. Auch nach dem Wechsel waren die Löwinnen feldüberlegen. Turid Knaak leistete in der 51. und 57. Minute jeweils die Vorarbeit zu den Treffern Drei und Vier. Zuerst ein beherzter Schuss von Knaak, den die Defensive des VfL Wolfsburg nicht klar klären konnte, aber Inka Grings kam zum Ballbesitz und traf überlegt aus zwölf Metern, danach erfolgte ein Doppelpass zwischen Knaak und Grings, den die Kapitänin zu ihrem vierten Tor perfekt von der Strafraumgrenze verwerten konnte. Eine Viertelstunde vor Schluss umspielte die Torjägerin Grings nach Zuspiel von Alexandra Popp eine gegnerische Abwehrspielerin und zirkelte das runde Leder mit einer sehenswerten Bogenlampe zum 5:0 ins Wolfsburger Gehäuse.

Nathalie Bock (VfL) verfolgt von Simone Laudehr (FCR) | Foto: VfL
 
Eigentor
 
Selbst das Gegentor der Wolfsburgerinnen zum 5:1 Endresultat schoss eine Duisburgerin. Nationalspielerin Simone Laudehr gelang ein abgefälschter Ball nach einer kurzen Ecke aus einem vielbeinigen Getümmel im Strafraum. „Präsent in den Zweikämpfen, kompakt in der Abwehr, laufstark – und im Angriff haben wir tolle Kombinationen gezeigt,“ lobte Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ihre Mannschaft, die mit diesem Spiel viel Selbstvertrauen tanken konnte. „Wir sind sehr positiv in diese Partie gestartet, nachdem wir die Fehler aus der Partie von vor zwei Wochen analysiert hatten. Meine Mannschaft hat in dieser Saison zum ersten Mal gezeigt, was sie wirklich kann. Wir haben von Beginn an nichts zugelassen und die Räume eng gemacht. In den Zweikämpfen waren wir sehr präsent. Damit bin ich sehr zufrieden. Das frühe Tor hat uns natürlich Sicherheit gegeben. Insgesamt gibt uns diese Partie viel Selbstbewusstsein. Wir haben verdient gewonnen,“ ergänzte die stolze Duisburger Trainerin.
 
Pokalstärke
 
Fußballexperte Joe Blaha stellte fest: „Der VfL Wolfsburg ist wieder einmal auf den Boden der Tatsachen angekommen. Es fehlten mit Sicherheit die gefährlichen Diagonalpässe von Martina Moser, die mit der Schweizer Nationalmannschaft gegen Italien spielte. Wolfsburg ist die Diva der Saison 2010/2011, mal kess, mal schüchtern. Das wird sich mit der Zeit geben, da Cheftrainer Kellermann ein gutes Umfeld vorfindet, worauf er sportlich aufbauen kann. Mit ist schleierhaft, warum nur so wenig Zuschauer da waren. Da muss die gesamte Marketing Abteilung gepennt haben. Das Sturmspiel von Duisburg ruht ganz alleine auf Schultern von Inka Grings. Das ist für das K.o. System des Pokals ausreichend, aber für den Kampf um die Meisterschaft fehlt die Torgefährlichkeit ihrer Mitspielerinnen. Der FCR 2001 Duisburg ist aber auf jeden Fall für mich in dieser Kampfstärke wieder im deutschen Pokalendspiel. Die Löwinnen sind stärker und abgezockt, , wenn es in eine Verlängerung geht. “

 
Kim Kulig, die Spielgestalterin beim Hamburger SV
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Harter Fight
 
Zwei weitere Frauenmannschaften von starken Bundesliga Männermannschaften standen sich in Hamburg gegenüber. Der tradionsreiche Erstligafrauenclub Hamburger SV gewann schon tags zuvor sein DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten der Staffel Süd TSG 1899 Hoffenheim mit 1:0 (0:0). Aferdita Kameraj war kurz nach der Halbzeit Schützin des goldenen Tores (49.). Auch hier wie in Essen zeigte eine Mannschaft der 1. Frauenbundesliga ein mäßiges Zweitligaformat. Die Rothosen um Nationalspielerin Kim Kulig und U-17-Nationalspielerin Lena Petermann fanden kein Rezept gegen eine defensiv aufgestellte Hoffenheimer Mannschaft, die den Hamburgerinnen damit das Leben schwer machen konnten. Eine typische Pokalsituation, denn bei etwas mehr Glück hätten auch die taktisch gut eingestellten Kraichgauerinnen als Siegerinnen vom Platz gehen können. Es gelang dem HSV in keiner Phase des Spieles so viel Druck aufzubauen, um die gestaffelte Abwehr von Hoffenheim in Verlegenheit zu bringen.
 
Schlimmes Verletzungspech
 
HSV-Trainer Achim Feifel atmete nach dem 1:0-Sieg gegen Hoffenheim tief durch. Wirklich zufrieden war er nicht mit dem Spiel seiner Mannschaft: „Dass wir im Viertelfinale stehen, ist das Wichtigste. Wie wir dorthin gekommen sind, darüber hüllen wir nach der Analyse mal lieber den Mantel des Schweigen. Denn spielerisch war es gegen Hoffenheim doch ziemlich mau. Ich habe meine Mannschaft gewarnt, dass es schwer werden würde und dass man die TSG unter keinen Umständen unterschätzen dürfe.„Mit eine wenig mehr Glück hätten wir es vielleicht in die Verlängerung schaffen können, die Mannschaft hat trotz den Rückschlägen durch die Verletzungen von überragend gefightet“, zeigte sich Hoffenheim Trainer Jürgen Ehrmann zufrieden. Am Ende des Pokalfights stand fest, dass Hoffenheim drei Spielerinnen durch schwerste Verletzungen während des Spieles verloren hatte. Chantal Fuchs (13.) erhielt einen Kreuzbandriss, Kirstin Götz (35.) eine Bänderzerrung am Sprunggelenk und Sophie Howard (77.) eine Gehirnerschütterung. Eine Hiobsbotschaft erreichte Trainer Jürgen Ehrmann schon am Freitag. Die im Pokal ohnehin gesperrte TSV-Torjägerin Susanne Hartel wird aufgrund eines Anrisses einer Sehne an der Ferse mindestens bis März ausfallen.

 
Lena Petermann, U-17-Nationalspielerin aus Hamburg
Foto: Jan Kuppert,Potsdam
 
FC Bayern München im Viertelfinale
 
Bundesligist FC Bayern München setzte sich wie erwartet gegen Victoria Gersten durch. Der Bundesliga-Fünfte schlug den Zweitligisten 8:0 (2:0). Nach zwei Treffern von Nicole Aigner (25./45.) drehten die Münchnerinnen in der zweiten Halbzeit noch mehr auf und kamen durch Tore von Vanessa Bürki (47.), Aigner (58.), Clara Schöne (67.) und Annika Doppler (75./78.) zu einem standesgemäßen Ergebnis. Zu allem Überfluss unterlief Gerstens Katharina Altevolmer in der 49. Minute ein Eigentor zum zwischenzeitlichen 4:0 der Gastgeberinnen.
FSV Gütersloh 2009 im Viertelfinale
 
Einen 4:2 (1:1/1:1/1:1)-Auswärtserfolg nach Elfmeterschießen verbuchte der FSV Gütersloh 2009 im zweiten Spiel des Tages beim FFC Oldesloe. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 1:1 gestanden.
 
SC 07 Bad Neuenahr im Viertelfinale
Der SC 07 Bad Neuenahr konnte sich nach einem 7:0 (3:0) gegen den 1. FC Saarbrücken ebenfalls über den Einzug in die Runde der letzten Acht freuen. Zweimal Celia Okoyino da Mbabi (26./68.) und Bianca Rech (28./45.) sowie Nicole Rolser (65.), Lena Goeßling (70.) und Ramona Petzelberger (75.) trafen für die Gastgeberinnen.
 
Lisa Weiß - Nationaltorhüterin aus Essen | Foto: Marc Wendland, Köln
 
Wunschgegner

Richtig erleichtert war Jessica Bade von der SG Essen-Schönebeck, die eine starke Leistung in der Abwehrkette zeigte, nach dem 2:1 Erfolg gegen den 1.FC Köln. „Wir sind bekannt dafür, dass wir nicht die hundertprozentigen Chancen reinmachen. Wir haben dennoch nicht aufgehört, Fußball zu spielen und haben schließlich verdient gewonnen“, erklärte die 17-Jährige Essenerin, die auch einen Wunschgegner für die nächste Runde hat: „Der FSV Gütersloh.“ Zum nächsten Duell in der Bundesliga, am kommenden Sonntag kommt Turbine Potsdam, sagt Bade: „Wir gehen nicht in das Spiel mit der Einstellung, dass wir schon verloren haben.“ Wenn da Jessica Bade nicht Recht bekäme, denn Essen hatte schon voriges Jahr enormes Glück. In der Lostrommel sind neben der SG Essen-Schönebeck und Turbine Potsdam, der Hamburger SV, FSV Gütersloh 2009, der 1. FFC Frankfurt, 1.FFC Turbine Potsdam, FC Bayern München sowie SC 07 Bad Neuenahr.
 
Lostrommel
 
Fußballexperte Joe Blaha: „Der einzig übrig gebliebene Zweitligist FSV Gütersloh 2009 ist natürlich Lieblingsgegner aller anderen Mannschaften, im Gegensatz zu den Kassenwarten der Vereine. Hoffentlich gelingt es dem DFB in Zukunft, den Pokalwettbewerb als solchen besser zu promoten. Die Zuschauerzahlen waren außer in Frankfurt beim Spiel 1.FFC Frankfurt gegen FV Löchgau mit 810 Zuschauern mehr als peinlich.(Jena 694, Essen 426, Bad Neuenahr 350, Gütersloh 330, Wolfsburg 241, Hamburg 159, München 132) Es reicht nicht aus, bei Länderspielen die Lostrommel für das Viertelfinale zu bewegen. Es reicht nicht aus in der Wolfsburger Volkswagen Arena Party zu feiern. In jedem anderen Markenartikel Unternehmen würden die Manager zum Meeting beim General Manager einbestellt, um danach Ideen zu entwickeln, die Zahlen zu verbessern.“ (HDH)
 


Sonja Fuss (FCK) im roten FC-Trikot im Spiel mit Katarina Tarr (SGS)
Foto: Marc Wendland, Köln


Sahra Freutel beim Torschu¡¡ zum 1:0
Foto: Marc Wendland, Köln


Torfreude von Sahra Freutel und Ana Cristina Oliveira Leite
Foto: Marc Wendland, Köln
 
 


Online-Flyer Nr. 274  vom 03.11.2010

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