NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

zurück  
Druckversion

Sport
Südkoreas U20 Fußballfrauen: Trainingslager in Deutschland
Asien-Tiger mit versteckten Krallen
Von Bernd J.R. Henke

Südkoreas U20 Frauen-Coach Choi In-chul, ein Respekt und Disziplin ausstrahlender achtunddreißigjähriger Universitätslehrer aus Seoul, bemerkte mit asiatischer Gelassenheit nach der 3:0 Niederlage seiner U20 Frauenmannschaft: „Wir haben heute viel gelernt. Deutschland zähle ich zum absoluten Favoritenkreis für die WM der U20 Juniorinnen."


Dzenifer Marozsán wird bedrängt von Verteidigerin Hyori Kim
Alle Fotos: Alfred Harder

Auf die Frage, ob der südkoreanische Kader bis zum Start im Juli noch verstärkt werden würde, antwortete der listige Coach Choi In-chul recht einsilbig mit Ja, aber nannte keine konkreten Namen. Dann stieg er in den Mannschaftsbus zum Rückflug in die Hauptstadt Seoul via Frankfurt/Rhein/Main.                                                                                                              
Frauenfußballexperte Johann (Joe) Blaha, in der internationalen Frauenfußballwelt ebenso bewandert, analysierte nach der Pressekonferenz in Gießen wohlwissend und treffsicher zur Verblüffung der Kollegen von dpa und sid: „Die Asian Tigers werden sich noch mit fünf bis sechs A-Nationalspielerinnen verstärken. Spätestens in Dresden im ersten WM-Spiel gegen die Schweiz werden wir die Namen kennen lernen. Südkorea wird am Ende vorne mitspielen,  neben Frankreich, England, den USA und den Schwestern aus Nordkorea.“

Asian Games
                                                                                                                                
Während im mittelhessischen Marburger Land und der Universitätsstadt Marburg eine südkoreanische B und C-Auswahl Land und Leute kennen lernen sollte, nahm fast zeitgleich  vom 19. bis 30. Mai die A-Nationalmannschaft der Korean Football Assosiation (KFA) in der chinesischen Stadt Chengdu an der hochkarätigen Endrunde  der 17. Fußball-Asienmeisterschaften der Frauen (AFC Women's Asian Cup 2010™) teil. Die „Taeguk Ladies“ spielten in der Vorrunde der Gruppe B gegen Australien sowie gegen Vietnam und China. Es reichte mit vier Punkten nur zum dritten Platz vor Schlusslicht Vietnam, welches  klar mit 5:0 (4:0) geschlagen wurde.

Vorrunden-Aus                                                                                                                              
Gegen den letztmaligen Asienmeister von 2008 China erreichten die „Taeguk Ladies“ im Chengdu Sports Center. ein respektables 0:0 Unentschieden. Mit einer 3:1 Niederlage gegen die späteren Asienmeisterinnen, den „Mathildas“ aus Australien, schied die südkoreanische Nationalmannschaft aber als Dritter in der Vorrundengruppe B aus und verpasste somit die heiß ersehnte Möglichkeit in der K.o. Runde der Asienmeisterschaft noch die Teilnahme an der Frauenfußball WM 2011 in Deutschland zu erreichen. Mit von der Partie in China waren die Bundesligaspielerin  Cha Yun-Hee aus Bad Neuenahr und die ehemalige Frankfurterin Lee Jang-Mi, die wieder in ihre Heimat zurückgehen wird. Der Nationalmannschaft von Japan gelang dagegen im Turnier die Qualifikation zur WM der Frauen 2011.


Stürmerin Svenja Huth verfolgt von Verteidigerin Eunkyung Lee
                                                                                                                        
Somit werden die jüngeren „Tigerinnen“ auf dem internationalen Parkett der Juniorinnen ihr Land in Europa mit einer besonderen Motivation und Kampfmoral vertreten wollen. Man kämpft um die Ehre des südkoreanischen Frauenfußballes. Da auch das favorisierte kommunistische Nordkorea mit seinen starken Spielerinnen am Turnier teilnimmt, spielt auch ein interner koreanischer Wettbewerb sicher eine große Rolle, sowohl für das diktatorische, wirtschaftlich  rückständige von Hungersnöten bedrohte Regime im Norden als auch für das industrialisierte Südkorea, ein kapitalistisches Schwellenland mit konsumorientierter Lebensweise. Der WM-Kader von Südkorea wird  am 5. Juli gegen Nachmittag MEZ am Airport Frankfurt/Rhein/Main erwartet. Ein weiterer Flug wird die „Taeguk Ladies“ am selben Abend nach Dresden bringen, wo sie das WM-Mannschaftshotel Maritim in der Nähe des Rudolf-Harbig-Stadions beziehen werden.

Überraschungen                                                                                                                             
Unter den Spielerinnen werden mit Sicherheit die Verteidigerin Lim Seon-Joo (Jahrgang 1990) sein, ebenso die Mittelfeldspielerin Ji So-Yun (Jahrgang 1991) sowie die Stürmerin Jung Hae-In (Jahrgang 1990). Dies geht aus einer Recherche der NRhZ im fußballerischen Umfeld der Südkoreaner hervor, weitere Namen werden noch geheim gehalten. Man möchte vor allem die direkten Vorrundengegner für die Spiele in Dresden (Schweiz und Ghana) und Bielefeld (USA) mit zwei bis drei neuen starken Namen überraschen.
Die Entwicklung des südkoreanischen Mädchen- und Frauenfußballs wurde durch die Begeisterung an der Männer WM 2002 in Korea und Japan angestossen und wurde dann an den Colleges und Universitäten zum Lieblingssport der südkoreanischen Mädchen und jungen Frauen. Die Mädchen der Jahrgänge 1990/1991/1992 sind  nunmehr die erste Generation Südkoreas, die echte Medaillenchancen bei einer U20 Weltmeisterschaft haben wird.  


Stürmerin Youngju Lee und Stefanie Mirlach

Eine Auswahl der Südkoreanerinnen hatte Ende Mai bis Anfang Juni ein Trainingslager in Deutschland verbracht, sodass sich ein Vorbereitungsspiel mit der DFB-Auswahl organisatorisch anbot. Spielerisch gesehen war Südkorea für die deutsche U20 Nationalmannschaft ein passender Vorbereitungsgegner. Die kleinen und quirligen Südkoreanerinnen waren schnell, ballsicher und dribbelstark, so dass die deutschen Spielerinnen durchaus gefordert wurden. Schwächen offenbarten die Gäste vor allem im Kopfballspiel, zum Teil in der Defensive im Zweikampf und vor allem bei den beiden Torhüterinnen. Ein Manko lag sicherlich in der Chancenverwertung. Denn obwohl Deutschland mehr vom Spiel hatte, erspielten sich auch die Asiatinnen einige Torgelegenheiten, die jedoch ungenutzt blieben.
Bestes Wetter, ordentliche Kulisse, attraktiver Sport und ein erfreuliches Ergebnis. Es passte alles zusammen beim Frauenfußball-Länderspiel im Gießener Waldstadion zwischen den U20-Teams aus Deutschland und Südkorea. Über 800 Zuschauer, darunter sehr viele Kinder, waren gekommen, um sich das Duell zwischen den beiden Teilnehmern der WM anzuschauen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Trotz harter Trainingseinheiten beider Mannschaften in den Tagen zuvor sah das Publikum ein munteres Spiel mit einigen Torchancen.

Drei Tore gegen die Tigerinnen
                                                                                                                          
Stefanie Mirlach von Bayern München brachte die deutsche Mannschaft in der 31. Spielminute per Kopf nach einer Ecke von Dzsenifer Marozsan in Führung. Kurz vor der Pause erhöhte die Wolfsburgerin Selina Wagner auf 2:0 (43.). Auch im zweiten Durchgang hatte die deutsche Auswahl das Geschehen sicher im Griff und kam durch die Jenaerin Sylvia Arnold in der 60. Spielminute zum dritten Treffer.

„Dieser Sieg gibt uns Selbstbewusstsein und war ein erster Schritt in Richtung WM", sagte Bundestrainerin Maren Meinert nach dem Erfolg, „ich wusste, dass Südkorea eine sehr gute Mannschaft ist, spielerisch und taktisch stark. Es hat den Koreanerinnen aber heute im Abschluss gefehlt.“

Lehrstunde für Südkorea

„Wir haben zwar verloren, aber dennoch sehr viel mitgenommen, gelernt und unsere Schwächen aufgezeigt bekommen. Der Fokus liegt auf dem ersten WM-Spiel gegen die Schweiz“, meinte der südkoreanische Trainer. „Sie sind technisch und läuferisch stark – das wird eine harte Nuss“, urteilte die Schweizer Nationaltrainerin Béatrice von Siebenthal, deren Vorstellungen vom südkoreanischen Spiel sich bestätigt hatten. Die Team-Beobachter der USA äußerten sich in der Weise, dass sich Südkorea noch durch die zu erwartenden Verstärkungen als sehr schwieriger Gegner der USA erweisen wird. Die USA werden am 21. Juli um 18 Uhr in Bielefeld gegen Südkorea antreten. Die beiden anderen Spiele werden die „Tigerinnen“ gegen die Schweiz und Ghana in Dresden absolvieren. (PK)

Online-Flyer Nr. 256  vom 30.06.2010

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE