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Aus den Augen – aus dem Sinn
Geschichtsentsorgung
Von Hans-Dieter Hey
Bereits am 29. Juli 2009 und am 17. Februar 2010 hatte die NRhZ über den geplanten Abriss berichtet. Anfang vergangener Woche war es dann soweit. Beschwerden, Briefe, internationale Solidaritätsadressen, Protestaktionen – all das half nicht, die einmalige Gedenkstätte zu retten. Sie war deshalb historisch so wichtig, weil der damalige KPD-Vorsitzende, Mitgründer des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrates und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft Ernst Thälmann am 7. Februar 1933 dort seine letzte und berühmte Rede hielt. Thälmann war einer derjenigen, der den Torturen des Hitlerfaschismus am längsten und mutigsten widerstand. Nach elf Monaten Isolationshaft wurde er am 18. August 1944 hinterrücks auf besonderen Befehl von Adolf Hitler durch die Nazi-Henkersknechte im KZ-Buchenwald erschossen.
Es ist deshalb als besonderer Skandal in der Aufarbeitung des Naziterrors zu werten, dass persönliche Interessen eines Einzelnen vor das historische Erinnern gestellt wurde und Matthias Platzek keinen Weg fand, dies zu verhindern. In einem weiteren Protestschreiben an ihn vom 8. Mai wurde ihm vorgeworfen, sich hinter formaljuristischen Regeln zu verkriechen. Offenbar zu Lasten seiner Glaubwürdigkeit. Im Jahr 2005 anlässlich des Gedenkens der „Schlacht um die Seelower Höhen“ hätte er noch erinnert: „Die Jahre der Naziherrschaft sind unauslöschlicher Bestandteil der deutschen Geschichte. Das wissen auch die Generationen, die nach dem Krieg geboren wurden“. Doch in Königswusterhausen bei Brandenburg erinnert die nachfolgenden Generationen nun nichts mehr daran. Nicht einmal die Neonazis hätten gewagt – heißt es in diesem Brief weiter – die Gedenkstätte anzugreifen oder durch Brand zu vernichten. Und die könnten nun den brutalen Abriss als Ermunterung auffassen.
Walter Malzkorn aus Köln protestiert vor allem auch gegen die Umstände, unter denen das Grundstück erworben wurde: „Ich protestiere gegen die persönliche Bereicherung des hoch dotierten Beamten Ihrer Regierung, Gerd Gröger, bei der Verhökerung des Grundstücks, auf dem die Ernst-Thälmann-Gedenkstatte in Ziegenhals steht, die unter Denkmalschutz stand. Der Spottpreis von 860.00 Euro – ein Quadratmeterpreis von 19 Euro – spricht Bände. Der Einfluss des Beamten auf die Landes- und kommunalen Behörden war groß genug, den Denkmalschutz aufheben zu lassen.“ Er fordert den Ministerpräsidenten dringend auf, „dass die anrüchigen Versteigerungsvorgänge bei der Verschleuderung des Seegrundstückes untersucht und rückgängig gemacht werden.“
Mit unserer Fotogalerie möchten wir auf die Barbarei des Abrisses dieser wichtigen Gedenkstätte aufmerksam machen. Unser Fotograf Rudof Denner meinte der NRhZ gegenüber: „Ich bin in der Bundesrepublik jetzt schon als Abrissfotograf berühmt.“ Er hatte bereits den Abriss des „Palastes der Republik“ in Berlin dokumentiert, der zugunsten des Wiederaufbaus der Front des ehemaligen Feudal-Schlosses geopfert wurde. So ändern sich eben die Zeiten. Ein weiteres Beispiel von Geschichtsauslöschung. Die Freunde der Gedenkstätte Ziegenhals wollen aber noch nicht aufgegeben und fordern eine neue Gedenkstätte am Ort. Am 19. Mai ist der nächste Protest in Potsdam angekündigt. (HDH)
Online-Flyer Nr. 249 vom 12.05.2010
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Von Hans-Dieter Hey
Bereits am 29. Juli 2009 und am 17. Februar 2010 hatte die NRhZ über den geplanten Abriss berichtet. Anfang vergangener Woche war es dann soweit. Beschwerden, Briefe, internationale Solidaritätsadressen, Protestaktionen – all das half nicht, die einmalige Gedenkstätte zu retten. Sie war deshalb historisch so wichtig, weil der damalige KPD-Vorsitzende, Mitgründer des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrates und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft Ernst Thälmann am 7. Februar 1933 dort seine letzte und berühmte Rede hielt. Thälmann war einer derjenigen, der den Torturen des Hitlerfaschismus am längsten und mutigsten widerstand. Nach elf Monaten Isolationshaft wurde er am 18. August 1944 hinterrücks auf besonderen Befehl von Adolf Hitler durch die Nazi-Henkersknechte im KZ-Buchenwald erschossen.
Es ist deshalb als besonderer Skandal in der Aufarbeitung des Naziterrors zu werten, dass persönliche Interessen eines Einzelnen vor das historische Erinnern gestellt wurde und Matthias Platzek keinen Weg fand, dies zu verhindern. In einem weiteren Protestschreiben an ihn vom 8. Mai wurde ihm vorgeworfen, sich hinter formaljuristischen Regeln zu verkriechen. Offenbar zu Lasten seiner Glaubwürdigkeit. Im Jahr 2005 anlässlich des Gedenkens der „Schlacht um die Seelower Höhen“ hätte er noch erinnert: „Die Jahre der Naziherrschaft sind unauslöschlicher Bestandteil der deutschen Geschichte. Das wissen auch die Generationen, die nach dem Krieg geboren wurden“. Doch in Königswusterhausen bei Brandenburg erinnert die nachfolgenden Generationen nun nichts mehr daran. Nicht einmal die Neonazis hätten gewagt – heißt es in diesem Brief weiter – die Gedenkstätte anzugreifen oder durch Brand zu vernichten. Und die könnten nun den brutalen Abriss als Ermunterung auffassen.
Walter Malzkorn aus Köln protestiert vor allem auch gegen die Umstände, unter denen das Grundstück erworben wurde: „Ich protestiere gegen die persönliche Bereicherung des hoch dotierten Beamten Ihrer Regierung, Gerd Gröger, bei der Verhökerung des Grundstücks, auf dem die Ernst-Thälmann-Gedenkstatte in Ziegenhals steht, die unter Denkmalschutz stand. Der Spottpreis von 860.00 Euro – ein Quadratmeterpreis von 19 Euro – spricht Bände. Der Einfluss des Beamten auf die Landes- und kommunalen Behörden war groß genug, den Denkmalschutz aufheben zu lassen.“ Er fordert den Ministerpräsidenten dringend auf, „dass die anrüchigen Versteigerungsvorgänge bei der Verschleuderung des Seegrundstückes untersucht und rückgängig gemacht werden.“
Mit unserer Fotogalerie möchten wir auf die Barbarei des Abrisses dieser wichtigen Gedenkstätte aufmerksam machen. Unser Fotograf Rudof Denner meinte der NRhZ gegenüber: „Ich bin in der Bundesrepublik jetzt schon als Abrissfotograf berühmt.“ Er hatte bereits den Abriss des „Palastes der Republik“ in Berlin dokumentiert, der zugunsten des Wiederaufbaus der Front des ehemaligen Feudal-Schlosses geopfert wurde. So ändern sich eben die Zeiten. Ein weiteres Beispiel von Geschichtsauslöschung. Die Freunde der Gedenkstätte Ziegenhals wollen aber noch nicht aufgegeben und fordern eine neue Gedenkstätte am Ort. Am 19. Mai ist der nächste Protest in Potsdam angekündigt. (HDH)
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